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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1924
- Strukturtyp
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- 1924-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1924
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- Deutsch
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Heilung des Bücher kaufenden Publikums weit mehr, als dies in früheren Jahren der Fall war, durch die Schaufensterreklame erfolgt. Geradezu verheerend ist die Wirkung des grellen Tageslich tes auf die Auslagen der Buchhändler, soweit die ausgestellten Bücher nicht zufällig durch Schutzumschläge geschützt sind. Die frischen und freudigen Farben vieler Einbände verwandeln sich mehr oder weniger schnell in saucige Töne, die mit den ur sprünglichen Farben der Einbandstoffe wenig oder gar nichts mehr zu tun haben. Ebenso ergeht es den auf den Bücherborden aufbewahrten und dem Tageslicht länger ausgesetzten Büchern. Nach Jahr und Tag zeigt sich, daß der Rücken mehr oder weniger stark verblichen ist, während die Farben der nicht dem Licht ausgesetzten Vorder- und Rückseite sich in ihrer Ursprünglich keit erhalten haben. Soweit derartige Bücher alsdann nicht unter Preis, d. h. antiquarisch verkauft werden können, gehen sie als Remittenden zum Verleger zurück und sind oft genug der Ausgangspunkt unangenehmer Auseinandersetzungen zwischen Verleger und Buchbinderei einerseits und weiterhin zwischen Buchbinderei und Leinwandlieferant andererseits. Nun steht allerdings fest, daß mit Ausnahme einiger weniger Farben die unendlich große Skala der für Einbandstoffe üblichen und ver wendeten Farbtöne lichtecht zu färben bis vor einigen Jahren völlig unmöglich war. Die Entdeckung lichtechter Färbemetho den durch die Farbenchemie setzte eine Fülle von Erkenntnissen und früheren Erfindungen voraus, sodaß erst im Jahre 1901 durch Laboratoriumsversuche, die von -einem mit allen Erkennt nissen auf diesem Wissensgebiete ausgestatteten Gelehrten in anderer Absicht vorgenommen wurden, durch Zufall der Stoff entdeckt werden konnte, welcher als Ausgangsstoff für die Fabri kation lichtechter Farben zu betrachten ist. Allerdings war das Werk mit dieser Entdeckung noch nicht getan, denn da der neue Farbstoff nach den bisher geläufigen Färbemethoden nicht die gewünschten Resultate ergeben konnte, bedurfte es noch jahre langer, aufbauender Tätigkeit eines mit allem Wissen und Er kenntnissen ausgestatteten chemischen Forschers, gepaart mit den Erfahrungen des praktischen modernen Färbers, um zu dem glücklichen Endresultat zu gelangen, das unter der Bezeichnung »Indanthren« der Inbegriff für lichtechte Färbung ist. Erfinder und Entdecker der Jndanthrenfärbung ist der vor einigen Jahren verstorbene Direktor der Badischen Anilin- und Sodafabrik Lud wigshafen a. Rh., Herr Professor Dr. Bohn. Der Ausgangs stoff der Indanthren-Farbstoffe bildet das »A-nthracen«, welches ebenso wie die bekannteren Körper Benzol und Naphthalin bei der Destillation von Steinkohlenteer gewonnen wird. Es ist ein unscheinbares weißes Pulver, dem man nicht ansieht, daß es seinerseits wieder den Urstosf für etwa 60 Farbstoffe zurzeit bildet, die alles in den Schatten stellen, was bisher in bezug auf Lichtechtheit geboten werden konnte. Die Lichtechtheit der indanthrengefärbten Stoffe ergibt sich daraus, daß es sich hierbei um eine sogenannte Oxydationsfärbung handelt, bei der also die endgültige Farbe erst durch eine besondere chemische Nachbehandlung der Stoffe erreicht wird, die je nach dem Farb stoff wieder verschiedener Art ist. Nachdem nun die Badische Anilin- und Sodasabrik im Jahre 1922 aus der Gewerbeschau in München eine ausgiebige Propa ganda entfaltet hat, wäre nichts natürlicher gewesen, als daß sich unsere Kalikofabrikanten diese Erfindung zunutze gemacht und dem Buchgewerbe eine Reihe schöner --Indanthren«, also lichtecht gefärbter Einbandstosfe beschert hätten, denn die Mög lichkeit hierzu war ja doch durch die Erfindung gegeben. Doch weit gefehlt, die Kallkofabrikanten hatten mit Maßnahmen der Preisbildung und Ausschaltung der freien Konkurrenz auf dem Kalikomarkte so viel zu tun, daß ihnen für derartige Neuerungen und Fortschritte anscheinend keine Zeit blieb. Erst ganz neuer dings hört man von zwei Firmen, der Textilgcsellschaft Weiß bach und der Firma Landauer in Braunschweig, die einige