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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1911
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- Deutsch
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134, 13, Jimi 1911. Nichtamtlicher Teil, vörleudlaL f. d. Dtscha. Nuchhmu»^. 7073 Andres geläufiger war, die dem Schreiber der beiden Ur kunden unwillkürlich immer wieder in die Feder gekommen sei. In der Heimat Silbernagels sei Endres nicht bloß allgemein gebräuchlich, sondern durchaus gang und gäbe; zumal im Mittelalter sei Andreas neben Endres dem Volke so gut wie unbekannt. Nach meinen Ermittelungen find diese Angaben wenigstens für die heutige Zeit nicht zutreffend. Wie mir überein stimmend von Simmcrn wie aus Gemllnden mitgeteilt wird, ist der Name Andreas im Hunsrück selten. Auch wird er wohl Andres, nicht aber Endres gesprochen: »Ob dies früher der Fall war«, schreibt mir Herr Pfarrer Euler in Gemünden, »kann ich nicht ergründen». Nicht beeinflußt durch die Hypothese Albert, daß der Meister so viele Jahrzehnte länger gelebt und geschafft habe, als man bisher annahm, wird eine Entdeckung des Straß burger Buchhändlers Paul Heitz, dem die Geschichte der früheren Druckkunst schon so viel verdankt. Im Straßburger Stadtarchiv hat er in einem Kopialbuch die Handzeichnung einer Madonna gefunden, die er mit guten Gründen dem Meister L. 8. zuschreibt*). Dieser Fund ist um so bemerkens werter, als die Zahl der als echt erwiesenen Handzeichnungen im Gegensatz zu den etwa 500 Stichen, die nach Geisberg sein Lebenswcrk ausgemacht haben sollen, nur drei beträgt, ein »Mädchen (Halbfigur) mit dem Ringe- in Berlin, »Die Taufe Christi« im Pariser Louvre und »Das Mädchen mit der Blume» im Frankfurter Städelschen Institut. Mit dem Heitzschen Funde würde sie vier betragen. Der Kodex, in dem die Zeichnung enthalten ist, bildet den zweiten Band einer Reihe von fünf sogenannten Bries- bllchern, d. h. Abschriften von Urkunden und Briefen. Die Anlage des ersten Bandes geht auf das Jahr 1370 zurück, während das Anfangsjahr des zweiten, 270 Pergamentblätter umfassenden nicht genannt ist, aus mancherlei Anzeichen schließt aber Archivdirektor vr. Winckelmann in Straßburg, daß die Anlage frühestens in das Jahr 1452 zu setzen ist, jedenfalls aber vor das Jahr 1473. Das Buch mit einer solchen Zeichnung zu schmücken erklärt sich aus dem Umstande, daß nach dem eingeschriebenen Vorwort Maria die Patronin Straßburgs war, daß ihre Streitfahne und ihr Siegel die Gottesmutter zeigten. Heitz nimmt an, daß die Zeichnung im offiziellen Auf trag des Rates der Stadt Straßburg angefertigt worden sei, weil das Bild direkt auf den Textanfang sich beziehe. Als Vorbild habe das alte, seit Anfang des dreizehnten Jahr hunderts im Gebrauch befindliche Stadtsiegel von Straßburg gedient, ohne daß sich der Zeichner aber sklavisch daran ge halten habe. In romanischen von Säulen getragenen Klee blattbogen sitzt Maria mit der Kugelkrone aus einem mit Kissen belegten Throne, hält in der Rechten das Lilienszepter, in der Linken das auf ihrem Knie stehende Kind, das in der linken Hand den Reichsapfel mit dem Kreuze trägt, während die Rechte segnend sich ausstreckt. Aus der hohen künst lerischen Vollkommenheit der Zeichnung ist auf einen der tüchtigsten Meister des fünfzehnten Jahrhunderts als den Urheber zu schließen. »Die Bestimmtheit der Linienführung und der Strichlagen», sagt Heitz, »verrät die geübte Hand eines Kupferstechers. Die ganze Ausführung der Figuren legt den Gedanken nahe, daß wir es hier mit einer der wenigen uns erhaltenen Federzeichnungen des Meisters U. 8. zu tun haben, der bekanntermaßen eine Zeitlang im Elsaß, speziell auch in Straßburg, tätig gewesen sein soll.» Heitz macht dann aus einige auffallende Ähnlichkeiten aufmerksam, *> Die Straßburger Madonna des Meisters L. 8. von Paul Heitz. Strastburg ISlI, I. H. Ed. Heitz (Heitz L Mündel). Mit 4 Tafeln, ./t 2.