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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1932
- Strukturtyp
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- 1932-11-12
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1932
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- Deutsch
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X: 265, 12. November 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. DtschuBuchhaubel. namentlich die Verwirrung beim Verlag selbst. Hierzu nun äußert sich der Aufsatz in der Franksurter Zeitung wie folgt: Die Kraftanstrengungcn des Verlages, durch besondere Leistun gen dem Geschmack des Publikums entgegenzukommen und das Rennen um den reduzierten Markt zu gewinnen, erhalten durch die Zuchtlosigkeit, mit der diese billige Massen-Produktion in Gang gesetzt wird, den Charakter von Lnstschlägen, die den Käufer, der bearbeitet werden soll, gar nicht treffen. Zuviele Verleger versuchen das gleiche, oft mit völlig ungeeigneten Werken. Der deutsche Verleger neigt von Hause aus zur Überproduktion; der deutsche Verleger ist nicht weniger Individualist als sein Käuser. Es gibt keinen Nahmen, in dem sich die deutsche Produktion zu sammenspannen ließe, es gibt keinen Ausgleich der Inter essen, cs gibt keine gültige Kritik, die das individuelle Trommelfeuer schwächen und in geordnete Bahnen ablenken könnte. Feder ist aus sich angewiesen und versucht in seiner Weife der Probleme Herr zu werden. Verständlich, was sollte er tun, der nur mit anarchischen Zuständen auf dem Markt, in der Kritik und bei seinen Kollegen zu rechnen hat. Die straffsten deut schen Organisationen — und der deutsche Buchhandel verfügt über eine ausgezeichnete Organisation — haben noch nie die Anarchie in den Köpfen, die Anarchie der Ansprüche, der Meinungen und der Ziele zu verhindern vermocht. Die Organisation bewältigt nur das technische Problem, der Mensch entschlüpft ihr, um so hemmungsloser seine» Schein-Individualismus auszulebcn. Es ist billig, eine Einschränkung der Produkiion, die Befolgung guter und bewährter Prinzipien bei der konstruktiven Durchführung der Produktion zu »fordern«, wenn jeder ans sich gestellt ist und Ge fahr läuft, aus Altruismus ins Hintertressen zu geraten. Wo ist der Einsatzpunkt, der allen wertvollen Kräften gerecht wird, der eine Konsolidierung im ganze» ermöglicht, nachdem das Übel ge rade darin besteht, daß eine Konsolidierung beim einzelnen aus der Anarchie des Ganzen heraus scheitert. Kein Produktionszweig ist von dem Wirrwarr der Köpfe stärker betroffen als gerade der Buchhandel, der Geschmack und Meinung in Ware ummünzt. Er steht den atomisierten Köpfen am nächsten. Aus dieser Gesamt lage heraus wird die Spekulation zum Selbstzweck. Ganz zu ver meiden ist sie im Verlag überhaupt nicht; jeder Absatz kann nur geschätzt werden. Aber in der Gesamtproduktion eines Verlages müßte bei geordneten Zuständen dieses Ristkomoment zu elimi nieren sein. Diese Balance besteht sehr häufig nicht mehr. Jeder Fehlschlag kann nur durch neue Spekulationen ausgeglichen wer den. Ein Bombardement von Neuerscheinungen, von Volksaus gaben, die die eigenen Bestände oder zumindest die »Rechte« ent werten, ist die Folge. Büchern, deren Originalausgabe zu leid lichen Preisen vor Monaten erschienen ist und deren Bestände »och längst nicht untergebracht sind, folgen prompt billige Massenauf lagen. Die Balance zwischen Nieten und Erfolgen ist keine Reali tät mehr, mit der man im Verlag rechnen kann, sie ist selbst eine Spekulation geworden, sie wird in eine bessere Zukunst projiziert, die zu erreichen um so schwerer wild, je mehr diese Praxis über hand nimmt. Es gibt keine Statistik der Verschuldung der deut schen Berlage, aber sle dürfte selbst für heutige Maßstäbe unge wöhnlich hoch sein. Sie wird verschleiert, da meist nicht der Ban kier, sondern der Drucker und der Buchbinder den Kredit gewährt, wenn nicht überhaupt ein Mäzen den anderen ablöst. Ähnliches ist auch schon an anderer Stelle ausgesprochen worden. Der Verfasser wendet sich danach dann auch noch den Verhältnissen im vertreibenden Buchhandel zu. Diese Schwierigkeiten im Verlag werden von den besonderen Nöten im Zwischenhandel überlagert. Hier staut sich die Ware an. Vielfalt der Ausgaben, der Preise, der Neuerscheinungen, die schrille Superlativ-Propaganda erschwert den Überblick und ver mehrt das Risiko eines zureichenden Sortimentslagers. In der Präsenz des Lagers liegt vor allem, abgesehen von der Lage des Ladens, der geschickten Bedienung des Kunden und der bei der großen sozialen Fluktuation und Umschichtung immer schwierige ren Schaffung eines treuen Kundenstammes, die Überlegenheit über den Konkurrenten, da ja der Preis der gleiche ist oder doch sein soll. Gerade der Ausbau dieses Lagers ist aber mit wachsen den Kosten und dem Zwang zu erhöhten Abschreibungen verknüpft. Die effektiven Unkosten des Sortiments sind progressiv in den letzten Jahren gewachsen. Mittel für eigene Propaganda stehen kaum, zur Verfügung. Daher Erhöyung der Rabatte, daher der Versuch, die Propagandakosten weitgehend ans den Verlag abzu wälzen. Daher das Bestreben, viel Kommissionsware zu erhallen, obwohl sie gerade vom Standpunkt einer guten Sortierung des Buchlagers unwirtschaftlich ist. Daher immer längere Kreditziele und daher die Praxis, die Gewaltlösung eines Vergleiches immer häufiger und hemmungsloser herbeizusiihren. Die Absatzschrump- sung durch niedrigere Ladenpreise, durch die noch darüber hinaus geschwächte ksaufkraft, durch Reduktion der öffentlichen Kultur etats, durch Kundenverlust infolge unaktueller Lager, durch Kon kurrenz von Leihbibliotheken und anderen Außenseitern ist nur dadurch auszugleichen, daß der Schwerpunkt der Arbeit des Sor timenters ans Aushilssmaßnahmen verlegt wird, die ihn feiner eigentlichen Aufgabe entfremden. Dazu gehört die Angliederung einer Leihbibliothek und die Schaffung eines moderne» Anti quariats, das gestattet, den Ladenpreis sllr all die Bücher, die nor mal und zu regulären Preisen nicht sehr schnell abzusetzen sind, praktisch anfzuheben und so wenigstens das Lager zu räumen. Auf diese Weise existieren sllr neue Bücher oft im selben Laden oder in derselben Straße zwei Preise, zwischen denen ein Außenstehen der keine logische Verbindung Hersteilen kann. Ist es sllr den Käuser schon unverständlich, daß Bücher, deren Ladenpreis zwan zig Mark betrug, wenige Jahre daraus wiederum in neuen Aus gaben sllr ein Siebentel des ursprünglichen Preises angeboten werde», so wird die Verwirrung in den Preisvorstellungen des Publikums durch solche Manipulationen im Zwischenhandel noch verstärkt. Schließlich setzt der naive Käuser mit Recht den Wert der Objekts, die er zunächst nach dem konkreten Material und nicht nach imaginären Größen beurteilt, zu einander in Beziehung. Diese Relationen aus dem Markt sind gestört, weil die Preise bei der Produktion und beim Handel unter künstlichen Bedingungen entstehen und mit einer soliden Geschäftspolitik nichts mehr zu schassen haben. Schleuderpreise im Zwischenhandel, Ramschpreise im Warenhaus, Vertrieb von Restauslagen durch Spezialfirmen stören ein Preissystcm, das schon im Verlag unter irrealen Be dingungen und unter erheblichen Störungen durch eigene und fremde Maßnahmen fcstgelegt worden ist. Schon die Geschäfts- Politik des Verlages würde ein wirres Preisgebäude zur Folge haben; der reale Markt gibt aber nicht einmal diesem Wunsch traum recht, er realisiert in keiner Weise, was in den Produk tionszentren ausgeheckt worden ist. Der Käuser wird durch dieses multiplizierte Preischaos abgeschreckt; er hofft aus spätere Aus gaben, auf Gelegenheitskäufe, er begnügt sich, selbst wenn er das Buch besitzen will, zunächst mit der Lektüre des Leihbllchereiexem- plars. Das alles liegt in keiner Weise im Interesse des deutschen Buchhandels, es potenziert nur die Schwierigkeiten, mit denen er, selbst ohne Krise, rein durch die Verlagerung der Interessen und die geistige Anarchie zu tun hätte. Auch hier ist das Grundsätzliche richtig beobachtet. Werden freilich diese Ausführungen genügen, um dem Publikum wirklich bessere Einsicht zu vermitteln? Und was werden sie im Buch handel helfen? Daß und weshalb die Organisation nicht ein greisen kann, hat der Verfasser selber sehr zutreffend hcrausge- arbeitet. Die Verantwortung schiebt er dem Einzelnen zu. Dar auf wird also alles ankommen. Praktische Vorschläge im speziel len zu machen, darauf hat der Verfasser verzichtet. Er weiß wohl, wie schwer und wie undankbar das ist, und begnügt sich damit, nur die Zusammenhänge aufzuhellen. Das ist ja wohl auch das erste Erfordernis, zunächst einmal zu klaren Vorstellungen zu kommen. Das dürfte dann namentlich beim Publikum auch zu ernsterer Beurteilung der Dinge führen. Die wirkliche Über windung der Schwierigkeiten selbst bleibt aber noch ein hartes Stück Arbeit für alle Beteiligten. Die Buchführung des Buchhändlers. Von Hugo Meyerheim, Bcrlin-Grunewald. Der Nutzen her Buchführungsarbeit läßt sich nicht wie der des Verlaufens unmittelbar erkennen. Gehen daher viele mit Wider willen an die Arbeit, so vergrößert sich dieser »och dadurch, daß, wie ich durch psychotechnische Studien seststellen konnte, auch der tüchtigste Buchhalter die Geschäfts-Vorfälle immer nur in der Weise verbucht, wie er es gelernt oder in gleichen Fällen getan hat*). Er arbeitet also nur nach dem Gedächtnis, und deshalb kann ein Interesse an der Arbeit nicht auskommen. Hemmungen empfindet er auch dadurch, daß die Buchführungs-Ergebnisse den Einzelheiten stets nachhinken. »Soll ich Dir die Gegend zeigen, mußt Du erst den Turm besteigen.« Der Einblick in die Einzelheiten erhält erst dann Sinn und Bedeutung, wenn ihn: der Überblick vorausgeht. . sFortsetzung S. 8L1.) *> Meyerheim, »Psychotechnik der Buchführung«. Berlin 1927, Julius Springer. 818
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