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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-02-08
- Erscheinungsdatum
- 08.02.1888
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil. Publikationen des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Neue Folge. Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels. Herausgegebcn von der Historischen Com mission des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. XI. Leipzig 1888, Verlag des Börsenvereins. Obigen Publikationen sieht man stets mit großer Er wartung entgegen, da in dem Vorwort zu denselben von der Historischen Commission immer schon eine ungefähre Inhalts angabe des folgenden Bandes vorausgeschickt wird. Auch für den vorliegenden elften Band war im Vorwort zu dem vorauf gehenden zehnten Bande ein Programm aufgestellt, das jedoch leider nicht ausrecht erhalten werden konnte. Die bestimmt in Aussicht gestellte dritte Abteilung der Geschichte des Deutschen Buchhandels in Siebenbürgen von Professor Fr. Deutsch in Hermannstadt ist von dem Herrn Verfasser noch immer nicht vollendet, und die beiden von Herrn vr. A. Kirchhofs vor bereiteten Aufsätze über Pantzschmanns Buchhandel in Leipzig, über den Buchführer Christoph Birck daselbst und über die Er lebnisse Simon Hütters nach Auflösung seines Gesellschafts verhältnisses mit Sigismund Feyerabend mußten bedauerlicher weise für später zurückgelegt w,erden, um für einen größeren wichtigen Beitrag des Herrn vr. K. Stehlin in Basel Raum zu schaffen. Bevor ich auf diese wertvolle Arbeit etwas näher eingehe, sei aus dem derselben vorangehenden »Bericht über den Fortgang der Arbeiten für die Geschichte des deutschen Buchhandels« mitgeteilt, daß infolge des von der Histo rischen Commission im Februar 1887 erlassenen Aufrufes in betreff der Übernahme einer Fortsetzung der Kappschen Geschichte des deutschen Buchhandels nicht weniger als 23 Anmeldungen eingegangen sind. Nach eingehend gepflogenen Unterhandlungen fiel die Wahl auf Herrn vr. Adolf Koch in Heidelberg, der, wie die Commission versichert, »durch seine Thätigkeit als Beamter der dortigen Großherzoglichen Universitätsbibliothek und durch seine Mitarbeiterschaft an den Publikationen der badischen historischen Kommission, sowie durch verschiedene meist aus Urkundenforschungen hervorgegangene Arbeiten die gerade für die Bearbeitung einer Geschichte des deutschen Buchhandels wünschenswerte Vereinigung dauernder Beschäftigung mit dem Bücherwesen und historische Förschungslust bekundet hat.« Da Herr vr. Koch die Zusage gegeben, seine volle freie Zeit der von ihm übernommenen Aufgabe zu widmen, so wird nach ungefähr drei bis vier Jahren, welche Zeit für die Vorarbeiten nötig ist, das Erscheinen des zweiten abschließenden Bandes zu erwarten sein. Möge sich also diese schwierige Arbeit einer gedeihlichen Fortentwickelung erfreuen! Die vorher bereits kurz erwähnte Arbeit von vr. K. Stehlin in Basel ist eine umfängliche Sammlung von »Regesten zur Geschichte des Buchdrucks bis zum Jahre 1500. Aus den Büchern des Basler Gerichtsarchivs«. Die hierin gegebenen 1120 bezw. 1117 Notizen über Buchdrucker in de» Gerichtsbücheru stammen aus der Zeit von 1471 —1500 und müssen als vollständig neues, im höchsten Grade wertvolles Material bezeichnet werden, da die Protokolle des Baseler Gerichtsarchivs als Quelle für die Buchdruckergeschichte bis jetzt noch beinahe gänzlich unbenutzt blieben. Nicht weniger als 10 Reihen verschiedener Gerichtsbücher hat der Herr Verfasser durchforscht und excerpiert; hierbei ist aber doch auffallend, daß die Untersuchung der Protokolle eines verhältnismäßig kurzen Zeitraumes von 30 Jahren eine so erstaun lich reiche Ernte gebracht hat. Es ist dieses ein neuer deutlicher Beweis, daß es gerade die Gerichtsakten und ähnliche Quellen sind, aus denen zum weitaus größten Teile unbekanntes Material zur Darstellung der ökonomischen Verhältnisse des Buchgewerbes ge schöpft werden kann; denn normale Zustände hinterlassen gewöhn lich