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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1911
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- 1911-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1911
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134. 18 Juni 1911. Nichtamtlicher Teil. >. d. ru-r». v»q?»nd!i. 7071 Nichtamtlicher Teil. Vom Meister 8. Wie beim Buchdruck, so spricht man auch beim Kupferstich von Inkunabeln und versteht darunter ebenfalls die Werke, die im 15. Jahrhundert entstanden sind. Und die Forschung hat dabei mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen, die sich der Erhellung des dunklen Zeitraums der Anfänge des Buchdrucks entgegenstellen. Abgesehen davon, daß man über den Erfinder des Kupferstiches noch gänzlich im unklaren ist. sprechen die Werke der Tiefdruckkunst ost nicht anders als durch ihre Existenz zu uns. aus der wir durch allerlei kleine Beobachtungen und scharfsinnige Schlüsse aui ihre Erzeuger oder die llisprungszeit und den Ort ihres Entstehens schließen. Die Zeit der Erfindung fällt wohl ziemlich sicher mit der Erfindung Gutenbergs zusammen, obwohl man lange Zeit den Florentiner Goldschmied Maso Finiguerra als den ersten Kupferstecher ansprach. Vor seiner Zeit, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, ist aber in Deutschland schon ein Blatt gestochen worden, das mit der Jahreszahl 1446 versehen ist. und es ist wahr scheinlich. daß auch die Kupserstecherkunst in unserem Vater lands geboren worden ist. In seinem Werk über die Anfänge des deutschen Kupfirstiches schätzt Max Geisberg') die Zahl der Kupfer- stichinkunabeln auf 3lüg. von denen etwa vier Fünftel nicht bezeichnet sind. Die Forschung ist bei ihnen darauf an gewiesen, ihre Herkunft und Enlstehungszeit aus Grund ihrer Formcnsprache und Technik zu bestimmen. Um diese Be stimmungen hat der Geheime Regierungsrat Professor vr. M. Lehrs sich große Verdienste erworben, der seit 1908 als Direktor dem bedeutenden Kupfersttthkabinett Dresden vorsteht. Seit dem Jahre 1908 gibt er das auf mehrere Bände berechnete Werk »Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im 15. Jahrhundert« heraus, von dem bisher zwei Bände vorliegen, deren zweiter ausschließlich dem Meister L. 8. ge widmet ist. Auf Grund einer dreißigjährigen Vorarbeit wird hier jeder Stich ausführlich beschrieben, seine Maße. Fundorte der einzelnen Exemplare. Wasserzeichen. Literatur angaben usw. festgestellt. Die schwierigste Ausgabe hat der Verfasser indes geleistet durch die Bestimmung der anonymen Stichs und ihre Aufteilung unter die einzelnen künstlerischen Individualitäten. Und diese sind gerade in der ersten Zeit nach der Erfindung von nicht geringer Bedeutung. Da sie mit Namen eben nicht bekannt sind, so hat man sie. analog den anonymen Malern, nach ihren Hauptwerken benannt. Den vermutlich ältesten und gleichzeitig einen der talent vollsten unter ihnen, dem man deshalb die Erfindung der Kunst zuzuschreiben geneigt war und gelegentlich noch ist, bezeichnet man nach den gestochenen Blättern eines Karten spiels als Meister der Spielkarten. Aus dem fünfzehnten Jahrhundert find neun solcher Kartenspiele erhalten, von denen sechs von 1470 datiert werden. Als ältestes hat Lehrs dasjenige nachgewiefen. von dem in einer 1446 da tierten Handschrift einige Blätter enthalten sind, und nach diesem ist der Meister schon von dem Kunstschriftsteller Passavant (-s 1861) benannt worden. Die genannte Jahres zahl ist die früheste, die auf einem (andern) Kupferstich selbst vorkommt. Es ist eine der sieben Passtonszenen. die Geißelung darstellend, und nach dieser Datierung ist der »Meister von 1446- genannt. Jhvt voran geht aber höchst wahrscheinlich nicht allein der Meister der Spielkarten. ') Meister