Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.05.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-05-13
- Erscheinungsdatum
- 13.05.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080513
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190805137
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080513
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-05
- Tag1908-05-13
- Monat1908-05
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
5356 Börsenblatt s. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 110. 13. Mai 1908. liegt der Genfer Druck »Us roman äs ^ziusins« vor, von dem sich ein vollständiges Exemplar auf der Wolfenbütteler Bibliothek befindet und hierin wird der Name Steynschaber de Suinfurt genannt. Er druckte mit einer gotischen, formschönen Schrift, die mit den Charakteren der Mazarin- bibel Ähnlichkeit hat, und scheint recht fruchtbar gewesen zu sein; denn in der kurzen Zeitspanne bis 14>0 sind nicht weniger als sieben Werke von ihm bekannt. In dem ge nannten Jahre oder 1481 übte auch ein Einheimischer, viel leicht ein früherer Gehilfe Steinschabers, die Druckkunst in Genf aus: Louis Guerbin alias Guerbini oder Garbin. Sein erstes bekanntes, 22 Seiten starkes und sehr sorgfältig her gestelltes Werk war des Thomas von Aquin Drastatulus äs arts st vsro moäo prsäieaväi, ein für Geistliche bestimmtes Andachtsbuch. In der Universitätsbibliothek zu Gent befindet sich ein Gaullieur* **) ) unbekannt gebliebenes Kalendarium, dessen Druck gemäß seiner Schlußschrift am 25. Oktober 1472 beendet morden ist. Als Drucker werden dabei Heinr. Wirczburg und Adam Steynschaber genannt. Unter dieser Schrift sind innerhalb eines Doppelkreises die Initialen U. IV. abgebildet; über dem IV, das von dem unteren Teil des U umgeben ist, befindet sich noch ein ä. Wir haben hier das älteste bisher bekannte Genfer Drucker zeichen vor uns. Faksimiliert ist es in dem neu erschienenen Bande der von Paul Heitz ins Leben gerufenen Sammlung von Zusammenstellungen von Drucker- und Verlegerzeichen der verschiedenen alten Druckerstädte.") Mit Recht setzt der Herausgeber für diesen neuen Band in kunstgeschichtlicher Hinsicht ein besonderes Interesse voraus, da er ein Zusammenwirken deutscher, französischer und italienischer Einflüsse aufweist. Unter den 168 Abbildungen von Signeten, die Heitz hier reproduziert, ist eine ganze Anzahl, die auf künstlerische Bewertung Anspruch erheben kann. Im sechzehnten Jahrhundert war die Schweiz der Mittelpunkt informatorischer Bestrebungen nach dem Muster Luthers in Deutschland. Von Zürich aus verbreitete Zwingli die germanisch-helvetische Form der Reformation. Genf wurde die Geburtsstadt ihrer romanischen Form, die sie von Calvin erhalten hat. Seit 1526 war Genf, wenn auch nicht ununterbrochen, die Wirkungsstätte des Südfranzosen Wilh. Farel, der mit begeisterter Hartnäckigkeit eindringlich das neue Evangelium predigte. Mit ihrem Schutzherrn, dem Herzog von Savoyen, und ihrem Bischof lag die Stadt in Fehde. Endlich 1535, nach der vierwöchigen öffentlichen Disputation der Theologen, siegte die evangelische Partei, indem alle Kollegien und Korporationen die evangelische Religion als Staatsreligion annahmen, und Genf wurde, nach der Vereitelung des geplanten Überfalles von seiten des Herzogs und des Bischofs, in der Folge der Mittelpunkt einer puritanischen Religion, die in Calvin bald einen strengen Apostel fand. Diese Umwälzungen mußten natürlich für die stetige Entwicklung der Lebensverhältnisse in hohem Grade störend wirken. Das Jahr 1535, mit seinem Sieg des Protestantismus über den Katholizismus, ist ein Scheide punkt auch in bezug auf /die Buchdruckerkunst geworden. Noch mehr als heute waren damals die Pressen »konfessionell«, und so kann es denn nicht Wunder nehmen, daß die bis *) Vgl. Ütuäss sur lg, tn>ogrg.püis xsoävoiss du XV« an XIX° sisolss st lsö orixillvs äs I'imprirusris Sn Luisss par L.