1206 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 32, 9. Februar 1914. ^Verlag flir-^.lN'crarui' und o^unt^ Am IZ. Februar wird ausgegeben: Francis de Pressensö Die Greuel in den russischen Gefängnissen Rede, gehalten am 13. Februar 1913 zu Paris Deutsch von Sophie Ryß Mit einem Geleitwort von Alfred Kerr Broschiert 40 Pf. H>or etwa SO Jahren sprach das englische Parlament dem damaligen Mitglied der konservativen Partei Gladstonc, der "O die Greuel der italienischen Bagnos in seiner berühmten Rede brandmarkte, seinen Dank aus, daß er es „für möglich gefunden, Leuten zu helfen, die sich unter einem barbarischen Regime befanden". Derselbe Dank, noch vielmals verstärkt, gebührt dem vor kurzem verstorbenen Vorsitzenden der französischen Liga der Menschen- und Bürgerrechte, Francis de PresscnsL, dessen am IZ. Februar I-IZ gehaltene Rede über die Greuel in den russischen Gefängnissen einen flammenden Appell an das Gewissen der gesamten Kulturmcnschheit darstellt. Es erscheint wie ein Mahnruf von jenseits des Grabes, wenn man jetzt die Anklage dieses Wahrheitssuchers und Kämpfers liest. Nichts hat sich an den Greueln, die Presscnse mit ungeheuerer Lebendigkeit und erschütternder Wucht schildert, geändert. Noch heute sind Tausende von Männern und Frauen im großen russischen Reiche ihrer politischen Überzeugungen willen geschmäht und geächtet, noch heute sind Unzählige von ihnen in den „Totenhäusern" der „Katorga", in den Ciswüsten Sibiriens nicht nur allen erdenk lichen Leiden und Entbehrungen, sondern auch einer Behandlung preisgegeben, in der sich alles vereinigt zu haben scheint! asiatische Grausamkeit und unersättliche Rachsucht, echt russische Brutalität und kühl abwägendc Niedertracht. Liest man die auf unanfechtbarem Quellenmatcrial aufgcbaute Anklagerede Pressensts, durchblättcrt man die im Anhänge abgcdruckten Briefe der politischen Gefangenen, die den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben, so muß man dem Autor recht geben, daß das heutige russische Zuchthaus für die politischen Gefangenen „unvergleichlich schlimmer, qualvoller, unerträglicher" ist als — der Tod! Am Schluffe seiner Rede wendet Presscnse sich nicht nur an die grundsätzlichen Gegner des heutigen Regierungssystcms in Rußland, sondern auch an alle, die die Fortdauer der russischen Autokratie wünschen! „Wenn ihr" — ruft er diesen zu — „noch eine Spur von Liberalismus in euch tragt, oder wenn ihr auch nur aufrichtige, gewissenhafte Konservative seid — ihr Liberalen könnt und dürft eure Grundprinzipien nicht preisgebcn, die das Wesen eurer Welt anschauung ausmachcn, und ihr Konservativen könnt und dürft nicht zulaffen, daß eine verlogene Ordnung sich auf die systematische Verletzung des Gesetzes gründet. Ich hoffe" — schließt er seinen ergreifenden Appell — „daß bald die Stunde schlägt — bald, keinen Aufschub mehr! —, wo wir endlich das Erwachen des Gewissens und der Vernunft der zivilisierten Welt erleben. Cs ist wahrlich Zeit." Wir haben den Preis der Broschüre trotz guter Ausstattung so niedrig wie möglich angesetzt, um ihr die aus menschlichen Gründen wünschenswerte große Verbreitung, die kaum groß genug sein kann, zu sichern. Wir bitten umBestellung vonPartien und reihenweises Auölegen derBroschüre in den Schaufenstern und auf dem Ladentisch. Bezugsbedingungen: In Kommission ZO Pf. Bei Barbezug: 1 bis 9 Exemplare je ZL) Pf. .. .. 28 IO „ 49 50 „ 99 ab ISO 26 2Z Albert Langen, München