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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-12-30
- Erscheinungsdatum
- 30.12.1911
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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sertigbrachte, auch mit den Erzeugnissen wirklich guter, reifer Kunst erreicht werden möchte, nur allzu begreiflich. Daß sich der Kunstkonsum noch immer auf einem bedenklich niederen Niveau bewegt, ist leider Tatsache, und wenn auch viel Gutes erzielt worden ist, so gibt es denn doch noch genug zu tun, um es zu einem der heutigen Kunstanschau ung entsprechenden erträglichen Durchschnitt zu bringen. Wollen wir wieder, wie üblich, einen Blick auf den Büchertisch werfen, so wird er zunächst an dem prächtigen Werke hängen bleiben, das der Verlag Franz Hanfstaengl, München, dem Meister Fritz August von Kaulbach widmet. Es ist ein wundervoller, ob seiner vornehmen Einfachheit bestrickender Band. Und ein Werk, das für den Kunst buchhändler ein dankbareres Objekt ist, als manche Publikation, die sich nur an den kleineren Kreis jener Kunstkenner wendet, die der ganzen Entwicklungsgeschichte der Malerei durch all ihre Wendungen und Kurven gefolgt sind, Fritz August von Kaulbach! Ob der jüngeren Generation noch bekannt ist, daß Kaulbach, von dessen Leistungen als glänzender, fashionabler Porträtist wohl schon jeder einmal gehört hat, früher ein Maler des guten deutschen Genrebildes war? Daß er, als er mit 37 Jahren — es war 1888 — als Nachfolger Pilotys Direktor der Münchener Kunstakademie wurde, feingestimmte Reminiszenzen aus dem Leben vergangener Zeiten malte, deutsche Burgherren und Bürger frauen, die in holder Sitte und Eintracht deutsche Ver gangenheit verkörperten? Köstlich geschmückte Edelfräulein, denen kühne Ritter auf gute altdeutsche Art Lieder der Minne vortrugen, junge Frauen mit ihren Sprößlingen im Arm oder zu ihren Füßen, denen das ungeschriebene Wort -Mutterglück- nur so aus den Augen leuchtete! Wenn in den Worten Helferichs, daß mit der Übernahme der Akademie durch Kaulbach der Delikatesse, der Grazie, dem Chic, der Kaprice, dem fast entnervten Geschmack die große guterhaltene Perücke der akademischen Würde zugeworfen wurde, eine Bitterkeit lag, die aus dem Herzen vieler ehrwürdigen Professoren kam, die sich von dem jungen neugeadelten Kaulbach überflügelt sahen, so brauchten diese die Bitternis nicht allzu lange zu empfinden. Fritz August hat das Erbe seines großen Onkels nicht lange verwaltet. Beiden Teilen zum Vorteil, Denn erst als er frei war vom Amt, hat er sich zu dem Porträtmaler xar oxosUsaes entwickelt, als der er heute ein Begriff geworden ist und als Len wir ihn in der Hauptsache in diesem Werke kennen lernen. Freilich, der Schönheitsgourmand, der glänzende Hofmann und Gesellschafter hatte einen Rivalen in Lenbach, und mit ihm zu rivalisieren, war ebenso sein heißer Wunsch wie es einst der des Autodidakten Gainsborough gegenüber dem Akademiedirektor Reynolds war. Aber wie jene neben einander leuchteten, so auch diese. Nun, was wollen wir weiter Worte machen? 131 Bilder, darunter 10 farbige Tafeln, sowie eine ganze Anzahl wundervoll reproduzierter Skizzen und Handzeichnungen geben einen imposanten Ein druck vom Schaffen dieses vielumworbenen Malers der großen Welt. Fritz von Ostini leitet den Band mit klugen Worten ein, der in seiner Gesamtheit wohl eine Art Ereignis aus denss Gebiete des Kunstbuchmarktes bedeutet. Gedruckt sind nur 550 Exemplare, der Preis von 100 ^ ist entsprechend dem enorm reichen Inhalte ein fabelhaft billiger. Was die Sammlung der Maler-KIassiker-Bände des Hanfstaenglschen Verlages für die Kenntnis der großen Meisterwerke aller Zeiten geworden ist, ist den Kunst- gelehrten ebenso bekannt wie den Liebhabern und Freunden der klassischen Kunst. Nun hat sich den vorhandenen Bänden ein neuer über das Berliner Kaiser Friedrich-Museum an geschlossen und wird, rechtzeitig vor dem Fest erschienen, seinen Beruf und seine Sendung erfüllen. Ein stattlicher vornehmer Band, Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. den man mit dem Vollgefühl von etwas Gewichtigem in die Hand nimmt. 