Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1926
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- 1926-05-11
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^ 106, 11. Mai 1926. Sprechsaat. Bücherkäufer, und wir dürfen uns nicht verhehlen, daß wohl reichlich 70 Prozent der Beamtenschaft, wenn nicht mehr, zu den Linksparteien gehören«. Das sind zwei überaus interessante Behauptungen. Wenn die zweite ebenso richtig wäre wie die erste, dann wäre es allerdings höchste Zeit »umzusatteln«. Aber die Dinge liegen doch wesentlich an ders. Bis heute höri man doch nur, das; der Beamte und der Ar beiter so schlecht bezahlt sind, daß sie nicht einmal ihre Lebenshaltung bestreiten können! Sie haben also auch hier übers Ziel geschossen, denn die Behauptung, daß mehr als 70 Prozent der Beamtenschaft »links« steht, ist ebenfalls übertrieben. Passau, 29. April 1926. Georg Kleiter. Buchhandel und Partei. Im Sprechsaal des Bbl. Nr. 97 will Herr Paul Lorenz, an- knnpfend an den Aufsatz von Herrn Or. W. Klinkhardt in Nr. 69 des Bbl., dem deutschen Buchhändler neue Absatzwege weisen. Da Herr Lorenz »gegebene Tatsachen« zur Diskussion stellt, sei auch mir »ein sreies Wort« erlaubt. Herr Lorenz meint, wir Buchhändler seien sehr konservativ und das habe zur Folge, daß weite Kreise der Bevölkerung, nämlich alle linksgerichteten Bücherkäufer, dem Sortiment fernblieben. Soll wirk lich im deutsche» Buchhandel »eitle fast absolute Abwehr gegen das Neue« herrschen? Das Verhalten einiger Buchhändler beim Tode Spittelers ist doch wohl eine Ausnahme. In überwiegender Mehrheit ist sich der Buchhändler auch im neuen Staate seiner hohen Aufgabe, Träger deutscher Kultur zu sein, wohl bewußt. Daß er dabei die internationale Literatur nicht vernachlässigt, beweist die weite Ver breitung, die ausländische Dichter, wie Dostojewski, Tolstoi, Rolland, Gandhi u. v. a., gefunden haben. Aber zuerst soll doch der deu 1 s ch e Buchhändler auch deutsche Kultur fördern. Solche Kulturarbeit ist nur möglich, wenn wir die Vergangenheit achten und auf ihr weiter- baaen. Wir haben in der deutschen Vergangenheit Schätze, die zu be hüten uud in weitere Kreise des Volkes zu tragen wohl der Arbeit des Buchhändlers wert ist. Nur ein Volk, das seine Herkunft ehrt, wird auch in der Zukunft etwas leisten können. Diese Vergangenheit liegt aber im Nationalen. Männer der Pflicht und Arbeit, wie Friedrich der Große, Fichte, Bismarck, Lagarde, Flex u. v. a., müssen uns wieder Vorbild werden. Herr vr. Eugen Diederichs hat uns erst kürzlich durch seine treffliche neue Sammlung »Deutsche Volkheit« einen Weg gezeigt. Und Hindenburg? Ist er nicht das beste Beispiel, wie inan im neuen Staate seinem Volke dienen soll? Herr Lorenz empfiehlt dann, »jeden Käufer als Mensch, nicht als Parteimanu« zu betrachten. Muß das wirklich dem deutschen Sorti menter noch gesagt werden? Leider beachtet Herr Lorenz diese Mah nung selbst nicht, denn schon im nächsten Absatz teilt Herr Lorenz die Käufer in drei große Gruppen nach ihrer Parteizugehörigkeit ein, nämlich in Linksgruppe, Mittelgruppe und Nechtsgruppe. Wo bleibt da der Mensch? 