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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.12.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-12-13
- Erscheinungsdatum
- 13.12.1934
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- Deutsch
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280, 13. Dezember 1834. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. Solche Einsicht gilt für die Eltern, denen es nicht oft genug gesagt werden kann: lernt erkennen, was man beim Bilderbuch Schund nennt, welches Bilderbuch der Seele eures Kindes schadet! Solche Einsicht gilt nicht zuletzt für den Buchhändler, den Mittler der Werte und Unwerte, der es fast immer in der Hand hat, das Richtige und Wertvolle zu geben. Das ist die eine Mah nung an ihn. Die andere wurde schon angsdeutet: das Bilderbuch- Geschäft ist nicht ein Weihnachtsgeschäft, es ist ein Jahresgeschäft! Es ist überhaupt nicht nur ein Gelegenheitsgeschäft, sondern eine Pflicht! Dabei sind die Gelegenheiten so günstig! Die Zahl spricht immer am deutlichsten: Tag für Tag haben in Deutschland — natürlich durchschnittlich! — rund 20 000 Kinder Geburtstag, denen ein Bilderbuch, bescheiden oder anspruchsvoll in seinen geisti gen Voraussetzungen, ein liebes Geschenk wäre. Es ist daher erfreulich zu wissen, daß. es im guten Buchhandel auch immer den Dienst am guten Bilderbuch gibt. Aber das Bilderbuch hat eine größere Gefolgschaft zu fordern. Es verpflichtet noch zu mehr Liebe. Dabei ist die Zahl der Werbemöglichkeiten nicht klein! Gibt es im Bezirk der Buchhandlung, im Kreis der Kunden nicht Mütter? Kann man sie nicht auffordern, beim nächsten Be such ihre Kinder mitzubringen? Eine gute Auswahl von Bilder büchern ist schnell züsammengestellt. Und das Geschäft und der Dienst sind schon die Mühe und auch die geringen Spesen wert. Mögen Kinderhände beim Blättern ein Bilderbuch auch unver käuflich machen, es werden fünf und zehn und zwanzig andere dafür zu verkaufen sein! Gibt es nicht Kindergärtnerinnen, die man mit vielleicht zehn Kindern zu einer kleinen Schau einladcn kann? Und das jede Woche einmal? Dabei wird es für den Inhaber selbst oder für seine Frau, seinen Verkäufer, seine Verkäuferin ein leichtes sein, die einzelnen Wünsche der Kinder zu erkennen. Das Kind wird sich genau die bezeichnet? Stelle ini Prospekt nierken, an der das Buch angezeigt ist, das ihm besonders gefällt. Es wird auch den Prospekt nicht verlieren. Mittags oder abends gelangt er bestimmt in Vaters oder Mutters Hände. Die leicht vorzubereitendcn Bitten des Kindes werden Ihn auch bei den Eltern nicht in Vergessenheit geraten lassen. Ein Weg, zwei Wege — es gibt hundert und tausend Wege für den verantwortungsbewuß ten und freudigen Mittler des Kinder-, des Bilderbuchs. Der Buchhändler ist nicht nur Diener seiner erwachsenen Käufer- und Leserschaft, er hat die Verpflichtung zum Dien st am Kind. Das Kind hat aber seine Augen, mit denen es in seine Umwelt sieht, nicht nur zu Weihnachten offen. Ihm gehört das ganze Jahr. Das Bilderbuch darf nicht mehr Stiefkind unterden Büchern sein, zehn und elf Monate im Keller ein gesargt. Es gehört auf einen bevorzugten Platz des Büchertisches! Wochenendtreffen der Württembergischen Buchhändler Am 17. und 18. November fand im Wilhelm-Murr-Saal im Hause der Deutschen Angestellten in Stuttgart eine sehr gut besuchte und recht erfolgreich verlaufene Tagung der selbständigen und nicht selbständigen Buchhändler Württembergs statt, die gemeinsam von der Ortsgruppe Stuttgart der Neichsfachschaft der Angestellten in Buchhandel und Verlag in der Reichsschrifttumskammer und dem Württembergischen Buchhändlerverein einbernfen worden mar. Be- rufskamerad Rolf K a d ach konnte nahezu dreihundert Teilnehmer begrüßen: außer den Berufskameraden auch eine Anzahl Gäste, die als Vertreter von Partei, Presse und Behörden der Einladung ge folgt waren und damit ihr Interesse für die buchhändlerische Schu lungsarbeit bezeugten. Berufskamerad Gerhard Schönfelder, der selbst noch die Anfänge des Jungbuchhandels miterleben durfte, gab dann einen eindringlichen Bericht über den Weg dieses Jungbuchhandels von den ersten Arbeitswochen unter Eugen Diederichs, die die Gedanken der Gemeinschaft, der Leistung und der Erziehung im Berufe in den Vordergrund rückten, bis zu der Gründung des Bundes reichsdeut- scher Buchhändler, durch die die Arbeit des Jungbuchhandels wenig stens äußerlich zu einem Ziel geführt worden ist. Ter Jungbuch handel ist jetzt keine einzelne Gruppe mehr, sondern er umfaßt die ganze Jugend des Berufs. Dadurch sind neue Möglichkeiten zur Er ziehung des Nachwuchses zu Verautwortuugsbemußtsein gegenüber Volk und Staat, zum Standesbewußtsein und zur Leistung gegeben. Der Jungbuchhandel steht heute als Stoßtrupp in vorderster Linie im Kampf um die Neugestaltung unserer Berufsarbeit und unserer Berufspolitik. Verlagsbuchhändler Herbert Hoffmann überbrachte als Ver treter des neuen Bundes die Grüße des Vorstehers Wilhelm Baur und berichtete über den Aufbau, das Wesen und die Ziele der im Frühjahr 1935 zu eröffnenden Neichsschule des Buchhandels in Leip zig, in der die auslernendcn Lehrlinge einen Monat lang eine die Kenntnisse ausgleichende und das Gemeinschaftsgefühl fördernde Er ziehung in politischer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht er halten sollen. Ludwig Tügel begrüßte als Gauführer des Neichsverbandes Deutscher Schriftsteller Gau Schwaben den mit diesem Abend prak tisch begonnenen Gedankenaustausch der an der Verbreitung des deut schen Buches beteiligten Menschen und Verbände, der durch die stän dische Zusammenfassung in der Neichsschrifttumskammer sehr er leichtert wird. Daß dieser Gedankenaustausch, der dem Schriftsteller, dem Verleger und dem Sortimenter seinen besonderen Bezirk inner halb des Ganzen deutlicher machen soll, notwendig ist, zeigt das Er gebnis der diesjährigen Buchwoche. An vielen Stellen ist viel erreicht worden, an manchen anderen jedoch nicht: es fehlte vielfach am Glau ben an Wesen und Zweck der Veranstaltungen dieser Buchwoche und zugleich an Verständnis für die wirkliche Aufgabe des Dichters, das Bild der Welt, wie sie ist, und -as Bild der Welt, wie sie sein sollte, zu einem Ganzen zu gestalten. Diesen Glauben zu geben ist Sinn und Aufgabe solchen Gedankenaustausches. Im zweiten Teil des Abends versuchte der besonders freundlich begrüßte Bibliotheksrat Dr. Beer aus Frankfurt a. M. in großen, aber eindringlichen Zügen eine »Literarische Bilanz 1934«, soweit das möglich ist, zu ziehen. Er ging davon aus, daß durch den poli tischen Umbruch unsrer Tage auch die ganze bisherige Wissenschaft und ihre Methoden in Frage gestellt würden und nun bemüht sind, der Entwicklung des politischen und kulturellen Lebens nachzukom- men. Es gibt daher heute noch keine deutsche Literaturgeschichte, die der neuen Ausrichtung voll entspricht. Diese Betrachtungen führten dann zu der Frage: Was ist und was bedeutet uns heute Dich tung? Dr. Beer ging von einem Wort Wilhelm Naabes aus, nach dem die Zeiten die interessantesten sind, in denen man den Flügel schlag des Schicksals über sich spürt, und gerade solche Zeiten sind es denn auch vornehmlich, die die Dichter zur Gestaltung reizen, da in ihnen am besten ein Wesensmerkmal großer Dichtung in Erscheinung treten kann, nämlich das, was hinter den Dingen liegt, die große Wahrheit. Der nichtschöpferische Mensch, und das ist gegenüber dem echten Dichter auch der Wissenschaftler, muß sich, um zu solchen letzt gültigen Wahrheiten kommen zu können, au die Großen und Schöp ferischen des Geistes halten. — Wie viel wir au Neuem und Kom mendem in der deutschen Dichtung bereits erfassen können, zeigte dann Dr. Beer in kurzen aber ungemein eindringlichen Proben aus dem neuen Roman von Emil Strauß, Das Nieseuspielzcug, am Werk Johannes Linkes u. a. Ganz besonders wies er auf das Erstlings werk der Josefa Berens-Totenohl, Der Fehmhof, hin, das vielleicht am besten die Kräfte der neuen geschichtlichen Dichtung zeigen könne. Es ist echte Heimatdichtung, die aber nicht an der Charakteristik von Ort und Mensch hängen bleibt, sondern, wie alle große Dichtung, an die Tore des Ewigen klopft. — Diese von großem Beifall begleiteten Ausführungen setzte Herr Dr. Beer am Sonntagmorgen fort, jedoch ging er diesmal von einzelnen Gruppen unseres Schrifttums aus und kennzeichnete in eindringlicher und das Wesentliche treffender Weise die Neuerscheinungen dieses Jahres, sodaß die Hörer einen ansgezeichneten Überblick und manchen wertvollen Wink für die prak tische Berufsarbeit erhielten. Eine besondere Überraschung gab es, als Karl Götz, der Ver fasser des »Kinderschiffes«, von sich selbst und von den Schwaben drinnen und draußen in aller Welt, von ihren Schicksalen, ihrem Kämpfen und Glauben erzählte. Man spürte aus seinen Erlebnissen die große Sehnsucht der Deutschen da draußen zur Heimat und zu gleich die Verpflichtung, die uns allen auferlegt ist: In Volks deutschen Grenzen zu denken und niemals die deutschen Vorposten zu vergessen. So wurden die zwei Stunden, in denen Karl Götz erzählte, unversehens zu einer Feierstunde ganz eigener Art, die in würdigster Weise das Wochenendtreffen der württembergischen Buchhändler be schloß. Dr. pdil. Werner Hilsberg. 1089
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