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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-08-20
- Erscheinungsdatum
- 20.08.1879
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- Deutsch
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3356 Nichtamtlicher Theil. ^ ISS, 20. August. Zunächst fordert er die Wiedererösfnug der Unterrichts anstalt sür Buchdruckerlehrlinge, welche Gelegenheit bieten würde, neben der praltischen auch mehr theoretische Ausbildung zu erlangen, als es bisher möglich ist. Er wünscht seiner eine festere Organisation des Vereins der Leipziger Buchdruckereien und eine Vereinigung aller Leipziger graphischen Künste etwa in der Art des Pariser Cercle zur Erreichung gewisser allgemeiner Zwecke. Er weist an dem gerade vorliegenden Falle nach, wie noch viel vollendeter eine Ausstellung wie die heurige zu schaffen sei, wenn sie von einer schon bestehenden sesten Vereinigung veranstaltet würde und wie Mustergültiges der Cercle gerade in dieser Beziehung geleistet hat; daß ferner am besten diese Ber einigung ein anderes wichtiges Institut zur Fortbildung ins Leben rufen könnte: einMuseumfürdie graphischen Künste, welches zunächst eine reiche Mustersammlung wirklich nachahmenswerther Drucksachen (wie in kleinem Maßstabe von der typographischen Gesellschaft bereits begonnen), ferner Modelle technischer Er findungen, endlich werthvolle Erinnerungen aus früherer Zeit zur Veranschaulichung des Entstehens und Fortschreitens der Kunst enthalten müßte. Damit wäre ferner eine reichhaltige Bibliothek zu verbinden, welche in praktischer und liberaler Weise zu ver walten sei, durch gute Lesezimmer ihre Benutzung erleichtern und fruchtbar machen müßte. Es ist dabei nicht an eine Concurrenz mit der Bibliothek des Börsenvereins gedacht, die ihrer Natur nach Alles sammelt, was je über das Fach gedruckt wurde, sondern es sollten hier nur Werke gesammelt werden, welche der Ausbildung des Geschmacks und der Verwerthung sür die Praxis dienen, wohl aber denkt sich der Verfasser ein gemeinsames Arbeiten der Ver waltungen beider Bibliotheken als recht gut möglich. Mit einem Blick auf ein neues Börsengebäude der Zu kunft schließt der Verfasser seine interessante und werthvolle Arbeit. Das jetzige Gebäude hat sich bereits als zu klein erwiesen. In einem neuen großen Monumentalbau, inmitten derwirklichenjetzigen „Buch händlerlage" wäre die Bestellanstalt, die Lehrlingsschule, die Redac tion und Expedition des Börsenblattes unterzubringcn. Die Biblio thek müßte Nebenräume wie Lesezimmer und dergl. erhalten, um ihren Zweck vollständig zu erfüllen. Genügender Raum für die Oster- meß-Ausstellungen müßte geschaffen werden. Und wo könnte ein würdigerer Platz als vor diesem Gebäude sür das Denkmal sein, welches 0r. von der Linde in seinem Werke über Gutenberg von der Zukunft fordert: „Alles zusammengenommen existirt noch kein, der Erfindung der Typographie entsprechendes Monument. Gleich wie das nächste Jahrhundert bei seiner Säcularseier den schlüpf rigen Boden der Sage zu verlassen und sich aus den Felsen der Ge schichte zu stellen, d. h. das erste halbe Jahrtausend der Typographie 1450—1950 zu feiern hat, so errichte auch das neuerstandene Deutsche Reich, entweder in seiner politischen Hauptstadt Berlin oder in seiner typographischen Hauptstadt Leipzig ein großartiges, alle Kleinkrämerei beschämendes Gutenbergmonument." R. W. Buchhändlerischc kapuzinadcn. I. Die Weihnachtscirculare liegen hinter mir. Beim Durch blättern derselben überkam mich ein Gefühl tiefer Beschämung: bei so mancher Novität versicherte der Verleger, sie befriedige ein längst gefühltes Bedürsniß, oder, sie dürfe und werde in dem Bücher schrank keines Gebildeten fehlen und selbst der kleinsten Handlung sei es möglich, 7/6 Exemplare gegen baar zu nehmen. Ich über zähle die Häupter der Gebildeten in meinem kleinen, vom Leipziger Großsortiment noch nicht beleckten Kundenkreis, dessen literarische Bedürfnisse und pecuniäre Mittel ich ziemlich genau kenne; ich finde unter den Herren mit Mühe und Noth drei, von denen ich I glaube annehmen zu dürfen, daß sie das Buch vielleicht kaufen; größerer Vorsicht halber strecke ich im Persönlichen Verkehr mit ihnen meine Fühlhörner ans und ziehe sie enttäuscht wieder zurück, als der eine sprach: gern würde ich kaufen, aber mein Bücher-Budget ist er schöpft; der andere: gern würde ich kaufen, will aber doch lieber noch warten, ob der ausposaunte Ruf sich bewährt; der dritte: gern würde ich kaufen, meine Berufsgeschäfte lassen mir aber schlechter dings keine Zeit, das Buch zu lesen, oder, die knappe Mußestunde ist schon längst sür andere mir noch näher liegende Lectüre in An spruch genommen. Alle drei Herren sind unterrichtete Leute, von lebhaftem Interesse sür die Literatur, nicht bloß sür ihre Fachliteratur — und doch zählen sie nicht zu den Gebildeten, denn sie verhalten sich ablehnend gegen meine Verkaussofferte. Und ich selbst? Ich sollte doch die Ehre meiner Firma gegen über jenem Verleger retten und wenigstens ein Exemplar für meine Privatbibliothek bestellen — für meinen lieben Bücher-Schrank, am Sonntagvormittag mein Trost für die Plackerei der Woche; schon liegt der Verlangzettel vor mir, aber die Hand zuckt zurück, denn ich denke daran, daß in jenem S chrancke noch mindestens sechs ungelesene Bücher stehen, denen ein siebentes hinzuzusügen wider sinnig wäre. Also auch mich selbst muß ich aus der Liste der Gebildeten streichen. Im Ernst: wozu die Phrase? Sie säet den Samen des Mißtrauens aus. Ein verständiger Mann sagte mir neulich: ich kaufe das Buch nicht, denn es wird vom Verleger angepriesen und in öffentlichen Blättern gelobt. Sprach der Mann Paradox? Misccllk». Zur Geschichte des Bücherwesens vor Erfindung der Buchdruckerkunst. — In einer Festschrift anläßlich des tausendjährigen Jubiläums der Erfindung der Glasmalerei u. d. T. „Ursprung der Glasmaler-Kunst im Kloster Tegernsee" (München 1878) kommt deren Verfasser, Professor vr. Sepp, u. a. auf den Betrieb des Kunsthandwerks in oberbayerischen Klöstern zu damaliger Zeit auch im Allgemeinen zu sprechen und macht bei dieser Gelegenheit einige interessante Angaben über das damalige Bücherwesen. Im 8. und S. Jahrhundert besaß das Kloster Benedictbeuren die reichhaltigste Bibliothek in ganz Bayern und Gisela, die Merowingerin, die nach dem Sturz dieses Königshauses im Kloster Kochel den Schleier nahm, brachte selber 21 Hand schriften, eine für jene Zeit überaus reiche Sammlung, mit und unterhielt im nahen Benedictbeuren unter Abt Waldram fünf Kapläne bloß zum Copiren der Werke. Der Mönch Ulrich vertauschte mit Zustimmung des Abtes und Conventes 1054 ein Meßbuch gegen einen umfangreichen Weinberg bei Botzen. Aehnlich erwarb die Nonne Diemut von Wessobrunn (1057—1130) für eine von ihrer kalligraphischen Hand geschriebene Bibel ein Landgut am Pcissenberg. — Die Bücherei speciell in Tegernsee nahm unter den Aebten Gozbert, Gotthart, Beringer u. A. so ansehnlich zu, daß das Kloster dem Kaiser Heinrich III. 1054 eine kleine Bibliothek zum Geschenk machen konnte. Darunter waren viele Bücher mit silbernen und goldenen Buchstaben geschrieben und die Einbände Pracht arbeiten von getriebenem Goldblech mit edlen ungeschliffenen Steinen, Perlen und Elfenbeinschnitzwerk besetzt. Friedrich I. Barbarossa machte in Tegernsee eine ansehnliche Bestellung von Büchern, da er so Rühmliches von der Geschicklichkeit der Mönche gehört; zugleich bezog er Handschriften mit köstlichen Malereien. Pcrsonalnachrichtcn. Herrn Theodor Ackermann in München ist vom König von Bayern der Titel „königlicher Hofbuchhändler" verliehen worden.
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