Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1933

Itß 259, 7. November 1933. Redaktioneller Teil — Sprechsaal Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Kleine Mitleilunyen Ansgleichsvcrsahren. — Das Wiener Handelsgericht hat das Ausgleichsverfahren eröffnet über die Buchhandlung Franz B o n b p G e s. m. b. H. in W t e n I., Seilerstätte 28. Ausgleichsver- Ivalter Philipp Suschitzkp, Wien X., Favoritenstratze 57. Anmeldungs frist bis 2. Dezember. Ausgletchtagsatzung am 19. Dezember. Ak tiven 850V 8., Passiven 23 730 8., Angebot 85°/» in acht Monatsraten. Die Rcichsfachgruppe Buchhandel im DHV. sowie die Schrift leitung des »Deutschen Buchhandlungsgehilsen« teilen soeben mit, daß sie vom 8. November ab ihren Sitz in Berlin W SS, Am Karls bad 8, haben. Fachgruppe Buchhandel im DSV., Ortsgruppe Berlin. — Die Buchhandlungsgehilsen in Berlin haben ihre Winterarbeit in vollem Umfange ausgenommen. Zur ersten Fachgruppenversammlung waren 15V Berufskameraden zusammengekommcn. Nach Ausführungen des Vorstehers werben diese allmonatlich stattsindenben großen Veran staltungen stets zwei Borträge bieten. Während der eine stets natio nalsozialistisches Gedankengut behandelt, wird der folgende den Be- russfragen gewidmet sein. Diesem schließt sich die fachkundliche Aus sprache an. Am 25. Oktober sprachen vr. Dähnhardt über »Volkskultur gegen Bildungskult« und M. Eichelberg über »Knlturwerbung mit dem deutschen Buch«. Gesang zu Anfang und Schluß rahmten den gut gelungenen Abend ein. Nächste Kachgruppenversammlung am 15. November, 2» Uhr, Neue Grünstraße 28. Vortragende sind: Reichsfachschastsführer Karl Thulke und Hans Hagcmeyer von der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums. Die Literarische Arbeitsgemeinschaft hatte am 1. November ihre Anssprache über Kolbenheyer. Erstaunlich und eigen das einleitende Referat von Bensch und dann die Auseinandersetzungen: unser Vor steher verstand es, die Dinge weiter zu treiben. Nächste Zusammen kunft am 23. November, 2g Uhr, Oberwasferstraße 12. Pslichtlektllre: Bindlng, Keuschheitslegende; Geige, Langemarck. Die übungsstrma »Brandenburgischer Verlag Schulze L Ziehe, Berlin« ist gegründet, weitere Mitarbeiter wollen sich in der DHV.- Geschäftsstelle, Am Karlsbad melden. Es wird ferner auf den Kursus Buchhandelsbetriebslehre unserer Kaufmannsschule, ebenso auf die Vorlesungen von Prof. Menz über den Berlagsbnchhandel (Handelshochschule Berlin) hingewiesen. Fachgruppe Buchhandel im DHV., Ortsgruppe Dresden. — Auf Anordnung der »Deutschen Arbeitsfront« müssen wir dis für den 1V. November angesetzte Fachgruppensitzung mit dem Vortrag des Herrn Stud.-Rats vr. uhltg : »Das Buch in der deutschen National wirtschaft« aus die Dezember-Fachgruppensitzung verlegen. Ebenso müssen wir die Literarische Feierstunde von Sonntag, dem 12. No vember aus Anfang Januar verschieben. Fachgruppe Buchhandel im DSV., Ortsgruppe Leipzig. — Die irrtümlich für Mittwoch, den 8. November 1933 im DHV.-Haus, Dittrichring 17, sestgesetzte Arbeitsgemeinschaft Verlag findet erst am Mittwoch, dem 15. November statt. Die für Dienstag, den 7. November angesetzte Literarische Arbeitsgemeinschaft findet am Freitag, dem 1v. No vember statt. Faschistischer Austauschbibliothekar an der Deutschen Bücherei. — Vom 1. November ab ist der faschistische Bibliothekar l)r. Bittori» - Camerani vom Internationalen Institut für Landwirtschaft in Rom aus ein Jahr an der Deutschen Bücherei tätig, während der Biblio thekssekretär an der Deutschen Bücherei Werner Mann für die gleiche Zeit an der römischen Bibliothek Dienst leistet. Im Laufe der letzten Jahre hat die Deutsche Bücherei derartige Austausch- beziehungcn mit einer größeren Anzahl europäischer und außereuro päischer Länder gepflegt. Verbotene Druckschriften. — Die Exemplare des »Kämpfers«, beginnend: »Hitler zog aus, um den Bolschewismus auszurotten« sind unbrauchbar zu machen. Die Verbreitung nachstehend genannter ausländischer periodi scher Druckschriften ist im Inland bis aus weiteres verboten: »Ma rianne« lParis); »De Groene Amsterdamer Weekblad voor Neder- land« (Amsterdams; »Sozialistische Revolution« (Prags. (Deutsches Kriminalpolizeiblatt Rr. 1S95 vom 3. November 1933.s Das Buch »Sprengstoff« von Friedrich Wilhelm Heinz, Frunbs- berg-Verlag G. m. b. H., Berlin, ist gemäß 8 7 der Verordnung vom 4. Februar 1933 für den Bereich des Landes Preußen beschlagnahmt und eingezogen. II v 224/199. Berlin, 1. 11. 33. Geh. StaatspolA. (Deutsches Kriminalpolizeiblatt Nr. 1898 vom 4. November 19S3.s Versonalnackrickten. Gestorben: Am 29. Oktober nach kurzer Krankheit Herr Kommerzienrat Ludwig Pustet in Regensburg im Alter von 83 Jahren. Der Verstorbene lernte und arbeitete im Verlagsgeschäfte seines Vaters, Geheimrats Karl Pustet, und Onkels, Kommerzienrats Friedrich Pustet. Nachdem der Onkel 1902, sein Vater 1910 bas Zeit liche gesegnet hatten, stand der Verstorbene bis 1912 mit seinem Vetter, Geheimrat Friedrich Pustet, zusammen an der Spitze des in der ganzen katholischen Welt bekannten Verlagshauses. In diesem Jahre erfolgte aus gesundheitlichen Gründen die freundschaftliche Loslösung von Friedrich Pustet, wobei Ludwig Pustet die ihm verbliebene Be teiligung an den beiden amerikanischen Geschäften Fr. Pustet Sc Co. in New Aork und Cincinnati sowie die Leitung des ihm vom Vater vererbten Verlages und Sortiments Felizian Rauch in Innsbruck übernahm. Mit glücklichem Wagemut sammelte er tm Kreise seiner Innsbrucker Autoren eine Reihe der besten und bedeutendsten Schrift steller aller theologischen Disziplinen. Er blieb aber auch nach seinem Ausscheiden aus der Regensburger Firma dem Stammhause in lebhaftestem Interesse verbunden. Kerner: Am 2. November an Gehirnschlag kurz vor seinem 78. Geburts tag Herr Carl Hermann Franz Strauß in Chemnitz. Am 1. Oktober 1877 gründete der Verstorbene mit ganz ge ringen Mitteln eine Kolportagebuchhandlung, die er durch zielbe- wußte Arbeit und rastloses Schassen zu ihrer jetzigen Bedeutung emporfllhrte. Bis zum letzten Tag war er unermüdlich im Geschäft tätig; bei der Rückkehr von der Bibelstunde brach er vor der Haus tür zusammen. Mit ihm ist ein Mann von uns gegangen, der uns allen ein Vorbild sein kann: von großer persönlicher Bescheidenheit, jederzeit hilfsbereit, ein wohlwollender Chef für seine Mitarbeiter, gesinnungstreu. Der Verein Chemnitzer Buchhändler ernannte Carl Strauß am 24. November 1930 zum Ehrenmitglied. Sprecksaal Die Ksiegarnia Naukowa MIncrwa, Warschau Posener Straße 22, erkundigte sich Ende Juli d. I. bei unS über die Bedingungen der Lizenz für das Recht der Übersetzung ins Pol nische eines unserer Verlagswerke (Ladenpreis 12 RMs und ver langte gleichzeitig ein Exemplar des Werkes »zur Einsichtnahme«. Nach Empfang unserer Antwort und des Buches läßt die Firma nichts von sich hören, obwohl wir mehrmals die Rückgabe des Ansichts- cxemplars anmahnten. Berlin-Schöneberg. Max Hesses Verlag. Inhaltsverzeichnis Artikel: Die Reichskulturkammer. Ihr Aufbau und ihre Aufgaben. Von vr. Heß. S. 839. Deutsche Buchmesse in Hamburg. Von C. Vogel. S. 842. Die zweite Freizeit des Schlesischen Jungbuchhandels. Von W. Psarr. S. 843. Deutsche Bücher in fremdem Gewände. S. 843. Für die buch händlerische Fachbibliothek S. 845. Kleine Mitteilungen S. 848: Ausgleichsverfahren / Neichs- fachgruppe Buchhandel / Fachgruppe Buchhandel, Berlin / desgl. Dresden / desgl. Leipzig / Faschistischer Austauschbibliothekar an der Deutschen Bücherei / Verbotene Druckschriften. Personalnachrichten S. 848: Gestorben: L. Pustet, Regens burg: E. H. F. Strauß, Chemnitz. Sprechsaal S. 848: Die Verlagsabteilung der Ksiegarnia Nau kowa Minerwa, Warschau. Verantwortlich: Or- Hellmuth Langenbuche r. — Verlag: Der Börsenveretnber Deutschen Buchhändler au Leipzig. Deutsches BuchhanblcrhauS Druck: E. Hedrtch Nacht. Sämll. in Leipzig. — Anschrift der Schriftleitung u. Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 lBuchhändlerhausj. Postschuctzfach 274/76.' 846