12012 Börsenblatt f. d. Dtlchn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 238, 12. Oktober 1S11. Demnächst erscheinen in meinem Verlage folgende Werke: Ein Roman vom Gardasee T von Franz Herwig Oktav. 196 Seiten. Elegant broschiert M. 3— ord., M. 2.— no., M. 1.80 bar und 7/6. In Originaleinband M. 4.— ord., M. 2.40 bar und 7/6. Von Franz Herwig, dessen Name den Literaturfreunden längst vorteilhaft bekannt ist, erschien soeben ein neuer Roman, der in seiner Eigenart auf jeden Leser eine machtvolle Wirkung ausüben wird. Mit einer Meisterschaft, die Be wunderung verdient, wird vor uns die Geschichte eines Palastes am Gardasee emporgezaubert. Der Dichter erlebt in diesem halb zerfallenen Lause ein zartes Liebesidyll — aber nicht nur dies: visionsartig entrollen sich ihm drei erregende Dramen der jungen Menschen, die vorher in diesem Palazzo gelebt: des Herzogs Vicenzo II, Herzogs Carlos mit seinem Liebeshof und des Nosenkreuzers und Goldgräbers Doktor Ghiselli. Die Stunde kommt für alle diese Menschen, in der sie er kennen, daß sie auf falschen Wegen nach ihrem Glücke ausgezogen sind Mit großer Meisterschaft sind diese vier Geschicke ineinander verflochten; der Charakter einer Vision ist so konsequent festgehalten, daß die Erregnis des Lesers sich von Seite zu Seite steigert, bis der Rausch des Erlebens rein und ruhig ausklingt. Was das Buch noch besonders anziehend macht, ist die glänzende Schilderung des Gardasees, dieses von Hunderttausenden von Deutschen jährlich besuchten und bewunderten Sees. Man kann ruhig sagen, daß keinem dichterischen Werk die wundervolle Natur des kleinen Alpensees so bezaubernd entsteigt wie dem von Franz Herwig. „Hört, ihr Herrn, und laßt euch sagen..." Eine Erzählung aus Nheinhessen von Knies Oktav^140 Seiten. Elegant broschiert M. 1.— ord., M. —.70 no., M. —.60 bar und 7/6. In Originaleinband M. 1.50 ord., M. —.90 bar und 7/6. Ein feiner, stimmungsvoller Humor durchzieht dieses Werk, das unaufdringlich, aber vielleicht gerade wegen seiner von Anfang bis Ende gewahrten strengen Objektivität um so bezwingender den Frieden zwischen Protestanten und Katholiken predigt. In der Tat weiß der Verfasser den Standpunkt konfessioneller Unparteilichkeit so unbeugsam durchzuführen, daß man hierin unwillkürlich an ein großes Vorbild, an Henrica von Landel-Mazzetti, gemahnt wird. Man kann nur wünschen, daß der Geist der Versöhnlichkeit, wieder nach vorangegangenen konfessionellen Reibereien der schließlich die Gemüter der Bewohner einer kleinen rheinhessischen Dorfschaft besänftigt, allenthalben in deutschen Gauen, wo solche scharfen Gegensätze zum Schaden unseres Vaterlandes bestehen, seinen Einzug halten möge. Das Werk ist in seiner großen gcmütswarmen Schlicht- heit „ein kunstverbergendes Kunstwerk", wie man einst von Goethes „Hermann und Dorothea" gesagt hat. Der Preis ist außerordentlich niedrig gestellt, so daß man das Kniessche Merkchen wohl nicht nur in Nheinhessen sondern allenthalben bald sehr verbreitet finden wird. Ich bitte höflichst zu verlangen. Konrad W. Mecklenburg, vorm. Richterscher Verlag in Berlin VV. 30. Weißer Bestellzettel anbei!