U8. 25. Mai 1926. Künftig erscheinende Bücher. v»r<-»U»It I. d. Dg«», «uchh-ndll. 81 gZ Warum geschieht diese Neuausgabe? Weil da« deutsche Volk nicht um die Minner Bescheid weiß, die seine Volkheit gestaltet Hoden, weil Wissenschaft und Volksempfinden in der Bildung noch getrennte Wege gehen. Wer von uns Buchhändler» kennt überhaupt Leben und Taten der Ver treter des deutschen Humanismus wie Conrad Celli«, Willibald Pirkheimer, Eobanu« Hess»«, Konrad Peutinger u. a. Der größte Teil der heutigen Bildungsschicht im Volk kennt nicht einmal die Namen. Da« wird aber mit Hilfe der Duchorganisativn „Deutsche Volkheit" bald anders werden. Da« „Alte Reich" ist mit der Volkheit organisatorisch eng verbunden. Jenes ist die Infanterie, dieses die Artillerie. Das alte Reich bedeutet direkte Zugänglich machung größerer Ouellenbücher zur Geschichte deutschen Wesens und damit „Leben" in Ergänzung zur „wissenschaftlichen Betrachtung". Als Probe eine Beschreibung der Sitten des bayrischen Grammes (geschrieben 1526): Da« baierische Volk ist kirchlich, schlecht und recht, geht und läuft gerne wallfahrten, hat auch viele kirchliche Aufzüge; legt sich mehr auf den Ackerbau und dir Viehzucht als auf den Krieg, dem es nit sehr nachläuft; bleibt gerne daheim und zieht nicht viel zu Feld in fremde Landet; trinkt sehr, macht viel Kinder; ist etwas unfreundlicher und eigensinniger, wie es geht bei Leuten, die nit viel hinauskommen, gern daheim alt werden, wenig Handel treiben und fremde Länder und Gegenden heimsuchen; sie achten die Kaufmannschaft nit, es kommen auch die Kaufleute nit viel zu ihnen. Und im ganzen Daierland sind dreierlei Stände, die da zu Ehren und zur Verwaltung von Land und Leuten gebraucht werden. Der gemeine Mann, der auf dem Lande sitzt, gibt sich mit Ackerbau und Viehzucht ab, liegt dem allein ob, darf sich nichts ohne Geheiß der Obrigkeit unterstehen, wird auch in keinen Rat genommen oder in die Landschaft berufen. Doch ist er sonst frei, mag auch freie«, lediges, eigenes Gut haben, dient seinem Herren, der sonst keine Gewalt über ihn hat, mit jährlicher Gült, Zins und Scharwerk, tut sonst, wa« er will, sitzt Tag und Nacht bei dem Wein, schreit, singt, tanzt, kartet, spielt, mag Wehr tragen, Schweinsspieß und lange Messer. Große und überflüssige Hochzeiten, Totenmahle und Kirchweihen zu haben ist ehrenhaft und unsträflich, gereicht keinem zum Nachteil, bekommt keinem übel. Die von den S.Lnden sind Prälaten, Adel, Bürger. Prälaten habe« große, mächtige» reiche Gotteshäuser, sollte« Tag und Nacht zu bestimmter Zeit des Gottesdienstes mitsamt ihren geistlichen Brüdern warten, Gott und seine Heiligen loben und ihnen danken und für die Fürsten, die solche Klöster, Pfründe und Stifter gestiftet haben, bitten. Man will wissen, fle seien reicher und vermöchten mehr denn die andern zwei Stände, man gibt ihnen mehr Geld und Gut als den andern zwei Ständen mitsamt den Fürsten und hält sie für mächtiger. Der Adel wohnt auf dem Land außerhalb der Städte, vertreibt seine Zeit mit Hatzen und Jagen; sie reiten nit zu Hof, außer wer Dienst und Sold hat. Die Bürger regieren ihre Städte und Märkte selbst, sind Handwerksleute, Wirte, Dauern, etliche Krämer, Pfragner oder Fürkäufler, die armen Tagwerker und Taglöhner. Ganz wenige haben ein Auskommen von ihren Gülten und Zinsen und jährlichem Einkommen oder Ertrag und werden „die von dem Geschlecht" genannt. Es sind auch wenige Kauftcute, die große» Handel führen. Die Fürsten haben volle Gewalt, in allen Dingen, so Land und Leute betreffen, zu handeln. Eugen Diederichs Verlag in Jena