wenige Stoffe als indanthren gefärbt anbieten. Wo aber bleiben die übrigen Kalikofabrikanten? Wo bleiben die indanthren ge färbten Mattleinen, die Ballonleinen und Linons, die Kanevas- und Dürerleinenstoffe, die Buckrams und dergleichen? Schon beginnt die Nachfrage der Verleger nach indanthren gefärbten Einbandstoffen bei den Buchbindereien sich stärker als bisher.' bemerkbar zu machen. Da aber das Angebot seitens der Kaliko fabrikanten noch minimal ist, wird sich ein gut und fortschrittlich, geleiteter Buchbindereibetvieb unter Umständen von den Kaliko fabrikanten emanzipieren, indem er sich passende Rohgewebe in beliebiger Menge selbst einkauft, diese in den bestehenden. Jndanthrenfärbereien färben läßt und die fehlende Steif appretur und notwendige Leimdichtigkeit durch Kaschieren mit Papier herstellt. Jawohl, meine Herren Ka-Iiko- fabrikanten, auf diese Weise hilft sich be reits eine ganze Reihe von Großbuchstabe- r-eien, und weitere werden es lernen, wenn Sie nicht bald dafür sorgen und Verständnis dafür haben, daß aks Einbandstosfe eigent lich nur unbedingt lichtecht gefärbte Stoffe zur Verwendung gelangen sollten. Gewiß gibt es dabei einige Schwierigkeiten zu überwinden, aber wo gäbe es die nicht? Andererseits gibt es auch eine Reihe gangbarer und beliebter Einbandstoffarben, die in der Skala der Jnda-n- threnfarbe nicht enthalten sind. -Auch ist mir bekannt, daß einige Kalikofabriken Einbandstoffe herausbringen, die wenn auch nicht indanthren gefärbt, so doch einigermaßen lichtecht sind. Auf alle Fälle wäre es sehr wichtig, daß die Kalikofabriken die Lichtechtheit ihrer Fabrikate mehr als bisher sich zum Ziele stecken und demgemäß auch in ihren Muster kollektionen bei jeder Farbe angeben würden^ in welchem Ausmaße man sie als licht- beständig bezeichnen kann, bzw. bis zu welcher Zeitdauer der S o nn e n b e l i ch tu ng Farbver änderungen nicht wahrgenommen wurden- Natürlich müßte man sich auf derartige Angaben verlassen können. Das Beste aber wäre, die Kalikofabriken gingen soweit als möglich allgemein zur Jndanthrenfärbung über, damit eine besondere Einbandstoffklaffe schaffend, die sicherlich, selbst bei etwas höheren Preisen, bald ausschließlich Verwendung im Ein bandgewerbe finden würde, was dann wiederum einen Schritt vorwärts bedeutete. München. Dir. Hermann Nitz. Licht in die Fenster! Von Erhard Wittck. Es ist Abend, ein schon etwas frostiger Novemberabend. Dort,, wo die Bogenlampen fehlen, wo die Lichtreklame und die übrige Be leuchtung eines Großstadtabends eine Lücke läßt, kann man sehen, daß am Himmel Sterne leuchten. Wer eine sehr feine Nase hat, spürt schon etwas von Weihnachten in der Luft. Die Menschen drängen sich froher, die Kinder beraten aufgeregt vor den Schaufenstern, was sie vom heiligen Christ erbitten sollen . . . Ein Tag voll Arbeit ist vor über, und genießerisch trudele ich, die Hände tief in den Manteltaschen, die Hauptstraße hinunter, lasse mich vom Strom der Menschen treiben und überlege auch schon: »Na, was kannst du denn- diesmal für deine - Freunde zum Weihnachtsfest finden? Was kannst du für dich selbst dir wünschen?« Zuerst natürlich ein Buch — aber welches? Nun —: warten wir bis zur nächsten Buchhandlung. — Da ist schon die Deutsche Bank, gleich bin ich-am Schaufenster meines Freundes X, der immer die gepflegten Auslagen hat. Sicher habe ich da eine Anregung. Weiter lasse ich mich treiben, schon stehe ich vor dem Hause der Buchhandlung. O weh, — die Fenster sind dunkel, kein Buchtitel ist zu erkennen, nur in großen Umrissen sieht man den Aufbau der Auslagen, und man sieht auch, daß sie wieder einmal recht geschickt und geschmackvoll aufgemacht sind. Welche Müh« und Sorgfalt wird- hier regelmäßig auf die Dekoration verwandt, wie wirkungsvoll ist jedes neue Fenster, stets ist eine Überraschung da, eine neue Farbe, ein neues selbstgezeichnetes Schriftplakat, eine verblüffende Anord nung . . . Aber was nützt all die ausgewandte Mühe: dasF e nst e r ist nicht beleuchtet! Weiß Freund X nicht, daß am Tage ein Großteil der Buchkäufer keine Zeit für Schaufenster hat, daß die Mittagsstunden kurz bemessen sind und daß zu dieser Zeit jeder so schnell als möglich zur Krippe will? Abends, wenn die Arbeit getan ist, wenn man halb müde, balb erlebnisbereit durch die Straßen schlendert, ist bei de» meisten Men- 2286*
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