ViMmM Nr. 17 (N. 8)Leipzig, Dienstag den 21. Januar 1938 1Ü3. Jahrgang Am 15. Januar 1936 ist der im Ruhestand lebende frühere verantwortliche Schriftleiter des Börsen blattes für den Deutschen Buchhandel Richard Alberti im 75. Lebensjahre verschieden. Der Tod hat ihn von einem schweren Herz- und Asthmaleiden erlöst. Nahezu vierzig Jahre hat der Entschlafene im Dienst des Börsenvereins gestanden und in dieser langen Zeit zuerst als zweiter, dann als erster und verantwortlicher Redakteur des Börsenblattes bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 3l. Dezember 1926 gewirkt. Für seine dem Buchhandel und dem Börsenverein gewidmete Lebensarbeit, die stets von hohem Wollen und vollem Einsatz für das ihm übertragene verantwortungsvolle Amt geleitet war, gebührt ihm unser aufrichtiger Dank über das Grab hinaus. Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten. Leipzig, den 16. Januar 1936 Baur, Vorsteher Dr. Heß, Geschäftsführer In Erfüllung eines letzten Wunsches unseres am 15. Januar verstorbenen früheren Schriftleiters Richard Alberti wird die Nachricht von seinem Tode erst nach der Trauerfeier, die im engsten Kreise stattgefunden hat, bekanntgegeben. Richard Alberti hat neununddreißig Jahre, vom 1. März 1888 bis Ende 1928, am Börsenblatt gewirkt. Ein hartnäckiges Herz- und Asthmaleiden hatte ihn vor neun Jahren gezwungen, die Feder aus der Hand zu legen. Von diesem Leiden hat ihn nun nach einmonatigem Krankenlager ein sanfter Tod erlöst. Blicken wir als seine früheren Mitarbeiter der letzten Jahre heute zurück auf sein Schaffen und Wirken am Börsenblatt, das kurz nach der Reorganisationdes Börsenvereins und noch vor Einweihung des Deutschen Buchhändlerhauses unter der Vorsteherschaft von Adolf Kröner und vr. Eduard Brockhaus begann, so steht uns vor allem seine auch zuletzt kaum nachlassende Arbeitsleistung vor Augen. Richard Alberti war nach einer längeren und vielseitigen Tätigkeit in verschiedenen Zweigen des Buchhandels zum Börsen blatt gekommen. Er fand hier ein Arbeitsfeld vor, auf dem er seine ausgedehnten buchhändlerischen und literarischen Kennt nisse au«gezeichnct verwerten konnte. Es ist ganz unmöglich, hier auch nur einen Teil seiner fleißigen und gewissenhaften Literatur- Zusammenstellungen aufzuzählen, die er in den ersten Jahren seiner Tätigkeit bearbeitet hat. Sie haben, den damaligen Be dürfnissen r'Ntsprechend, dem Buchhandel ausgezeichnete Dienste geleistet und auch in bibliothekarischen Kreisen zur Erhöhung des Ansehens des Börsenblattes beigetragen. In den für den Buch handel besonde rs wichtigen postalischen Bestimmungen hat er sich gut ausgekannt und darüber einiges veröffentlicht. Eine seiner letzten Arbeiten war das 1914 erschienene »Verzeichnis der ver botenen Bücher und Zeitschriften», das den bis ins kleinste ge wissenhaften Bearbeiter verrät. Mit einen Höhepunkt seiner Lebensarbeit am Börsenblatt bedeutete es, als er aus Anlaß seines 75jährigen Bestehens an die Bearbeitung von dessen Ge schichte gehen konnte. In zwei großen Aufsätzen hat er das Er gebnis seiner Nachforschungen in den beiden ersten Nummern des Jahrgangs 1909 nicdergelegt. Als ihm 1921 nach dem Rück tritt des durch ein schweres Augenleiden verhinderten Emil Thomas in einer für den Buchhandel so bewegten und folgen schweren Zeit das Amt des verantwortlichen Schriftleiters über tragen wurde, blieb ihm nur noch wenig Gelegenheit zu eigener schriftstellerischer Tätigkeit. Die laufende Tagesarbcit nahm alle Energie restlos in Anspruch. Es kamen die Jahre, die unserem Vaterlande so tiefe Wunden geschlagen haben, ein heute kaum noch faßbarer Verfall des literarischen und künstlerischen Lebens trat ein, der sich natürlich auch in der Verlagsproduktion bemerk bar machte. Um manche Buchanzeige und um manche gewagte Illustration wurde in der Redaktion ein stiller Kamps gekämpft und oft konnte wenigstens das Schlimmste verhütet werden. So war es keine leichte Aufgabe, die Richard Alberti in den letzten Jahren seiner Schristlcitertätigkeit zugefallen war. Wie er in feinen Abschiedsworten im Börsenblatt gesagt hat, mußte er sich oft damit begnügen, das Gute gewollt zu haben. Uns jüngeren Mitarbeitern war Richard Alberti stets ein guter Kamerad, von dem wir viele Anregungen und stete Förde rung erhalten haben. Wir bewahren ihm das beste Andenken und wollen es immer so halten. Wa. 8S