80 Prozent aller Sortimente sollen nun ihre Kun den nur in der Rechtsgruppe suchen. Dies müssen wir ganz ent schieden verneinen. Der weitaus größte Teil der deutschen Sorti menter wird sich parteipolitisch (bitte dies nicht mit deutsch zu ver wechseln) überhaupt nicht einstellen, sondern seinen Beruf als Dienst am deutschen Buch für das ganze Volk ansehen. Wehren müssen wir uns auch dagegen, daß die Sortimente, die sich trotzdem partei politisch einstellen, nämlich auf die Mittelgruppe, als »sehr gut ge leitet« bezeichnet werden. Es wäre der Ruin für das Ansehen des deutschen Buchhandels und ein Schaden für unser ganzes Volk, wenn solche »Spezial-Sortimente«, wie sie der Herr Verfasser angibt, noch mehr aufkämen. Sie rissen die Kluft, welche leider immer noch trotz allem Erleben der letzten Jahre durch unser Volk geht, nur noch größer. Wie Herr Lorenz klagt, daß der Buchhandel den Interessen der Linksparteien nicht genug Rechnung trägt, so klagen die antisemi tischen Verleger auch. Man sieht daraus, daß sich der deutsche Buch handel seiner Stellung wohl bewußt ist und sich in keine Parteirich- tnng drängen läßt. Widersprechend sind auch die Äußerungen: »Die meisten Sorti menter geben sich gar keine Mühe, sich über die reiche Literatur, die die Linkspartei bevorzugt, zu orientieren«, und einige Zeilen darunter »cs handelt sich bei meinen Ausführungen nicht um reine Partei-Lite- raiur, sondern um solche, die dem Bildungsniveau und der Weltan schauung der beiden großen Volksteile entspricht«. Unter Schriften, die dem Bildungsuioeau des Arbeiters entsprechen, verstehe ich die eines Storm, Keller, Brögcr usw., sie wird man in jeder Buchhandlung finden können. Auch Schriften verschiedener Weltanschauungen werden dort zu haben sein. Wenn ein großer Teil der Buchhändler die Schriften der Freidenker ablehnt, so tun sie dies nur aus Liebe zu ihrem Volke. Nur ein Volk, das noch Gottvertrauen und Verant wortung vor einem Höheren kennt, wird auch in der Zeit seine Auf gaben recht lösen können. Zum Schluß kommt Herr Lorenz aus den Pazifismus zu sprechen. Wer selbst eulmai in dem Wahn des Pazifismus befangen war, wird wissen, daß es wohl nirgends mehr Ungerechtigkeit gibt als dort. Be sonders gefährlich aber wird er dadurch, dag man ihn gern zu Fran zosen, Engländern u. a. Hai, nur nicht zu den eigenen Landsleuten. Gegen sie kämpft man lieber. Es ist die große Tragik, tue sich durch die ganze deutsche Geschichte zieht. Eine ganz kleiit« Gruppe Men schen, die wirklich die Versöhnung in allem erstreben, inöaste ich hier- oei erwähnen. Es sind tue Quäker. Vor ihnen können wir nur die größte Achtung haben. Aber das ist etwas ganz anderes als der Pazlslsmus, der sich jetzt in Deutschland breu macht. Daß sür seine Ideen sich der deutsche Buchhandel zum weitaus größten Teil nicht gebrauchen läßt, ist nur zu begrüßen. Die Geschichte lehrt es, und die letzten Jahre haben es uns wieder gezeigt, daß nur die Nation emporkommt, die ihre Bürger zu starken, oeraituoortungsbewußleu Menschelt erzieht. Dazu ist aber nötig, alles Krankhafte und Schlechte, was unser Volk hinabziehen will, um es uie wieder zu eulem starken Deutschen Reich kommen zu lassen, von ihm fernzuhalten. Dies gilt aber nicht nur sür die Parteiliteralur, son dern auch für alle anderen Literaturgebiete. Hier liegt die große und schöne Ausgabe oes deutschen Buchhändlers. Perthes' Geist muß in uns lebendig sein, zum Wohle unseres Standes uud des ganzen deutschen Vaterlandes! Dienst am Buch ist Dienst am Volk! Altona. Georg Eberhard. sieue Wege zur Gewinnung neuer