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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1926
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- 1926-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1926
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- Deutsch
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100, 30. April 1926. Reixcktioncller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. sich selbst gebunden hat. Seine Einbände verdienten in mehr als einer Beziehung eine besondere Würdigung. Vielleicht kann dies in einer unsrer führenden Buchzeitschriften demnächst geschehen. Alles in allem: Die Meißner Buchausstellung ist im Nahmen unsres Ausstellungswesens, das sich ja rasch wieder belebt hat, etwas Außergewöhnliches, nicht für die Schaulust des Augenblicks zusammen gebracht, sondern von bleibender Wirkung auf dem Gebiete des Buch einbands. Schrift und Druck. Von F. M. Huebner (im Haag). Es gibt Schriftkttnstler, die sich mit dem Entwürfe ihrer Buchstaben so dicht als möglich bei den geschriebenen Zeichen der Hand zu halten trachten: der gedruckte Buchstabe aus Druckerschwärze soll geradezu als ein Ebenbild, als ein Nachklang des Buchstabens aus Tinte aus dem Papier stehen. Diese Entwerfer klammern sich an den Werdegang der Druckschrift, die nun freilich ihren Ursprung in der Schreibschrift hat. Aber schon das Mittel der Aufzeichnung unterscheidet sich hier wie dort wesentlich: Was hat der biegsame Federkiel mit dem sauber und scharf gestanzten Letternblei gemeinsam? Noch weiter ausein ander liegt Schrift und- Druck durch ihre nebenhcrgehenden Aus wirkungen psychologischer Art, die sich bei genauerem Hinsehen als die Hauptwirkungen Herausstellen. Es ist für den Leser nicht möglich, bei der Aufnahme eines Ge schriebenen von der Form der Buchstaben, vom Charakter des Schrtft- ausdrucks abzusehen. Diese Aufmerksamkeit, die er dem Bilde der Zeilen und der Zeilenfolgen zuwenden muß, gilt nicht den linearen, den schönheitlichen Eigenschaften der Schriftornamentik, sie gilt ihren rein persönlichen Merkmalen. Geschriebenes ist in jedem Falle ein Dokument dessen, der als der Urheber hinter ihm steht. In der Schrift arbeiten jene unleugbaren Ubertragungsströme fort, die man in alter Zeit durch besondere Wcihezeremonien auch den gemeißelten und den geschnitzten Lettern einzuverlciben strebte. Die Deutung dieser Ausdrucksmerkmale ist als solche erst ein Interessengebiet der neueren Zeit geworden; mit dem Instinkt ist Handschristcnkunde zu allen Zeiten getrieben worden und wird sie auch heute von den der Graphologie ganz Fernstehenden getrieben. Sofern Manuskripte jeder Art außer von ihrem sachlichen Inhalt ein Zeugnis für den Schreiber ablegen, tragen sie in diesem Inhalt, wenn zwar nicht gerade Verwirrung, so doch gewisse, den Blick des Lesers ablenkcnde Erregungselementc. Jedermann weiß, wie anders Geschriebenes und Gedrucktes zu wirken imstande ist. Die Verände rung ist so groß, daß mancher einen von ihm stammenden Schriftsatz kaum noch als den seinen erkennt, wenn er gedruckt vor ihm liegt. Umge kehrt nimmt eine Prosaseite, ein Gedicht, das einem gedruckt wohl bekannt ist, wofern man ihm plötzlich als Handschrift, etwa in einem Album, in einem Tagebuch begegnet, eine solche Menge von Nebenschwingungen und Zwischentönen an, daß man sich fragen kann, ob man denn früher gut und richtig gelesen habe. Würden wir als typographisches Mitteilungsmittel heute wie ehe dem nur mehr die Handschrift besitzen, so würde uns kaum jene große Annäherung an das Objekt möglich geworden sein, die sich in der neueren Zeit vollzogen hat. Das Objekt im weitesten Sinne, die ob jektive Welt ist uns nähergertickt, sie ist uns erkennbarer geworden, weil wir uns, mittels des