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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Oedakttoneller Teil. ^ 278, 9. Dezember 1920. riger, schädlicher Weise hervorgeirelen; ich erinnere an Eigen brötelei in politischen Dingen, Parteizersplitterung, übertriebenen Partikularismus und Ähnliches. Aber dieser Eigenschaft ver danken wir auch unendlich viel Gutes: das wagemutige Vor dringen deutscher Kaufleute in fernste Länder, von den Zeiten der Hansa an bis 19i4, die Dezentralisation unseres Kultur- und Gei steslebens (im Gegensatz zu Frankreich!) und vieles andere. Ich glaube daher, daß eine psychische Umgestaltung des Deutschen im sozialistischen, anti-individualistischen Sinne nicht möglich sein wird, und daher Halle ich die Voraussetzungen des Sozialismus bei uns nicht für gegeben. Soviel zur prinzipiellen Erläuterung der abweichenden Stel lungnahme zu dieser grossen Frage unserer Zeit. Einen großen Teil des Artikels von Herrn Umbreit bilden, abgesehen von Auseinandersetzungen mit der U. S. P. D., aus die ich natürlich nicht eingehe, seine Ausführungen über die von den Mchrhcitssozialisten gegründeten und geführten Buchhand lungen. Ich kann dazu nur sagen, daß derartige Leistungen mir vom volkswirtschaftlichen, sozialpolitischen und kulturpolitischen Standpunkte aus volle Anerkennung abnöttgen. Nur wundere ich mich darüber, daß Herr Umbieil in diesem Zusammenhänge nicht auf dasjenige cingeht, was den Hauptinhalt meines Artikels ausmachte, nämlich die Schilderung der Gefahren einer Partei- Politisierung des Buchhandels. Herr Umbreit gibt zwar eine Aufzählung der zahlreichen, in den S. P. D. Buchhandlungen ge haltenen Literaturgcbiete, aber er sagt nicht, ob die dort ver triebenen Bücher über Volkswirtschaft, Politik, Geschichte usw. alle geistigen und politischen Strömungen widerspiegeln oder nur eine bestimmte! Ich habe die Gefahr hervorgehoben, die eine Einseitigkeit für jegliche Bildung bedeutet, und darauf erwidert Herr Umbreit bezüglich der S. P. D.-Buchhandlungen mit keinem Wort. Es scheint mir, daß hier der Spruch der Römer anwend bar ist: gui locet, conssiUiro viüetur, wer schweigt, scheint zuzu- stinuncn. Wenn dies der Fall ist, wenn also die bestehenden S. P. D.-Buchhandlungen einseitig im marxistisch-materialisti schen Sinne geführt werden, dann erleidet allerdings meine Hoch- achlung vor diesen Schöpfungen der Partei eine große und schwere Einbuße. Dann erfüllen sie nicht den Zweck, den jede gute Buchhandlung zu erfüllen hat, nämlich: erziehend und bil dend zu wirken. Denn Einseitigkeit erkenne ich als wahre Bil dung nicht an, sie ist Halbbildung schlimmster Art, sie ist übler als Unbildung! Herr Umbrcit meint, mich mangelnder Objektivität und Ge wissenhaftigkeit zeihen zu können, indem er meiner kurzen In haltsangabe des Elberseldschen Artikels (aus der »Sozialistischen Gemeinde-) eine ausführliche Wiedergabe desselben gegenüber- stellt. Ich glaube, mich beruhigt aus das Urteil der Leser des Börsenblattes berufen zu können, ob sie etwa aus dem wört lichen Abdruck von Elberfelds Ausführungen ein anderes Urteil über die von ihm geschilderten sozialistischen Buchhandlungen gewonnen haben, als aus meinen kurzen Angaben; ich glaube nicht! Sagt doch Elberfeld selbst am Schlüsse seiner traurig- amüsanten Beschreibung der dunklen »Buchhandlung- mit Kau tabak und Schundliteratur: »Es gibt viele Buchhandlungen die ser Qualität, viel mehr schlechte als gute. Eine gute sozialistische Buchhandlung ist «ine Seltenheit.- Daß dieser Stoßseufzer nur den unabhängig-sozialistischen Buchhandlungen gelten sollte, ging mit keinen; Worte ans Elber felds Artikel hervor, konnte also von mir auch nicht berücksichtigt werden. Der Vorwurf mangelnder Gewissenhaftigkeit Irisft mich also nicht. Im übrigen werden mir die Leser rechtgcben, daß eine Orientierung übck die jeweiligen Parleiverhältnisse der So zialisten nicht ganz einfach ist, gibt es doch zurzeit neben der S. P. D. eine U. S. P. D.-rcchts und eine U. S. P. D.-links (alla-,: Neu-Kommunisten), ferner eine K. P. D. und eine K. A. P. D. neben weiteren Gruppen mehr wirtschaftlicher oder ideeller Art. »Wer zählt die Völker, nennt die Namen . . - Im Nachwort der »Sozialistischen Gemeinde- zu Elberfelds Artikel hieß es: >-. . . wir meinen, sein Inhalt (nämlich von Elberfelds Artikel) trage dazu bet, die Nommunalisiening (des Buchhandels) mindestens dort ernstlich anzustreben, wo unsere 1418 Vertreter in der Mehrheit und außerdem die nötigen Vorbedingungen für die Kommunalisierung gegeben sind.- Die (von mir gesperrt gedruckten) Worte hatte ich in meinem Artikel fortgelassen, und daraus macht Herr Umbreit mir einen Vorwurf. Rach Herrn Umbreit bedeutet die ser Satz, daß die Kommunalisierung dort anzustreben sei, wo sozialistische Vertreter in der Mehrheit seien, und wo der Buchhandel sozialisier ungsrcis sei. Akzeptieren wir diese Interpretation, obwohl auch andere möglich sind. Dann bezieht sich der hervorgehobene Nachsatz also lediglich aus den Zeitpunkt der -Reise zur Sozialisierung--, ändert aber in keiner Weise etwas an den Folgerungen, die ich aus dem Vorder sätze gezogen hatte. Ich schrieb nämlich: -Also aus Befehl einer sozialistischen Mehrheit im Sladtparlament soll der Buchhandel kommunalisiert werden. . . (und) ... der Kontrolle und dem Einfluß der sozialistischen Mehrheit bedingungslos preisgegeben (werden).-- Bleiben diese Folgerungen etwa nicht bestehen, einer lei, ob man den Zeitpunkt der Sozialisierungsreise in Betracht zieht, d. h. also: gleichgültig, ob man den Nachsatz kennt oder nicht?! Auch diesen Vorwurf Herrn Umbreits weise ich somit zurück. Zum Schluß sei bemerkt, daß ich Herrn Umbreit auf das Gebiet persönlicher Polemik nicht folge. Nenner, Paul: Typographische Regeln und Beispiele. Nach Angaben P. R. gesetzt in der Offizin von C. Brügel L Sohn, Ansbach. Zu gleich : Druckproben dieser Firma. Lex.-8". 40 S. Wohl jede leistungsfähige Buchdruckerei hält Truckproben in Form eines broschierten oder gebundenen Buches bereit, um ihrer Kundschaft einen Überblick über das vorhandene Schriften- und sonstige Material bieten zu können. Die Aufmachung ist sehr verschieden, und danach fällt auch die Bewertung solcher Druckproben aus. Im allgemeinen kann man sagen, das; dem Auftraggeber, namentlich dem Vcrlagsbuch- handel, nicht damit gedient ist, beispielsweise von den Brotschriften nur einzelne Zeilen zu sehen, sondern man will nach dem Eindruck grü nerer Druckslächen, am besten ganzer Seiten, die Wirkung der in Frage kommenden Schriften beurteilen. Dieser Forderung ist in der Schriftenprobe der Firma (5. Brügel K Sohn ganz besonders Rech nung getragen worden. Auf 45 Seiten (Format 18: 26 om) wird eine ganze Anzahl der modernsten Schriften in Form abgeschlossener und umrandeter Druckseiten miedergegeben. Ter Beschauer ist sofort im Bilde, ob die eine oder die andere Schrift für den jeweiligen Druck zweck geeignet ist. Der Satzbau der einzelnen Probeseiten ist muster gültig und entspricht allen billigen Anforderungen. Die farbige Um randung der Tcxtseiten trägt zur gefälligen Wirkung der Schriften wesentlich bei. Eine besondere Note erhält diese Truckprobe aber durch die Beigabe von typographischen Regeln, die von dem be kannten Graphiker Paul Nenner versaßt und zusammengestcllt worden sind. Auf vier Seiten, die den Schriftproben voraufgehen, hat Nenner alles das in knapper Form vorgeführt, was nach seiner An sicht von einem typographisch einwandfrei gesetzten Satz verlangt wer- den kann. Satzanorduung und Nandbreiten sind gleichfalls berück sichtigt worden. Uber: einige Ansichten Renners kann man allerdings anderer Meinung sein. Wenn er sagt, das; der Einzug (der Absätze) n i e mehr als ein Geviert und der Zwischenraum n i e mehr als ^-Geviert betragen soll, so mus; dieser Ansicht entschieden widersprochen werden. Nach den anerkannten Regeln der typographischen Ausschlußwcise hat sich die Größe des Einzugs nach der Formatbreite und der Wortzwischenraum nach dem Schnitt der Schrift zu richten. In letzterer Hinsicht eine Schablone aufzustcllen, ist nicht angängig. Ebenso wird die Ansicht, beim Satzschluß nicht den doppelten Zwischenraum zu setzen, lebhaften Widerspruch finden. Wenn Nenner sagt, daß die lesbarsten Schriftgrade für Bücher Korpus und Cicero sind, so kann man dieser Behauptung nur bedingt zustimmen: es kommt in vielen Fällen weniger ans den Grad als auf daS Bild, bzw. den Schnitt der Schrift an. Es mnß auch der Ansicht widersprochen werden, daß Worttrennungen nach jeder Silbe erlaubt sind. Ein denkender und geschickter Setzer befolgt hier bessere Regeln. Er wird z. B. nicht trennen Allgemeinbe-finden, sondern Allgemein-befinden. Er wird auch nicht trennen lieblo-se, sondern lieb-lose, oder überhaupt diese Trennung, wobei nur zwei Buchstaben auf die nächste Zeile kommen, durch Enger- oder Weiterhaltcn der Zeilen ganz zu vermeiden suchen, um so mehr der Bindestrich (Divis) doch bereits den Raum eines Buchstabens einnimmt. Co ist noch manches in den Regeln Nenners enthalten, womit sich der praktische und auf eine ordnungsmäßige Lehrzeit zurückblickende Typograph nicht einverstanden erklären kann.
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