Äauferschichien. Seit langer Zeit verfolge ich die andauernden Klagen des Sorti ments über die Absatzstockung, über das schlechte Geschäft. Ebenso lange beobachte ich aber auch, daß dieses schlechte Geschäft nicht immer auf die richtigen Ursachen zurückgesührt wird. Allen möglichen Um ständen, die im einzelnen anzusühren ich mir erspare, wird dte Schuld an dem Zustande zugesckZiben. Gewiß zu einem Teil mit Recht; aber daß wohl der Hauptteil der Schuld an dem schlechten Geschäjt in den allermeisten Fällen dem Sortiment selbst zuzuschreiben ist, wagt man nicht einzugestehen. Ost kann man sich's auch nicht eingestehen, »veil inan sich nicht auf die richtigen Ursachen besinnt. Ich hatte mir schon oft zum Vorsatz gemacht, das Sortiment durch das Börsen blatt auf eine große Unterlassungssünde, die zu einem ganz wesent lichen Teile zu einer immer weiter um sich greifenden Einschränkung des Kundenkreises führen muß, ausmerksam zu machen. Es unter blieb bis heute, und wenn ich nun doch dazu das Wort nehme, so ge schieht es, weil Herr Paul L o r e n z - F r e l b u r g dankenswerter weise im Börsenblatt Nr. 97 dieses Problem behandelt uttd voll zu treffend aus die auch von mir gemeinte Unterlassungssünde des Sorti ments hinweist. Diese Unterlassungssüitde besteht darin, daß fast das gesamte Sortiment — die 1026 Sortimenter, die nach Herrn Lorenz ihre Käufer in der Linksgruppe suchen, erscheinen mir bei weitem noch zu hoch gegriffen — mindestens 40—50A der Bevölkerung, aber viel mehr Prozent der Bücherküufer, einfach nicht zu sich heranzieht, weil es glaubt, es nicht nötig zu haben, für die Wünsche und Bedürfnisse dieser Käuferschichlen zu sorgen. Man kann gewiß verstehen, daß der Sortimenter sein Geschäft meistens nach einem gewissen individuellen Prinzip leitet. Wer Buchhändler sein will, muß in gewissem Sinn-e mit der Literatur verwachsen sein. Ein völliges Verwachsensein wird aber nur in früheren, weit zurückliegenden Zeiten möglich gewesen sein. Heute ganz bestimmt nicht mehr. Die Entwicklung des Geistes lebens ist zu differenziert, als daß der Buchhändler noch imstande sein könnte, seinem Geschäft einen geschlossenen, in seinen persönlichen lite rarischen Anschauungen zusammenlaufenden Umriß zu geben. Im Gegenteil wird ein gutgeleitetes Sortimentsgeschäst nur dann möglich sein, wenn dem literarischen Bedürfnis aller Glieder des Volkes, aller Volksschichten, ganz losgelöst von persönlichen Neigungen oder Überzeugungen des Inhabers, Genüge geleistet wird. Darauf macht Herr Loreiiz in durchaus zutreffender Weise aufmerksam, und ich kann diese Ausführungen nicht kräftig genug unterstreichen. Oder will jemand behaupten, Herr Lorenz hätte unrecht, seine Auffassungen träfen nicht ins Schwarze? Dann wäre es doch wohl gut, einige Beispiele zur Bekräftigung dieser Auffassung zu geben. Wer sie sucht, der fiirdet sie am Wege. Ich habe mir stets Mühe gegeben, in den Auslagen der Leipziger Sortimente »linksgerichtete lite rarische Erzeugnisse« (natürlich scheidet Parteiliteratur voll kommen aus, es ist in jedem Falle nur schöngeistige oder weltanschau liche Literatur gemeint) zu finden. Aber so ziemlich vergebens! Leipzig hat nur fünf sogenannte Parteibuchhandlungen, vier der sozialdemo kratischen, eine der kommunistischen Partei gehörig. Alle fünf können 611
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