Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1932
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- 1932-10-18
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X- 244, 18. Oktober 1932. Redaktioneller Teil. Bvrsrnblatt f- d.Dtschn. Buchhandel. seinem warmen Herzen in geradezu meisterhafter Weise durchgeführt. Und er hatte dabei, was ja sein Lebensweg leicht begreiflich macht, ein herzliches Verständnis gerade für die Kleinen und Schwachen und für die notleidenden Menschen. Er war sich stets bewußt, daß wir für die aufstrebende wissenschaftliche Jugend zu sorgen haben; er war sich stets bewußt, daß wir den kleinen und mittleren Verlags buchhändler als wichtigen Kulturfaktor neben dem großen schützen müssen. Es ist für Siegismund charakteristisch, daß er bei moralischer Einschätzung menschlichen Verhaltens den strengsten Maßstab gerade für den Buchhandel anlegte: Siegismund, der die Fehler der Men schen mit stillschweigendem Verstehen zu würdigen pflegte, wurde eigentlich nur dann wirklich zornig, wenn er sah, daß einer seiner Standesgenossen, daß ein Verlagsbuchhändler die dargebotenen Mit tel etwa unbillig für sich ausnützen wollte. Solche Fälle sind denn auch gleich im Anfang zurückgedrängt worden, und sie er schienen im Laufe der Zeit immer vereinzelter. Siegismund war vielleicht gerade infolge solcher Fälle und weil es wegen der Geschäftsgeheimnisse der Firmen unmöglich ist, Dritten Einblick in alle Entschließungsgründe zu geben, besonders im An fang seiner Tätigkeit mannigfachen Anfeindungen ausgesetzt. Er hat sie lächelnd ertragen, und sie sind immer mehr geschwunden. Sie sind gescheitert an der Lauterkeit dieses Charakters, aber auch an seiner unerschöpflichen Arbeitslust und Arbeitsfreude, die ihn selbst über alles Widerwärtige hinwegtrug. Unendlich viel ist es, was Siegismund für die deutsche Wissen schaft geleistet hat. Bei ihm fehlte nicht nur die am Kaufmann sonst nicht selten hervortretende »Gleichgültigkeit gegen das Objekt« seiner Tätigkeit: Siegismund war für dieses Objekt, die deutsche Forschung, in tiefster Seele begeistert, und diese Begeisterung beruhte, das darf ich wohl sagen, auf wirklicher Sachkenntnis. Er hatte sich, unter stützt durch zahlreiche Gelehrte, und zwar vielfach Gelehrte allerersten Ranges, in die wissenschaftlichen Probleme und in ihre Auswirkun gen mit einer für seine Vorbildung geradezu staunenswerten Kraft hineingefunden. Die Wissenschaft hat das ja durch äußere Ehrungen immer wieder einmal öffentlich gedankt. Ihm aber war der Dank wichtiger, der ihm, dem bescheidenen und zurückhaltenen Manne, im persönlichen Verkehr ohne viele Worte, oft nur durch einen Blick des Auges eutgegentrat. Aber heute, wo die Wissenschaft diesen Mann verloren hat, ist es ihre Pflicht, sich laut und Öffentlich zu ihm zu bekennen und mit innigem Dank einen Lorbeer an seinem Grabe niederzulegen. Sein unscheinbares Wirken hat für die Wissenschaft tausendfältige Frucht getragen und wird sie weiter tragen. Wie die Notgemeinschaft selbst hat er der deutschen Wissenschaft »gebauet ein stattliches Haus, und hat drin Gott vertrauet, trotz Wetter, Sturm und Graus«. Ganz besonderen Dank schulden ihm die großen wissenschaftlichen Organisationen, die Universitäten, und wegen ihrer großen For schungswerke die deutschen Akademien, insbesondere die Preußische Akademie der Wissenschaften, für die ich gerade an dieser Stelle ihm besonders