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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-01-23
- Erscheinungsdatum
- 23.01.1888
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- Deutsch
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welches ist das beste ßünvechtioliS'kkMon^ * « Als eine Antwort auf diese vom Publi kum so oft aufgeworfene Frage geben wir nachstehend das Urteil eines unserer geach- tetsten und gediegensten Kritiker, Otto von Lcixners, in der von ihm redigierten „Deutschen Romanzeitnng^ (1884, Nummer 12) wieder. ' * Die Geschichte der „Encyklopädieen", zu welchen die „Konversations-Lexika" gerechnet werde» müssen, ist noch nicht geschrieben wor den, obwohl die Aufgabe einen vielseitig ge bildeten und weitblickenden Gelehrten wohl zu fesseln vermöchte, besonders wenn er den Ein fluß untersuchen wollte, den diese Werke in den verschiedenen Zeiten ausgeübt haben. Die neuere» deutschen „Konversations- Lexika" sind von größerer Bedeutung für die Entwickelung des Zeitgeistes geworden, als man gewöhnlich wohl anzunehmen pflegt. Ihr Vorsahr, Hübners „Zeituugs- und Konver sations-Lexikon". beschränkte sich aus das Poli tische Gebiet. Als aber 1796 Löbel in Leipzig das, 1808 von Brockhaus übernommene Unternehmen begann, erweiterte er sofort den Stoff. Von da an haben diese Werke, wie sie nacheinander austraten (Picrer 1822 — 1836 I. Ausl., Meyer 1840-1852 I. Ausl.), immer mehr nach den» einen Ziele gestrebt, eine „Encyklopädie" des menschlichen Wissens zu schassen. Der Wettbewerb zwischen Brockhaus, Pierer und Meyer ist der Haupthebcl der Vervoll kommnung gewesen. Jeder einzelne Unter nehmer strebte darnach, die eigene» und frem den Erfahrungen, wie sic in den neuen Aus lagen hervortraten, für die ferneren zu benutzen und so entstanden den» zuletzt jene Werke in der Form, wie sie die 13. Auflage von Brock- Hans und die 4. von Meyer bieten. Der Berichterstatter hat einzelne Bände der neuesten Auflagen von Brockhans und Meyer mit einander Wort für Wort verglichen. Eine eingehende Besprechung der gewonnenen Ergebnisse nähme einen Raum ein, welchen kein Blatt sür den Stoff übrig hat. Jedes der Unternehmen zeigt, daß die Verleger und Mit arbeiter unablässig dahin streben, auf Grund lage des Begonnenen die mögliche Vollkommen heit zu erreichen. Einzelne Stichworte sind nur bei Brockhaus, andere — und zwar in größerer Anzahl — nur bei Meyer zu finden. Auf gewissen Gebieten, wie Theologie und Philosophie, finden sich bei Brockhaus uinsaug- reichere Aussätze mit reicheren Quellenangaben; Meyer sagt nicht weniger, aber in gedrängterer Form. Die Biographieen, ursprünglich bei Brockhaus sehr bevorzugt, sind jetzt in beiden Werken gleich; nur bietet Meyer vieles aus der neuesten Zeit, was sich bei Brockhaus nicht finvet. Wollte man die Werke kurz kennzeichnen, so ließe sich vielleicht sagen: Meyer ist das „modernere" Werk. Er bietet darum auch aus den Gebieten, welche heute besondere Wichtig keit haben, mehr und beschränkt dafür manches was jetzt nur noch aus die Teilnahme kleinerer Kreise rechnen kan». Die Glanzleistungen sind vor allem: Naturwissenschaften, Technik in weitestem Umfange, Volkswirtschaft, Staaten kunde, Städte. Zu bewundern ist es, daß aus diesen Gebieten überall der neueste Stand der Tat sachen noch rechtzeitig ermittelt werden konnte. Es ist dieser Erfolg nur aus der streng durch- gesührten Arbeitsteilung zu erkläre». Daß die besten der erreichbaren Kräfte herangezogen worden sind, ist selbstverständlich. Aber zu bewundern ist es, daß sie sich alle der hier unbedingt nötigen Pflicht: aus möglich kleinstem Raum in klarer Sprache die möglich größte Zahl von Thatsachen zu geben, gesügt haben. Selbst bei Brockhaus finden sich zuweilen noch „Bandwürmer", d. h. lange Artikel über minder wichtige Dinge. In Bezug auf die Raumverteilung und Raumersparnis dürfte die neueste Auflage von Meyer kaum zu überbieten sein. Von großer Wichtigkeit für viele Gebiete ist die bereitwillige Unterstützung staatlicher und städtischer Behörden geworden. Die An gaben über Erzeugung, Handel, Ausfuhr, Ver kehrswesen u. s. w. ruhen (besonders für Deutschland) auf den