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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1926-08-10
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1926
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- Deutsch
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^ 184, 10, August 1926, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. gerüste, Hochöfen, Halden, Fabriken an Fabriken, Sind wir an der Ruhr?! Doch nein, die grünen -Berge grüßen zu nah, soviel Wald dabei, Getreidefelder und saftige Wiesen, Brot und Eisen, so nahe beisammen. Das ist das Saarland, Barhäuptig und im Frack empfangen uns in Saarbrücken die Kollegen auf dem Bahnhof und führen uns in das in der Nähe liegende Hotel, das, mit Fahnen geschmückt, schwarzrotgolden und blauweiß, letztere die Farben des Saarlandes, uns aufnimmt. Draußen prangt ein großes Schild in lebhaften Farben, der Öffentlichkeit verkündend, daß hier deutsche Buchhändler tagen. Von freundlicher Hand wird jeder der Teilnehmer mit einem Sträußlein von Kornblumen und weißen Nelken geziert. Nun an die Arbeit, noch schnell eine Vorstandssitzung, denn am Abend kommt der Empfang der Teilnehmer durch das Stadt oberhaupt im Rathause, Zuvor eine ganz kurze Erholungspause, Mit dem frisch erworbenen Frankenreichtum war alles -schnell verschwunden, um durch einen kühlen Trunk sich von der Hitze der Bahnfahrt zu erholen. Die Pause ist schnell verstrichen, die Sitzung beginnt, doch zwei Herren aus dem äußersten Westen, sie fehlen auf ihren Plätzen, Man sucht sie, und siehe da, als tüchtige Sortimenter hatten sie gleich zu rechnen begonnen und gefunden, daß Kaviar und französischer Sekt in Saarbrücken so spottbillig, billiger als bei uns Hering und Pellkartoffeln sind, und nur grollend ließen sie sich in der Ausnutzung ihrer Entdeckung stören. Doch der Vorsitzende waltete seines Amtes, die Arbeit darf nicht darunter leiden. So wird denn für -den morgigen Tag besprochen, was noch zu besprechen ist, Anträge an den Vorstand und Aufnahmegesuche erledigt, Kassenvoranschlag und Jahresbericht durchgeprüft, und dann schlägt die Stunde zum festlichen Empfang auf dem Rathause, Im Prunksaale, wo sich inzwischen eine größer« Zahl von Ver sammlungsteilnehmern von außerhalb sowie die Saarbrücker Kol legen mit ihren Damen eingefunden hatten, begrüßt uns Herr Bürgermeister Neikes, in feinen Worten der Eigenart des Buch handels und der politischen Situation gerecht werdend und die Gäste der Stadt ehrend, Herr -Röder dankt und bittet um Wohl wollen und Schutz für den Buchhandel durch die Behörden, Nach ihm spricht der Vorsitzende der Handelskammer Saarbrücken, Buch als Ware und als Geistesprodukt würdigend und -wirtschaftlich analysierend. Ihm dankt der Vorsitzende, Ein kurzer, aber sehr eindrucksvoller, feingestimmter Festakt, nach welchem uns der Herr Bürgermeister selbst durch die Räume des Rathauses zum Rats keller führt, Reich, schön und gediegen sind sie ausgestattet, die Raume dieses Rathauses, der Hauptsitzungssaal und Kreistagssaal sind Sehenswürdigkeiten, Im Prunksaal des Ratskellers, er hat viele Säle und Wirtschastsräume, ist -ein Festbankett her-gerichtet. Was an edlen Weinen in Deutschland und in Welschland -wächst, ist auf der Karte vertreten, und Speisen in reicher Wahl und bester Zubereitung zu Preisen, die immer wieder zum Umrechnen von Franken in Pfennige verführen und baß Erstaunen und Eß- lust erwecken. Herrlich in Farben ausgemalt ist der Saal nach der neuen farbenfreudigen Art mit neuartigen Beleuchtungs körpern, Magischer Schein umgibt uns, exotische Blumen und Ranken sind in -leuchtenden Farben an -die Wand gezaubert, und bald durchzieht mit den Geistern -des edlen Weines die -Seelen der Festteilnehmer etwas von dem Leuchtenden, das sie um sich sehen, im Unterbewußten sich wandelnd in Sehnsucht und Frohsinn, Schon bald war das Stadtoberhaupt still entschwunden, aber lange hielt die Anwesenden der eigenartige Reiz gefangen, und »manch -Sternlein hat tief in -den Wolken gezecht«. Zur festgesetzten Stunde am Sonntagmorgen ertönt die Schelle des Vorsitzenden, die Tagung zu eröffnen, -Begrüßungsansprachon, -so wie sie üblich sind. Dann erhält der Syndikus der Saarländer Buchhändler, vr, Wildt, das Wort, Volkswirtschaftlich geschult, -spielend -die Kunst der klaren Rede meisternd, hält er uns einen Vortrag über die -wirtschaftlichen Ver hältnisse des Saarländischen Buchhandels, Die geistige Nahrung des -Saarlandcs ist und bleibt das deutsche Buch, Durch -alle Hemmnisse hat sich dies fraglos durchgesetzt. Doch der Buchhandel leidet. Er erfährt -doppelt die Schrecknisse -der Inflation, Zuerst mit der Mark, dann nach Einführung der Fvankenwährung fühlt 990 er auch diese Wanken und versinken. Nun kommt zwiefache Gefahr, Einlauf in fester Währung, Verkauf in schwindendem Geld, Ver pflichtungen in Goldwert, demgegenüber Frankenkredite fehlen. Damit nicht genug: auch die Zollgrenze sucht noch zu -schaden, wo sie kann, -Bücher sind zollfrei, aber man hat einen Ausweg gefunden. Auf jedes Buch im Werte von -mehr als zwölf Gold mark wird eine hohe Luxussteuer erhoben. Dazu noch so vieles mehr. Trotz allem, wir Saarländer dauern aus, -Sagt es denen im Reich, sagt's den deutschen Verlegern, die uns ja in manchem schon entgege-nkommen, Die Worte klingen aus in einem Treue bekenntnis zum deutschen Vaterland«, zur deutschen Seele, zum deutschen Buch, Reicher Beifall lohnt den glänzenden Redner. Dann kommt der Jahresbericht, der später abgedruckt wind, daraus Kassenbericht und Vorstandswahl, Alles schnell und glatt erledigt. Hierauf hält Herr Generaldirektor vr, Heß einen einftündigen Bortrag über di« Lage im Buchhandel, Zu nächst kennzeichnet er kurz und übersichtlich die Wirtschaftslage in Industrie und Handel an der Hand der Ergebnisse der Kon junkturforschung und -der Untersuchungen wirtschaftswissenschaft licher Institute. Dann geht er den Rückwirkungen nach, -di« sich mit Bezug auf den Buchhandel ergeben, Kapitalmangel, Absatz krise, Mehrproduktion im Vergleich zu den Friedenszahlen, Wo ist cinzusetzcn, wie kommt Abhilfe? Welche Aussichten haben wir für die nächste Zukunft? Wie müssen Verlag und Sortiment sich einstellen, um gemeinsam die Schäden zu überwinden und durchzuhaltcn? Wissenschaftliche Forschung sucht so der Praxis zu dienen, und -der Börsenverein, der uns -den Mann gesandt -hat, kann sich mit Beruhigung sagen, daß er nicht zurücksteht an -wissen schaftlicher Durchdringung -der Wirtschaftsnotwendigleiten des deutschen Buchhandels, Reich an Erkenntnissen waren die Darlegungen des Herrn vr, Heß, eine -Anstrengung für Redner und Hörer, fast zu viel bei der drückenden Gewitterschwüle, Doch man folgte ihm mit Spannung und voll Dank, Ter Rest der Tagesordnung ist dann auch bald bewältigt, und gegen 214 Uhr kann der Vorsitzende die Verhandlungen mit Dank an die Redner und dis Teilnehmer schließen, Ilm 3 Uhr versammeln wir uns wieder zum Festmahl, »Ein gar fcyerlich Festimbs zu Saarbrück«. Den 8, Sonntag socrso lüiuitatis geschahen! diß Ding in einer fürnehmcnd Herberg, so man latills Excelsior nennet, in der Teutschen Westschanz, des 18, Heumonds u-nuo Domini 1926, So beginnt die in kräftiger alter Sprache abgesaßte Be schreibung der Genüsse, die uns die Tafel bringen soll. Es würde einen zu großen Raum wegnehmen, in gegenwärtigen schweren Zeiten auch nicht löblich sein, wollte ich zum Neide der Zunft genossen, die dies lesen, das ganze Schriftstück in seiner schönen Sprache hier abdrucken mit der Beschreibung all der Herrlich keiten, die der Eifer unserer Gastgeber uns aufgetischt hat. Nicht vergessen will ich jedoch, den Wein ganz besonders zu rühmen, itsm von deutscher Traube an der Saar gewachsen, »hochge-lobt von Heid und Christ«, der Zunftgenossen vieldurstig Herz zu tränken, sehr reichlich geflossen ist, Tafelred-en zu hören ist Wohl langweilig, beim Mahle auch manchmal störend, noch schliinmer ist's, -in einem Bericht Gedrucktes über sie zu lesen, Drum will ich die vielen Begrüßungsreden und die Namen der Redner milde verschweigen. Doch siehe, aus -dem Kranz der Zunftgenossen er hebt sich ein Fremdling und klopft ans Glas, In der Versamm lung wurde er nicht gesehen. Nicht freundlich lauschte mein Ohr, Dieser gute Longuicher Kirchberg, und da soll -man noch eine Rede hören, Dach horch, er spricht wahrhaftig gut, und wie bescheiden er sich vorstellt. Nein, Buchhändler bin ich nicht, Hab' aber -die Bücher -lieb, bin der Pastor an der -St, Johann-iskirche, Die Buchhändler -hier am Ort, ich kenne -sie alle, sind alle meine lieben Freunde und haben mich alle gern, -drum sie mich gebeten haben, nun auch bei ihrem Fest dabei zu sein. Gerne bin ich ge kommen, denn ich nehme es für mich in Anspruch: zum Buchhandel gehöre ich auch. Und nun kam -der Glanzpunkt unserer Tagung, Wie Tyrtaios die Spartaner, so hat er seine Zuhörer hingerissen, Leid hat mir nur getan, daß der Große Sender die Rede nicht rundgefunkt hat durch ganz Deutschland, wie bei unserer Befrei-
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