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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1911
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- 1911-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1911
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7072 vörsknblatt f. L. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. aE 134. 13. Juni 1S11. Vor mehreren Jahren schon hat er eine Entdeckung ge macht und seitdem gehofft, daß die daraus sich stützende Hypothese noch durch neue Funde weiter verstärkt werden könne; in dieser Hoffnung ist er getäuscht worden. Es sind drei Nachrichten, die er über einen »meyster Enndreß Silbernagell» in Freiburg i. Br. gefunden hat. Zunächst auf einem von vier, aus einem Nccrologium heraus- geschnittenen Pergamentblältern, die ohne Jahreszahl mit Einträgen vom 1. Mai bis 10. Juni versehen sind. Zum 2. Mai steht dort: »meyster Enndreß Silbernagell moler und gold —» (der Schluß »schmied« ist durch Beschneiden weggefallen). Diese Notiz wird ergänzt durch zwei Nach richten in den alten Freiburger sogsnannten Missiv- oder Briesbüchern. in denen Kopien von Briefen enthalten sind, die von der Stadt ausgingen. In dem Bande von 1502 findet sich unterm 2. Oktober die Kopie eines Schreibens, das die Stadt in Verbindung mit der Universität an den Präzeptor, d. i. an den Oberen des Freiburger Antoniter- hauses gerichtet hat und in dem um Aufnahme des am Antoniusfeuer erkrankten -Maisters Enndrees Silbernsaaells» gebeten wird. Es wird dabei auf sein hohes Alter Bezug genommen. Schon am 10. Oktober findet sich in den Rats protokollen ein Eintrag, wonach der Präzeptor sich bereit erklärt hat, den »Meister Andresen« aufzunehmen. Endlich meldet das Totenbuch des Klosters unterm 3. Mai 1503 seinen Tod. Aus dem Umstand, daß Bürgermeister und Rat der Stadt gemeinsam mit Rektor und Regenten der Universität für den kranken Mann eintraten, schließt Albert, »daß Meister Endres Silbernagel eine ganz hervorragende Größe seines Faches gewesen sein muß, denn das Vorgehen steht durchaus einzig da in der Geschichte des städtischen und ge lehrten Gemeinwesens von Freiburg«. So bestechend die Hypothese Alberts auch ist, so steht ihrer Annahme doch noch ein wesentliches Hindernis im Wege, nämlich die Hinausschiebung des Todesjahres, die für den Meister bl. 8. bisher ziemlich übereinstimmend mit 1467 angenommen wurde, um 3'/, Jahrzehnte. Das ist ^ein sehr weitklaffender Zeitraum, den zu Überdrücken aller dings verschiedene Möglichkeiten vorliegen. Albert selbst macht sich, wie mir scheint, die Sache doch zu leicht, wenn er an nimmt, »daß 1467 nicht der End-, sondern mit 1466 vielmehr der Mittel- und Höhepunkt des Schaffens des Meisters U. 8. bildet«, und von dieser Annahme behauptet, daß sie »mindestens den gleichen Grad der Wahrscheinlichkeit besitzt». Das scheint mir nun nicht gerade der Fall zu sein. Allerdings gründete sich die bisherige Annahme des Todes jahrs vornehmlich auf den Umstand, daß nach dem Jahre 1467 kein bezeichneter Stich des Meisters mehr bekannt ist. Nachdem aber von 1461 zwei, von 1466 vier und von 1467 nicht weniger als zehn Werke datiert sind, wäre es sehr ausfällig, wenn bl. 8., nach Albert auf der Höhe seines Schaffens stehend, plötzlich mit der Praxis der Datierung so völlig und konsequent gebrochen hätte. Das wäre nur bei Vorlage lriftiger Gründe anzunehmen. Solche kann ich mir nicht umstellen. Bei der Annahme Alberts. daß bl. 8. noch drei Jahr zehnte weiter gearbeitet habe, scheint mir dieser die Möglich keit der Datierung durch unsere Kunstforscher doch zu gering anzuschlagen. Im besonderen liegt das Lebenswerk des Meisters bl. 8. nach den jahrzehntelangen Forschungen nun anscheinend so fest, daß ein Irrtum von mehreren Jahr zehnten in der Datierung der Stiche schwer anzunchmen ist. Freilich hat man auf dem