4922 >5: 127, 4. Juni 1928. Künftig erscheinend« Bücher. Der wiederentdeckte Goethe! >0! oooooooooi e,Lc/is//rs //r ck, „ OoL-ZVa/«/"' Goethes Farbenlehre Herausgegeben und eingeleitet von Hans Wohlbold Mit den von Goethe angefertigten farbigen und schwarz-weißen Zeichnungen in Originalgröße ;;8 Seilen geh. 15.—, in Leinen 18.50 «Da» Auge ist das letzte, höchste Resultat des Lichtes auf den organischen Körper. Das Augeale ein Geschöpf des Lichtes leistet alles, was da« Licht selbst leisten kann. Das Licht überliefert das Sichtbare dem Auge, das Auge überlieferte dem ganzen Menschen. Da« Ohr ist stumm, der Mund ist taub; aber das Auge vernimmt und spricht. In ihm spiegelt sich von außen die Welt, von innen der Mensch. Die Totalität des Innern und Äußern wird durch das Auge vollendet.' Qoel/re in che, /ch,Le/chechre Warum eine neue Ausgabe? Es existieren bisher zwei Sonderausgaben der Farbenlehre, von Geisteswissenschaftlern besorgt. Hier schafft ein Physiker von Beruf durch eine Einleitung von 12z Seiten (also beinahe ein besonderes Buch) erst die Voraussetzungen für das Verständnis seitens des heutigen Menschen. Das ist aber durchaus nötig, damit diese Wissenschaft des Zusammenschauens dem heutigen analysierenden Menschen verständlich wird. Zum erstenmal aber werden all« GoetheschenFarbentafelninOffsetdruck original treu reproduziert,während sie in derWeimarischen Sophienausgabe nur durch farbige Lithographie annähernd getreu reproduziert werden konnten. Wer ist der Herausgeber? Der Herausgeber hat seinerzeit als hervorragender Fachmann die Aufstellung und Herrtchtung der Goetheschen physikalisch-vptischen Instrumente im Goethehaus zu Weimar übernommen. Er kämpft schon seit Jahren für die Anerkennung der Richtigkeit Goetheschen Sehens in natur wissenschaftlichen Zeitschriften. Goethe denkt durch das Auge! Dar ist das Gegenteil von verstandesmäßigem Theoretisieren; es bedeutet organisch-schauend denken. Goethe erfaßt die Welt als organische Einheit und sieht im Leben des Lichts, das sich als di« Welt der Farben offenbart, dieselben lebendigen Kräfte wirksam, di« er im Leben der Pflanzen wirkend gefunden hatte. So wächst die Farbenlehre organisch aus Goethes natur- wissenschaftlichem Weltbild und aus seiner künstlerisch-religiösen Lebensauffassung heraus. Des- halb wendet sich die Farbenlehre auch an die Künstler, denen es um die geistig« Wirkung der Farben im Kunstwerk, und zugleich an alle, denen es bet der Natur- betrachtung um eine Steigerung des Erlebens und um eine Erhöhung ihres Menschentums zu tun ist. T Eugen Diederichs Verlag