Angaben der Ministerien, der Konsulate, statistischer Bureaux; die vor züglichen Schilderungen deutscher Städte sind durchgängig unter Mitwirkung der Behörden versaßt und fußen aus durchaus zuverlässigen Angaben. Ein zweiter bedeutender Vorzug liegt in der Einheitlichkeit der Anschauungen. Derselbe hat sich nur dadurch gewinnen lassen, daß alle innig zusammenhängenden Stichworre von Einem Fachmann behandelt worden sind und daß die Arbeiten alle fertig Vorlagen, che der Druck des ersten Bandes begann. Dadurch wurde der Wechsel der Mitarbeiter aus demselben Gebiete verhindert und zugleich viele Widersprüche vermieden. Während die zwei ersten Auflagen Meyers in den Banden eines einseitigen Liberalismus lagen, welcher oft ungerecht urteilte, herrscht jetzt aus allen Gebieten, wo der politische Standpunkt von Einfluß sein könnte, eine wohlthuende Sach lichkeit. Das Thatsächliche wird berichtet, die Anschauungen verschiedener Dichtungen werden ruhig mitgeteilt, ohne daß Partei ansichten den Sachbcstand fälschten. Das zeigt sich in den volkswirtschaftlichen Aufsätzen ganz besonders: überall überwiegt das Thatsächliche in der Form des Berichts. Und das ist auch der beste Standpunkt für ein derartiges Unter nehmen. Es soll in strittigen Dingen nicht Urteile verbreiten wollen, welche sich, wenn aus die Autorität hin angenommen, sosort in Vorurteile wandeln, sondern soll den Wissens stoff als solchen übermitteln, jo weit das möglich ist. Die Naturwissenschaften z. B., welche im Meyer nach allen Seiten hin sehr ausführlich behandelt werden, können ohne Rücksicht aus Annahmen und Lehrmeinungen nicht behandelt werden. Aber auch auf diesem Gebiete macht sich eine lobenswerte Zurück haltung geltend: man bemerkt, daß die Mit arbeiter nirgendwo aus äußersten Standpunkten stehen. Sehr übersichtlich sind die größeren geschichilichen Artikel behandelt, ebenso die litteratur- und kunstgeschichtlicheu — nur in den Malerbiographieen bei lebenden Künstlern tritt der Verfasser in seinen Urteilen zuweilen etwas schroff auf. Meiner Ansicht nach sollte man in solchen Werken Lebenden gegenüber mit Lob und Tadel sehr sparsam verfahren. Ausgezeichnet sind die Abschnitte über Ma schinen, Baukunst und verwandte Gebiete. Selbst der Fachmann wird hier manches Neue finden und das Alte in sehr klarer Dar stellung. Wenn man die bis jetzt erschienenen 9 Bände als Ganzes und ohne weitere Ver gleiche ins Auge saßt, so muß man anerkennen, daß die neue Auflage ihre Aufgabe in vor züglicher Weise gelöst hat. Ob derartige Werke noch besser sein können, weiß ich nicht: nach dem was wir heule von einer Eucyklo- pädie verlangen, muß Meyers „Konv.- Lexikon" als für jetzt unübertrefflich bezeichnet werden. Die Bilder verdienten eine eingehendere Betrachtung, als sie hier möglich ist. Der ge meinsame Vorzug aller ist größte Deutlichkeit und Klarheit auch in den Einzelheiten. An Reichtum vortrefflicher Karten, genauer Abbil dungen von Maschinen aller Art, Pflanzen und Thieren, Bauwerken, Stadtplänen kann sich kein Unternehmen mit dem neuen Meyer messen. Von großem Werte sind sehr viele der Farben drucke: anatomische Bilder, Volkertypcn, Kunst werke, Edelsteine, Glasmalereien, Dünnschliffe von Gesteinen, geologisch merkwürdige Land schaften, Seetiere, insektenfressende Pflanzen) Geflügel u. s. w. Man kann sagen, daß jedes dieser Blätter in einem Fachwerke strengen Au- sorderuugen entsprechen könnte. Dazu kommen noch sehr viele erläuternde Abbildungen im Texte. So steht das Lexikon als eine Leistung da, welche dem Verleger nicht nur, sondern Deutsch land zur Ehre gereicht. Daß solche Summen an Geld und Geisteskraft sür ein derartiges Werk in Bewegung gesetzt swerden können, ist an sich ein Beweis von den Erfolgen der früheren Auslagen. Diese Erfolge haben sich bis jetzt immer gesteigert. — Die 2. Auflage, welche im November 1868 vollendet war, ist schon im Juni 1869 in fast 53 000 Abdrücken abgesetzt gewesen; die dritte hat noch mehr Verbreitung erlangt und die vierte wird den andern an Erfolg nicht nachstehe». O. von Leixner. » Leipzig, Januar 1888. Bibliographisches Institut.
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