—, Luxusausgabe ./t 6.—. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. die die Zeichnung mit den Kupferstichen des Meisters z. B. in der Gefichtsbildung, dem Halsansatz, dem wallenden Haar, den übeischlanken Händen, in der Gewandung, der Krone, dem Thron, der Auffassung des Kindes usw., aufweist. Auf vielen Stichen des Meisters kommt ferner der Papagei vor, der auf der Zeichnung in der rechten Ecke unten sitzt und der in solcher Naturwahrheit sich nur bei L. 8. findet. »Der Stilcharakter der Zeichnung deutet auf die Zeit nach 1460». Diese Annahme ist durchaus einleuchtend und wird durch die Möglichkeit des Vergleichs der Reprodukion der Zeichnung in Originalgröße mit den Reproduktionen von Lehrs und Geisberg gefestigt. Nun befindet sich im Pariser Louvre, worauf Heitz auf merksam gemacht wurde, eine Handzeichnung, die zweifellos eine Kopie der Straßburger Madonna ist. Die Herkunft ist nicht zweifellos sestzustellen, doch soll sie, wie L. Demonls, Attache der Handzeichnungsabteilung im Louvre schreibt, der Kollektion des Kölner Bankiers Jabach entstammen, die zu Eolberts Zeit dem Louvre einverleibt wurde. Einige Mitteilungen über die Kollektion dürften hier am Platze sein. Die jetzt ausgestorbene Familie Jabach ist seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in Köln nachweisbar. Der Stammvater war ein Kannengießer, seine Nachkommen werden in der Buntiverkerzunft aufgeführt. Um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts haben sie in Antwerpen eine Handelsniederlassung und Beziehungen nach England. Eigene Schiffe vermittelten den Verkehr. Als Eoerhard Jabach der Zweite 1636 gestorben war, verlegte der dritte Eoerhard zwei Jahre später seinen Wohnsitz nach Paris, das damals unter Richilieu und Mazarin zu einer tonangebenden Weltstadt sich entwickelte. Als Bankier und als außer ordentlicher Kunstsammler gehörte er hier zu den ersten Notabeln der Stadt und wurde später bei der Gründung der berühmten Ostindischen Kompagnie deren Direktor. Nach der Hinrichtung Karls I. von England wurden dessen riesige Kunstsammlungen 1650 öffentlich ver steigert. Jabach ging nach London und kaufte, alle Rivalen schlagend, die vorzüglichsten Gemälde. Seitdem gehörte seine Kunstkammer zu den europäischen Berühmtheiten. So leidenschaftlich war seine Sammelwut, daß er in jeder Auktion von Gemälden, Kunstgegenständen und Kostbarkeiten Sieger bleiben mußte und daß infolgedessen selbst sein Riesenvermögen ausgezehrt wurde. Gedrängt von seinen Gläubigern, sah er sich genötigt, mit König Ludwig XIV. über die Abtretung seiner Kunstschätze in Unterhandlung zu treten. Das Ergebnis war, daß er 1671 an den König 101 Gemälde und 5542 Zeichnungen für 200 000 Franken verkaufte, die mit dem königlichen Besitz den Grundstock zu der großen Gemäldesammlung der französischen Nation wurden. Handzeichnungen berühmter Künstler zu sammeln war seine Spezialität. Seine Absicht, sie alle durch Kupferstich vervielfältigen zu lassen, hat er teilweise verwirklicht. Nach seinem 16S5 zu Paris erfolgten Tode wurden 6 Hefte mit je 47 derartigen Stichen veröffentlicht. Das Handelshaus der Jabach erhielt sich noch bis ins achtzehnte Jahrhundert, und verschiedene seiner Angehörigen wohnten auch wieder in Köln, wo Goethe 1794 und 1815 das Haus in der Sternen gaffe besuchte. Im 14. Buch »Aus meinem Leben« gedenkt er des Besuches. Der kölnische Lokalhistoriker I. I. Merlo, dem ich hier nach seiner Arbeit »Die Familie Jabach zu Köln und ihre Kunstiiebe» *) im wesentlichen gefolgt bin, sagt darin, daß Paris noch ein Aktenstück besitzt, welches die Jabachschen Handzeichnungen einzeln verzeichnet aufführe. Es bildet *) Annalen des Historischen Vereins für den Niedcrrhein I8SI. SIS
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