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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1914
- Strukturtyp
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- 1914-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 126, 4. Juni 1914. Als Inhaber zeichnete Suchsland; Bruckmanns Name wurde überhaupt nicht genannt. Elfterer behielt seine Sortimentsbuch handlung bei und konnte sich infolgedessen dem neuen Verlag nicht viel widmen. Für die Buchhaltung hatte sich Bruckmann eine bewährte Kraft aus seiner Porzellanfabrik herübergeholt; den Verkehr mit den Autoren und Künstlern sowie mit seinem Bank hause de Neufville besorgte er selbst. 1859 trat Theodor Stroefer, der in der Dcuyer Fabrik gelernt hatte, in das Bruckmannfche Verlagsgeschäft über; er wurde für mehrere Jahre Bruckmanns treuer Mitarbeiter und erinnert sich heute noch lebhaft und mit Vergnügen an die bewegten Zeiten des Anfangs in Frankfurt; seinen anschaulichen Mitteilungen verdanken wir wertvolle Ein blicke in die damaligen Verhältnisse. Wie Bruckmanns Abmachungen mit Suchsland gelautet haben, ist nicht näher bekannt, jedenfalls aber trug das Verhält nis von vornherein den Keim des Konfliktes in sich, der denn auch bald ausbrach. Suchsland nahm sich mehr heraus, als er durfte, und die erste Folge war, daß Bruckmann jede persönliche Begegnung mit ihm mied und ihm seine Botschaften durch Ver mittlung Stroefers zukommen Netz. Dann sah sich Bruckmann veranlaht, die Hilfe der Justiz in Anspruch zu nehmen, und es kam zu einem Prozeß, in dem Suchsland unterlag. Ehe aber das immer unerquicklicher werdende Verhältnis gelöst werden konnte, griff Bruckmann zur Gewalt, denn gutwillig wollte Suchs land nicht Weichen. Er mietete heimlich neue Bureau- und Lager räume in der Mainzer Chaussee und ließ eines schönen Morgens in aller Frühe den ganzen Verlag mit Inventar und Vorräten in Möbelwagen verladen und nach dem neuen Lokal überführen. Die Angestellten halfen Bruckmann mit Vergnügen bei diesem Streich, und der ahnungslose Suchsland fand eines Tages zu seinem Entsetzen ein leeres Nest und sah seine Herrschaft beendet. Am 15. November 1860 gab er öffentlich bekannt, datz er den Ver lag für Kunst und Wissenschaft an Herrn G. I. Hamacher ver kauft habe; das war sein früherer Gehilfe, den Bruckmann jetzt als neuen Strohmann engagiert hatte. Bei alledem war Suchs land ein fähiger Kopf, dem Bruckmann manche Anregung zu ver danken hatte. Schade, datz ihm die nötigen Charaktereigenschaften fehlten. Mehr und mehr in mißliche Verhältnisse geratend, ver kaufte er sein Sortiment an Moritz Diestcrweg, den Sohn des Pädagogen, und nahm eine bescheidene Stelle bei Heinrich Keller an; später war er Gehilfe bei Tempsky in Prag. Bezeichnend für ihn ist der folgende, durch Briefe von seiner Hand belegte Vorfall. Bei der Trennung von Bruckmann hatte er, Wohl un absichtlich, den wichtigen Vertrag mit Gottfried Semper zurllck- behalten. Als das Dokument im Jahre 1877 dringend gebraucht und Suchsland zur Rückgabe aufgefordert wurde, verlangte er für die Herausgabe die Summe von 1400 .//, soviel wie ihn der Prozeß mit Bruckmann gekostet habe. Bruckmann, der Wohl fürch ten mochte, daß bei Androhung von Zwangsmatzregeln das Do kument verschwinden möchte, gab ihm schließlich 500 .//. Seit dem ließ er aber alle Verträge in ein besonderes Buch abschreiben, das in einem feuerfesten Schrank aufbewahrt wurde. Verdrießlichkeiten, wie die mit Suchsland erlebten, waren nicht geeignet, Bruckmanns Liebe für Frankfurt zu stärken. Er hatte schon vorher einen Winter in Cannstatt gewohnt, und die Erwägung, daß in Stuttgart, der süddeutschen Zentrale des Buchhandels, sein junger Verlag besser gedeihen würde, sowie vor allem der Umstand, daß er dort, wo weitherzigere Gesetze galten, feinen Namen nicht mehr zu verschweigen brauchte, veranlatztcn ihn, im Herbst 1861 nach Stuttgart überzusiedeln. Vorher aber mußte Hamacher entschädigt werden, der sich mit Berufung aus seine Familie weigerte, die Ortsveränderung mitzumachen. Das geschah in der Weise, daß Hamacher, der sich als tüchtig und zu verlässig erwiesen hatte, mit Bruckmanns Geld gegenüber der I. C. Hermannschen Buchhandlung die »Buchhandlung des Ver lags für Kunst und Wissenschaft« gründete. Er betrieb sie einige Jahre für Bruckmanns Rechnung, bis er sie durch allmähliche Ab zahlung käuflich an sich bringen konnte. Bruckmann verlegte sein Geschäft in ein Haus in der Kronenstraße nächst dem Gräflich Zcppelinschcn Palais in Stuttgart und firmierte von nun an unter seinem Namen als »Verlag von Friedrich Bruckmann«. Verschiedene neue Werke erschienen, darunter ein Führer durch 894 London und das erste große deutsche Eisenbahn-, Post- und Dampfschiff-Kursbuch, das aber nur einen Jahrgang erlebte. Die Hauptsache für Bruckmann wurden jetzt die Bilder der Goethe galerie. Zur Zeit des Schillerjubiläums, als die unter sich un einige Ration sich wenigstens auf dem Gebiete des Ideals wieder einmal mächtig in ihrer Gesamtheit und Einheit empfand, war diese Publikation ins Leben gerufen worden und sing nun an, immer mehr Herzen zu erobern. Es ist nicht uninteressant, sest- zustellen, datz Bruckmann den Inhalt jedes einzelnen Bildes mit dem Künstler genau überlegt und meistens selbst angegeben hat. Sein Verhältnis zu Kaulbach, der damals als der größte deutsche Meister angesehen wurde, wird durch folgende Stelle aus einem Briefe des Künstlers an Bruckmann trefflich illustriert: » . . Ihr letzter Brief hat mich wirklich entzückt — ich stimme von ganzem Herzen damit überein. In solcher Einigkeit und Harmonie kann nur das Wahre und Schöne gedeihen, und zu Ehren meines guten Dämons, der mir die Freude Ihrer Bekanntschaft gönnte, singe ich einen Päan!« Die Zeiten haben sich geändert; die lieblich- idealisiercnden Schöpfungen Wilhelm Kaulbachs sind längst »über wunden«. Dennoch war es eine achtungswerte Kunst, insofern nämlich, als »Kunst« von »Können« herkommt, und der naive Schönheitssinn, der diese Verkörperungen der vertrauten Gestal ten des großen Dichters im guten Sinne volkstümlich werden ließ, war nicht nur für den Verleger erfreulich. Die Bilder wur den zunächst nur in Photographien größten Formats heraus, gegeben, wie man sie bis dahin nicht gesehen hatte. Jedes Blatt, auf Karton gezogen und vom Künstler eigenhändig signiert, kostete die Kleinigkeit von 14 Talern, bei Subskription auf die ganze Serie von 21 Blatt 10 Taler 20 Silbergroschen; der Rabatt für den Buch- und Kunsthandel betrug 20"/»! Ursprünglich war der Preis des einzelnen Blattes sogar auf 20 Taler festgesetzt, und Sigmund Soldan war als Bruckmanns Reisender ausge zogen, um bei Privatleuten Subskriptionen zu sammeln. Der Erfolg scheint aber mäßig gewesen zu sein, und es ereignete sich der kuriose Fall, daß später, als der Subskriptionspreis endgültig auf 10 Taler 20 Silbergroschen bemessen wurde, drei vornehme Herren ihre Bestellungen mit der Begründung rückgängig mach ten, ein billiges Werk, das jedermann erwerben könnte, habe kein Interesse für sie. So etwas soll heute auch noch Vorkommen. Eine im Bbl. vom 24. Dezember 1860 veröffentlichte Liste der- zeichnet 77 Abonnements ans das vollständige Werk, darunter allein 30 von Emil Seitz in New Jork. Bis zum 1. Dezember 1862 wurden von dieser großen Ausgabe 3192 Blatt abgesetzt; der Haupterfolg dieses Unternehmens trat aber erst später ein, als andere Ausgaben erschienen waren. Die Herstellung der Photographien erfolgte in München, und da auch Kaulbach daselbst wirkte, so kam es, daß Bruckmann sehr oft nach der Jsarstadt reisen mußte, bis eines Tages die Über zeugung in ihm gereift war, daß München der geeignetste Ort für die Weiterentwicklung seines Kunstverlags sei, an dem er jetzt besonders hing und der seinen Buchverlag zu überflügeln be gann. Im Sommer 1863 siedelte er nach München über. Nun begann eine an Arbeit und Erfolgen reiche, aber auch mancherlei Enttäuschungen bringende Zeit für Friedrich Bruckmann und seine Mitarbeiter, unter denen Adolf Titze, der 1866 unmittelbar nach dem Frieden von Nikolsburg eintrat, von da an eine hervorra gende Stellung einnahm. Erinnerungen aus den Jahren 1866— 1880, die er 1909 niedergefchrieben und der Familie Bruckmann zur Verfügung gestellt hat, konnten für das Folgende mitbenutzt werden. Theodor Stroefer war 1866 in Bruckmanns Auftrag nach New Uork gegangen und hatte daselbst eine Nieder lassung des Hauses errichtet, die er einige Jahre später gemein sam mit Geo. Kirchner für eigene Rechnung übernahm. Die Ver- lagsanzeigcn Bruckmanns aus diesen Jahren geben Kunde von einer großen und wagemutigen Unternehmungslust. Der Erfolg der Goethe-Galerie wuchs ins Märchenhafte; die 1868 erschie nene sogenannte Quartausgabc zu 20 Talern erlebte binnen 12 Jahren 25 Auflagen; der Absatz der Einzelblätter in den ver schiedenen Ausführungen und Formaten ging in die Millionen. Weder vor- noch nachher hat der Kunstverlag einen so großen und andauernden Erfolg erlebt. Andere Unternehmungen Bruck- manns, die Schiller-Galerie, die Ruhmeshallen, die Ekkehard-
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