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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.05.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-05-29
- Erscheinungsdatum
- 29.05.1926
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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122, 29, Mai 1928, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Brehmerschen Fadenheftmaschine auseinandersetzte, begegnete ich einer lächelnden Abwehr: »Hier wird nur mit der Hand ge arbeitet», Selbst das Beschneiden erfolgt noch mit dem Hobel (ktougti), Eine lange Reihe von Frauen und Mädchen sitzt an den Heftladen, Die Bünde werden nach -guter alter Handwerker art durch die Pappe gezogen, was man mir mit besonderem Stolze zeigte. Allerdings die Zeiten, wo alle Bücher in Ganz-Maroquin gebunden wurden, sind auch im Britischen Museum vorüber. Die Einbandtypen sind heute folgende: 1, Halbmaroquin mit Lederecken für besonders wertvolle Bücher, 2, Halbleinen (Ilakk-buobram) für die guten Bücher, 3, Halbkaliko (llstk-bovbclotb) für den gewöhnlichen Einband 4, Steifbroschur ohne Beschnitt und ohne Ilmschlagpapier (temporär)- dincktux oder casiog) für weniger wertvolle Li teratur, Verwendet werden ausschließlich beste Stoffe, Die gute Pappe (blilldoarck — Steinpappe) kostet 1200 Mark (30 Pfund) für die Tonne, Für die einfachen Einbände wird Strohpappe (Stran- doarä) verwendet. Als Umschlagpapier -wird ein Marmorpapier (mardls-papsr) verwendet, das unserem Durabclmarmor sehr nahe steht. Für kostbare Einbände werden besondere Kapseln angcfcr- tigt, die mit Chamois-Leder ausg-e-schla-gen werden. Alte Ein bände werden mit unendlicher Liebe wicdcrhcrgestellt. Es wur den mir mit echtem Künstlerstolz hervorragende Arbeiten dieser Art gezeigt. Besonders wertvolle Werke werden während der Nacht in einem fcucr- und diebessicheren Gewölbe verwahrt, Magazin: Das -Magazin zeigt älteste und moderne Regal- Formen nebeneinander, -Es gibt noch zahlreiche saalhohe Bücher- glasschränkc, die mit ihren Reihen von schönen Maroquineinbün- dcu ein wundervolles Bild bieten. Die eisernen Regale (krosses) neuerer Art haben das System, das auch die Nationalbibliothck in Paris, die Reichsgcrichtsbibliothck in Leipzig, die Universitäts bibliothek in Amsterdam und noch viele andere Bibliotheken haben. Bezeichnend sind sür die damalige Einrichtung -die verstellbaren Borde, der durchbrochene Galeriefußboden aus Eisenblech und der unnötig große Zwischenraum zwischen den Regalen, Hinter den einzelnen Fächern des Systems wird Raum gelassen. Als trotzdem im Britischen Museum die Regale nicht mehr ausrcichtcn, hat man sich in der Weise geholfen, daß man vor das gefüllte Regal ein weiteres in -die Vcrbindungscisen über den Rcgalgängcn einhing (sogenannte Slickiogkross — Schiebercgal), Die Magazine werden halbjährlich geprüft (Stocblabing), Zur Revision wandern alle Bücher, auch die aufbewahrten, in die Regale zurück. Die Arbeit wird gleichzeitig mit der großen Rei nigung der Räume in den ersten 4 Tagen des März und September vorgenommen, 66 englische Meilen oder reichlich 100 Kilometer Brcttcr sind mit Büchern besetzt! Die Bücher werden von besonderen Abstäubern (vustors) staubfrei gehalten. Die alten Einbände werden mit einem Schwamm, der in lauwarmes Wasser getaucht und über sodafreie Waschseife geführt worden ist, abgewaschcn. Die Lederrücken wer den mit Möbelpolitur cingerieben. Die Büchcrwagcn sind mit Leder gepolstert, ein paar der vielen Zeichen dafür, mit welcher Sorgfalt das Buch auf allen seinen Wegen behandelt wird. Auszubessernde oder einznbindende Bücher werden durch Ein legen eines gelben Zettels und Umlegen des Buches kenntlich ge macht. Diese werden von einem Buchbinder, der die Magazine begeht, abgeholt, Signatur wesen: Die Bücher werden systematisch auf gestellt. Die Signierung ist aber insofern mechanisch, als einfach die Nummer des Regals (krass), der Buchstabe des Brettes (SbsU) und die Zahl auf dem Brett angegeben werden. Die Bretter wcrdcn von oben nach unten gezählt. Die — anders wie bei uns — oben angebrachten Signaturen (krsss-blarb) sind auffal lend klein und liegend oval. Jedes Buch hat zwei Signaturen, von denen die erste die Regalnummcr, die zweite den Brcttbuch- staben und die Zahl auf dem Brett angibt. Bei einem Regal, das einem alten vorgebaut ist (Stiäing kross siehe oben), wird der Nummer des alten Regals eine »0» vorgesetzt. Die Signaturen - SSO wenden