Kunstgebiet schon sehr merkwürdige Dinge erlebt! Die Annahme eines dreißigjährigen Weiterschaffens halte ich trotzdem für sehr unwahrscheinlich. Aber das Ende seines Schaffens braucht nicht notwendigerweise auch das Ende seines Lebens zu sein. Es sind ja Umstände denkbar, die dem Meister das Arbeiten unmöglich machen konnten: Krankheit, ein Unglücksfall. Zuwendung zu anderer Be schäftigung ; daß Srlbernagel Goldschmied war. ist ja fest gestellt. Albert nimmt die Möglichkeit an. daß er sich ver heiratet habe und daß er durch den Tod seiner Frau 1467 so erschüttert worden sei. daß er die Schaffenslust verloren habe und — an den Suff gekommen sei. Später habe er dann als Geselle wieder Stellung gefunden und sei der Lehrer Schongauers geworden. Indes ist nicht zu verkennen, daß alle diese Erklärungsversuche — wenn auch Albert für seine Annahme aus Rembrandt verweist — keinen großen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich haben. Aus der oben erwähnten Tatsache, daß sich selbst die Universität für Silbernagel verwendete, folgert Albert, daß, wenn er auch nicht der rätselhafte bl. 8. sein sollte, er doch ein bedeutender Künstler sein mußte. Aller dings widerspricht Albert selbst diesem Argument später, wo er nach dem Vorgang von Lehrs, der sagt, bl. 8. und die Männer um ihn seien nur als Handwerker gewöhnlichen Schlages, als dunkle Ehrenmänner zu denken, fcststeüt, bl. 8. sei »von seinen Zeitgenossen allem Anschein nach nicht sonderlich geachtet» gewesen, besonders da er in der zweiten Hälfte seines Lebens sich gesellschaftlich gehen ließ und kein standesgemäßes Auskommen hatte. Aber auch den Geburtsort des Meisters glaubt Albert feststellen zu können. Wenn man von dem Hauptort des Hunsrück, Simmern, in das idyllische Simmertal hinuntersteigt und den Vielsachen Krümmungen des der Nahe zueilenden Flüßchens abwärts folgt, wird man zunächst durch die prachtvolle Lage der ragenden Gebäude des Klosters Ravengiersburg überrascht, die mit der zweitürmigen Kirche einen romantischen Anblick gewähren. Wer dann dem weltabgeschiedenen, stillen Tale weiter abwärts folgt, teilweise ohne Weg durch die Wiesen, und von Tanzweiler aus einen kleinen Berg hinansteigt, hat ein unvergeßliches abgeschlossenes Bild vor sich: Gemünden mit einer aus dem Grün sich hebenden Burg, zu deren Füßen das Flüßchen sich malerisch hinzieht. Das war die Heimat Silbernagels. Das folgert Albert aus einem Schreiben, das der Frei burger Rat an die Gemeinde Gemünden im Hunsrück ge richtet hat und worin gesagt wird, daß ein Bildhauer Theo- dosius Kouffmann dem verstorbenen »Andreesen Silber nagell, Malergesellen« in dessen Not und schwerer Krankheit »zwolfthalben Gulden« rheinisch geliehen habe. Silbernagel habe ihn vor seinem Tod auf sein väterliches Erbe in Ge münden verwiesen. Mit der Datierung dieses Schreibens muß eine Konfusion vorgekommen sein. Es ist angeblich Montags nach Bonifatius 1502 abgegangen. Da Silber nagel 1503 gestorben ist, nimmt Albert einen Schreibfehler an, was allerdings einleuchtet, da auch vor und nach der Eintragung Briefe von 1503 kopiert sind. Albert datiert den Brief also vom 12. Juni. Nun fiel der Bonifatiustag 1503 aber auf einen Montag, so daß die Datierung Montag nach Bonifatius doch wohl unsinnig wäre. Sinn hat sie für das angegebene Jahr 1502, wo Bonifatius auf einen Sonntag fiel. Dann besteht auch noch ein anderes Bedenken gegen die Hypothese Alberts. Es wäre nämlich auffallend, wenn sich der Meister bl. 8. seines Vornamens nach der dialektischen Aussprache bedient hätte. Zwar sagt Albert, der Wechsel in der Schreibweise des Vornamens Andreas sei eine häufige Erscheinung, bl 8. selbst habe sich, wie die beiden ersten Nennungen bewiesen, nach dem Landesbrauch des Huns rück Endres geschrieben, während in Freiburg die Form
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