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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1926
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- 1926-05-11
- Erscheinungsdatum
- 11.05.1926
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108, ll. Mai 1926. Redaktioneller Teil verarmten Mittelstandsschichten überhaupt nicht ersetzen kann, rechnen aber den Bücherkauf und überhaupt das Lesen keinesfalls zu ihren Lebensbedürfnissen. Die Bücherverbraucher, die auf den jetzt den Nachbarn Ungarns gehörenden Gebieten leben, gingen für den unga rischen Bücherverlag beinahe vollkommen verloren, denn die Nachbarstaaten, deren wichtigste Aufgabe heute — mit Ausnahme des einstigen Österreich, das aber durch den Friedcnsvertrag nur eine ganz geringe Zahl Ungarn unter seine Herrschaft bekam — in der politischen und kulturellen Unterdrückung der ungarischen Minderheiten und ihrer Entnationalisierung besteht, lassen beinahe überhaupt keine Produkte des ungarischen Bücherverlages in ihr Land hinein. — Rumänien hat wohl das Hereinlafsen unpolitischer Geistesprodnktc bei den letzten ungarisch-rumänischen Verhand lungen zugestanden, doch die rumänischen Grenz- und Verwal tungsbehörden sabotieren zumeist noch immer die Durchführung dieses zwischenstaatlichen Abkommens ihrer Regierung. Die Bücher, die in einer ganz geringen Zahl nach der Tschechoslowakei importiert werden können, müssen zuerst einer Zensur unterworfen und mit derart vielen Erlaubnissen versehen werden, daß sich der Preis schließlich viel zu hoch gestaltet, als daß er von breiteren Volksschichten überhaupt bezahlt -werden könnte. Endlich ist heute die Lage auch am Markte zwischen Verleger und Sortimenter derart ungünstig, daß die Verleger bei den horrenden Papier- und Druckkosten, sowie bei -den im Vergleich zu den Friedensfahrer, auf das Doppelte gestiegenen prozentuellen Gewinnforderungen der Sortimenter ihre Rechnung überhaupt nicht mehr finden können. Deshalb verlegen sie am liebsten nur noch minderwertige, populäre -ausländische Romane und Erzäh lungen, viele sentimentale Liebesgeschichten und abenteuerliche Bücher, denn dis heutigen Leser finden daran bald Geschmack, und es braucht dem Autor zumeist kein hohes Honorar gezahlt zu werden. Die Zeiten sind also vorbei, in denen der ungarische Dichter von -dem Ertrage seiner Bücher leben konnte. Ja, er mutz noch froh sein und muß bereits einen sehr guten Ruf haben, um seine gar nicht oder nur sehr schlecht honorierten Werke überhaupt gedruckt sehen zu -können. Heute erscheint in Ungarn, gemessen an der Vorkriegszeit, kaum ein Fünftel der Werke der Schönen Literatur und dazu in einer derart beschränkten Exemplarzahl, daß diese mit den vergangenen Jahren der Blüte nicht entfernt verglichen wer den kann. Der Verlag der wissenschaftlichen Bücher steht noch viel schlechter da, und ohne staatliche Hilfe, ohne Mäzenaten wie den Fürsten EsterhSzp sowie einzelne ausländische altruistische In stitutionen würde vielleicht überhaupt kein wissenschaftliches Werk in Ungarn erscheinen können. — Die ungarischen Literaten und Gelehrten müssen heute -großen Heroismus und Selbstlosigkeit auf bringen, um die Sache -der ungarischen Kultur durch -diese schlechten Zeiten der wirtschaftlichen und der damit verbundenen kulturellen Krise für eine -bessere Zukunft hindurchretten zu können. -München, Barerstraße 32/11. A. Dresler, Assistent am Institut für Zeitungs- forschuug der Universität München. Den vorstehenden Aufsatz des Herrn -A. Dresler haben wir -vor Abdruck -dem -Verein -der Ungarischen Buch- und Musikverleger und -Händler in Budapest zur Kenntnis gebracht, um von maßgebender Seite eine Be stätigung oder Berichtigung -des Inhalts zu erhalten. Herr vr. An-dor von Szäntö schrieb uns -darauf unterm 26. April 1926, »Die Darstellung des Aufsatzes stimmt leider — im allge meinen — -mit -der Wahrheit überein, und so können wir gegen seine Veröffentlichung nichts einwcuden. Nur möchte ich bitten, gleichzeitig als Nachwort folgendes eiuzuschalten: Ich weiß nicht, ob der Herr Verfasser unser Landsmann ist oder nicht, jedenfalls freut cs uns — im zweiten Falle doppelt —, daß er sich mit unseren Verhältnissen mit Interesse, Sympathie und Ernst befaßt. Wir müssen — leider — der Darstellung des Herrn Ver fassers im allgemeinen beipflichten, erlauben uns aber, in einigen Punkten -seine Angaben