der Graphik, Bd. II. Leipzig, o. I. (1909), Klink- sondern auch, auf den ersten Blick sonderbar genug, der »Meister von 1462«. Indes führt diese Jahreszahl nur auf eine handschriftliche Datierung auf einem Exemplar seines die heilige Dreifaltigkeit darstellenden Stiches zurück, übrigens sind die ersten Kupferstecher so rasch aufeinander gefolgt, daß ihre Schaffenszeiten sich vielfach decken. So ist es z. B. noch eine Streitfrage, ob der Meister der Nürn berger Passion älter ist als der Meister L. 8.. obgleich dieser eine Zeitlang sogar (anfangs der 1450 er Jahre) den Meister der Spielkarten beeinflußt hat, und als ältester Stecher überhaupt kommt der Meister vom Tode Mariens in Frage, dessen Tätigkeit Lehrs bis auf 1430 hinauf zu datieren Grund zu haben glaubt. Weitaus der interessanteste, phantasiereichste, produktivste und bedeutendste Stecher, dessen Entwickelung in das dritte Viertel des fünfzehnten Jahrhunderts fällt, ist der Meister bl. 8. Er ist als der Vater des modernen Kupferstichs be zeichnet worden, und Lehrs nennt ihn den van Eyck der Kupferstichkunst. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß über seinen vermutlichen Namen, die Gegend seiner Tätigkeit und die Zeit, in der die 314 ihm zugeschriebenen Stiche entstanden sind, schon sehr viel geschrieben worden ist. Der bekannte Kunsthistoriker Nagler glaubte ihn zunächst mit dem Maler, Goldschmied und Kupferstecher Erhard Schön von München identifizieren zu können, später, auf Grund eines alten Verzeichnisses von Künstlern und ihrer Merkzeichen, mit E. Stern. Weiter wurde ein »Sohn des Engelbrecht-, eines niederländischen Meisters, der aber erst 1468 geboren wurde, für den bl. 8. gehalten. Außer diesen kamen noch die Namen Stech. Siecher, Steclin. der Münzmeister Erwein vom Stege u. a. in Betracht, aber die meisten dieser Ver mutungen richteten sich von selbst, und gegen die anderen ließen sich gewichtige Gegengründe ins Feld führen. Zu ihnen gesellt sich nun ein neuer Versuch der Bestimmung seiner Persönlichkeit. Alles, was Geisberg in dem schon angezogenen Werke fest stellen zu können glaubte, war. daß er kein Maler, sondern ein oberrheinischer Goldschmied war, der um 1435 vielleicht ick der Bodenseegegend geboren ist und vor seinem 1467 einge- tretenen Tode in Beziehungen zu Straßburg stand. Die Jahres zahlen. die sich aus seinen Suchen befinden, beschränken sich aus 1461, womit zwei Werke datiert sind. 1466, welches Jahr viermal, und 1467, das zehnmal vorkommt. Die Ver mutung. daß der Meister in diesem Jahre gestorben ist, be gründet Lehrs mit der Erwägung, »daß erst der fertige Meister, der zu Ruhm und Ansehen gelangt war. sich be wogen fühlte. Monogramm und Jahreszahl aus seine Arbeiten zu setzen. Denn vor ihm war dies . . . durchaus nicht üb lich». mit Ausnahme der erwähnten Geißelung. Nur 18 unter den 314 Stichen tragen das Monogramm: 10 das L. 8.. einer o » mit dem rätselhaften Zusatz aas. und 8 weisen ein großes oder kleines L auf. Nun tritt der Archivar zu Freiburg i. B. Prosessor vr. Peter O. Albert mit einer neuen Lösung des bl. 8.- Rätsels hervor'), von der er sagt, daß seine Ausführungen »keinen Anspruch auf unbedingte Gewißheit und Glaub würdigkeit erheben; sie geben sich vielmehr von vornherein als das. was sie in der Tat nur sein können: als eine neue, aber durch urkundliche Nachrichten gestützte und des halb nicht ganz unwahrscheinliche Vermutung, mit deren Hilfe vielleicht die fachmännische kunstgewerbliche Forschung ihrerseits imstande ist. das L. 8.-Rätsel endgültig zu lösen.« *) Der Meister bl. 8. Sein Name, seine Heimat und fein Ende- Funde und Vermutungen. Straßburg I9tt, I. H. Ed. Heitz (Heitz -L Mündel). HI u. 112 S. u. IS Taseln. 8 ^ ord. 917»
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