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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.12.1924
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- 1924-12-15
- Erscheinungsdatum
- 15.12.1924
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IY914 «ö6-nblatt f d. Lischt Buchh-nd-I. Fertige Bücher. X- 2SZ. 15. Dezember 1924. «MUMM« mü »ie SlUiiWagk Die Belgischen Akten — Oie Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch — Oie Große Aktenpublikation - Oie ZSwolski Dokumente 0V0. Die Neichsregierung hat erst soeben mit ihrer neuen Publikation russischer Dokumente einen weiteren Schritt ans dem von ihr nunmehr seit 5 Jahren begangenen Wege der Aufhellung de r K r i e g s s ch u l d f r a g e durch planmäßige Veröffent lichung unwiderleglichen D o k u m e n t c n m a t c r i a l s unternommen*). Jetzt nähert sich, mit dem Erscheinen der 4. Reihe der Großen A k t e n p u b l i k a t i o n, auch die Erschließung der deutschen Archive ihrem Ende. Mit dem Fortschreiten des Planes wer den die Umrisse der Grundidee immer deutlicher. Den Anfang der deutschen Publikation machten, im Sommer 1919, die von Oberst a. D. Bernhard Schwcrtfcgcr in fünf Bän den unter dem Titel »Zur Europäischen Politik« herans- gegebenen Dokumente aus den Belgischen Staatsarchiven, deren Material Deutschland während der Okkupationszeit gesichtet hatte. Der Grundgedanke war, aus deu amtlichen Berichten der in Belgien ak kreditierten belgischen Gesandten in den letzten dreißig Jahren vor dem Kriege nachznweiscn, daß gerade, was besonders wichtig war, die belgischen Diplomaten in Berlin die feste Überzeugung von der Friedlichkeit der Außenpolitik der Wilhclmstraße gewon nen hatten, andererseits aber der Politik der Gegenspieler Deutschlands mit größter Besorgnis zusahen. Leider war die Wirkung dieser ersten amtlichen Doknmentcnveröffentlichung keine besonders weit umfassende, weil infolge der bei den Vorarbeiten notwendigen Eile auf die Wieder gabe de rdeutschen Übersetzung der Dokumente verzichtet werden mußte. Ten zweiten Schritt tat die Deutsche Regierung im Winter 1919. indem sic unter dem Titel »Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 191-1« das gesamte in Frage kommende Akten material des Deutschen Auswärtigen Amtes zur unmittel baren Vorgeschichte des Krieges, beginnend mit dem Mord von Sarajewo, ans Grund der von Karl Kantskn getroffenen Auswahl durch den General a. D. Grafen Mar Montgclas und den Uni- versitätsvrosessor Or. Walther Schiicking in vier Bänden hcraus- geben ließ. Zugleich mit dem Entschluß der Herausgabe der Dokumente zur unmittelbaren Vorgeschichte des Krieges wurde beschlossen, das ge samte deutsche Dokuinentenmaterial zur weiteren Vorgeschichte des Krieges, zurnckgreisend bis ans den Zeitpunkt des Frankfurter Frie dens. also von 1911 rückwärts bis 1871, vor der Welt anszubreiten und damit eine ganz große grundlegende Aktion zur Klä rung der K r i e g s s ch n l d f r a g e durchzufübren. Diese Publi kation. unter dem Titel Die Große Politik der Europäi schen Kabinette 1871 1914«. war ursprünglich ans 12 bis 17, Bände geplant. Im Laufe der Bearbeitung des Materials durch die drei Herausgeber. I)r. Friedrich Th i m m e . Professor Ur. Albrecht Mendelssohn Bartholdy und Or. Jobanncs Levsins. wuchs sich dieser Plan in geradezu beispiellosen Maßen ans. Es zeiate sich, daß die Matcriallülle. nachdem man sich nun einmal entschlossen batte die deutschen Karten völlig ans den Tisch zu legen, fast eine Verdreifachung des ursprünglichen Umfanges nötig machte, und es läßt sich beute ziemlich endgültig übersehen, daß die ursprünglich ans zwei bis höchstens drei Bänderreihen geulante Publikation f ü n f Reihen mit insgesamt 40 bis 42 Einzelbänden umfassen wird. Die vierte Reihe wird zur -Hälfte noch vor. znr ande ren Hälfte nach Weihnachten erscheinen, die fünfte und letzte spätestens zum Ostertermin des nächsten Jahres. Die Deutsche Regierung wollte sich aber zur Führung ihres ge planten Beweises in Sachen der Kriegsschnldsrage nicht ans die Druck legung des deutsche n Materials allein beschränken. Es mußte ihr daran liegen, auch das Doku m e nie n matc r i al anderer änderen Ländern zugänglich zu machen. Für die cbemald öfter- r e i ch i s ch - n n g a r i s ch e Monarchie batte dies nach Kriegsende das Staatsamt für Außeres in Wien getan, sp daß sieb für die Kriegs- ansbrnchsperiode das vollständige Material der Mittelmächte zusam- mensügte. Ein überaus wichtiger Dokumentenkomplex aber, der be sonders schwer zugänglich war. obwohl er der Bearbeitung nicht ent zogen. sondern geradezu freigestellt wurde, mußte noch für den von Deutschland