258 durchweg ganzseitige Abbildungen geben Aufschluß über die Schätze dieses Museums, das, wenn es auch auf viele große Namen verzichten muß, in seiner Ge samtheit dennoch nach Qualität und Quantität zu einem der gehaltvollsten der deutschen Museen gestaltet worden ist. Professor O, Fischet, der bekannte Berliner Kunsthistoriker, hat mit dem feinen Verständnis, das allen seinen Veröffentlichungen das besondere Gepräge gibt, den wahren Genuß ver mittelnden Text geschrieben. Ohne in eine Überschätzung seiner Sammlung zu fallen, frei das bekennend, was ihr vor anderen fehlt, erschließt er in warmen Worten und sein- geschliffenen Sätzen den tatsächlichen Wert dieser Sammlung, die, ebenso wie andere, Werke von hervorragender, einzig da stehender Schönheit aufweist. Den Reproduktionen ist die größte Sorgfalt gewidmet uud den Freunden und Forschern der klassischen Malerei abermals ein Werk in die Hand gelegt, das sie kaum entbehren können. Die Ausstattung ist gediegen und erleichtert dem Sortimenter angesichts des billigen Preises von 12 den Verkauf ungemein. Ein sehr interessantes Merkchen veröffentlicht Professor Hans W. Singer im Verlag von Glaß L Tuscher, Leipzig: Ünika und Seltenheiten im König!. Kupferstich-Kabinett zu Dresden (Preis 12 Bei einem der ältesten und reich haltigsten Kupferstichkabinette der Welt ist es nur allzu verständlich, daß diese einzigartige und in ihrer heutigen Form vorbildliche Sammlung, die im Jahre 1720 zum ersten Male von August dem Starken der ordnenden Hand eines Hofbeamlen anoertraut wurde, eine Menge Stücke ent hält, auf deren Alleinbesitz sie nicht wenig stolz ist. Wie Singer schreibt, hätte man leichter 500 auswählen können, statt 50. Und man mag ihm das gern glauben. Besonders weil sowohl die Wünsche des Kunstgelehrten und Forschers berücksichtigt werden sollten, wie auch die selbstverständlich bescheideneren Forderungen des einfachen kunstgenießen den Laien, Die letzteren haben sogar, um das Allgemein interesse zu steigern, die Oberhand behalten, und so finden wir eins Menge Blätter, in denen der rein gegenständliche Reiz mit dem künstlerischen und historischen wetteifert. Daß der ausgezeichnete Kenner und Forscher Hans W. Singer seine Aufgabe in bester Weise gelöst hat, darf fast als selbst verständlich erscheinen. So ist der einleitende Text mit den kurzen Worten über die Geschichte der graphischen Kunst, oder der Kunst des gedruckten Bildes, wie Singer präzisiert, und die Geschichte des Kabinetts ebenso fesselnd, wie dis den Bildern vorangehenden Erklärungen über die Her kunft, die Art usw. für die Vertiefung des Verstehens höchst wertvoll sind. Die Reproduktionen der Teigdrucke aus dem 15, Jahrhundert, der Metall- und Holzschnitts, der Schabkunstblätter und Radierungen sind teilweise von ver blüffender Treue und vermitteln die Originaldrucke in über raschender Weise. Das ganze Werk ist seinem inneren und äußeren Charakter nach eine Art Unikum, oder sagen wir wenigstens etwas Besonderes, nichts Alltägliches, an dem Herz und Sinn des Kunst- und Bücherfreundes mit gleichem Wohlgefallen hängen bleiben werden. Der Stuttgarter Verlag von K. Ad. Emil Müller ver sendet soeben sein neuestes (5.) deutsches Kunstheft. Es ist dem Meister Lukas Cranach gewidmet und bedeutet mit seinen prächtigen scharfen Bildern, die einen guten Überblick geben, seinem schönen, von Otto Hach verständnisvoll geschriebenen Vorwort wieder eine sehr zu begrüßende Ergänzung der Müllerschen Kunsthefte, deren Zweck und Absicht, den Kunst freunden zu möglichst billigem Preise (das Heft kostet nur 1 25 H) etwas wirklich Gutes zu bieten, mit beachtens werter Konsequenz verfolgt und erreicht sind. Stuttgart, Arthur Dobsky, 20«g
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