-U. Oaullisur, prok. L l'aeaäämis äs Osusvs. Genf 1855. Die Literatur über den Genfer Buchdruck ist sehr spärlich. **) Genfer Buch-Drucker- und -Verlegerzelchen im 15., 16. und 17. Jahrhundert von Paul Heitz. Straßburg 1908. Gr. 4". 56 Seiten. herigen Drucker das genannte Jahr nicht überlebten, sondern sich vermutlich den Auswandernden anschlossen. Sicher ist dies von dem nicht unbedeutenden Drucker Gabriel Pomar, an dessen Auszug sich Streitigkeiten knüpften. Anderseits aber erwuchs eben der Druckertätigkeit in der Stadt infolge ihrer angesehenen und machtvollen Stellung in dem damals bedeutungsvollen religiösen Leben mancher Vorteil. Die außerordentlich fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit der Genfer Reformatoren, vor allem Calvins selbst, lockte neue Drucker in die Stadt, u. a. die Sprossen der berühmten Pariser Buchdruckerfamilie Estienne, und in heute nicht mehr übersehbaren Scharen verbreiteten sich in der Folge die Erzeugnisse der Druckerpresse von Genf aus. Zum erstenmal machte sich auch eine Art von Preßgesetz nötig, das, nach einer großen Anzahl von kleineren Vorgängern von 1539 ab, am 15. Februar 1560 vom Rat erlassen wurde und selbstverständlich auch eine Zensur vorsah. Das älteste Druckerzeichen, das Heitz nach dem oben er wähnten aufführt, findet sich auf einem Druck des Jacques Vivian aus 1513. Es stellt ein savoyisches Wappenschild dar, das von der stilisierten Helmdecke im Geschmack der Gotik umgeben ist, und es erscheint mir zweifelhaft, ob es als ein Druckerzeichen angesprochen werden darf. Es findet sich auf einem Supplement zu den Statuten des Herzogs Karl II. von Savoyen. Ein Jahr vorher druckte Johann Belot, wahrscheinlich Vivians Vorgänger, die Statuten, auf denen sich nach Gaullieur ebenfalls ein savoyisches Schild, freilich mit anderer Zier, befindet. Das Wappen kommt allerdings auch noch auf einem Druck aus 1532 (Usspsron äs äiseixlivs) vor, hier jedoch fehlt der Druckername und mau weist den Druck gerade deshalb dem Vivian zu, weil er das Wappen zeigt. Indes kann daraus natürlich nicht rückwärts geschlossen werden, daß es eben Vivians Druckerzeichen ist. Das Bedenken wird verstärkt durch den Umstand, daß Jean Belot neben dem erwähnten Wappen eine Druckermarke ver wendet hat, die seine Initialen zeigen*), während das Wappen ebensowenig wie bei Vivian ein persönliches Merk mal an sich trägt. Wygand Köln dagegen, den Heitz für das Jahr 1521, allerdings ohne einen Druck nachzuweisen, anführt, zeigt in seinem ornamentumgebenen Wappenschild zwischen drei Muscheln deutlich seine Initialen. Er war wie die beiden ersten Genfer Drucker ebenfalls ein Franke und der einzige Buchdrucker der Genfer Reformation, der schon im ersten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts dort arbeitete. Sein Sohn Gabriel war ein Schwiegersohn des obenerwähnten Pomar. Mehrfach kommt es übrigens vor, daß eine Marke wandert und daß sie in anderen Drucken als denen des ur sprünglichen Besitzers gefunden wird. So findet sich ein aufrechtstehendes Schwert, von einer oder zwei Fäusten ge halten und mehrfach mit lateinischen oder französischen Sprüchen oder Flammen umgeben, 1540 bis 1554 in den Werken, die bei Jean Gsrard erschienen sind, während es später 1561 bei Jacques Bourgeois und 1580 bei Jean Laon sich zeigt. Dagegen benutzt GSrard, der viele Werke Calvins in Verlag hatte, auch ein Zeichen, mit dem Jacques Bourgeois 1544—62 die Schriften Calvins schmückt, übrigens eine sonderbare Darstellung einer an den Blättern eines Palm baums sich schwingenden Person. Diese Wanderung der Marken kann verschiedenen Ursachen entspringen. Am häufigsten ist wohl die Vererbung der Grund, daß eine Marke auf einen anderen Drucker übergeht. Als z. B. der obenerwähnte Sohn des Wygand Köln gestorben war, heiratete seine Witwe den Buchdrucker Antoine Botton in Annecy, und so *) Bgl. Gaullieur, a. a. O. Tafel 2 Nr. 4.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder