Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1926

113, 18. Mai 1926. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. der Zeit, wo er noch Vorsitzender unseres Badisch-Psälzischen Ver bandes war, tief erschütterte. Seine liebe Persönlichkeit haben wir uns alle gerne in Erinnerung zurückgerusen und seines segensreichen Wir kens im badischen Ländle dabei gedacht. Schmerzlich berührt hat es uns, daß feine letzten Jahre so schwer, daß sie reich an jahrelangem, bitterem Leid waren. 1863 zu Leipzig geboren, war er nach vollendeter Schul- und Lehr zeit von 1896 bis 1904 Geschäftsführer bei Gieße! in Bayreuth. Das ihm erteilte vorzügliche Zeugnis bezeugt seinen Fleiß, seine Pünktlich keit und Gewissenhaftigkeit und rühmt seine vorzüglichen Sortiments- kenntnisse. So ausgerüstet erwarb er 1904 in Gemeinschaft mit K. Neh- fcld Links Buchhandlung in Karlsruhe und brachte das Geschäft bald zu großer Blüte. 1907 wurde er, der im Karlsruher Kollegenkreis eine führende Stellung sich errungen und großes Vertrauen und all- seitige Anerkennung gesunden hatte, zum Vorsitzenden des Badisch-Pfäl zischen Buchhändler-Verbandes gewählt, nachdem er schon seit 1905 Schriftführer des Verbandes gewesen war. Das Amt des Vorsitzen den hat er dann bis 1911 bekleidet. So schlug er feste Wurzeln an Baden und das Heimweh nach seinem Badisch-Psälzischen Verband hat ihn nie verlassen. 1912 verließ er Karlsruhe und erwarb die Buchhand lung von Peschke in Glauchau, die unter seiner Leitung einen schönen Aufschwung nahm. Dann ist es ihm so wie vielen, die ideal dachten, ergangen. Er konnte sich mit den Umwandlungen, die sich gerade im Buchhandel bemerkbar machten, nicht abfinden; er erkrankte körperlich wie seelisch. Die neue Zeit verstand er nicht, mannigfache Enttäu schungen erlebte er, schwere familiäre wie geschäftliche Sorgen führten seinen Zusammenbruch herbei. Der plötzliche Tod der einzigen, so heiß geliebten Tochter hat ihn schwer getroffen und das Unglück ist über das so ideal schöne Heim hereingebrochen und hat die Freudigkeit aus demselben verdrängt. Seit zwei Jahren hat er unendlich viel ge litten und seine tapfere Frau mit ihm. 1923 sahen wir ihn zuletzt auf der Messe und freuten uns des Wiedersehens. Nun ist er dahin gegangen und hat die ihm so innig verbundene Frau einsam zurück- gelassen. Hoffen wir, daß es ihrem Fleiß und ihrem Eifer gelingen wird, das Geschäft zu halten und zu neuer Blüte zu bringen. An Baden-Pfalz hat er bis an sein Lebensende gehangen und wir werden ihm gleichfalls die Treue halten. Er war der Besten einer. Friede seiner Asche.« Die Sommernkademie in Prerow findet vom 28. Juni bis 7. Juli statt, und nicht, wie im Bbl. Nr. 87 mitgeteilt, einen Monat später. Thema: Die wichtigsten literarischen Neuerscheinungen des Jahres. Sprachliche und sachliche Wertmaßstäbe. — Die wichtigsten lebcnskundlichen Fragen der Gegenwart. — Buchhändlerische Fach fragen. Ziel: Sinn und Wert des eigenen Berufs und seine Zukunfts- möglichkciten innerhalb der geistigen, wirtschaftlichen und politischen Zeitgeschichte zu erkennen. Anmeldungen an vr. Eugen Diedcrichs in Jena oder Hans Bott, Karlsruhe, Kaiserstraßc 161. Teilnehmer an der Leuchtenburgtagung wollen bei Über nachten in der Jugendherberge ihre Anmeldung bei vr. Eugen Diedc richs nicht vergessen! Beginn Dienstag den 25. Mai, nachmittags 4 Uhr. Darvaket-Provision i Im Sprechsaal Nr. 106 des Börsenblattes vom 8. Mai führt Herr Georg Schade in Bad Salzuflen an, daß die Barpaket-Provision, die früher IN betragen hätte, heute mit 596 berechnet wird. Diese Angabe ist nicht zutreffend, soweit es sich um Mitglieder unseres Vereins handelt. Wie ans unseren Mindcstbcdingungen zu ersehen ist, beträgt die Provision für Barpakete und Inkasso seit einer Reihe von Jahren unverändert IN. Wir glauben daher, daß der Barbezug über Leipzig in Sammel- sendnngen für das Sortiment besonders zu empfehlen ist, jedenfalls ist er wesentlich billiger, als wenn der Verlag unter Postnachnahmc liefert. Verein Leipziger Kommissionäre. Don den Bienen und Drohnen im Sortimentslager. EinGleichnis. ». . . . In den volkreichsten Stöcken zählt man gewöhn lich vier- bis fünfhundert Drohnen. In entarteten oder schwächeren Stöcken findet man deren oft vier- oder fünf tausend, denn je mehr ein Bienenvolk dem Verfall cnt- gegenneigt, desto mehr Drohnen bringt es hervor.