herzlichen Dank sagen will. Er gehörte zu uns als Träger der Leibniz-Medaille und hat uns über die Angelegenheiten der Notgemeinschaft hinaus oft genug seinen kostbaren Rat in schwie rigsten Fragen in aller Stille gegeben. Auch wir wissen nicht, wie wir für ihn einen vollen Ersatz finden sollen. Wie uns, so hat er überall geholfen, wo er konnte, zugegriffen, wo er für eine gute Sache Einfluß aufzuwenden vermochte. Mutig und klug, bescheiden und sicher, pflichttreu und lebensfroh, vornehm und wahrhaftig, selbstlos und treu, war Karl Siegismund im Grunde seines Wesens ein adliger Mensch, der aufs tiefste mit den Kleinsten im Volke fühlte und doch den aristokratischen Charakter aller Wissenschaft niemals aus dem Auge verlor. Die deutsche Wissenschaft wird Karl Siegismunds Gedächtnis in hohen Ehren halten. Erster Vorsteher -des Börsenvereins Or. Friedrich Olden- bourg: Als Karl Siegismund den Buchhandel erlernte, stand das Deutsche Reich im Zeichen des Aufstiegs. In den Fuhren seiner in bescheidenen Verhältnissen verlebten Kindheit fielen die letzten großen Hammerschlägc des großen Kanzlers, durch die das neue Reich zur Einheit geschmiedet wurde, und die bitteren Lehren der Gründerzeit hatten eben die Entwicklung in gesunde Bahnen gelenkt, als der junge Leipziger im Hause Volckmar den kaufmännischen Umgang mit dem Buche erlernte. Die letzten Worte aber, die der 71jährige am Sonntag Rogate dieses Jahres an die Hauptversammlung des Börsenvercins der Deutschen Buchhändler, als dessen Ehrenmitglied, richtete, galten dem Dank an den Vorstand dieser über IVO Jahre alten Bcrufs- vertretung und enthielten einen freundlichen Hinweis auf die Jugend lichkeit des Ersten Vorstehers, der das von Karl Siegismund von 760 1910 bis 1916 verwaltete Amt gerade in einer Zeit übernahm, als sich die Wirtschaftskurve Deutschlands und der Welt scharf nach unten bog. Gerade darum ist es Ehrenpflicht dieses Vorstehers, in dieser Stunde des Gedenkens dem Sinn des Buchhändler!ebens von Karl Siegismund in einer Weise nachzugehen, die von äußerlicher Aus zählung der einzelnen Stufen dieses Lebens absicht und die den Wert der Persönlichkeit und ihrer Leistungen für die heutige Zeit und die Zukunft klarzustellen sucht. Denn aus dem Gesagten geht deutlich hervor, daß der heutige Sprecher des Buchhandels einer anderen Zeit angehört als Karl Siegismund, dessen jugendliches buchhändle risches Wirken in jene Zeiten des Aufstiegs fiel, während unsere Aufgabe die Überwindung von Zusammenbruch ist. Ist es aber nicht — ganz abgesehen vom Buchhandel — Pflicht aller Aufbauwilligen dieser Zeit, die Persönlichkeitswerte jener Auf stiegszeit vor dem großen Kriege aus dem Schutt des Zusammen bruchs zu retten? Können wir — sofern wir noch Verantwortungs gefühl haben — jene Gedankenlosigkeit mitmachen, die den Weltkrieg in rein verneinendem Sinn als Schlußstrich unter eine mit Schuld beladene Epoche bezeichnet, gleich als ob die im Weltkrieg gezeigten Leistungen des deutschen Volkes, zu denen doch jene Aufstiegzeit vor bereitete, wertlos wären, ohne Wirkung auf unsere Haltung in der jetzigen Notzeit sein dürften? In bewußter Abkehr von solcher Auffassung sei hier als erste Leistung von Karl Siegismund erwähnt, daß seine verlegerische Arbeit in nicht geringem Maße geholfen hat, dem deutschen Heere jenen Geist zu geben, der es zu der Riesenleistung befähigte, einer Welt von Feinden vier Jahre lang zu