Druckes, über sie Mitteilungen machen können, in die sich nicht mehr die entfließende Macht der persönlich-menschlichen Stellungnahme cinmengt. Es ist mit der Druckschrift ein Normal zeichen gefunden worden, das in seinem psychologischen Charakter zwar immer noch Stimmungscinschläge aufweist, von diesen Stimmungs und Gesühlscinschlägcn aber nicht dermaßen wie die Schrift der mensch lichen Hand beherrscht wird. Im Druck sind jene Einflüsse, die als menschliche Einflüsterung neben und zwischen den Zeilen mitspielen, bis auf ein erdenklich kleinstes Maß neutralisiert. Die Graphologen verteidigen den Satz, daß der Mensch in seiner Schrift den wahren Ausdruck seines Wesens entfalte. Der Satz hat Gültigkeit für ihn, den Schreibenden, nicht für die Schrift. Geschriebene Schrift bleibt allezeit an ihren Urheber gebunden; sie ist nur im Hinblick auf ihn wahr und ausdruckskräftig; sie vermag einem Mit teilungsinhalt nur Wahrheit und Überzeugung einzuverleiben, wenn der Leser auch ihn, den Schreibenden, als wahr und überzeugend an erkennt und bei sich aufnimmt. Von hier aus gesehen wird der um gekehrte Satz richtig: nämlich, daß Handschrift immerzu irreleitet und verfälscht. Sie verhindert den Leser, dem eigentlichen Sachgehalt der Mitteilung auf den Grund zu kommen. Die Handschrift Goethes, die Handschrift Bismarcks wird sich als solche immer zwischen den Text des Geschriebenen und seine erkenntnismäßige Deutbarkeit stellen. 564 Gedrucktes, das die persönliche Wesensnote des Verfassers unter schlägt, vollzieht insofern, als es diese mitschwingenden Persönlich keitsmeldungen unterschlägt, eine Verfälschung. Sie verhindert, daß wir, die Leser, uns durch sie je nachdem gefangen nehmen oder abstoßen lassen. Sie macht uns gefeit gegen die ungemeinten Beeinflussungs ströme seitens des Urhebers der betreffenden Urkunde. Der Verfasser tritt in seiner Menschlichkeit zurück, um dem Sachlichen, das er zu sagen hat, den Raum und die Schallkraft abzutreten. Macht der Druck eine Mitteilung in sich anonym, verschleiert und verfälscht er ihre seelengeschtchtliche Herkunft, so erlaubt er gerade da durch dem Leser, sich unbefangener zu verhalten, und erhöht er dem zufolge die objektive Wahrscheinlichkeit. Der Leser kann jetzt in den Gegenstand der Mitteilung selber dringen, er kann sich mit der Sache, mit dem Objekt, das zur Behandlung steht, wahrhaft auseinanöer- setzen, er rückt ihm den Kern des betreffenden kaufmännischen, wissen schaftlichen oder poetischen Schriftinhalts näher. Will der Leser gleichwohl den Verfasser zu entdecken suchen, so wird diese Suche nun, da ihm so viele Handhaben weggenommen sind, nur desto spannender, desto anreizender. Er darf sich jetzt eine Aus legung der Verfasserpersönlichkeit zurechtmachen, die vielleicht nur sehr wenig mit der objektiven Sachlage übereinkommt, die aber zu mindest seine eigene Leistung, seine eigene Schöpfung ist. Alle neuen Schriften, die entworfen werden, dürfen demnach von der Hand schrift wohl ausgehen, nicht aber diese nachahmen. Der Schrift kttnstler muß im Auge behalten, daß das gedruckte Buch nicht eine Ab wandlung des Geschriebenen, nicht ein Ersatz des Geschriebenen ist, sondern daß die Verwendung von Drucklettern ein eigenes und selb ständiges Ausörucksverfahren darstellt, ein Verfahren, das weniger um der menschlichen als um der sachlichen Richtigkeit der Mitteilung willen erfunden ward. Kleine Mitteilungen. Jubiläen. — Der Jugendschriftenverlag Abel L Müller in Leipzig — aus dem Stammhause Ambrosius Abel hervorge-' gangen — darf in diesen Tagen auf eine 75jährigc Entwicklung zurück schauen. Zur Jubilate-Messe des Jahres 1861 gründete Ambrosius Abel in Leipzig die Firma gleichen Namens, was er mit folgendem Rundschreiben bekanntgab: »Hierdurch beehre ich mich, