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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1914
- Strukturtyp
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- 1914-02-25
- Erscheinungsdatum
- 25.02.1914
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- Deutsch
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TSrsenblatt s. d. Dtschn. VuchLandel. Redaktioneller Teil. 46, 25. Februar 1914. gute Reklame bedeuten, die der Geschäftsmann oft mit hohen Sum men bezahlen muß. Sie Missen, daß es unbillig ist, wenn die Künstler sich diese Reklame auch noch honorieren lassen wollen. Daß man gerade in Stuttgart wieder unpraktisch war, läßt sich nicht leugnen. Einen Praktiker, der aus dem gleich warmen Gefühl für diese Nöte und Wünsche der Künstler heraus, wie aus der praktischen Erfahrung hätte wert volle Anregungen geben können, ließ mau in der Grllnderver- sammlung nicht zu Worte kommen, weil er Nicht-Künstler war, während man den Reichstagsabgeordneten Konrad Haußmann, der ja auch Nicht-Künstler ist, eine reichlich lange und recht be langlose Rede halten ließ. Aber die Herren Künstler sind nun mal so. Sonst schimpfen sie auf die großen Namen — die kleinen wenigstens—, während hier ein großer Name ihrer Sache den nötigen Glanz verleihen sollte. Wie man hört, hat die Ver einigung inzwischen ihre eigentliche Gründung vollzogen. Nun bleibt nur zu wünschen, daß, wenn einmal all die Lokal- und Landesverbände sich zu einem Reichsverband zusammengeschlos sen haben — was hoffentlich kommen wird —, sich auch die Wege finden lassen, die besonders für den Verkehr mit dem nun mal doch so notwendigen übel, dem Kunstverleger und Kunsthändler, notwendig sind. Ist Stuttgart somit in diesen Tagen der Schauplatz einer in ihren letzten Ausläufern hochinteressanten Künstlerbewegung ge wesen, so ist diese selbe Stadt auch in den ersten Tagen des De zember um eine Stätte reicher geworden, die gewiß von allen Künstlern, nicht nur den württembergischen, mit gleicher, ungeteil ter Freude begrüßt wird. In ihrem alten ehrwürdigen Hause in der Marienstraße hat die bekannte Hofkunsthandlung Schalter einen Kunstsalon eröffnet, der jeder Großstadt würdig ist, und der für Stuttgart und das ganze wllrttembergische Kunstleben einen nicht hoch genug cinzuschätzenden Faktor bildet. Zehn mit gutem Geschmack und vorzüglichem Licht ausgestattete Räume, dazu eine kleine achteckige Kuppelhalle mit Oberlicht ermöglichen es dem Leiter vr. Schalter, innerhalb gewisser Beschränkungen kleine, aber sehr eindrucksvolle Ausstellungen zu veranstalten, in denen in erster Linie das Schaffen der schwäbischen, darüber hinaus aber auch der nationalen und internationalen Künstler gezeigt werden kann. Eine sehr geschickte Ausnutzung des vorhandenen Raumes ließ eine Flucht von Sälen und Sälchen erstehen, in denen man sich mit Behagen dem Genuß des zeitgenössischen Kunstschaffens aller Richtungen hingeben kann. Besonders die jüngeren Künst ler werden hier eine Stätte finden, in der sich mancher bisher ungestillte Wunsch nach Ausstellungsmöglichkeiten erfüllen lassen wird. Verschiedene schöne Ausstellungen haben inzwischen er wiesen, wie programmatisch man hier in diesem Kunstsalon das angestrebte Ziel verfolgt und wie andererseits das sonst so schwer heranzuziehende Stuttgarter Publikum sich nach und nach er wärmt für das, was ihm bisher fremd war. Besonders inter essant war die Ausstellung des in der letzten Zeit vielgenannten G. A. Pellegrini, dessen Brunnenbild in der Nische am Stuttgarter Ausstellungsgebäude bekanntlich derart beschmutzt wurde, daß es, nachdem nach dem ersten Attentat die Reparatur noch geglückt war, nach dem zweiten doch definitiv entfernt werden mußte. Daß auch in anderen Städten gegen die Kunst gewütet wird, hat man in letzter Zeit wieder mehr als je erfahren. Alles, was über die Kunstvergewaltigung bisher gezetert und geschrieben wurde, hat nichts genützt, vielmehr schwingen nach wie vor der Staatsanwalt und seine Helfer die Geißel über die Kunst und ihre Jünger. Es ist weit gekommen init uns Deutschen, daß wir uns durch Gesetze die Kunst und ihre Freuden verekeln, uns weis machen lassen müssen, daß unsere sittlichen Gefühle verletzt wer den, wo es gar nicht der Fall ist. Aber fast ist es, als sei alles umsonst. Die wenigen, die den Mut besitzen, werden überhört oder totgeschwiegen, die anderen schimpfen zwar im stillen, aber sitzen beiseite und machen sich nicht bemerkbar. Und doch sollte man meinen, wenn einmal die ganze große deutsche Künstlerschaft vom kleinsten bis zum größten, vom armen unbekannten Malers mann bis zur Malerexzellenz aufstehen und in geschlossener Pha lanx ihr heiligstes Recht verteidigen würde, so müßte es möglich sein, dieser mittelalterlichen, geradezu beschämenden und schmach vollen Bevormundung ein Ende mit Schrecken zu bereiten. 