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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1913
- Strukturtyp
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- 1913-05-15
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1913
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- Deutsch
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5158 Börsenblatt f, b. DIschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 109, 15. Mai 1913. und daraufhin abgestempelten Büchern in möglichst allen Buch- Handlungen aufzustellen, entwachsen zu sein. Der Aufsatz, den Herr vr. Avenarius zu seiner Verteidigung geschrieben hat, hat mich abgestoßen, was bei meiner Hochachtung für ihn etwas heißen will. Er wirkt, was sicher nicht beabsichtigt war, durchaus sophistisch, und wenn man das durchschaut, lächerlich; nur vergeht einem das Lachen, wenn man ziemlich deutlich an manchen Stellen die Faust durchblicken sieht; dann wird man selbst mindestens ärgerlich. Ich versuche es, den Kernpunkt zu fassen. Der Kampf gegen schlechte Bücher kann auf zweierlei Weise geführt werden: indem man nämlich sagt, welche von allen Büchern schlecht sind, also abwehrt, oder die namhaft macht, welche gut sind, also es besser macht. Diesen zweiten Weg, der sicher der aussichtsvollere ist, will Herr Di-. Avenarius offenbar gehen. Sehr schön! über das Was wäre also nicht zu streiten, sondern nur über das Wie. Dieses Herausstellen bester Bücher soll nun dadurch geschehen, daß der^ Dürerbund sagt, sie sind gut. In dieser Maßregel liegt zweierlei, was auch von anderer Seite schon teilweise betont ist, der Dürerbund glaubt »der« literarische Ratgeber Deutschlands zu sein, weil er schon so segensreich gewirkt und so viele An hänger hat. Aber es liegt ein großer Unterschied darin, ob ein Buch gut ist, nur weil es der Dürerbund empfiehlt, oder ob ein Buch gut ist, weil es auch vom Dürerbund empfohlen wird. Der erste, zu verwerfende Standpunkt aber würde eingenommen, wenn in einer Buchhandlung, vor allen andern Büchern be merkbar gemacht, »geordnet«, wie Herr vr. Avenarius sagen würde, diejenigen stünden, die das Imprimatur des Dllrer- bundes trügen. Denn das wäre eben die Bevormundung und Anmaßung, gegen die wir anzugehen suchen. Der Vergleich mit Reclam ist irreführend, denn kein Mensch kauft sich ein Buch, weil es in der »Universalbibliothek« er schienen ist, sondern weil ich ein Buch dort billig und gut bekomme, entnehme ich es aus ihr. Die Buchhändler und mittelbar auch die Verleger würden sich, und damit berühre ich den zweiten Punkt, selbst auf ein niedriges geistiges Niveau Herabdrücken, wenn sie, wie andere Leute ihr Seelenheil, so hier ihr intellektuelles Gewissen in andere Hände gäben. Wer das nicht sieht, will nicht sehen, wenn er nur etwas Bescheid weiß. Denn schließlich handelt es sich bei dem allen, und nur dies veranlatzte mich, zur Feder zu greifen, um mehr als um diese besondere Sache. An Stelle der freien Konkurrenz soll hier auf geistigem Gebiet ein Trust geschaffen werden. Gewiß, Konkurrenz ist hart, und wer ein Monopol hat oder sich seiner Macht beugt, hat es leichter. Aber der Geist bleibt nur sich selber treu, wenn er Bewegung ist und Kampf. Jede Mono polisierung und »Leitung«, und geschähe sie auch in bester Absicht, wird schließlich sein Tod. Ich kehre zu dem ein gangs Gesagten zurück. Man »rettet« nicht die Kultur, wenn man sie zu machen sucht, ebensowenig wie man durch bloßes Zusammensetzen ein Leben künstlich herstellt. Man muß be scheidener werden und der eigenen Kraft des Lebens und wirklicher Kultur mehr vertrauen; man kaue ihnen nicht die Bissen vor; wenn sie nicht selber essen können, sind sie wert zu sterben. Sind wir schon so weit in Deutschland, daß man seinem Genius überall zur Seite stehen mutz, damit er nicht falle?! Wem es mit seiner eigenen Kultur ernst ist, hat wenig Zeit und noch weniger den Mut, auch noch die Kultur von tausend anderen zu »warten«. Selbst ein Sokrates wollte nur Hebammendienste verrichten. Ich weiß, daß ich garnicht allein stehe, wenn ich erkläre, daß wir nachgerade dieses Treibens etwas müde sind, das, um ein Wort Euckens zu ge brauchen, dieser »Kulturrummel« jetzt vollführt. Wie wäre es, wenn in den vielen dem Dürerbund an geschlossenen Vereinen im Gegensatz zur .Ausdruckskultur« statt