Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.01.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-01-28
- Erscheinungsdatum
- 28.01.1888
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18880128
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188801285
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18880128
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-28
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
486 Sprechsaal. ^ 23, 28. Januar 1888. ^ Sprechsaal. Besserer Schutz gebundener Bücher! Wer wie der Schreiber dieser Zeilen seit einigen Jahrzehnten im Sortiment thätig ist, wird sich noch der Zeit erinnern, wo das ge bundene Lager auch eines großen Sortiments geschäftes einen sehr bescheidenen Raum ein nahm. Es bestand meistens aus einigen Bibeln, Gesangbüchern nnd andern Erbauungsbüchern, aus einigen »Blüten und Perlen«, »Dichter grüßen« rc. und ausnahmsweise aus einigen Klassikerausgaben, die der biedere Buchbinder- meister looi in zwar nicht sehr geschmackvolle, aber dafür um so dauerhaftere Einbände ge bunden hatte. Wie hat sich das, dank den Herren Dampf buchbindern, anders gestaltet! Auch der »mitt lere« und der bekannte »kleinere Sortimenter, welcher nichts beim Bezug von 7/6 Exemplaren riskiert«, weiß heutzutage nicht mehr, wo er den von Jahr zu Jahr sich häufenden'Vorrat gebundener Bücher unlerbringen soll. Längst sind cS nich! mehr allein die Erzeugnisse dichte rischer Phantasie, die sogleich ein mehr oder minder glänzendes äußeres Gewand mitbekommen, auch die ernsten Werke der nüchternen und strengen Wissenschaft werden gebunden aus- gegeben und so auch bereitwillig »bedingungs weise« versandt. Es soll hier nicht untersucht werden, ob die so ausgedehnte Versendung von Neuig keiten in gebundenen Exemplaren der eigen artigen und doch wesentlich auf dem leidigen Zur-Ansicht-Versenden beruhenden Verfassung des deutschen Sortiments entspricht; aber wir möchten einmal die sich uns täglich anfdringende Beobachtung zur Sprache bringen, wie häufig die Herren Verleger versäumen, ihren gebundenen Büchern den Schutz zu gewähren, dessen sie doch dringend bedürftig sind, wenn sie anders in tadellosem Zustand in die Hand des Käufers, oder zurück zu ihrem Erzeuger wandern sollen. Kein gebundenes Buch sollte anders ver schickt werden, als mit einem mit den unent behrlichen Angaben des Titels bedruckten Papier umschlag nnd mit einem genau passenden ordent lich und dauerhaft (nicht mit Drahtklammern) hergestellten Pappfutteral, welches ebenfalls mit dem Titel nnd dem Namen des Verlegers be druckt sein muß. Wo diese doch wegen der Ordnung des Lagers unbedingt nötigen An gaben fehlen, müssen sie von dem Sortimenter erst mit Blei- oder Buntstift mühsam auf dem Futteral nachgetragen werden, und es ist be greiflich, daß dies nicht zum Schmuck und zum vorteilhafteren Erscheinen des Buches gereicht. Jeder Sortimenter wird uns bestätigen, wie häufig und in welchem Maße gegen diese Regel gefehlt wird. Da werden in Helles Papier, auf welchem man jeden schmutzigen Finger sieht, kartonierte Bücher in frisch bedruckte, noch ab färbende Zeitungen eingeschlagen, oder überaus verletzliche, mit aufgeklebten Farbendrucken ver sehene Einbände werden einfach in Strohpapier eingewickelt, das sich nicht ein zweites Mal ver wenden läßt. Da fehlen die Papierumschläge ganz oder sie sind ebenso wie die Futterale nicht mit dem Titel und der Angabe des Ver legers versehen; ja es giebt große Verleger, welche ihre Prachtwerke und gebundenen Werke ohne jeden Schutz für das einzelne Exemplar verschicken. Dies Hallen wir für einen großen Übel stand; denn für den Sortimenter ist es sehr mühsam und lästig, dem einzelnen Exemplar einen ordentlichen Schutznmschlag zu geben, während es eine sehr geringe Ausgabe und Mühe für den Verleger ist, wenn er für alle gebundenen Exemplare bei der Versendung einen ordentlichen Papierumschlag und ein gut passen des Pappfutteral Herstellen läßt. Ja, wir würden sehr wünschen, daß auch die Herren Barsorli- menter ihre Artikel in gleicher Weise geschützt versenden möchten, und würden gern die ge ringen auf den Nettopreis aufzuschlagenden Kosten bezahlen, die ein solcher besserer Schutz erheischt. Bei dem Ruß und Staub unserer großen Städte, gegen welchen weder Schränke noch Glasthüren schützen, und bei der geringen Widerstandsfähig keit moderner Masseneinbände gegen die Ein wirkungen des Lichtes und der Wärme würden diese Mehrkosten eine sehr lohnende Ausgabe bilden. Bei dieser Gelegenheit möchten wir noch eine recht häufige Anwendung des Goldschnittes oder einer einfarbigen dunklen Färbung des Schnittes empfehlen. Solche Bücher konservieren sich noch einmal so lange wie mit einem Hellen, gesprenkelten oder mit Feder-Schnitt versehene Einbände. Dringend warnen möchten wir aber vor der immer mehr zur Anwendung kommenden Drahtheftung. Wir haben eine große An zahl neuer Einbände durchgesehen und säst in jedem drahtgehestetcn Buche ohne viele Mühe des Suchens rollige Drahtklammern gefunden. (Dabei sei bemerkt, daß das gebundene Lager bei dem Einsender dieser Zeilen in einem sehr trocknen und Hellen geräumigen Zimmer im ersten Stock ausbewahrt wird.) Ist aber einmal eine solche Draytklammer vom Rost angesressen, so wird sie bald brechen nnd den Bogen nicht mehr Hallen. Und dies bei dem sehr unsicher!! und gar keine dauernde Haltbarkeit versprechen den modernen Papier, das mit allen möglichen einen baldigen Verfall bedingenden Ingredienzen versetzt ist. Verleger wie Sortimenler werden an dieser unglücklichen Erfindung der Draht- heslerei, die wohl für Broschüren nnd Zeitungen sich empfehlen mag, aber durchaus nicht für Ltbliotheksbände geht, die doch wenigstens einige Jahre ein gutes Ansehen behalten sollen, noch viel Ärger erleben. Das denkbar Unpraktischste sind aber die in letzter Zeit häufig vorkommenden mit Draht klammern zusammengehesteten Pappfulterale. Die Klammern brechen nach sehr kurzer Zeit, und das ganze Ding löst sich in seine Bestandteile auf, oder die Spitzen der Klammern und der hie und da angebrachten Blechbejchläge richten sich auf und zerreißen das Buch bei jedem Her aus- und Hineinschieben auf das unbarmherzigste. Für den Bücherfreund und den Buchhänd ler, der seine Ware gern gegen die vielen ihr drohenden Gefahren geschützt sehen möchte, sind obige Erwägungen gewiß von einiger Bedeutung und so werden sie allseitiger Beachtung em pfohlen. 2. Wie wird das Börsenblatt gelesen? (Vgl. Nr. 279. 285. 5. 11. 17.) Daß diese in den letzten Nummern des Börsenblattes aus Vrrlegerkreisen so ausführlich wiederholte Frage bis jetzt von dem interpellier ten Teil nicht beantwortet wurde, muß wohl daran liegen, daß die vielgeschmähten Sorti menler in den letzten Wochen vor und nach Weihnachten zu sehr durch die ihnen so miß gönnte Thätigkeit in Anspruch genommen waren, auf ihrer Bärenhaut in den vom »Banquier- verlcger« so reichlich hingestrcuten Zinsen zu schwelgen Ich habe mich heute aus diesem Sybaritis- mus anfgerafft und teile nachstehend mit, wie ich das Börsenblatt lese. Jeder Sortimenter wird mit mir einig sein, daß die seil einigen Jahren bestehende und gewiß mühsame Einrichtung, die »erstmals an gezeigten Bücher« am Anfang jeder Nummer zusammenzustellen, praktisch — nämlich um dem Leser Zeit zu sparen — absolut wertlos ist. Denn nach der kurzen Titelangabe, bei der sogar der Preis fehlt, ist ja nicht zu verschreiben, nnd nach diesen Angaben das betreffende Inserat jedesmal im zweiten Teil aufzusuchen, viel zu umständlich. Ich lasse mir also von meinem Lehrling jedes vorne als erstmals abgedruckt bezeichnte Inserat im zweiten Teil mit Blaustift anstreichen. Das Gleiche könnte aber viel einfacher dadurch erreicht werden, daß solche Inserate, sei es mit einem Stern, sei es durch besondere Schriftart, schwarze Einfassung oder ähnliches, kenntlich gemacht würden. Man wird mir erwidern, daß dann die nicht bezeichnten Inserate gar nicht mehr ge lesen und dieselben also mit der Zeit abnehmen werden, nnd ich antworte, daß dies im Interesse des Lesers nur zu begrüßen ist, und daß das Börsenblatt in erster Linie vom Standpunkt des Leser-Sortimenters nicht als möglichst ge winnbringendes Unternehmen anzusehen ist.*) Dadurch wäre dann ein Schritt dazu ge- than, daß die Sortimenter diese in der That wichtigste Abteilung gewiß Titel für Titel studieren und dabei viel weniger etwas über sehen würden, als dies in dem trockenen biblio graphischen Teil der Fall sein mag, abgesehen davon, daß hier von der Bestellung oft das Bedenken abhält, daß das Buch ja bereits er schienen ist und von der Konkurrenz vielleicht schon vor Erscheinen angezeigt gelesen und ver trieben wurde. Für den Verleger ist durch das Bewußt sein, seine Neuigkeiten an einer Stelle zur Kenntnis des Sortiments bringen zu können, wo sie von allen gelesen werden müssen und sicher gelesen werden, die Möglichkeit gegeben, Wiederholungen im Börsenblatt zu unterlassen, wodurch seinem Geldbeutel, nicht weniger aber dem Sortimenter gedient ist, der ja denselben Titel mindestens 2—3mal zu lesen bekommt und — freue dich Verlegerherz — manchmal auch ebenso ost bestellt. Das Börsenblatt selbst endlich wird viel leicht dadurch wieder seine Rechnung finden, daß in dieser wichtigen Rubrik kein Verleger fehlen will und dieselbe sich dadurch (aber nur mit erst- nnd einmaliger Anzeige) wieder be deutend vergrößern wird. Nun aber zur Nutzanwendung. Daß dadurch das Börsenblatt noch fleißiger vom Sortimenter gelesen wird und noch weniger etwas übersehen wird, ist zweisellos. Ob aber mehr bestellt wird? Sicher nicht in dem Maße, wie die Ver leger es erwarten »nd glauben verlangen zu können; denn thatsächlich wird im großen Ganzen nicht zu wenig bestellt, sondern zuviel verlegt! Die natürliche Rückwirkung darauf ist das leider nur teilweise schützende »wählt«, weshalb auch ich aus dem Punkte stehe, Unverlanglcs mit Porto-Kostenberechnung zu remittieren. Der Vorschlag einer zwangsweisen Bei bringung von Neuigkeiten an »gewisse Sorti- mentssirmen« scheint mir aber neben dem, daß er mir den Eindruck ganz ungenauer Kenntnis der Verhältnisse im Sortiment macht, völlig verfehlt, denn die damit gemeinten allgemein *) Wir glauben hier doch bemerken zu dürfen, daß die Interessen des anzeigenden Verlegers und diejenigen des Börsenvereins, als Eigentümers des Börsenblattes, die gleichen Ansprüche auf sorgfältigste Wahrnehmung haben, wie diejenigen des »'Leser-Sortimenters« D. Red.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder