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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1935
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- 1935-07-09
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1935
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156, 9. Juli 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Übereinstimmung erzielt worden; aber der Kongreß war klug genug, keine neue Weltkonferenz zu empfehlen, vielmehr erblickt er in zielbewußten Besprechungen der zuständigen Stellen die allein Erfolg verheißende Vorbereitung einer praktischen Lösung. Es wurde eine ganze Reihe von Entschließungen gefaßt, und zwar zu folgenden Fragen: Doppelbesteuerung, Rechtslage aus ländischer Unternehmungen, metrisches System, Organisation der Produktion, Organisation der Verteilung der Verbrauchsgüter, Eisenbahn und Kraftwagen, Autobahnen, Lustpostzuschlag, inter nationaler Fernsprechverkehr, Seetransport, Haager Regeln, handelsübliche Vertragsformeln, Schutz des gewerblichen Eigen tums, Schutz von Pressemitteilungen, Schutz der Rechte der Her steller von Schallplatten, Einhaltung der für den Einzelhandel festgesetzten Preise von Markenartikeln, internationale Werbe regelung, Konkurs und gesetzlicher Gläubigerschutz, internationale Handclsschiedsgerichtsbarkeit. Man sieht daraus, daß auch Dinge verhandelt worden sind, die den Buchhandel im engeren Sinne interessieren können. Die wichtigste von dem Kongreß behandelte Frage war aber doch die der internationalen Wäh rungsstabilisierung. Dazu wurde folgende Entschließung der Vollsitzung angenommen: Die Internationale Handelskammer sieht in der Stabilisierung der ausländischen Devisenkurse aus GoldbasiL ein dringliches Ge bot für den Wiederaufbau der Weltwirtschaft. Sie fordert daher die wichtigsten der in Krage kommenden Regierungen auf, geeignete Besprechungen zum Zwecke der Ausarbeitung und Inkraftsetzung eines Abkommens über «ine vorläufigeStabilisierung einzuleiten, das die Regierungen in die Lage versetzt, so schnell als möglich alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um tn ihrer nationalen Wirtschasls- und Finanzpolitik die Anpassungen vor- znnehmen, die einem internationalen Goldstandard ein ungestörtes Arbeiten aus lange Dauer ermöglicht. Zu dieser Stellungnahme ver anlassen die Internationale Handelskammer folgende Erwägungen: t. Die Unsicherheit hinsichtlich der Währungspolitik der wichtig sten Wirtschastsländer und die mangelnde Stabilität der ausländi schen Devisenkurse hat zum Zusammenbruch des Welthandels geführt und muß weiter zu seiner Zerrüttung beitragen. 2. Die Währungsunsicherheit und die Unstabilität der auslän dischen Devisenkurse sichren zwangsläufig zu Erscheinungen wie der Einführung von »A u s g l e i ch s» - Z ö l l e n u n d Kontingen- ten, die den Binnenmarkt gegen das Vordringen von Ländern mit entwerteter Währung schützen sollen. Sie müssen ferner die Ein stellung langfristiger Investitionen, Kapitalflucht und Anwachsen des Umfangs der kurzfristigen internationalen Schulden, die De visenkontrolle und Aushebung der Freizügigkeit des Kapitals sowie endlich die Hortung vo» Gold und ausländischen Devisen zur Folge haben. 3. Die Stabilisierung solange zu vertagen, bis daß Preis niveau sich wieder gehoben hat, kann zu einer Verschlimmerung der Lage führen, da die Unstabilität der Währungen und die Wäh rungsabwertung ihrer Natur nach deflationistische Wirkungen haben müssen. Die Stabilisierung steht einer Hebung der Preise keines falls im Wege, sondern sie ist im Gegenteil eines der am raschesten wirkenden Mittel, um den natürlichen Kräften zu ermöglichen, eine allgemeine Besserung des Preisniveaus herbeizufllhren. 4. Die Vertagung der Währungsstabilisierung, bis wieder ein Ausgleich von Binnen- und Außenpreisen erreicht ist, muß zu einer Verschlimmerung der Lage führen, da der fehlende Ausgleich selbst weitgehend eine Folge der mangelnden Beschränkun gen ist. s. Die endgültige Währungsstabilisierung ist praktisch nur durch Wiederherstellung eines internationalen Gold standards zu erzielen. Die Berliner Handels-Gesellschaft faßte in ihren »Wirtschaft lichen Nachrichten- ihr Urteil über diese Pariser Währungsaus sprache dahin zusammen: Die Pariser Beratungen hätten leider keinen sofort beschreitbaren Weg zur Währungsneuordnung ge zeigt, sie hätten aber mit bemerkenswerter Offenheit die verschie denen Auffassungen klargestellt und die noch vorhandenen Hemm nisse im einzelnen beschrieben. Rechnerisch sei das Währungs problem nicht zu lösen, es werde immer ein großer Optimismus und viel Opfersinn erforderlich sein, um eine Kompromißformel zu finden. Gerade weil dieser Auffassung ernsthaft nicht wider sprochen werden könne, werde man der auch von dem deutschen Vertreter unterstellten Priorität des Stabilisierungsproblems SS4 vor allen übrigen Fragen das Übergewicht geben müssen. — Der deutsche Vertreter war Otto Ehr. Fischer, der im wesentlichen aussührte, daß ohne vorhergehende Stabilisierung der Wäh rungen es unmöglich sei, alle jene Hindernisse zu beseitigen, deren Beseitigung die Voraussetzung bilde für einen allmählichen Aufbau des Welthandels. Die Widerstände gegen eine Stabilisierung hät ten ihren Grund in dem Nutzen, den die llnstabilität der Währung vielen gebracht habe. Es gebe ja kaum ein Unglück, eine Kata strophe, die nicht irgend jemanden, zum mindesten vorübergehend, Vorteile brächte. Wenn die Erörterungen der Internationalen Handelskammer dazu beitrügen, die Einsicht zu vermehren, daß die Bilanz der Vor- und Nachteile der Währungsstabilität mit einem erheblichen Passivsaldo für die Weltwirtschaft abschließen und daß die dereinstige Beseitigung dieses Passivsaldos um so schwieriger werde, je höher er anwachse, und daß von der Über nahme eines erheblichen Teiles dieses Passivsaldos auch diejeni gen nicht ausgeschlossen sein würden, welche die Nutznießer des bisherigen Zustandes seien, so würde für die Lösung des Problems viel erreicht sein. Ein weiterer Nutznießer des gegenwärtigen Zu standes sei die Spekulation. Die Flucht- oder vagabundierenden Gelder würden nicht in dem gegenwärtigen Umfange existieren, wenn die llnstabilität der Währung nicht sowohl die Lösung des Problems der alten Schulden als auch die Gewährung neuer langfristiger Kredite mit Produktivem Charakter unmöglich machte. Die vagabundierenden Gelder würden von den Banken des eige nen Landes an die eines anderen Landes ausgeliehen und von diesen bedauerlicherweise auch dann angenommen, wenn eine ver nünftige, die Wirtschaft des betreffenden Landes fördernde Ver wendung nicht vorhanden sei. Es erscheine eine dringende Not wendigkeit, diesen Vorgängen eine besondere Aufmerksamkeit zu zuwenden und Maßnahmen zu erwägen, wie weit dieser destruk tiven Spekulation entgegengetreten werden könne. Die Vorgänge hätten mit wirklicher Arbitrage nichts zu tun. Wir müßten jede Gelegenheit benutzen, um die Wirtschaftskreise darüber zu be lehren, daß die Zukunft der Weltwirtschaft nicht auf der Speku lation, sondern auf der soliden Kalkulation, auf unermüdlicher Arbeit und der Erhöhung der Produktivität der ganzen Welt be ruhen müsse. In bezug auf die Methoden zur Herbeiführung einer Währungsstabilität äußerte Fischer, es dürfte Einigkeit darüber bestehen, daß eine solche nicht durch einen einmaligen Rechtsakt von einem Tag zum andern erreicht werden könne, sondern daß es hierzu noch gewisser Vorbereitungen bedürfe. Diese Zeit der Vorbereitung, unter der die Annäherung der Kaufkraftparitäten eine bedeutsame Rolle spiele, müsse so kurz wie möglich sein. Dazu gehöre aber vor allem, daß eine Atmosphäre geschaffen werde, die der Zusammenarbeit günstig sei. — In New Aork sollen die zahlreichen Erklärungen amerikanischer und europäischer Finanz- und Wirtschaftskreise den Eindruck hcrvorgerufen haben, daß die Vorbereitung von Verhandlungen über eine internationale Wäh rungsstabilisierung unter Führung der USA. energisch betrieben wird, damit zur Verhütung etwaiger neuer Währungskrisen in den Goldblockländern im Herbst bis dorthin bereits ein fertiger Stabilisierungsplan vorliege. Wie man höre, werde Staatssekretär Hüll die Reise des britischen Finanzsachverständigen Leith Roß nach China zu einer Besprechung über Stabilisierungsfragen in Washington benutzen. Daß vor Rückkehr von Leith Roß aus Ost asien maßgebliche Entscheidungen nicht zu erwarten seien, wurde schon früher hervorgehoben. Die stärksten Hemmungen und Be denken gegen die Stabilisierung bestehen immer noch in England. Die nichtamtlichen englischen Sprecher auf dem Kongreß der In ternationalen Handelskammer traten auch jetzt wieder warm für die Stabilisierung ein; die amtlichen aber wehrten ab und bremsten. In diesem Sinne hat sich kürzlich auch wieder der be kannte englische Wirtschaftsführer und Politiker Sir Arthur Bal- four ausgesprochen. Er glaubt nicht, daß eine Stabilisierung der hauptsächlichsten Währungen möglich sei, ohne daß der Franken hieran beteiligt sei. Bevor man jedoch wirklich zu einer dauer haften Stabilisierung kommen könne, müsse es zu einer völligen Ausbalancierung der Staatshaushalte kommen. Alsdann müßten die Gläubigerstaaten erkennen, daß man mit Gold nicht mehr zahlen kann. Sie müßten Waren- und Dienstleistungen annehmen und den Schuldnerstaatsn auf lange Sicht Geld leihen. Ferner
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