314 Will man nach trüben Rückblicken einen Ausblick in die Zu kunft halten, so ist es nicht uninteressant, zu hören, wie besonders die Künstler über die Zukunft der deutschen Kunst denken. Eine Berliner Zeitschrift hat vor einiger Zeit eine dahingehende Rund frage erlassen, wozu die übliche Anzahl Zelebritäten auch ihre Stimme abgegeben hat. So widerspruchsvoll auch die Meinungen sind, so klingt doch fast überall durch, daß die gegenwärtigen Ver wirrungen der Kunstbegriffe uns keine allzu große Sorge zu machen brauchen. Die Hoffnung, daß die Kunst wieder gesunden werde, daß sich das wirklich Gute und Gediegene doch Bahn brechen und den ganzen Futuristenschwindel und seine Abarten über den Haufen werfen werden, wird sich vielleicht schneller er füllen, als man gedacht hat. Die in den letzten Jahren so viel geschmähte deutsche Kunst wird wieder zu Ehren gelangen und das gute, anständig gemalte Bild dem Künstler und Kunstfreund und nicht zuletzt auch dem Kunsthändler zur Freude wieder seinen siegreichen Einzug in das deutsche Haus halten, aus dem es, trotz allen Schmähungen, doch niemals ganz verbannt war. Hoffent lich tragen auch die Leute, die am berufensten dazu sind und pxnen das beste Machtmittel in die Hand gegeben ist, die Museums leiter, das Ihre dazu bei. Daß viel gesündigt worden ist von ihnen, wird man bei aller Anerkennung ihrer Verdienste nicht leugnen können. Vielleicht aber hilft die heftige Gegenbewegung auch ihnen wieder die richtigen Wege weisen, die sie zu gehen haben, um als Leiter deutscher Museen in erster Linie deutsche Kunst zu pflegen. Daß Alfred Lichtwark, der verdienstvolle Leiter der .Hamburger Kunsthalle, so plötzlich gestorben ist, ist in Kunst kreisen lebhaft bedauert worden. Er war eine schöpferische, or ganisatorisch veranlagte Kraft, der besonders Hamburg viel zu danken hat. Jetzt tritt Pauli, der bisherige Leiter der Kunsthalle, ein eifriger Verfechter französischer Kunst, an seine Stelle. Hof fentlich wird der neue Mann in der Zähigkeit der Hamburger ein sanftes, aber nachdrucksvolles Gegengewicht für seine viel leicht allzugrotze Bevorzugung französischer Kunst finden, wie sie aus seiner Bremer Tätigkeit her bekannt ist. Der Posten eines Mu seumsleiters ist heute schwieriger als je, da er versuchen muß, nicht nur Ordnung in das Chaos der vielen auf ihn einstürmenden An forderungen zu bringen, sondern auch den jüngeren sowohl wie den älteren Künstlern verständisvoll gegenüberzustehen. Da muß der Museumsleiter wohl ein gerüttelt Maß von Verantwortlich- keitsgefllhl mitbringen, um, wenn ihm schon eine so monarchische Stellung eingeräumt wird wie in Hamburg, vor allen denen be stehen zu können, die einstmals Rechenschaft von ihm fordern. Daß auch Lichtwark es nicht allen rechtmachen konnte, zeigt sich darin, daß in den Nekrologen über ihn uneingeschränktes, über schwengliches Lob mit dem Gegenteil von Anerkennung wechselte. Das ist freilich der Lauf der Welt, und ganz ungeschmälert werden keines Menschen Verdienste, auch die des größten, nicht bleiben. Für uns aber handelt es sich darum, an einer so wichtigen Stelle, wie es die Hamburger Kunsthalle ist, einen Mann zu sehen, der, von gesundem Empfinden für die deutsche Kunst getragen, seine Ehrenpflicht darin erblickt, ihr ein tatkräftiger Förderer und Hüter zu sein. Daß kürzlich für ein Bild von Rafael, die sogenannte Cow- persche Madonna, der Rekordpreis von 2 800 000 ^ gezahlt worden ist, vermag heute schon kaum noch sonderlich aufzurcgen. Wir sind daran gewöhnt, nehmen es hin und registrieren es als Zeiterscheinung, über die man vielleicht in fünfzig Jahren einmal verzeihend lächeln wird. Auch daß die Pinakothek in München für ein Bild von Manet 75 000 übrig hatte, vermag nicht son derlich zu verwundern. Wohl wäre es zweckmäßiger gewesen, wenn man 75 hungernden und darbenden Münchener Künstlern je ein Bild für 1000 abgekauft und s i e glücklich gemacht hätte, aber das sind alles Wünsche, Utopien, die in unsere Zeit nicht mehr passen. Mit den Geldern des Staates mutz gewirtschaftet werden, hat einmal ein tüchtiger Beamter gesagt. Hier sieht man, in welcher Weise es geschieht. Wenn angesichts dieser Riesensummen, die im Kunsthandel noch immer umgesetzt werden, sich immer wieder Leute finden, die da meinen, inan brauche nur einen großartigen Laden zu mieten, eine Anzahl Bilder in Kommission zu nehmen und nun den Kunstsalonbesitzer zu spielen, so darf man ihnen diese Anschau-
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