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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-04-12
- Erscheinungsdatum
- 12.04.1913
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- Deutsch
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bekannte Clowns aus den großen Zirkussen engagierte. Der Er folg dieser Maßnahme hat dem genannten Theaterdirektor jedoch Recht gegeben, so daß die Clowns Wohl auch fernerhin neben den vom Konservatorium gebildeten Künstlern für gewisse Stücke in Betracht kommen werden. Inzwischen hat nun der Direktor des Vorstadttheaters »L o - bino-NnsioHail« den Versuch gemacht, das Molisre- sche Lustspiel »ks Nalaäs i IN a A i I1 a i r 6« von den Künst lern seines Cafs-Konzerts (obantsurs st obantsusss äs gsnrs) vor seinem gewohnten Publikum spielen zu lassen. Das Stück hat während 14 Tagen auf dem Programin gestanden, und wenn ich recht unterrichtet bin, soll demnächst »Os Ns äs da nialgrs iiii«, ebenfalls von Molisre, an die Reihe kommen. Es ist außerordentlich interessant, zu sehen, daß dieselben Künst ler, die man im ersten Teil des Konzerts in ihrem Genre hörte, im zweiten Teil Molisre spielen. Dekoration und Spiel der Dar steller sind anerkennenswert, und die Zuschauer, die sich fast ohne Ausnahme aus Angehörigen der arbeitenden Klassen zu sammensetzen, haben das Stück mit viel Beifall ausgenommen. Alle Theaterkritiker würdigten diesen Versuch, klassische Stücke unter das Volk zu bringen, und das Bestreben, weiten Volks kreisen durch Nusio-Halls gute Kunst nahezubringen, erscheint nicht ganz aussichtslos. Edmond Roslands »Lorano äs LsrA'srao«, Wohl eins der bekanntesten Theaterstücke der Gegenwart, war seit dem Tode des Schöpfers der Titelrolle, 0 oquslin ains, nicht mehr in Paris gespielt worden. Seit einiger Zeit läßt das BlisLtrs äs la korts 8t. N artin dies Stück von neuem mit Os in der Titelrolle aufführen und das Pariser Publikum hat es wieder mit der gleichen Begeisterung ausgenommen wie in jener Zeit, als es zum erstenmal über die Bretter ging und, um mit einem französischen Kritiker zu reden, »die leben dige Reaktion des französischen Geistes gegen Ibsens Skeptizis mus und Zolas Realismus war«. Von der Buchausgabe in französischer Sprache sind fast 400 000 Exemplare abgesetzt worden, ein Beweis für den Wandel der Zeiten, wenn man sich erinnert, daß von dem Dichter zu Beginn seiner literarischen Laufbahn, als er den Gedichtband »Oss Nusaräisss« heraus geben wollte, die Bezahlung der Herstellungskosten verlangt wurde. Unter der Menge der Theatergründungen verdient wohl noch die folgende Erwähnung, die sich »OsDttsLtrs iäsalists« nennt und den Wahlspruch »Für die Ideen — gegen das Geld« aufs Panier geschrieben hat. Eine kunstliebende Dame hat einen großen Saal in ihrem Privathotel zur Verfügung gestellt, das sich in der Nähe des Lois äs Loulogns befindet. Im Prinzip des Theaters liegt es, daß alles ohne irgendwelche Kosten dar geboten wird, so daß der Zuschauer nichts zahlt, der Schau spieler keine Gagen bezieht und auch die Dekorateure usw. um sonst liefern. Das Theater wird wohl in der Hauptsache dazu dienen, jungen Künstlern das Bekanntwerden zu erleichtern, dann sollen aber auch Stücke ausländischer Bühnenschriftsteller zur Aufführung kommen. Die erste, auf den 12. April angesetzte Vorstellung wird durch ein Stück aus dem 15. Jahrhundert »Nistsrs äu sttsvalisr gui äonua sa ksninis au ä^abls« eingeleitet. — Es geht jungen Bühnenschriftstellern nicht anders wie jungen Poeten und Romanciers: die Konkur renz der einzelnen Verlagshänser respektive der Theater zwingt deren Leiter, sich fast ausschließlich mit Werken bekannter Künst ler abzugeben, wodurch das Risiko um ein Beträchtliches ver mindert wird. Die illustrierte Tageszeitung Oxos 1 sic> r hat unlängst den von ihr gestifteten alljährlichen Literaturpreis von 6000 Frcs. zum zweiten Male verteilt; er ist dem Schriftsteller Marcel Roland für »O a sc> nguöts ä ntar« zugefallen. Be sondere Beachtung verdient die Zusammensetzung der Jury, die über die eingegangenen Manuskripte zu entscheiden hatte. Es befanden sich nämlich in diesem Ausschuß: 3 Mitglieder der ^eaäsmis kranyaiss, 3 Schriftstellerinnen, 3 Romanciers, die das Alter von 35 Jahren noch nicht überschritten und bereits