keine Spuren, wohl aber in den meisten Fällen außer gewöhnliche Vorfälle; man wird also auch da zu suchen haben, wo diese ausgetragen wurden. In Leipzig hat Herr vr. A. Kirchhofs schon durch seine verschiedenen Arbeiten gezeigt, welche Fundgruben die Gerichtsbücher neben den Spezialakten werden können; für andere größere Buchhandelsstädte, wie Frankfurt, Köln, Nürnberg, Augsburg u. s. w, stehen derartige Forschungen noch aus, und es ist deshalb zu hoffen, daß die von der Histo rischen Commission im Vorwort zum neuesten Bande des Archivs in dieser Hinsicht gegebene Anregung nicht ohne Erfolg bleiben wird. Ein ausgezeichnetes Beispiel hat man ja nun in der Basler Rcgestensammlung von vr. K. Stehlin, der durch die Beigabe eines Registers der in den Stellen vorkommenden Buch drucker und Buchhändler die Ausnutzung und Verwertung des hierin enthaltenen überaus reichen Materials ermöglicht hat. Als weiterer Inhalt des 11. Bandes des Archivs sind zwei außerordentlich interessante Beiträge des Herrn vr. A. Kirch hofs zu verzeichnen. In der ersten Arbeit, über »die Leipziger Büchermesse von 1550 bis 1650«, die sich an die im Dezember 1885 ausgegebene Schrift: »Die Entwickelung des Buchhandels in Leipzig bis in das zweite Jahrzehnt nach Ein führung der Reformation. Eine geschichtliche Skizze von vr. Albrecht Kirchhofs« anschließt, und die ursprünglich als Anhang zu der in Aussicht gestellten, nun im nächsten Bande erscheinenden ausführlichen Darstellung von Pantzschmanns Buchhandel in Leipzig bestimmt war, entrollt der Herr Verfasser ein an neuen Gesichtspunkten ungemein reiches Bild des Niederganges der Büchermessen zu Leipzig innerhalb des angegebenen Zeitraums. Durch die Engherzigkeit und Kurzsichtigkeit Herzogs Georg des Bärtigen war die Bedeutung der Leipziger Büchermessen in den ersten Dezennien des 16. Jahrhunderts immer mehr geschwunden, und bald war diese Stadt durch Frankfurt a. M. überflügelt, das mit dem Ende dieses Jahrhunderts bereits der anerkannte Stapel ort des litterarischen Verkehrs geworden war. Zwar schwang sich die Verlagsthätigkeit Leipzigs um diese Zeit zu einer sehr ansehn lichen Bedeutung empor, überholte im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts sogar diejenige Frankfurts; aber die Leipziger- Buchhändler zeigten nicht das genügende, richtige Verständnis, aus der Bedrängnis Frankfurts in den damaligen Kriegszeiten, unter denen allerdings auch Leipzig selbst viel und schwer zu leiden hatte, die Vorteile zu ziehen, welche Leipzig als Meßplatz Hütten zu gute kommen können. Erfurt nach Westen und Nürnberg nach Südwesten bildeten lange Zeit hindurch die Grenzen, innerhalb welcher Leipzigs Büchermessen eine Anziehungskraft auszuüben vermochten; ja mehr als eine Messe hatte gänzlich ausfallen müssen, und erst im Jahre 1650, als Leipzig von de» Schweden verlassen wurde, begann eine erneute geordnete Thätigkeit sich zu entsalten. Aber um die Rivalität mit der Frankfurter Büchermesse mit Erfolg wieder anf- zunehmen oder vielmehr ernsthaft zu beginne», war ein größerer Zeitraum und die Heranbildung einer neuen Generation that- kräftigcr Buchhändler erforderlich, der es ja in der That auch schließlich gelungen ist, die Überlegenheit Leipzigs zu begründen und unerschütterlich zu befestigen. Die Zeit des Stillstandes in der Entwickelung der Leipziger Büchermesse zu schildern, das war die Aufgabe, die sich Herr vr. Kirchhofs gestellt hatte und die von ihm in dieser Arbeit auf Grund seiner bekannten eifrigen Forschungen in der ihm eigenen, alles wohl begründenden Weise gelöst wurde. Die zweite Abhandlung desselben Herrn Verfassers verbreitet sich über »Leipziger Sortimentshändler im 16. Jahrhundert und ihre Lagervorräte«. Man wußte Wohl bisher, welche Litteratur früher von den Verlegern abzusetzen versucht wurde, nicht aber, was die Sortimenter thatsächlich verkauften oder als leicht ver käuflich betrachteten. Es war deshalb ein verdienstvolles Unter-
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