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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1914
- Strukturtyp
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- 1914-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. Friedrich Bruckman«. (Geb. am 4. Juni 1814.) Von Albert Vanselow. Zum lüg. Geburtstag Friedrich Bruckmanns verlohnt es sich Wohl, den Blick auf das bewegte Leben dieses seltenen Man nes zu richten, in dem sich ein Stück der Geschichte des Kunstver lags verkörpert und dessen Gründung, die F. Bruckmann A.-G. in München, ihren Schöpfer kraftvoll überdauert. Eine kurze Biographie Bruckmanns habe ich hier gleich nach seinem Tode veröffentlicht*) und kann mich deshalb heute darauf beschränken, einige allgemeine interessante Züge und Begebenheiten mitzu- tejlen, die jene Skizze ergänzen. In glücklichen Verhältnissen aufgewachsen, war es Bruckmann schon früh vergönnt, auf weiten Reisen Beziehungen anzuknüpfen und den Grund zu jenen Kenntnissen zu legen, die ihn zu seinen späteren Leistungen und Erfolgen befähigten. Als Siebzehnjäh riger diente er in seiner Vaterstadt Deutz bei Köln, wo sein Vater Bürgermeister und angesehener Grundbesitzer war, in dem da selbst garnisonierenden Kavallerieregiment als Freiwilliger. Bei der Gelegenheit schloß er sich einem Kameraden, dem Schwager des damaligen französischen Kriegsministers, an und fuhr, als die einjährige Dienstzeit beendet war, mit diesem Freunde in der Postkutsche von Köln nach Paris. Dort erhielt er durch den Minister, in dessen Familie er eingeführt wurde, Zutritt zu den besten Kreisen und hatte das Glück, die Aufmerksamkeit des Prin zen Louis Philipp von Orleans auf sich gelenkt zu sehen, der Gefallen an ihm fand und ihn an seinen Hof zog. Durch dessen Gunst erhielt er Eingang in die kgl. Porzellanmanufaktur von Sövres und lernte die Fabrikationsmethoden dieses berühmten Instituts kennen, was ihm später nützte. 1833 wütete in Paris die Cholera. In dem kleinen Hotel, das Bruckmann bewohnte, starben alle Gäste, und als Letzter eines jungen, lebensfrohen Krei ses wurde auch er von der schrecklichen Seuche ergriffen. Man hielt ihn für tot; der Wärter entfernte sich und überließ ihn hilf los seinem Schicksal. Im Starrkrampf liegend vernahm er die Vorbereitungen zu seiner Beerdigung. Die Leute, die täglich von Haus zu Haus gingen, die Toten zu sammeln und aus großen Leiterwagen sortzuschaffen, waren schon im Begriff, ihn auszu laden, als auf des Prinzen Veranlassung dessen Leibarzt er schien, um sich nach dem jungen Deutschen umzusehen. Er ver- anlaßte die Träger, erst noch einmal eine Frottierung des ver meintlichen Leichnams mit Branntwein vorzunehmen; darauf konnte Bruckmann ein Lebenszeichen von sich geben und war gerettet. Sein Totenschein, den die Ärzte bereits ausgestellt hat ten, befand sich noch mehrere Jahre in seinem Besitz, bis er bei dem gleich zu erwähnenden Brande vernichtet wurde. Bis in sein höchstes Alter hat Bruckmann an Cholerafurcht gelitten; der bloße Name verursachte ihm in der Erinnerung an jene entsetzliche Lage ein Grauen. Ins Elternhaus zurückgekehrt, errichtete Bruckmann eine Porzellanfabrik, bei deren Betrieb er das in Sevres Gelernte so gut zu verwerten verstand, daß seine Erzeugnisse bald bekannt und beliebt wurden; sie zeichneten sich durch hohe künstlerische Qualitäten, besonders der Bemalung, aus und sind noch heute Bbl. 1898, Nr. S8. von Sammlern