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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1926
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- 1926-05-20
- Erscheinungsdatum
- 20.05.1926
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- Deutsch
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IIS, 2V, Mai 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. thetischen Herstellung dieser Ware steckt, und die so der Natur eine Konkurrenz schafft, betont und der Menschheit vorgehalten werden würde, daß doch ein so wunderbares Wagnis unterstützt iverdcn müsse — kein Mensch wird künstliche Blumentopf-Erde kaufen, wenn natürliche ebensogut und um 10 Pfennige billiger ist. Der Verlagsbuchhandel steht nun natürlich nicht außerhalb der allgemeinen wirtschaftlichen Gesetze. Er kann nicht ungestraft und ohne böse Folgen etwas noch fo Gutes produzieren, wenn es nach allgemeiner Überzeugung zu teuer ist. Wenn eine monu mentale Enzyklopädie sich in der geistigen und materiellen Her stellung so teuer stellt, daß sie etwa nicht unter 2 Mark pro Bogen verkauft werden kann, dann sollte die in sie zu steckende, an und für sich in hohen, Maße bewundernswerte Zusammenarbeit von Verleger, Redakteuren und Mitarbeitern unterbleiben, wenigstens solange, bis die Honorarforderungen (über deren extreme, die Friedensräte weit übersteigende, von manchen Verlegern aber freiwillig zugestandene Höhe hier auch schon gesprochen wurde) und die Forderungen des Buchdruckers aus das Normalmaß herab sinken. Dieses Sinken ist aber in absehbarer Zeit nicht zu er warten. (Ja, wenn es einmal in ausschlaggebendem Matze ein- treten sollte, so wird es die böse Folge haben, datz die vorher in den Zeiten der hohen Forderungen hcrgcstcllten Werke im Preis herabgesetzt werden müssen, da sie mit Neuerscheinungen konkur renzunfähig wären, und daß so dem Verleger großer Schaden er wachsen wird.) Nun sind es aber gerade so manche dieser großen, wichtigen, wohlbekannten Bücher und Reihen, die in Deutschland zu übermäßigen Preisen herausgegeben worden sind. Und es sind nun diese auffallenden Werke, die im Ausland den Eindruck er wecken, daß in einem Lande, in dem solche hohen und dem Frem den in ihrer Notwendigkeit nicht nachweisbaren Preise überhaupt genommen werden, die gesamte Literatur zu teuer ist. Dies ist ein Irrtum und eine Verallgemeinerung, die aber durchaus menschlich ist. Solcher Ansicht gegenüber nützen dann Hinweise, eben wie die oben zitierten, nicht, die dem Ausländer vor Augen führen sollen, daß ja die überzahl anderer deutscher wissenschaft licher Werke normale Preise hat. Aber Zweck hätte es schon, wenn der deutsche Buchhandel sich aufraffen wollte, zuzugeben, daß es tatsächlich einige wenige Verleger sind, die Werke herausgeben, deren Preis über die Norm geht. Solche Kühnheit aber ist dem deutschen Buchhandel nicht zuzumuten. Mag dem wissenschaft lichen Verlag das Wasser bis zum Munde steigen, man wird den Vorwurf der Unkollegialität und des Konkurrenzneides — mag er noch so unberechtigt sein — scheuen. Können wir also nichts tun angesichts der Katastrophe, von der es falsch wäre, zu sagen, daß sic uns erst bedrohe? Viel — wie die Verhältnisse einmal liegen — könnte nicht geschehen. Ein kleines Mittel wäre aber vielleicht zu empfehlen: Man sage in den Prospekten, die für das Ausland bestimmt sind — und wo ist der deutsche Verleger, der heute noch ohne direkte oder indirekte Prospektverscndung aus kommt! —, und in den Inseraten, wie hoch der Bogenpreis des angckündiglcn Werkes ist. Die immer noch existierende Gewohn heit, die Seiten- und Figurcnzahl in solchen Anzeigen wegzulassen, muß natürlich vorerst aufhörcn. Aber man kann auch den Emp fängern solcher Anzeigen nicht zumuten, eine Division durch 16 vorzunehmen, um den Bogenpreis eines Buches festzustellen, von dem es in dem Prospekt heißt, daß es 347 Seiten umfaßt. Wenn dann weiter noch in vornehmer, nicht marktschreierischer Weise daraus hingewiesen wird, wie relativ gering oder wie normal dieser Bogcnprcis ist, dann wird das Mißtrauen des ausländischen Beziehers, das er nun einmal gegen jede deutsche Neuerscheinung hegt, vielleicht in diesem Falle überwunden werden. Würde diese Gewohnheit allgemein, so würde es auch dem Ausland klarer werden, was der deutsche Verlag schon lauge weiß, daß nur ein Bruchteil unserer neuen Literatur als »teuer« bezeichnet werden kann. Jedenfalls würde dieses kleine Mittel mehr wirken als langatmige, allgemeine Erklärungen. Viel kitzlicher, wenn auch viel eindringlicher wäre allerdings noch ein