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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.11.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-11-28
- Erscheinungsdatum
- 28.11.1924
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- Deutsch
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Hand nimmt und daß -das Interesse, ganz abgesehen von der schlechten Konjunktur und der hiermit verbundenen Geldknapp heit, hierdurch zersplittert und in gewisser Beziehung so nach und nach ganz lahmgelegt wird. Wenn wir nun unsere Ge samteindrücke hier kurz zusammenfassen, so müssen wir zu dem Ergebnis kommen, daß die Messen bei regem Besuche immerhin als Propagandagelegenheit nicht zu unterschätzen sind, daß die Leipziger Messe hierin immer noch weit an der Spitze steht und von den anderen Messen nicht erreicht wird und nie erreicht werden kann. Um einen regen Besuch in Zukunft zu sichern, ist eine durchgreifende Herabsetzung sämtlicher Messe spesen, sowohl für den Aussteller als für den Einkäufer, eine unbedingte Notwendigkeit, da sich nur hierdurch das Messe wesen auf der Höhe halten kann. Was nun die Kantate- Messe anbetrisft, die wir stets besucht haben, so halten auch wir diese für die a l l e r ll b e r fl üs s i g sie von allen und einen Besuch derselben nur für reine Zeit- wie auch Geldver schwendung.« Herr Georg W. Dietrich zu München hat sich ein gehend über die Meßfragen geäußert, wofür ihm besonderer Dank gebührt: »1. Die Spesen des Meßaufenthaltes könn ten sehr wohl im Verhältnis zu dem erzielten Nutzen stehen, wenn das Meßamt auf den unverhältnismäßig hohen W e r b e - beitrag verzichten oder diesen mindestens in entsprechenden Grenzen halten wollte. Lächerlich ist es, daß nahezu 60^ der Miete nochmals als Werbebeitrag bezahlt werden mutz. Die Organisation des Buchhandels ist eine derartige, daß jeder Be rufsgenosse aus aller Herren Ländern genau weiß, an welcher: Verleger er sich zu wenden hat, wenn er Auslandsauflagen zu kaufen wünscht. Ich denke hierbei zunächst einmal an das Bilderbuch und das illustrierte Buch, das Wohl mit am meisten in fremden -Sprachen erscheint. Die Werbung des Messeamtes bringt nicht einen einzigen Käufer in unser Metzhaus, weder einen Ausländer noch viel weniger aber einen deutschen Berufs genossen; diese Leute wissen ganz genau, wo die Verleger zu finden sind. Die Hotelzimmer-Preise find an sich nicht mehr hoch zu nennen, warum aber die Stadt Leipzig noch immer die Beherbergungs- oder Wohnsteuer, die jetzt auch in Berlin fällt, nimmt, ist unerklärlich. Daß gar der Plast besteht, die Messe um mehrere Tage zu verlängern — womit wahrschein lich noch der Zwang, für die ganze Dauer der Messe auszustellen, verbunden sein soll —, kann zu einer Beschickung nicht ermuntern. Es ist ein ungerechtes Verlangen, daß der Aussteller so lange anwesend sein muß, als die Messe dauert, auch wenn er wenige oder gar keine Geschäfte macht. 2. Neue-Verbindungen sind durch die Messe sicher lich gewonnen worden. Gerade Kollegen aus Kleinstädten, in die der Reisevertreter gar nicht hinkommt, waren diesmal zur Herbstmesse anwesend und haben verhältnismäßig gut bestellt. Der Buchhändler der Kleinstadt, der seinen Beruf ernst nimmt, will Gelegenheit haben, die Neuigkeiten des Buchhandels zu sehen, und nicht nur auf hochtrabende Ankündigungen hin, die oft im Gegensatz zu dem Gebotenen stehen, bestellen. — Für den Bilderbuch- und Jugendschriftenverlag — auch wenn er wie' ich nur an Firmen, die dem Buchhandel angeschlossen sind, verkauft — hat die Messe noch immer soviel Aufträge gebracht, daß die Kosten wenigstens gedeckt wurden. Leider aber wird auch vielfach seitens der Aussteller zu wenig Wert auf die Messevertretun g gelegt; es genügt wirklich nicht, daß man eine Persönlichkeit zur Entgegennahme der Aufträge an den Stand stellt; daß aber dieser -Vertreter nicht -in der Lage ist, bestimmte Wünsche der Kollegen sofort zu beantworten, verhindert manches geschäftliche Zusammenkommen. Der Vertreter muß auch mit den inneren Verhältnissen des Ver lages vertraut sein und jede berechtigte oder unberechtigte Klage vertreten können. Die persönliche Anwesenheit auf der Messe hat mir z. B. manche angenehme und Erfolg bringende Ver bindung gebracht; Nicht nur durch einen einmaligen Auftrag, sondern auch durch deren Nachwirkungen, die eben auch noch auf das Konto der Messe zu schreiben sind. Manche Vereinbarungen über die Veranstaltung eines Sonderschaufensters haben beste Erfolge gebracht und zu besten Dauerverbindungen geführt. Durch das persönliche Kennenlernen auf der Messe ist mancher ungünstige Eindruck eines Kollegen, verursacht durch mißverständliche Korrespondenz, in das direkte Gegenteil ge wandelt worden. Aus all diesen Gründen müßte die Messe ge halten werden. Die Messe in Frankfurt sollte von keinem Verleger mehr beschickt werden, sie ist vollkommen überflüssig für den Buch handel. Was die Messe zu Köln anbelangt, so kann ich über deren Wert nicht urteilen. So überflüssig wie die Frankfurter Messe ist auch die K a n t a te - B u g r a - M e ss e. Leider ist diese Messe überflüssig, denn gerade die »führenden Köpfe der Huchhändlerischen Vereine finden oder wollen nie Zeit fin den, die Bugra zu besuchen. Es wirkt direkt verhöhnend, wie wenige der vielen Kantate-Besucher das Meßhaus überhaupt -besuchen! Es sollte Ehrenpflicht Mes zu Kantate in Leipzig anwesenden Sortimenters sein, auch der Bugra etwas Zeit zu widmen und dort Bestellungen zu Machen oder sich wenigstens -über die Neuerscheinungen zu orientieren. Schreien doch so viele Sortimenter ,Das Buch gehört nur in den Buchladen', finden es aber nicht für notwendig, eine eigens für sie ge schaffene Veranstaltung zu besuchen. Dieser Mitzstand muß ein mal ganz deutlich im Börsenblatt ausgesprochen werden. So wie die Kantate-Bugra-Messe seither war, hat sie kein Recht auf weiteres Bestehen und ist vollkommen überflüssig! Vielleicht aber wäre dem abzuhelfen, indem zwischen die Tage der Ver handlungen ein Tag eingefchoben würde, an dem keinerlei Sitzungen stattfinden, sodaß der Sortimenter die faule Ausrede, daß kein Tag Zeit lasse, die Messe zu besuchen, nicht mehr ge brauchen kann. Wie billig ist es doch für den Sortimenter, gerade während Kantate die Messe zu besuchen; die meisten Kollegen leben in diesen Tagen von -ihren mehr oder minder hohen Diäten bei freier Fahrt, haben also nicht einmal be sondere Kosten für ihren Messebesuch. Und damit komme ich zu Punkt 3: Die Börsenblattredak tion müßte hier einmal eine etwas deutlichere Sprache über die moralischen Pflichten des Sortimenters führen, nicht nur einmal, sondern immer wieder. Aber auch der Aufenthalt im Meßhaus sollte nach Möglichkeit menschenwürdiger gestaltet werden. Ist eh schon an und -für sich kein Genuß, während des ganzen Tages bei künstlichem Licht im Meßhaus stehen zu müssen, so wird der Aufenthalt durch die ganz miserable Luft darin noch unerträglicher. Sämtliche Lüftungsfenster sind mit mehr oder weniger wichtigen Plakaten verhängt und können nicht geöffnet werden. Die Luft in diesem Raum ist direkt gesund heitsschädlich. Der stinkige Zigaretten-, Pfeifen- oder Zigarren qualm, dazu die Ausdünstung der durchströmenden Marine- (Seh-)leute, dazu die notorisch schlechte Leipziger Luft machen, wie bereits gesagt, den Aufenthalt im Meßhaus zur Qual; selbst wenn das Meßhaus früher nicht für den heutigen Zweck erbaut wurde, so könnte bei etwas gutem Willen die Lüftung sehr wohl verbessert werden! Noch vieles wäre über die Messe und deren Verbesserung zu sagen, aber mir fehlt heute die Zeit dazu, um Meine Ausführungen noch zu erweitern. Werden aber die gerügten Mihstände berücksichtigt, so wird viel gewon nen sein.« Aüs Stuttgart liegt uns noch folgende Äußerung vor: »Ich darf wohl sagen, daß ich einer der ältesten Aussteller bin und die Messe schon seit -etwa 30 Jahren besuche, während die Bugramesse ja erst eine jüngere Erscheinung ist. Ich habe mich seinerzeit entschlossen, die Messe nicht der Bücher wegen zu beschicken, sondern um mir weitere Absatzgebiete für meine Ge sellschaftsspiele zu suchen. Diese habe ich auch gefunden und sogar recht angenehme Verbindungen mit dem Auslande ange knüpft. Mit dem Verkauf der Bücher in Leipzig war es von jeher eine schlimme Sache. Buchhändler zeigten sich überhaupt nicht, doch haben die Einkäufer der Warenhäuser hie und da ganz erfreuliche Bestellungen gemacht. Ich stelle nicht m der Bugramesse aus, habe vielmehr schon seit Jahren ein sehr schönes Meßzimmer im Meßhaus »Drei Könige«, einige Schritte von der Bugramesse entfernt, in der Größe von 36 Quadrat metern gemietet. Trotzdem hat sich seit Bestehen der Bugra messe noch nicht ein einziger Buchhändler zu mir verlausen!
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