gefaßten Plan herangewgen werden: das AltenmateriZ der russischen Archive, von dem die bolschewistische Revolution die Riegel zurückgezogen hatte. Es ergab sich für das Auswärtige Amt die selbstverständliche Aufgabe, das aus den russischen Archiven hcr- vorgegangcne. aber in vielen Publikationen russischer und französischer Sprache verstreute Tokumentenmaterial systematisch zusammenznsassen und in einer den bisherigen deutschen Aktenpublikationen sich an schließenden Gesamtausgabe der deutschen Öffentlichkeit vorzu legen und so auch den Regierungen der ehemaligen Kriegsgegner zur Kenntnisnahme zu bringen. Diesem Ziele dient die neue, von dem Vortragenden Legationsrat im Auswärtigen Amt. vr. Friedrich Stieve. in vier Bänden »Der diplomatische Schriftwechsel IswolskiS 1 9 1 1—1 9 11« mit dem Ergänzungsbande »I s w o l s k i und der Weltkrie g hcrausgegebene Tokumcntcnveröffentlichung. Mit ihr wird ein dokumentarisches Material für die Forschung zngäliglich, das mit voller Deutlichkeit den Gang der europäischen Politik in den letzten Jahren vor dem Kriege kennzeichnet. Während in den bishe rigen Publikationen Deutschland und die von ihm getriebene Po litik im Vordergründe stand, erscheint in der neuen Aktenpnblikation Rußland als .Hauptspieler ans dem politischen Theater, aber in nicht geringerer Deutlichkeit der französische Partner des russischen Reiches. So wird ein großer Teil dessen, was die französischen Archive wohl noch für lange Zeit mit dem Mantel des Schweigens umhüllen werden, offenbar, und das Bild der Vorgänge, die zum Weltkriege geführt haben, rundet sich erheblich. Jswolski. ehemals russischer Außenminister, Schöpfer des Balkanbnndes, Begründer der Entente, übernimmt die russische Botschaft in Paris, und Poincare wird Präsident der französischen Republik. In dem Sichfindcn dieser beiden Hanptakteurc gegen Deutschland keimt die Weltkatastrvphe ans. aus ihrem verhängnisvollen, vom Schicksal gewollten Zusammenspiel ent steht die politische Weltlage, die den Weltkrieg mit Selbstverständlich keit erzeugen muß. Man darf auf die Wirkung dieses neuen Schrittes der deutschen Neichsregierung mit Recht gespannt sein. Natürlich ist eine sofor tige unmittelbare Auswirkung der neuen Publikation nicht zu er warten. Unter einem größeren Gesichtswinkel gesehen, muß und wird aber diese neue Aktion im Nahmen des planmäßigen deutschen Vor gehens von erheblicher Bedeutung werden. Deutschland wird, wenn seine eigene Aktenpnblikation im Frühjahr des nächsten Jahres als Rüstzeug für den kommenden großen Kampf in der Schnldsrage voll ständig vorlicgt. in dem neuen russischen Doknmentenwerk ein Ver gleich s m a t e r i a l von ungeheurer Wichtigkeit gerade fiir die letzte Friede nsperioöe bereit haben und die Klar- planmäßig eröffnen können. Zusammen mit der vorbereiteten neuen Ausgabe der von Bernhard Schwertfeger herausgegebenen belgischen Dokumente, die in 8 Bänden, unter dem Titel »A mtliche Akten- st ü ck e zur Geschichte der Europäischen Politik 1 88 5— 1914«, nnnmebr auch die vollständigen deutschen Über setzungen enthalten wird, wird in der Ostcrzeit des nächsten Jabrcs das veröffentlichte D o k u m e n t c n a r ch i v der deutschen Neichsregierung nicht weniger als 00 gleichmäßig starke Bände umfassen, eine Leistung, die bisher kein Beispiel bat. und die sobald sie beendet ist. auch dem gesamten Anslande Respekt abnötigen wird. Der Verlag aller Publikationen ist die Deutsche V e r l a g s g e s e l l s ch a f t für Politik und Geschichte in Berlin, die sich in den fünf Fahren ihres Bestehens zu einem Spezialverlag diplomatischer Doknmentenwcrke entwickelt hat. Es wird vielfach ein wenig obenhin über die angeblich schwer zu gängliche und darum wirkungslose Aktenmasse der deutschen Regie- rnngsvcröfsentlichungen gespöttelt. Im Laufe der nächsten Zeit wird sich immer deutlicher die wahre Bedeutung dieses ungeheuren un widerlegbaren Archivs der Kriegsschnldsrage Herausstellen, dessen Schaffung in sicherlich nicht ferner Zukunft den Regierungen der Nachkriegszeit zu hoher Ebre ungerechnet werden wird. Und daß die praktische Wirkung nicht ansbleiben wird, darüber kann ein Zwei fel kaum bestehen. Allerdings wird es Sache des ganzen dent s ch c n Volkes sein müssen, sich dieser Rüstkammer historisch-volitischen Wissens zu bedienen und den geistigen Kamps um die Wiederher stellung der deutschen Ebre mit jenem gesicherten Verständnis aller Vorgänge zu führen, das sich nur aus dem Studium der wirklichen Tatsachen ergeben kann. Deutsche VerlaqsaeseltfchM für Politik und Geschichte m. b. H. Berlin W S, Unter den Linden I7/I8
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