« »Aber die Geduld der Bienen reicht nicht so weit wie die Geduld der Menschen. Eines Morgens läuft die längst erwartete Losung durch den Stock, und die friedlichen Arbeitsbienen werden zu Richtern und Henkern . . . .« Maeterlinck, Das Leben der Bienen. S. 170 u. 200. Es würde zu weit führen, wollte ich das ganze prachtvolle Kapitel über die Drohnenschlacht hier abdruckcn lassen. Das freundliche Ein verständnis des Verlags Eugen Diedcrichs voraussetzcnd, erlaubte ich mir, nur diese wichtigsten Stellen zu zitieren. Jeder kann die Fort setzung in Maeterlincks wundervollem Buche Nachlesen. Was hat dieser Vergleich nun für eine Nutzanwendung für Las Sortiment? Wer je in Vorkriegszeiten einen richtigen Lagcrumsturz bei der Remission mitgemachl hat oder eine Inventur, der wird sie kennen, die Drohnen des Sortimentslagers. Es liegt mir fern, hier Lehren erteilen zu wollen. Jeder kann selbst seine Folgerungen aus diesem Vergleich ziehen. Die gangbaren Bücher im Sortiment sind die Arbeitsbienen, die aus- und einfliegcn (abgesetzt und nachbestellt werden) und Honig (Gewinn) einbringcn, die Drohnen aber, »die schamlosen Müßiggänger, die klumpenwcise an den honigspcndenden Wänden hängen«, wie Maeterlinck schreibt, müssen von den Arbeitsbienen mit erhalten wer den. Es wird im Verlag übrigens auch nicht besser sein. Plauen i. V. M a x H o ch m u t h. Gestohlene politische Bücher. Bei uns wurden heute folgende Bücher zum Kauf angeboren und zwecks Nachforschung vorläufig zurückgehalten: Stieve, Jswolski und der Weltkrieg. Der diplomatische Schrift wechsel Jswolskis aus den Jahren 1911—14. 1925, Deutsche Vcrlagsgesellschaft für Politik und Geschichte. Pappband. — Jswolski im Weltkrieg. Der diplomatische Schriftwechsel Jswols kis aus den Jahren 1914—17. 1925, Deutsche Verlagsgesell- schast für Politik und Geschichte. Pappband. Baus man, Und Frankreich? 1923, Wieland-Verlag. Pappband. Ebray, Der unsaubere Frieden. 1925, Verlag für Kulturpolitik. Halbleinen. Die Bücher sind sämtlich verlagsneu und ungelesen. Da es durch wegs Bücher desselben Gübietcs sind, nehmen wir an, daß sie aus einem sich in Reichweite befindlichen Regal entwendet worden sind. — Da eine Verfolgung der Angelegenheit resp. Festnahme sich nur noch in den nächsten Tagen ermöglichen läßt, bitten wir den geschädigten Herrn Kollegen, uns umgehend Drahtnachricht zukommen zu lassen. Augsburg, den 14. Mai 1926. Lampart L Comp. Heinrich May in Berlin. Der Agent Heinrich May <s. Bbl. Nr. 3S> ist in Dresden ge faßt worden. Geschädigte wenden sich zweckmäßig an die Kriminal polizei in Dresden. Halle (S.1, 12. Mai ISA. P c sta l oz z i l> » ch h a n b l» n g Linke L Co. Anfrage. Wo ist ein Werk, ähnlich Hänig, Amortisationstabelleu, erschienen, das aber die Verzinsungen bis einschließlich 9N enthält? Angebote an: Würzburg, Eichhornstraße 7. Hannes Wadenklee,Stuber's Nachf. Vorsicht; Reise- und Verlagsbuchhandlungen, welche vom Buchhandlungs reisenden Herrn Alfred Neu Haus, früher Teilhaber der Mitte vorigen Jahres gegründeten Firma Neuhaus L Kappes, Buenos Aires, Peru 1761, Zuschriften erhalten, empfehlen wir in eigenem Interesse vor Anknüpfung von Geschäftsverbindung vorherige Anfrage bet unserer Firma. Buenos Aires. Deutsch-Slldamerikanischc Buchhandlung Karl Balze r. Verantmortl. Redakteur: M i ch a r d A I b e r t i — Verlag: Der Börsen verein der Deutschen B-uchhänidler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlcrhnus. Druck: E. Hedrich Nac»s l«bt. M a m in k. Se c m a n n>. Sämtlich in Leipzig - Adresse der Redaktion ».Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 2« lBuchhändlerhauS). 636