bcigefügter Vergleich, wie teuer der Bogcnprcis eines amerikanischen Werkes gleicher Richtung und Ausstattung ist. Denn, wenngleich das englische oder amerikanische wissenschaftliche Buch in dem letzten Jahrzehnt prozentual nur weniger im Preise gestiegen zu sein scheint als das deutsche, so war es doch vor dem Kriege so viel teurer, daß 638 dieser Vorsprung auch heute noch nicht eingeholt ist; wenigstens eben nicht von jenen deutschen Büchern, die normale Preise haben. Die Maximilian-Gesellschaft hat die anerkennens werte Gewohnheit, von Zeit zu Zeit ihre Mitglieder, in erster Linie natürlich die Berliner, von einem in Berlin wohnenden Mitglied einladen zu lassen. Es gilt dann immer der Besichtigung der Bücherschätze, die dieses Mitglied gesammelt hat und die sich natürlich immer bloß auf einen bestimmten Zweig oder eine bestimmte Periode beschränken können. (Nebenbei bemerkt, hak dieselbe Gesellschaft jetzt auch in dem bekannten Weinlokal Trarbach, dessen Besitzer selbst ein wohlbekannter Bücherfreund ist, einen bibliophilen Stammlisch ins Leben gerufen, der sogar sorgfältig ausgestaltcte Drucke herausgibt.) Die letzte Besichtigung galt der Sammlung einer Dame, der Frau Gabriele Ecke- hard, einer bekannten Bibliophilin und Schriftstellerin. Schon die Räume, in denen sich die Schätze befinden, sind sehenswert- Sie befinden sich in einem in alter Vornehmheit ausgestatteten Hause der Bendlerstraße, die ja besonders vor der Ausdehnung Berlins nach der Kurfürstcndammgegend als eine der feinsten Straßen des älteren Berlin galt. Die prächtigen Räume, von verschwenderischer Ausdehnung und mit Kunstwerken aller Art erfüllt, bildeten einen passenden Rahmen zu den Darbietungen des Abends, die im übrigen nicht bloß geistiger Natur waren. Bon besonderem Interesse war aber der Bortrag der Einladenden, der der alten französischen Dichterin Louise Labs gewidmet war. Die Sonette dieser in Lyon geborenen und dort wohnhaft ge wesenen Dame sind 1SS5 erschienen und in Deutschland speziell durch die Jnselbücherei in einer vorzüglichen Übertragung von Rainer Maria Rilke bekannt geworden. Louise Labs war aber nicht nur «ine Dichterin von Rang, sondern auch eine Büchersammlerin und auch in mancher anderen Beziehung Trägerin von Ideen, die wir gern als modern für uns in Anspruch nehmen. Was Frau Eckhard über die interessanten und zum Teil recht amüsanten Lebensschicksale dieser Bibliophilin zu sagen hatte, sesselte ungemein. Nicht wenig trug die anspruchslose, dabei aber gewählte Form, in welche der Vortrag gekleidet war, zu dem Erfolge bei. Leider verbietet der Raum, Näheres über das Ge sagte zu erzählen. Es ist zu hoffen, daß der Vortrag, dessen Inhalt zum Teil auf eigenen Untersuchungen beruhte, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Die Geschäftsmoral im Antiquariat. — Leute, die das Glück haben, stark idealistisch oder gar fromm eingestellt zu sein, betrachten die Moral als etwas Unverrückbares, Göttliches. Wer nicht so denkt, wird der Ansicht sein, daß die Moral, solange die Menschen keine Engel sind, nicht denkbar wäre, wenn hinter ihr nicht das Strafgesetzbuch stände, daß sie also etwas den Men schen Abgezwungenes ist, und weiter auch, datz sie variabel ist, und in erster Linie abhängig von wirtschaftlichen Verhältnissen. Jean Jacques Rousseau hat einmal irgend so etwas ge sagt (ich bin kein großer Zitaterich) wie: »Es ist schwer, anständig zu sein, wenn man kein Geld hat«. Anzeichen sprechen für die Richtigkeit der Annahme dieser stark irdischen Färbung unserer Moral. So also kann niemand in Deutschland zweifeln, daß unsere heutige Geschäftsmoral selbst in dem so konservativen Buch handel das Niveau von 1913, als wir noch Geld hatten, nicht wieder erreicht hat. Es ist natürlich vieles besser geworden, und es wäre jetzt schon alles ganz anders, wenn Amerika und England statt der Theorie des Kirchcnbesuches die Praxis des wahren Christentums Pflegen und von den doch nie erfüllbaren Forde rungen an Deutschland ablasscn würden, die ganze Stände ver nichten, auf denen gerade bei uns in vorbildlicher Weise die alte Kultur und mich die Geschästsmoral beruht haben. Jedenfalls be droht jetzt die katastrophale Notlage aus das schlimmste die Fest- Haltung an dem aus den Trümmern einigermaßen wieder auf gebauten Rechtssinn im Geschäft und Handel. Wer kann es — Hand aufs Herz — einem Sortimenter verübeln, daß er schleu dert, wenn er sonst samt seiner Familie unfehlbar zugrunde gehen würde? Wer nichts zu essen hat, hat wenig Sinn für die Krönersche
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