folgendermaßen ermittelt. Der sogenannte klsosr, ein höherer Beamter, nimmt die grobe Einteilung -der Bücher nach den systematischen Hauptgruppen vor. Die Bände gehen dann in die einzelnen Magazine, Hier ordnet sie ein Lssistaot Looper -weiter und stellt sie auf das Brett, Ein Olorb schreibt die so er mittelte Signatur in das Buch und auf den blauen Zettel, Der letzterc geht an den Drucker zur Herstellung der Monatsliste, Au die Stelle des blauen tritt ein gelber Zettel, Er bedeutet, daß das Buch einen Signaturklebczcttel (tabot) bekommen soll. Das Kleben besorgt ein Buchbinder, Die Formate werden im allgemeinen nicht getrennt (Ausnahme bei den Wiegendrucken), Das oben an geführte Signiersystem wird nicht restlos durchgeführt. Die Schriften gelehrter und anderer Gesellschaften beginnen die Si gnatur mit tlc (Lcackom)-), die Zeitschriften (koriocklcrck kudttca-tioos) mit kk, -die Fortsetzungswerke (Vorbs tu kroxross) mit Vk, Immer folgt die lausende Nummer, Sind die Zeitschriften oder Fort setzungswerke abgeschlossen, so werden sie unter die anderen Be stände eingereiht und erhalten dann die Normalsignatur (Regal, Brett, Nummer auf dem Brett), Die Formate werden nur bei den Wiegendrucken getrennt. Es bedeutet hier L die Größe bis zu 8 Zoll (inobss), k bis zu 14 und L über 14 Zoll, Dem Größen buchstaben wird eine Ziffer vorausgesetzt, die nach der Ordnungs- Weise von R, Proctor (Verfasser des Hauptwerkes über Wiegen drucke) das Land bedeutet. Die weitere Ordnung erfolgt nach Städten und Druckern und alsdann nach der Zeitsolge, Das Britische Museum hat rund 9S00 Wiegendrucke. Besondere Si gnatursysteme gelten sür gewisse historische Bestände, Musikalicn und Karten, Die Bandziffcr einer Reihe wird der Hauptsiguatur durch einen schrägen Strich getrennt hinzugefügt. Der grotzeLesesaal: Die Kleiderablage vor dem Ein tritt ist nicht verbindlich. Es sitzen viele Benutzer mit dem Hute auf dem Kopfe und im Mantel im Lösesaal, Für uns Deutsche ein überraschender Anblick, Eine Mappenprüsung findet nicht statt, Neulinge werden das erste Mal angehalten und an das Büro verwiesen, wo sie in einem Schmuckkästchen von Sauberkeit und Ordnung in ein großes feierliches Benutzerbuch eingetragen wer den, Ausländer müssen von ihrer Botschaft empfohlen sein, In länder brauchen eine schriftliche Empfehlung eines angesehenen Hausbesitzers, Man muß den besonderen wissenschaftlichen Zweck des Besuches und die Zeitspanne der gewünschten Benutzung an- geben, Examen- und Prcisarbeitcn gelten im allgemeinen nicht als Zulas-sungsgrund, desgleichen nicht die Einsicht in laufende Adreß bücher, Konversationslexika, Wörterbücher, Zeitungen usw, Mau will ausschließlich der gelehrten und künstlerischen Arbeit dienen. Man erhält -den Zulassungsschcin (klebet vk aämisstvn) unentgeltlich sür Zeiten von einem Tage bis zu sechs Monaten, Erneuerungen erfolgen formlos. Das Mindcstalter für die Zulassung ist 21 Jahre, Der große Lesesaal ist wochentäglich von 9—6 Uhr geöffnet. Ge schlossen ist er am Karfreitag, am -Weihnachtstage und zur Rei nigung an den ersten vier Wochentagen des März und September, Ein sehr sorgfältig gearbeiteter Führer (k, bl, L Ouicks to tbe uso ok tbo ksscktng Room) führt in die Geschichte und die Einrich tungen der Bibliothek ein und enthält eine Fülle von praktischen Winken für -die Benutzer, Preis 50 Pfennig (six pencs). Der große Kuppelsaal (ksacking lioom), seit langer Zeit nicht erneuert, hebt sich unvorteilhaft von den prachtvoll gehaltenen sonstigen Museumsräumen ab. Die Namen von großen Gelehrten und Dichtern bilden den einzigen Schmuck, In drei Stockwerken übereinander steht die Handbibliothek von 60 000 Bänden an den Wänden, Nur die untere Reihe ist unmittelbar zugänglich. Die Werke der beiden oberen Galerien werden auf Bestellzettel (tlobet) rasch besorgt. Die Galerietüren sind mit Attrappen von Bücher regalen verkleidet. Fünf Bogenlampen geben die allgemeine Be leuchtung, Der , Saal hat 458 Sitzplätze, Der geschätzte durch schnittliche Tagesbesuch beträgt etwa 700 Personen, Eine Stati stik wird darüber nicht geführt. Weder in Berlin noch in Paris hat man den gleichen starken Eindruck einer Wcltbibliothek wie hier. Neben Europäern sitzen indische, chinesische, japanische, afri kanische Gelehrte, Man ahnt hier etwas von der kommenden weltumspannenden Demokratie des Geistes, vor der alle Farven und Rassen gleich -sind.
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