widerstehen. Aber auch die Art seines Ausstiegs zum geachteten Verleger ist geeignet, dem heutigen Geschlecht Achtung vor der Tüchtigkeit jener Zeit einzuflößen: Aus einer harten Jugeick und fleißig genutzter Lehrzeit heraus wendet sich der junge Siegismund zuerst nach dem Rhein, dann aber nach dem anderen deutschen Schicksalsstrom, der Donau, uach Wien, ein Zeichen dafür, daß der junge Buchhändler den großdeutschen Charakter des deutschen Buchhandels erfaßt hat. Als er sich aber mit 25 Fahren die Selbständigkeit erwarb, da geschah es durch Übernahme der Inter nationalen Buchhandlung Lesser in Berlin, einer Handlung also, deren Aufgabe es war, deutschem Geistesleben den Weg in die weite Welt zu bahnen. Kann der Werdegang eines deutschen Buchhändlers sinnvoller verlaufen? Dann aber das Wichtigste: Als Siegismund seinem persönlichen Dasein die wirtschaftliche Grundlage gesichert hatte, da widmete er einen großen Teil seiner Arbeitskraft der buchhändlerischen Standes arbeit, und groß war die Zahl der Ehrenämter, die Karl Siegismund im Buchhandel bekleidete: Beginnend als Vorsteher der'Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsenvereins gehörte er später 17Fahre dem Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler an und mar von 1910 bis 1916 dessen Erster Vorsteher. In diese Zeit fiel die Gründung und Eröffnung der von Siegismunds VorstanLskol- lcgen, Hofrat Ehlermann angeregten Deutschen Bücherei, bereu 20jäh- riges Bestehen, deren Heranwachsen zur drittgrößten deutschen Biblio thek wir vor wenigen Tagen feiern durften. Der Buchhandel und alle der Deutschen Bücherei Nahestehenden wissen, wieviel dies stolze deutsche Werk der Tatkraft des Verstorbenen verdankt. Und als Karl Siegismund aus den buchhändlerischen Ehrenämtern schied und der Notgemeinschast der Deutschen Wissenschaft seine Kraft zur Ver fügung stellte, da blieb er dennoch einer der Unseren, denn immer suchte er nach Kräften seinem Stand auch von seinem neuen Arbeits feld aus nicht nur zu nützen, sondern dem Buchhandel auch die Gel tung in der Öffentlichkeit zu erhalten, die nicht zum wenigsten seiner zielbcwußten Arbeit zu verdanken war. Gewiß, die Karl Siegismund von seinem König verliehenen Ehren, die Ehrung durch die Wissenschaft mit dem Ehrendoktor und der Leibnizmedaille mögen den Verblichenen tief erfreut haben, am meisten entsprach seinen Verdiensten doch die ihm verliehene Ehren mitgliedschaft des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, die ihn schmückte, obwohl sein Wirken nicht immer ohne Widerspruch aus den Reihen des Buchhandels blieb. Auch dieses muß erwähnt werden, soll das Bild des Verstorbenen das Relief bekommen, das erst die Bedeutung einer Persönlichkeit erkennen läßt. Dieses Bild eines tätig wirkenden, seinem Stand aufopfernd dienenden Mannes und Bürgers in dieser Feierstunde in Erinnerung zu rufen, kann aber nur dann Sinn haben, wenn das jetzt wirkende, wenn das jetzt Heranwachsende Geschlecht aus diesem Bild Kraft urid Antrieb nimmt für die Erfüllung der uns zugesallenen schweren Aufgabe, den Zusammenbruch zu neuem Aufstieg zu wenden. Daß Karl Siegismund diese Aufgabe voll erkannt hat, weiß der jetzige Erste Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler aus jener Unterredung, in der der Verstorbene als Vorsitzender des Wahl ausschusses den damals 36jährigen zum Eintritt in den Vorstaild
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