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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1932
- Strukturtyp
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- 1932-10-18
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1932
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- Deutsch
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X- 244, 18. Oktober. 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn Buchhandel. Vorsitzender des Verlags-Ausschusses der Notgemeinschaft der Deut schen Wissenschaft, vr. Friedrich Oldcnbourg, Erster Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, vr. H. U h l e n d a h l, Direktor der Deutschen Bücherei, Leipzig. Die Feier, die uns Karl Siegismund in seiner ganzen eigen willigen, schöpferischen und schaffenden Persönlichkeit aufzeichnete, fand mit dem herrlich gespielten Adagio aus dem Gmoll-Quintett von Mozart ihren weihevollen Ausklang. Die Ansprachen, die den Menschen und Arbeiter Karl Siegismund in seinen vielfältigen Beziehungen zu Wissenschaft, Buchhandel und Bibliothekswesen zeigten, bringen wir nachstehend zum Abdruck. Staatsminister vr. F. Schmidt-Ott: Der ausgezeichnete und bescheidene Mann, dem diese Feier gilt, wollte so still und ungesehen aus der Welt scheiden, das; wir nicht einmal die nächsten Freunde benachrichtigen konnten. Im engsten Kreise haben wir ihn an einem sonnigen Spätsommertage in seinen geliebten schlesischen Bergen zur letzten Ruhe bestattet. Man kann angesichts dessen wohl fragen, ob die heutige Veranstaltung seinen Wünschen entsprochen hätte. Allein uns ist es ja nicht darum zu tun, viel Rühmens von ihm zu machen, wir wollen uns nur mit Freuden dessen bewußt werden, was er uns gewesen ist. Solcher Erinnerungs- stunde würde auch er sich wohl nicht versagt haben. Die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft ist durch den unerwarteten Heimgang von Karl Siegismund aufs schwerste ge troffen, und ich habe selbst in ihm einen meiner nächsten Freunde verloren. Wenn ich an den Beginn unserer Beziehungen denke, tritt mir die Person meines Freundes Althoff vor Augen, mit dem uns beide ein enges persönliches Band und langjährige Arbeitsgemein schaft verknüpfte. In dem Kampf zwischen Buchhandel und .Kultus ministerium ist es ihm als Erstem Vorsteher des Börsenvereins mit mir gemeinsam gelungen, die Streitaxt zu begraben und die Fragen des Buchhändlerrabatts und der Pflichtexemplare zu regeln. Im Weltkriege haben wir es im Zusammenwirken auf rund zweihundert Schiitzen grabenbücher gebracht. Auch der Begründung der Deutschen Bücherei habe ich nicht ferngestanden. So verband uns gegenseitiges Vertrauen längst, ehe es an die Gründung der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft ging. Aber es war doch eine Tat, als er sich mir für diese zur Verfügung stellte. Ich kann es nicht vergessen, daß er selbst mir damals seine Hilfe für die Notgemeinschaft angeboten hat. Was diese bedeutete, habe ich in den seither verlaufenen zwölf Jahren von Tag zu Tag mehr erfahren. Die Gründung und Leitung des Verlags-Ausschusses der Notgemeinschaft sind sein Werk. Wie meister haft er die Arbeit dieses Ausschusses aufgebaut und ihr seine ganze unbezähmbare Arbeitskraft gewidmet hat, darüber wird, wie ich glaube, Herr Geheimrat Heymann Näheres sagen. Aber ich muß auch meinerseits aussprechen, was es für die gesamte Notgemeinschaft und den Fortgang unseres wissenschaftlichen Lebens bedeutete, in dem natürlichen Interessengegensatz zwischen Forschung und Verlag die rechte Linie zu finden, welcher Mut und welches Geschick dazu ge hörte, die Interesse» der Wissenschaft gegen den Buchhandel und die des Buchhandels gegen die der Wissenschaft zu vertreten. Nur ein Mann, der so unerhörte Verdienste auch um den Buchhandel und das ganze Vertrauen der leitenden Buchhändlerkreise besaß, konnte das leisten. Mit einer Hingabe und Uneigenntttzigkeit ohnegleichen hat er dies Werk vollführt und ist dabei immer tiefer, was ihm von Hause aus fernlag, in die eigentlichen Aufgaben und Bedürfnisse der wissenschaftlichen Forschung hineingewachsen. Es mögen an die zwei hundert Beileidsschreiben sein, die ich selbst aus wissenschaftlichen Kreisen erhalten habe. Sie alle rühmen, mit welchem eindringenden Verständnis und welcher Liebenswürdigkeit er der wissenschaftlichen Produktion in schwerer Zeit zum Leben verholfen hat. Aber weit darüber hinaus hat er die Sorgen und Lasten der Notgemeinschaft mit mir getragen. Wenn ich morgens zu unserer Arbeitsstätte kam, hatte er bereits die neuen Eingänge durchgesehen und konnte mich über den Stand der Dinge unterrichten. Wieviele Bittgänge, die für die Fortführung unserer Arbeit erforderlich waren, hat er mir abgenommen. Mit allen Gliedern der Notgemcinschaft stand er in einem besonderen persönlichen Verhältnis, kannte ihre Nöte und beriet sie und ließ mich dadurch in besonderer Weise an dem Leben dieses mir werten und nicht ganz kleinen Kreises teil- nehmen. Aber auch damit nicht genug. In den Geschäften der von mir geleiteten Deutschen Gesellschaft zum Studium Osteuropas hat er die schwierigsten Verlagsverhaudlungen geführt und alle Störungen tiberwinden helfen. In der Königin Luise-Stiftung, deren Kura torium ich Vorstand, ist er es gewesen, der in und nach der Infla tionszeit die gesunde wirtschaftliche Grundlage wiederhergestellt und auch neue Nöte tapfer bekämpft hat. So hat er mir kämpfend, helfend, ratend, fürsorgcnd, entlastend mit seinem klugen Urteil und warmen Herzen unablässig, auch als die Zeit des Leidens für ihn kam, zur Seite gestanden bis in die letzten Tage. Daß kein vollgültiger Ersatz für ihn möglich war, ist im Verlags-Ausschuß wie in seinem weiteren Wirkungskreise als bald allseitig zum Ausdruck gekommen. Es war ein Geschenk, daß wir ihn hatten, ein Geschick, daß wir ihn verloren haben. Er bleibt für uns ein Vorbild und jeder muß versuchen, ohne ihn nach besten Kräften an dem großen Werke weiter zu arbeiten, dem auch er ge dient hat. »So folge jeder seiner unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe nach.« kequiegeat in paes! Geheimer Justizrat Professor vr. E. Heymann: Im Anschluß an die Worte S. Excelleuz und der damit gegebe nen Würdigung der Persönlichkeit und der Verdienste Karl Siegis- munds möchte ich noch ein kurzes Wort des Dankes für den Ver storbenen in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verlagsaus schusses der Notgemcinschaft sagen. Der Verlagsausschuß oder genauer, das gesamte Verlagsreferat der Notgemeinschast war die Stelle, an welcher Karl Siegismund wurzelte, die Stelle, von der aus er eine weit umfassende Arbeit für die deutsche Forschung durch Förderung ihrer Veröffentlichungen geleistet hat, die Stelle auch, von der aus er viele, ja alle Gebiete der Notgemeinschaftstätigkeit geistig durchdrang und, wo es ihm möglich war, förderte. Solange der Verlagsausschuß besteht, habe ich die Freude und Ehre gehabt, mit ihm zusammen zu arbeiten und es haben vielleicht nur wenige in seine Arbeit so tief, wie es mir vergönnt war, hinein sehen können. Dabei wirrde mir das Glück, seine Freundschaft zu er werben. Unendlich viele Einzelfragen haben mir im Laufe dieser vielen Jahre zusammen besprochen und oft genug unter allgemeinen Blickpunkten. Siegismund hat von Anfang an die überaus schwie rige Aufgabe der wirtschaftlichen Unterstützung wissenschaftlicher Produktion mit staunenswerter Einsicht in die Bedürfnisse der Wis senschaft des Buchhandels und der deutschen Gesamteutmicklung in Angriff genommen und mit höchster organisatorischer Kraft durch- geftthrt. Das war ihm nur möglich durch eine genaue Kenntnis aller hierfür in Betracht kommenden sachlichen Verhältnisse und vor allen Dingen auch der in Betracht kommenden Persönlichkeiten. Es war ihm nur möglich auf Grund des großen Vertrauens, welches er in langjähriger Verwaltung buchhändlerischer Ehrenämter und im Verkehr mit den höchsten Behörden des Reiches und Preußens sich bereits erworben hatte. Aber das alles hat sich im Laufe der Jahre während seiner Notgcmeinschaftstätigkeit immer aufs neue ver stärkt. Siegismund erlangte nach kurzer Zeit einen vollständigen Einblick in die zal'^umäßig erfaßte Wirtschaftslage des gesamten deutschen Verlages. Und diese streng geheimgehaltenen und in sorg fältigen Aufzeichnungen erfaßten Erfahrungen ermöglichten es ihm sehr bald, alle ihm vorgelegten kalkulatorischen Unterlagen wie Glas zu durchschauen und sachlich zu verwerten. Das beruhte wie seine ganze Tätigkeit natürlich auf buchhändlerischen Erfahrungen eines langen Lebens, auf unermüdlicher Geschäftsgewandtheit, auf einer kaufmännisch freien Behandlung aller Fragen, die mit einem beamtenmäßigen Pflichtgefühl merkwürdig gepaart war. Es beruht« auch auf einer ganz seltenen Intuition, mit welcher er die Tatbestände sofort erfaßte, Tatbestände, in denen in so eigentümlicher Weise wirt schaftliche Fragen mit den Fragen der Wissenschaft untrennbar ver knüpft sind. Aber letzten Endes war bei aller Nüchternheit seiner Betrachtungsweise sein Willcnscntschluß und damit seine ganze Arbeit beherrscht durch einen hohen Idealismus, durch die innige Lic!be zu seinem Buchhändlerberuf, zur Wissenschaft und zum Vaterlands. Wenn jemand in den schweren Zeiten seit dem Kriegsende für den Wiederaufbau Deutschlands auf kulturellem Gebiet hingebend und erfolgreich gearbeitet hat, so war das, an der Seite Exzellenz Schmidt-Otts, Karl Siegismund. Was aber sein Wirken so besonders sympathisch machte, war sein unbestechliches Gerechtigkeitsgefühl. Er hat niemals, auch nicht ein einziges Mal, wie ich immer wieder sehen konnte, den Gedanken außer acht gelassen, daß nicht die Autoren und auch nicht die Buch händler mit den Mitteln der Notgemeinschaft unterstützt werden soll ten, sondern daß es lediglich darauf ankam, die Ergebnisse der Wis senschaft für die Allgemeinheit und insbesondere für die fortarbeiten den wissenschaftlichen Kreise trotz aller Not der Zeit zugänglich zu machen. Dabei handelte es sich aber doch immer wieder um die Ab wägung menschlicher Interessen, und diese Abwägung hat Karl Siegismund mit einer psychologischen Feinheit und vor allem mit 759
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