zwei Bücher veröffentlicht hatten, außerdem noch der Laureat des letzten Jahres und 3 Abonnenten des Oxvslsior, die einen freien Berus ausllben. Man glaubt, in dieser Zusammensetzung eine gewisse Gewähr dafür gefunden zu haben, daß bei der Entschei dung nicht Erwägungen literarischer Schulen, sondern ausschließ lich der künstlerische Wert eines Buches berücksicht werden. Die Firma Hachette plant eine großangelegte Sammlung geschichtlicher Monographien, die den Titel hat: »O i ss u r s s ä n kasss«. Als erster Band davon erschien: Mirabean (7.50 Frcs., geb. 10 Frcs.), verfaßt von Louis Barthon, dem jetzigen Premierminister. Außerdem sind noch 18 andere Bände als in Vorbereitung befindlich angezeigt, so der über den ersten Präsidenten der 3. Republik, Thiers, von dem jetzigen Präsidenten Raymond Poincars Richelieu, von Ernest Daudet, Fürst Metternich von H. Wel- schinger usw. Eine neue Publikation, die Buchhändler, An tiquare und Bücherliebhaber in gleichem Maße interessieren wird, ist: »Rsvus äss livrss aiioisns«, wovon die erste Liefe rung vor kurzem bei der Firma F o n t e m o i n g L C i e. erschien. Diese Revue erscheint nur in 500 Exemplaren und soll alljährlich einen Band von 400—500 Seiten bilden, der in vier Lieferun gen herausgegeben wird. Der Abonnementspreis pro Jahr ist 18 Frcs. für das Inland und 20 Frcs. für das Ausland. Direk tor dieses Unternehmens ist der durch seine Bücher mit Schil derungen aus dem klassischen Altertum bekannte Schriftsteller PierreLouys, der Zweck der Publikation besteht darin, sel tene Bücher zu beschreiben, unveröffentlichte und beachtenswerte Manuskripte anzuzeigen und überhaupt die Fragen zu behandeln, die für die Literaturgeschichte von Bedeutung sind. Von Claude Farrsre, der, wie Pierre Loti, Of fizier der französischen Kriegsmarine ist, erschien: DKomas 1'^.tz'nslst, Olsntilkomms äs Fortune (Ollendorff, 3 Frcs. 50 Cts.). Rens Puaux, der Kriegsberichterstatter des Temps, der bedeutendsten französischen Tageszeitung, ver öffentlicht unter dem Titel »Vs 8okia a Dskataläja« (Perrin, 3 Frcs. 50 Cts.) seine Eindrücke vom Kriegsschauplatz in den Balkanländern. Das Werk enthält in erweiterter Form die telegraphischen Berichte und diejenigen Nachrichten, die die bulgarische Zensur nicht passieren ließ. Als französischer Bei trag zur Suffragettenfrage verdient das Buch: »Osllss gut traVailIsnt« von Simone Bodsve (Ollendorff, 3 Frcs. 50 Cts.) Berücksichtigung, da die Verfasserin darin die Lage des weiblichen Proletariats in Paris schildert. Der Tod von John Pierpont Morgan wird be sonders in den Kreisen der Pariser Kunsthändler großes Be dauern erwecken, denn er war einer ihrer besten Kunden. Jedes mal, wenn er zur Erholung nach Frankreich kam, mußte er Tau sende von Briefen mit Offerten der Händler über sich ergehen lassen. Für Dinge, die ihm gefielen, war ihm kein Preis zu hoch, und erst kürzlich kaufte er in Paris eine ganze Sammlung von Einbänden und Manuskripten, Werken über Kostüme und Orna mente, und vor allem das berühmte »Lrsviairs kranvissain äu Okapitrs äs llavsux«. Zu dem Kapitel: Kunstfreund und Bücherkäuser brachte der »Natiii« letzthin eine kleine Skizze, die Wohl als französische Illustration zu der Frage der »Kunden, die wir nicht erreichen« gelten kann. »Herr X., Millionär, verläßt nach dem Frühsttick seine Wohnung, um einen Spaziergang zu machen. Da ihm dabei einfällt, daß die Sammlung V., in der recht hübsche Sachen sind, zur Versteigerung kommt, begibt er sich dorthin. Eine kleine Büste in Terrakotta kommt unter den Hammer, und da Herr L., der Kunstfreund ist, findet, daß sie sich sehr fein auf seinem Kamin machen wird, beteiligt er sich beim Bieten: 10 000, 20 000 und erhält sie schließlich für 30 000 Frcs. zugeschlagen. Befriedigt verläßt er das Auktionslokal, als er sich erinnert, daß seine Frau ihn gebeten hatte, ihr den Roman »Oss vsrtig'ss äu 6osur« mitzubringen. Er verlangt den Band in einer Buchhandlung und ist sehr erstaunt, daß er 3 Frcs. kostet. Als er auf seine Frage hört, daß »Oss vsrtigss äu Oosur« nicht in einer Ausgabe zu 95 Cts. existiert, verzichtet er auf den Ankauf. — Ob wohl die Büste zehntauscudmal soviel wert war wie der Roman? Paris. Johannes Greßmann.
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