den Tatsachen -gemäß richtigzustellcn, Es ist allerdings wahr, daß die Verleger wegen der ange führten Ursachen ihre Rechnimg überhaupt nicht mehr finden können. Aber die Folgerung, die Herr Dresler an diese Fest stellung knüpft, ist nicht ganz richtig. Die Büchsrprsduktion ist gegen -die letzten Jahre -der Vorkriegszeit kaum erheblich zurück gegangen. Die Statistik des letzten Ausweisja-Hres 1924 zeigt gegen das Vorjahr 1923 nicht nur keine Verminderung, -sondern sine Vermehrung, denn es erschienen im Jahre 1923 insgesamt 1762, im Jahre 1924 aber 298S Bücher, was ein Plus von 323 ausmacht. Die Kategorien der Fachliteratur weisen folgendes Plus auf: Theologie 86, Soziologie 22, Pädagogik 239, Philolo gie 18, Naturwissenschaften 18, Technologie 31, Medizin 12, Land wirtschaft 18 usw. Es trifft zwar zu, daß die schöne Literatur (Gedichte, Dramen, Romane) eine Verminderung von 122 erlitten hat, aber es dürste -die Summe dieser Erscheinungen kaum dem Tiefstand von einem Fünftel der Vorkriegsproduktion entsprechen — wie der Herr Verfasser behauptet —, und zweitens ist dies eher eine quantitative als qualitative Verminderung, denn die besseren Autoren von heute und die neuen Auflagen und Gesamt ausgaben, beziehungsweise -die Sammelausgaben der altbewährten Verfasser, und die Übersetzungen -der besten Ausländer finden auch heute einen erfreulichen Absatz. Man kann keineswegs ein ganz trostloses Prognostiken einem Lande stellen, das trotz seiner höchst- gradigen Verstümmelung und der äußersten wirtschaftlichen Krise in seinem bildungsdurstigen Publikum doch genügend moralische und materielle Kraft besitzt, daß es solche Werke wie Rövais 20bändiges großes Lexikon, die neue Zentenarausgabe der Werke Jökais, die neuen Sammelausgaben -der Werke Koloman Mikszäths und Franz Herczegs, das Werk Alexander Pethös »VUSgootöl 1'ria- llouig«- (von Bilagos bis Trianon) — das den Abschnitt der unga rischen Geschichte von 1848 bis 1929 behandelt —, -die große Welt geschichte von Wells, das Leben Jesu von Papini und die neuen Romane der Frau Renöe Erbos in verhältnismäßig starken Auf lagen von 6999—12 999 Exemplaren ausnehmen kann. Es muß gleichfalls berichtigt werden, daß die Autoren gar nicht oder nur sehr schlecht honoriert werden. Das Honorar ist den Verhältnissen angemessen, wenn es auch trotzdem zutrifft, daß unsere Schriftsteller und Gelehrten — ebenso wie unsere Verleger und Buchhändler — heute großen Heroismus und Selbstlosigkeit aufbringen müssen, um, gegenüber den widrigen politischen und wirtschaftlichen Umständen, die uns beinahe erwürgend umringen, das Banner der ungarischen Kultur aufrecht- und Hochhalten zu können. vr. A n d o r von Sz 4 nt 6». Vom französischen Buch im Ausland. Das Pariser Fachblatt I/Intermäüisire kl68 Lkiiteurs, Impri- meurg, lübraires etc., 25, rus äe 1>evi86, das sich um die Interessen des französischen Verlags und Buchhandels große Verdienste erwirbt, hat unter anderem die Rundfrage über »den französischen Gedanken im Ausland« unternommen: wie es einleitend schreibt, hierzu veranlaßt durch die zahlreichen Zuschriften fremder Buchhändler und der mit der Verbreitung des französischen Buches im Ausland sich befassenden Handelsattaches der französischen politischen Missionen im Ausland. Es wurden hierbei eigentlich zwei Fragen gestellt, nämlich erstens: auf welche Weise und durch wen wird der Verbreitung des französischen Gedankens im Ausland Abbruch getan?, und dann zweitens: was schlagen Sie vor, um ein besseres Ergebnis zu er zielen? Von den eingelaufenen Antworten sei dasjenige herausge- griffcn, was auch für den deutschen Buchhandel von Interesse sein wird. Was Polen angeht, so soll dort eine starke Nachfrage nach französischen Büchern jeder Art sein, aber der Absatz wird geschmälert durch die mangelhafte Organisation der französischen Verleger und durch ihre übertriebene Angst vor dem Risiko: die Verleger müssen den polnischen Buchhandlungen weitergehende Kredite einräumen. Heute hat der polnische Buchhändler das ganze Risiko allein zu tragen, und hierbei wird er sehr oft mit Büchern beliefert, die weder den Be dingungen noch den Bedürfnissen Polens entsprechen. Das oben ge nannte Fachblatt macht daraufhin die Anregung, daß der französische Staat nötigenfalls eingreife und dem französischen Verlag zu Hilfe 603
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