geschätzt. Nach einigen Jahren fruchtbarer Tä tigkeit brannte die Fabrik teilweise nieder. Ausgehend von einem Porzellanofen brach das Feuer bei Nacht aus und ergriff zunächst den Flügel des Gebäudes, den Bruckmann bewohnte. Durch Rauch und Flammen aus tiefem Schlaf geweckt, konnte er sich nur durch einen abenteuerlichen Sprung ins Dunkle aus dem zwei Stock hoch gelegenen Fenster seines Zimmers in einen schmalen Hof hinab retten, wo er am nächsten Morgen unter Trümmern hervorgezogen wurde. Wunderbarerweise war er ohne ernstliche Verletzungen davongekommen, doch stellte sich ein schweres Nervenfieber ein, und die furchtbaren Aufregungen dieser Schreckensnacht wirkten sehr nachteilig auf seine noch an den Folgen der Cholera leidende Gesundheit ein. Er mutzte von da an häufig Erholung in Bädern suchen, allerhand Kuren ge brauchen, und seine Körperkonstitution blieb dauernd geschwächt, was ihn allerdings nicht gehindert hat, ein hohes Alter zu er reichen. Die Porzellanfabrik wurde fortgeführt und warf gute Erträge ab. Erst 1861, nachdem er schon als Verleger Erfolge erzielt hatte, verkaufte er das Unternehmen. 1849 zog Bruckmann nach Düsseldorf, der Künstlerstadt, machte von da aus zu Pferd und zu Wagen weite Reisen im Jn- und Auslande, die ihn u. a. bis nach Sizilien und Spanien führten und von denen er noch in späten Jahren viel Interessan tes und Abenteuerliches zu erzählen wußte. 1856 siedelte er nach Frankfurt, dem damaligen Mittelpunkt des politischen Lebens in Deutschland, über, wo er mit den Vorbereitungen für seinen eigentlichen Beruf des Buch- und Kunstverlegers begann. Es zeugt für Bruckmanns glückliche Hand, daß sich auf der Liste der ersten von ihm verlegten Bücher gleich zwei so bedeu tende und erfolgreiche Werke fanden wie Daniels Handbuch der Geographie und Sempers Stil. Wichtiger für seine Zukunft sollte aber seine Verbindung mit Wilhelm Kaulbach werden, den er bei Gelegenheit eines Aufenthalts in München kennen gelernt und bei dem er vier große Kartons, Darstellungen von Goethe- schen Frauengcstalten, bestellt hatte, die um 1856 fertig wurden und nun den Salon seiner Wohnung in der Eschenheimer Land straße in Frankfurt zierten. Indessen die Gründung eines Ver lagsgeschäftes war damals keine so einfache Sache wie heute, wo auch der Unberufene leicht seine Ideen und sein Geld unter die Leute bringen kann. Da Bruckmann weder gelernter Buch händler noch Frankfurter Bürger war, und da nur ein solcher nach damaligem Frankfurter Recht unter eigenem Namen ein Ge schäft betreiben konnte, so bedurfte er einer Mittelsperson, die beide Bedingungen erfüllte und nach außen hin den Inhaber des Geschäfts markierte. Bruckmann deckte seinen literarischen Bedarf in der I. C. Hermannschen Buchhandlung und war mit deren Besitzer E. F. Suchsland sowie mit dem Gehilfen G. Ha macher gut bekannt geworden. Suchsland sah bei Bruckmann die Kaulbachschen Kartons und machte ihn auf den Photographen Albert in München als den geeigneten Mann für die beabsich tigte Vervielfältigung dieser Bilder aufmerksam. Bruckmann gewann Suchsland als buchhändlerischen Beirat und Strohmann für sein Unternehmen, und am 15. November 1858 wurde in der Großen Eschenheimer Straße in Frankfurt, nahe dem Bundes palais, in dem Hause, in dem sich jetzt die Frankfurter Zeitung befindet, der »Verlag für Kunst und Wissenschaft« gegründet. 893
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