der vielen Proklamierungen einmal für recht lange Zeit still und emsig nur »Jnnenkultur« gepflegt würde? Denn wie alle großen Dinge ist die Kultur kein Programm, sondern eine Tat und ist nie von außen, sondern nur von innen her dauernd zu begründen. Dann käme vielleicht einmal die Zeit, wo ein schlechtes Buch einfach zu Boden fiele und sich und seinen Autor selbst richten würde, weil sich jeder für zu anständig hielte, um sich danach zu bücken. Gerade daß es möglich war, eine Organisation wie die des DUrerbundes zu schaffen, gibt Hoff nung, daß dieser Wunsch mehr ist als eine Utopie. Große Zahlen mögen imponieren, wem sie wollen; seit wann aber wird das Geistige nach seiner Ausdehnung bemessen und nicht einzig allein nach seiner Tiefe! Daß man glaubt, zu solchen äußeren Mitteln, wie den oben erwähnten, greifen zu müssen, ist nicht ein Zeichen innerer Stärke. Es läßt sich noch sehr viel im allgemeinen und besonderen über all dieses sagen. Für dies mal sei es genug. Berlin-Südende, Pfingsten 1913. Or. Paul Eberhardt. Aus dem italienischen Buchhandel. IV. (III siehe Nr. 78.) Zum Budapester interuatiou. Verleger-Kongreß. — Bibliographie des römischen und griechischen Rechts. — Exlibris-Verein. — Zeitschrif- ten-Tarif. — Aus dem Zettelpaket. Zum nächsten im Juni d. I. in Budapest stattfindenden Internationalen Verleger-Kongretz haben sich mehrere Bericht erstatter über einige für den Buchhandel äußerst wichtige Fragen zum Worte gemeldet. Wie aus dem in den Fachzeitschriften von dem Kongreß-Vorbereitungsausschuß veröffentlichten Pro gramm ersichtlich ist, nimmtJtalien betreffs der gegen die unmorali sche Literatur zu ergreifenden Maßnahmen und der Einhaltung des Ladenpreises im Musikhandel auf Grund internationaler Ver einbarungen in der Form der Mitberichterstattung teil. Ebenso wird das Thema »Tie Interessen des Verlegers an der Organi sierung von Volks- und Schulbibliotheken«, das bei Verlaut barung des genannten Programms noch keinen Referenten auf wies, von einem italienischen Berichterstatter, und zwar von dem Präsidenten des italienischen Buchdrucker- und Buchhändler-Ver bandes, Comm. Piero Barbera-Florenz behandelt werden. Für die Vorträge über das Bücherformat, die Gründung eines Zentralamtes zur internationalen Verwertung von Über setzungen und die Sammlung und Herausgabe der Rechtsge pflogenheiten im Verkehr zwischen Verleger und Sortimenter haben sich bis zur Stunde noch keine Referenten gemeldet. Die beiden erstgenannten dieser noch freien Fragen haben nur eine verhältnismäßig geringe Bedeutung, während die dritte umfassende Vorstudien und die Kenntnis einer Menge von Rechts füllen zur Voraussetzung hat. In Italien bestehen z. B. ganz eigene Ansichten betreffs des Konditionsgutes, das sich im Besitz eines in Konkurs geratenen Buchhändlers befindet, und die Masse verwalter wie die Richter sind sich hier noch ganz im unklaren, wie man eigentlich das Konditionsgut im Konkursverfahren be handeln soll. Hie und da wird das Konditionsgut anstandslos freigegeben; meist aber verlangt der Masseverwalter, daß der Verleger eine Revindikationsklage behufs Freilassung des Kon ditionsgutes einreichen soll. Ich wurde z. B. in einem Kon kursfalle zu einem Gutachten vor Gericht geladen und mußte dem Richter klarmachen, daß die ä cond. bezogenen Bücher Eigen tum der Verleger seien, auf die die Gläubiger des Gemeinschuld ners gar kein Recht hätten. Das Konditionsgut ist ein dem Buchhändler anvertrauter Wert, über den er zwar frei verfügen kann, aber stets an die Bedingung gebunden ist, den Verleger ent weder zu bezahlen oder das Nichtabgesetzte zurückzuschicken. Diese Auslegung überzeugte Richter und Masseverwalter, und die be dingungsweise gelieferten Bücher des in Konkurs geratenen Buch händlers waren für die betreffenden Verleger gerettet. Der Internationale Verlegerkongreß wird auch über die Einhaltung der Ladenpreise für Mustkalien beraten und einen diesbezüglichen Beschluß fassen. Uns kartellierte Musikalienhändler, die wir an die Satzungen des Musi- kalienverleger-Vereins gebunden sind, läßt diese Frage kalt. Wohl aber müssen wir unsere Stimme laut erheben gegen solche Verleger, die die in ihrem Besitze sich befindenden Opern, die (Fortsetzung aus Seite 5195.)
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