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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1933
- Strukturtyp
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- 1933-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1933
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- Deutsch
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X- 263, II. November 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Dtschn Buchhandel. Handelim nationalsozialistischen Staate«. In sei ner nationalsozialistisch offenen herzhaften Sprache streifte er die Geschichte des Buchhandels in den letzten Jahren, warnte vor jenen Verlegern, die noch vor kurzem z. B. verseuchte Jugendlite ratur in Mengen auf den Markt geworfen hatten und nun heute plötzlich, allerdings papieren, nationalsozialistisches Gedankengut verarbeiten. Alle Verleger aber, »die den deut schen Kulturgeist auch in den schlimmsten Zeiten förderten, ver dienen, daß man sie jetzt in erster Linie unterstützt. Es ist bedauer lich, daß viele alte deutsche Verleger, die viele Jahrzehnte hin durch gute Literatur auf den Markt brachten, häufig insolge Über alterung ihrer Leitung nicht mehr fähig waren, den ihnen zustehen den Kampf gegen Undeutsches aufzunehmen und daß sie nicht junge Kräfte oben an die Führung hcranließen, vor allem solche, die mit dem Geist und dem Kulturwillen Adolf Hitlers verbunden sind.« Im Mittelpunkt der großen Rede von Pg. Woltersdorf stand die direkte Forderung an den Buchhändler, den Weg zu dem Arbeiter zu finden, der einer unserer wertvollsten Kunden werden wird. (Uber dieses Thema und die praktische Lösung wird aus meine Bitte Pg. Woltersdorf auf der nächsten Tagung aus führlich sprechen.) Auf praktische Fragen der Ausbildung ein gehend, betonte der Redner die Verpflichtung des Lehrherrn gegen über Lehrlingen und jungen Gehilfen. »Buchhändler soll nur der jenige werden, der die hohe Ausgabe in sich fühlt, Kulturträger des deutschen Volkes zu sein. Wir müssen diejenigen ablehnen, die nur aus rein kapitalistischen Gründen Buchhändler werden wollen. Auch diejenigen müssen wir ablehnen, die vorher in einem anderen Beruf versagten. Es war üblich, daß durchgefallene Studenten als letzten Ret tungsanker den Buchhandel betrachteten. Wenn diese Volksgenossen zum Studieren zu ungeschickt waren, dann müssen wir es uns verbitten, daß sie dann Buchhändler werden.« (Leb hafter Beifall.) — Wir müssen auch das Persönliche fortlassen und im Berufskollegen am selben Platz nicht den Feind sehen, son dern einen Freund suchen. Die umfassende Rede wurde mit star kem Beifall quittiert. Nach dieser kritischen, scharf zupackenden und vorstoßcndcn Rede des revolutionären Nationalsozialisten Pg. Woltersdorf hat ten wir die Freude, vom Aktionsausschuß des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler Pg. M. Riegel zu hören, der von unserer Schwesterstadt Hamburg herübergefahren war. In seiner klaren Ansprache hob er den Grundgedanken des Nationalsozialis mus -Gemeinnutz geht vor Eigennutz« hervor und legte ihn als Maßstab an die wirtschaftlichen Erfordernisse, die das Fundament unserer kulturellen Wirksamkeit bilden. »Im Buchhandel bringen wir diesen Gedanken zur Geltung, wenn wir erkennen, daß der Buchhandel, der gesamte Buchhandel, Verlag, Sortiment und alle Nebenzweige unzertrennbar eine Einheit bilden.« — Großen Bei fall löste die Mitteilung vom Einbau des Buchhandels in die Reichskulturkammer aus; größtem Interesse begegneten die Aus führungen über die Pläne der zukünftigen Ausbildung und Prü fungen für Lehrlinge und Gehilfen. Gleichem Interesse aber auch die direkt an den Jungbuchhandel gerichtete Mahnung, saubere .Kaufleute zu werden. Soll und Haben sollen nicht nur Zahlen kolonnen sein, sondern saubere Verantwortung, denn wer dagegen verstößt, versündigt sich auch am Volksganzen. In sehr feiner Weise, ausgehend von Raabes »Hungerpastor«, behandelte Kammerpräsident Nielson die Aufbauarbeit inner halb der Arbeitsfront, in der der Buchhandel eine Führungsauf gabe übernehmen soll und nicht entbehrt werden kann. Allerdings soll er lieber anti-bürgerlich werden, als nur der Ver mittler reiner Literatur bleiben. Er muß arb ei irrtümlich werden. Es wäre ein Unglück für unsere Zeit, wenn die satte Be haglichkeit der Vorkriegszeit wiederkehrte. Ein Buch ist auch nicht etwas zumPlaudern oder gedrucktes Papier, sondern die Aufforde rung zum Handeln, zu einem anderen Leben. Freilich, zur Lösung dieser Ausgaben muß sich der Buchhändler auch als Kaufmann durchsetzen, denn Buchhändler und Kaufmann gehören zusammen. (Starker Beifall.) Es folgte — nach einer Pause, um die »Beine zu vertreten«, sich gegenseitig zu begrüßen und sich die Erfolge der Ladenkasse zu erzählen (die meisten Mienen waren aber heiter und Verleger 858 waren ja auch nicht sehr viele da, sodaß die Sortimenter nicht auf Schritt und Tritt an unbezahlte Rechnungen denken mußten) — also es folgte nach Wiederbeginn die Rede von Direktor Pg. Georg Eltzschig über die »neue Lage im Buchhandel». Scharf beob achtend und charakterisierend, mit überlegenem Humor, mit einer deutlichen Liebe gerade zu der Schwere unserer Arbeit, kennzeich nete Herr Eltzschig diese Lage, nun nicht zu warten, nun nicht nur zu reden, zu beraten und auf die Hilfe von außen zu pochen, son dern entschlossen zu arbeiten, so wie überhaupt jede Rede ihren Sinn und Klang in der täglichen praktischen Arbeit findet. So schlecht es dem Buchhandel geht, so ernst die Beispiele sind, auch wenn sic vom Mann, der sich beim Bücherreisenden bis Weihnach ten 1934 mit einem Buch eingedeckt hat, bis zum Mengenrabatt auch beim einzelnen Buch mit großem Humor vorgestellt wurden, so würdig sind doch unsere Aufgaben der größten Bemühung, so groß können die Aufgaben auch für den bescheidenen Arbeitsplatz sein und so sehr muß auch unter den schwierigsten Umständen die neue Lage eine Lage der Tat sein. Der stellvertretende Landesleiter des Kampfbundes für deutsche Kultur, Oberregierungsrat vr. Seidler, zeichnete in einer außerordentlich lebendigen, packenden und großen Rede den »Kulturwillen des Nationalsozialismus, der ja nicht nur die Macht um der Macht willen haben will, sondern der die Macht haben will, um mit ihrer Hilfe Diener des ganzen deutschen Volkes zu sein«. — »Der Gewinn der Revolution ist damit verbunden, ob es uns ge lingt, die Voraussetzungen zu schaffen, daß eine neue Kultur in Deutschland wieder aufsteht. Es kann nicht die Aufgabe des Natio nalsozialismus sein, diese neue Kultur von sich aus künstlich zu schaffen. Kultur kann zwar gehegt und gepflegt, aber sie kann nicht fabriziert werden, wie man das in den letzten Jahrzehnten versuchte. Man glaubte, schnell irgend einen Gedanken propagieren und zugleich auch als Kulturgut auf stellen zu können. Wir müssen uns darüber klar sein, daß Kul tur etwas Gewachsenes ist, etwas, was zwar durch den Staat, die Regierung gepflegt werden kann, was aber aus sich heraus weitergedeihen muß, wenn es gesund ist. Deshalb kann es auch nicht die Aufgabe des Kampsbundes für deutsche Kultur sein, der zu hundert Prozent im"Sinne der nationalsozialistischen Welt anschauung arbeitet, plötzlich etwas emporzuschichten.- — Or. Seidler drückte zum Schluß seiner bemerkenswert gerechten Ausführungen dem Buchhandel den Dank aus für das, was er auch in unglücklichen Zeiten geleistet und für die Haltung, die er sich auch in den letzten Jahren bewahrt hat. Diese Haltung gibt Gewähr sür eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Kampfbund für deutsche Kultur, der seinerseits im Buchhandel einen seiner wichtigsten Bundesgenossen sieht. Auch diese Rede wurde zu wie derholten Malen durch spontanen Beifall unterbrochen. — Zum Schluß der Vormittagsarbeit hielt der Führer der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums, Hans Hagemcyer, eine für den Buchhandel sehr wichtige Rede — die zweite über die Aufgaben der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums innerhalb weniger Tage in Bremen, über diese Reden wird im Börsenblatt noch berichtet. Im übrigen ver weise ich daraus, daß alle Reden nach dem aufgenommenen Steno gramm demnächst im Druck erscheinen. — Wir hatten also schon einen wohlgefüllten Vormittag hinter uns, als nun der Gong zum Mittagessen ertönte, das von den Chefs und ihren Mitarbeitern gemeinsam ebenfalls im Park haus und allenthalben in heiterster Laune eingenommen wurde. Die Nachmittagssitzung eröfsncte Herr Wilhelm Her mann mit einer beherzigenswerten und mahnenden Ansprache an den Jungbuchhandel. Darauf gab der Versammlungsleiter dem Direktor der Bremischen Staatsbibliothek Or. Hinrich Knittermeyer das Wort zu seinem großangslegtcn Vor trag über die »Bibliothek im neuen Volksstaat«, vr. Knittermeyer begründete die Notwendigkeit einer Existenz der Bibliothek damit, daß, wenn die Bibliothek nicht wäre und gewesen wäre, uns nicht nur die alte Welt stumm sein würde, sondern uns auch die eigene völkische und geschichtliche Vergan genheit nicht mit ihren eigenen Worten anredsn könnte. Daß wir nicht abgeschlossen sind von der Rede vergangener Geschlech ter, das ist der tiefste Sinn und das unzerstörliche Daseinsrecht
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