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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.12.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-12-15
- Erscheinungsdatum
- 15.12.1934
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- Deutsch
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292, 15. Dezember 1934. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. schaftsstruktur in die andere ist. Wer diese Zeit der Wandlung ver mag uns unser Organisationstalent hinwegzuhclfen, und das um so eher, je schneller die Wirtschaft von dem Grundprinzip des Nationalsozialismus, dem Borrang des Gemeinnutzes vor dem Eigennutz, durchdrungen wird. Auf diesem Gebiete ist noch große Erziehungsarbeit zu leisten. Ich denke dabei an jene Zeitgenossen, die glauben, sich in diesem Winter den Kleiderbedarf für die näch sten zwei Jahre sichern zu müssen. Ich denke dabei aber auch an jene Geschäftsleute, die diese Voreindeckungcn unterstützen. Ich nehme die ganze Hamsterpsychose nicht weiter tragisch, weil ihr bald von selbst der Boden entzogen sein wird. Ich habe aber auch nicht die Absicht, eine Sonderkonjunktur für Textilien allzu üppig ins Kraut schießen zu lassen. Ich warne jeden, den cs angeht: Die Zeiten des Wirtschastsliberalismus an sich sind endgültig vorbei.« vr. Schacht betont dann, daß außen- und binnenwirtschaftliches Ziel aufs engste mit einander verbunden sind, da sie ja aus einem und demselben Geist gesetzt sind. Das binnenwirtschaftliche Ziel, fährt er fort, steht unverrückbar fest; denn es ist ja nichts anderes als ein Stück der nationalsozialistischen Idee selbst. »Zu der da durch bedingten, über die Sphäre der materiellen Interessen weit hinausragenden Einstellung wird die Wirtschaft nie von selbst ge langen können; dazu ist der Eigennutz im menschlichen Denken viel zu tief verankert. Die Wirtschaft wird daher zu diesem Ziel erzogen und geführt werden müssen. Das ist die Grundaufgabe unserer Noch 29 Lage bis zur Saarabstimmung! Hier steht das Volk an der Saar, treu und diszipliniert: Alles für Deutschland und nur für Deutschland! Mit Heller Stimme und blanken Augen ruft es seinen Willen. Das Volk an der Saar ist wahrhaftig, unbefleckt von dem Prinzip des Bösen, denn es ist schaffendes Volk und unbe fleckt wird es seinen Weg gehen, den Weg des Sieges über das Böse hinweg zum Prinzip des Guten, nach Deutschland und nur nach Deutschland! Karl Mages Wirtschaftspolitik, an der nicht gerüttelt werden darf. Man sollte sich weiter vor Augen halten, daß die Ausgabe das Wesentliche ist, nicht etwa die Mittel, deren man sich zu ihrer Erfüllung bedient. Die einfachsten Mittel versprechen den größten Erfolg. Darum hat es keinen Zweck, mit einem Schlag die ganze Wirtschaft umkrempeln zu wollen. Es hat sich noch immer gerächt, wenn man die wirt schaftlichen Erfahrungen der Vergangenheit in Bausch und Bogen zum alten Eisen geworfen hat; man hat nur neues und meist sehr teures Lehrgeld dafür bezahlen müssen. Freilich, die Erfahrungen allein tun es nicht, man braucht auch den Verstand, um sie richtig werten zu können. In einer Zeit, in der sich bald jeder berufen fühlt, eine eigene neue Wirtschaftsordnung zu erfinden, neige ich nicht dazu, all das unverantwortliche Geschwätz ernst oder gar tragisch zu nehmen. Aber eins muß einmal ausgesprochen werden: Das Ziel, das wir anstreben, hat uns der Führer gesteckt. Uber die Einzelausgaben und die Reihenfolge ihrer Dringlichkeit hat eben-. falls der Führer die letzte Entscheidung. Die Wege, die zur Er füllung dieser Aufgaben führen, werden von niemand anderem als von den Männern festgelegt, die der Führer dazu bestimmt hat und die ihm dafür verantwortlich sind. Ich will hier nur Ziele zeigen und kein Programm aufstellen. Nur ein paar besonders wichtige Einzelheiten seien kurz hervorgchoben. Sie hängen eng mit der Hauptaufgabe des vergangenen Jahres, der Arbeitsschlacht, zusammen. Das ist einmal die Überwachung der Preise. Der wirt schaftliche Wiederaufbau kann nur gelingen, wenn wir die Preise festhalten; denn anderensalls ginge die Entwicklung zu Lasten des Arbeiters. Es bedarf keiner Begründung, daß dies unter allen Umständen verhindert werden muß. Die zweite Hauptaufgabe wird die Pflege des Kapitalmarktes sein. Je mehr sich die Arbeitsschlacht dem Ende zuneigt, desto wichtiger ist es, sie auf dem Wege über die Ersparnisse des Volkes zu konsolidieren. Der Spartätigkeit wird im kommenden Jahr ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt wer den müssen. Das soll nicht heißen, daß man dem Sparer etwa höhere Zinsen anbietet. Das Entscheidende für die Spartätigkeit ist nicht die Zinshöhe, sondern das Vertrauen in die Stabilität der Währungs-, Kredit- und Finanzpolitik.« Diese Ausführungen vr. Schachts verdienen mit größter Aufmerksamkeit gelesen zu werden. Es lohnt sich auch, sie nach allen Richtungen immer wieder zu durchdenken. Denn je mehr sich die Wirtschaft in ihrem Wollen selbst und aus eigenem Antrieb aus die Ziele einstellt, die ihr von der Führung gewiesen werden, weil es bei der Lage Deutschlands nur diese Ziele geben kann, desto weniger werden bürokratische Organisationen und Maßnahmen erforderlich, um durch immer neues erziehliches Eingreifen im einzelnen Widerstrebende oder Un verständige davon zu überzeugen, daß sich eben jeder jenen Zielen zu unterstellen hat, wenn das Ganze und damit er selbst soll leben und sich behaupten können. Die Verwirklichung des Grundsatzes »Gemeinnutz geht vor Eigennutz« befehlen öder gar erzwingen zu müssen, ist vom Ideal weit entfernt. Auch hier hat der alte Bischer in »Auch Einer« recht, daß sich das Moralische von selbst ver stehen muß. — Die Konjunkturberichts des letzten Monats melden keine nennenswerten Veränderungen der Lage. Auf Grund der Berichte der deutschen Industrie- und Handelskammern, Hand werkskammern und Wirtschaftsverbändc heißt cs zusammenfassend: »Der Ruhrbergbau zeigte im November eine weitere Belebung und Zunahme der Förderung, das gleiche gilt für das oberschle- sische Gebiet: Ausfuhrgeschäfte sind auch weiterhin nur unter Preis- opfern abzuschließcn. In der rheinisch-westfälischen Großeiscnindu- strie zeigte sich unverändert starker Jnlandbedars; auch stärkere Liefe rungen nach dem Auslände waren fcstzustcllcn. Die Nachfrage des Inlandes nach Maschinen fast aller Arten war befriedigend, auch die des Auslandes zeigte mehrfach eine Besserung: besonders gut war der inländische Auftragseingang in Büromäschinen. Die Lage der Solinger Industrie ist annähernd unverändert geblieben; der Auslandabsatz war uneinheitlich. Die befriedigende Beschäftigung des Lokomotiv- und Kraftwagenbaucs hat angehaltcn; der Auto- mobilumsatz liegt mengen- und wertmäßig über dem des Vorjahrs. In der Funkindustrie hat sich die Produktions- und Absatzsteigerung fortgesetzt. Die Lage der chemischen Industrie blieb im allgemeinen unverändert; das Ausland kauft zumeist nur noch deutsche Spezial- fabrikate. Die Bcschästigungslage der Textilindustrie ist im all gemeinen in den durch die Fgserstoffverordnung gezogenen Gren zen unverändert geblieben; die Rohstoffversorgung ist teilweise an gespannt. Der Auftragseingang ist im Jnlandgeschäft ruhiger ge worden, im Export zeigte sich teilweise eine gewisse Belebung. Das Bekleidungsgewerbe verzeichnete zumeist zufriedenstellende Beschäf tigung. In der Schuhindustrie ist das Herbstgeschäft im allgemeinen still, zum Teil befriedigend. Die Umsätze in Rauchwaren lagen teil weise erheblich unter denen des Vorjahrs. Das Schnittholzgcschäst war zumeist noch recht lebhaft, während die Möbelfabrikation gegenüber den letzten Monaten eine nachlasscnde Nachfrage fcst- stellt. Die Zementerzeugung blieb unverändert, während der Zemcntvcrbrauch saisongemäß nachließ. Im Tiefbau herrschte wei terhin zumeist verhältnismäßig gute Beschäftigung, das Hochbau- gewcrbc leidet dagegen unter Auftragsmangel. In der Mihlen- industrie waren die Absatzmöglichkeiten für Weizenmehl zumeist gut, für Roggenmchl dagegen erschwert. Auch für Margarine be stand lebhaftere Nachfrage. Das Geschäft im Weinhandcl zeigte im November einen Stillstand. Die Beschäftigung in der Brauindustrie war günstiger als im Vorjahr; das gleiche gilt für die Spirituosen- fabrikcn. Auch in der Zigarrcnindustric herrschte lebhafter Auf tragseingang. Im Einzelhandel hat die bisherige Geschäftsbelebung nicht angehaltcn; in Textilien verläuft das Geschäft wieder in nor malen Bahnen. An der Börse herrschte während desNovember außer ordentliche Stille; das Kursniveau des Aktienmarktes senkte sich weiter. Am Rentenmarkt ist die starke Belebung des Oktobers zum Stillstand gekommen. Die Verflüssigung des Geldmarktes nahm Weiler zu.« Der Vergleich mit den Vorjahrsumsätzen des Einzelhandels, den die Forschungsstelle für den Handel beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit allmonatlich durchführt, zeigt, wie wir deren Be richt entnehmen, im Oktober 1934 eine besonders starke Aufwärts- 1097
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