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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-02-14
- Erscheinungsdatum
- 14.02.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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1668 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 37, 14. Februar 1913. So schmeichelhaft auch für die Redaktion der Einfluß auf die Entschließungen des Herrn Weller sein könnte, so ist seine Behauptung doch schon deswegen unwahr, weil er bereits seit Jahren mit ähnlichen Offerten krebsen gegangen ist. Ihm hat nur die Auseinandersetzung über eine internationale Übereinkunft gegen die Schleuderei erwünschten Anlaß geboten, alten Wein in neue Schläuche zu füllen und sich seinen Kunden und denen, die es werden sollen, erneut ins Gedächtnis zu rufen. Was aber die von uns angeblich vertretene Ansicht betrifft, so ist sie offenbar aus Ausführungen in unserer Entgegnung aus die Einsendung des Herrn Paulus Müller in Amster dam in Nr. 273 des Jahrg. 1912 zusammengeschweißt, in denen wir darauf hinwiesen, daß das Buch nicht der einzige Artikel sei, der nach dem Auslande billiger als im Jnlande ge liefert werde, daß vielmehr das Ausland auf allen Gebieten der freien Konkurrenz überlassen sei, da alle Versuche einer einheit lichen Regelung an der Ungleichheit der Stärke der beruflichen Organisationen, wie der Verschiedenheit der Gesetzgebung der einzelnen Länder und der dadurch bedingten Schwierigkeit der Durchführung vertraglicher Bestimmungen innerhalb der ver schiedenen Rechtssphären gescheitert seien. Daß wir so gut wie Herr Wetter einen Zuckerhut oder einen Sack Getreide von einem Buche unterscheiden können und nicht im entferntesten damit eine Gleichartigkeit oder Gleichwertigkeit dieser Produkte behorchten, sondern nur darauf Hinweisen wollten, daß selbst wenig oder gar nicht differenzierte Artikel trotz mächtiger Preiskartelle im Jn lande demselben Schicksale auf ihrem Wege ins Ausland ver fallen wie das Buch, geht aus dem nachstehenden demselben Ar tikel entnommenen Satz hervor: »Auch das deutsche Buch steht in Konkurrenz mit den Erscheinungen des ausländischen Bücher markts, und wenn nach unserem Dafürhalten auch hier die Billig keit nicht den Ausschlag gibt, so verwischen doch die tatsächlich aufgewandten Spesen oder, besser gesagt, das, was jeder darunter versteht und berechnet, die im Jnlande geltenden Preise derart, daß es fraglich erscheint, ob eine internationale Preisfestsetzung überhaupt ini Interesse der Beteiligten liegt.« Und heute will uns fast scheinen, als hätten wir an Herrn Wetter gedacht, als wir den Satz niederschrieben, daß die mangelnde Rechtsgültigkeit einer internationalen Preiskonvention nur dem Ansehen der kar tellierten Organisationen schaden und denen Vorteile bieten würde, die sich moralisch nicht für gebunden erachten, sobald sie wissen, daß ihnen gesetzlich nicht beizukommen ist. Das weiß auch Herr Weller oder müßte es doch wissen, und man kann nur die Naivität bewundern, die er bei uns durch die Zu mutung voraussetzt, daß wir seine Geschäftsreklame in der ihm genehmen Form im Börsenblatt abdrucken sollen. Denn wenn der Mensch auch kein Glaskasten ist, so hält es doch hier wahrhaftig nicht schwer, zu erkennen, worauf dieses Manöver abzielt. Ausgerechnet Herr Wetter kann die Preisschleuderei nach dem Auslande nicht mehr mit ansehen und will sich, da er nirgends Recht mehr finden kann, nunmehr sein eigenes Recht suchen. Vielleicht nicht einmal so sehr um seinetwillen als im Interesse seiner armen bedrängten Kollegen im Auslande. Er selbst hat's ja, wie er wiederholt zu verstehen gegeben hat, nicht mehr nötig und kann sich infolgedessen den Luxus erlauben, jede Preisunterbietung mitzumachen. Wer etwa annehmen wollte, daß es ihm dabei auf eine Erweiterung seines Kundenkreises auf Kosten der anderen ankomme, irrt sich: ihm ist es lediglich um die Erziehung des Börsenvereins zu einer internationalen Konvention gegen die Schleuderei zu tun, darum, daß den an deren geholfen wird. Und das kann nach seiner Meinung — und Herr Wetter hat von jeher etwas auf seine Meinung ge halten — nicht anders geschehen, als daß er ihnen die Bestellungen abjagt und sie selber, gleichviel zu welchem Preise, ausführt, und zwar von Rechts wegen. Eine Absicht wird sich immer schwer beweisen lassen, obwohl erst sie eine Handlung gut oder böse macht. Wer will dem Fuchs bestreiten, daß er ehrlich handelt, wenn er die Hühner vor dem Marder warnt? Und wer wollte Herrn Weller, dem es nach seiner eigenen Versicherung »Spatz« macht, Bücher nach dem Auslande mit 10, 15, 20 oder gar 25 "/> zu liefern, nicht glauben, wenn er behauptet, daß er durch seine Reklame den Börsenverein zu einer Preiskonvention zwingen will? Da einer solchen vertraglichen Abmachung noch auf lange hinaus ein rechtlicher Schutz im Auslande versagt ist, so könnte er ja dadurch nur profitieren. Denn eine Anzahl Firmen würde sich aus moralischen Gründen doch durch diese Preiskonvention gebun den erachten, so daß auch er den Rabatt herabsetzen und dadurch seine Preise verbessern könnte, ohne sich im übrigen um diese Konvention zu kümmern und sich dadurch den »Spaß« verder ben zu lassen. Solange die ausländischen Buchhändlerorganisationen nicht unbedingte Garantien bieten können, daß sie in der Lage sind, einen wirksamen Schutz gegen Preisunterbietungen zu ge währen, erinnert eine internationale Übereinkunft gegen die Schleuderei an das Experiment, ein Huhn durch einen Kceidestrich zu fesseln. Einer der ersten, die darüber in kühnem Schwünge hinwegsetzen würden, wäre wohl Herr Hubert Wetter in Paris. Aber wehe dem Börsenverein, wenn er nicht immer wieder neue Kreidestriche für das andere Hühnervolk ziehen würde, und dreimal wehe diesem, wenn es sich davon nicht hypnotisieren ließe! Nur ein Schelm gibt mehr, als er hat, und wenn Herr Wetter mit dem, was der Börsenverein seinen Mitgliedern zu bieten vermag, sich nicht zusriedengeben will, so orientieren die Satzungen über den Austritt eines Mit gliedes ebensogut wie über seine Rechte und Pflichten. Wenn wir den deutschen Buchhandlungen im Auslande mehr bieten könnten, so würde es sicher geschehen, da kein vernünftiger Mensch die große Bedeutung wie die Schwierigkeiten des Auslandsbuchyandels verkennt. Die Milchmädchenrechnung aber, die Herr Wetter aufstellt, wenn er nachzuweisen sucht, daß der Betrag für das Glas Münchner oder Pilsner, das er sich an war men Sommertagen zu Gemllte führt, doch, zum Teil wenigstens, nach München oder Pilsen wandere, wird den Börsenverein so wenig zu einer Änderung seiner Stellungnahme veranlassen wie die Drohungen des Herrn Weller, seine Geschäftsreklame auch weiter mit Angriffen auf den Börsenverein zu spicken, um sie dadurch zugkräftiger zu machen. Als ob es außer der Anomalie, daß deutsche Bücher im Jnlande teurer sind als im Auslande, nicht solche Anomalien ans allen Wirtschafts- und Rechtsgebieten gäbe, eben weil es nicht möglich ist, einer Rechtsordnung über einen be stimmten Kreis hinaus Geltung zu verschaffen. Ist aber die Auf- rechterhaltung des Ladenpreises, die doch eine Sicherung aller am Buche Beteiligten — des Verlegers sowohl wie des Sorti menters und des Publikums — bewirken soll, etwa deshalb unzu lässig, weil es noch nicht gelungen ist, sie über eine größere Rechts- sphüre, als sie Deutschland, Österreich und die Schweiz darstellen, auszudehnen? Das behauptet selbst Herr Wetter nicht, da er sich sonst mit seinen eigenen Ausführungen in Widerspruch setzen würde. Aber es hindert ihn auch nicht, die ihm wohlbekannten Schwierigkeiten der Durchführung einer internationalen Ver kaufsordnung zu verschweigen, und den Börsenverein gegenüber einem Publikum zu verdächtigen, das gar nicht in der Lage ist, die Schuldsrage nachzuprllfen, weil es die Verhältnisse nicht oder nur ungenügend kennt. »Unter uns«, sagt Herr Wetter, »sind viele, die auch im Aus lande, oft unter schwierigen Verhältnissen, deutsch geblieben sind, die an der soviel gerühmten deutschen Kulturarbeit Mitwirken«. Wir wissen nicht, ob sich Herr Wetter dazu rechnet, da er eine eigene Art hat, allgemeine Behauptungen, deren Richtigkeit nicht zu bestreiten ist, in einem Zusammenhänge zu erwähnen, der in den Lesern die Vermutung aufkommen läßt, als müßten sie in un mittelbare Beziehung zu seiner Person gebracht werden. Auch liebt er es, zwei Sätze nebeneinanderzustellen, deren innere Beziehung sich zwar den Lesern ohne weiteres aufdrängt, die er aber mit der Begründung, daß sie ja durch »einen Punkt« getrennt seien und zwei völlig von einander unabhängige Gedanken enthielten, leugnet, sobald man versucht, ihn darauf festzunageln. Ein weiterer von ihm sehr geschätzter Schachzug liegt in dem Spiel mit dem Worte »Aus land«, worunter ebensogut Frankreich wie Deutschland verstanden werden kann, je nachdem der Schreiber von seinem Wohnsitz oder von dem des Adressaten ausgeht. Diese Unsicherheit scheint auch sein nationales Empfinden stark zn beeinflussen, da er sich bald als sFortsetznnli auf S. l7»S.j
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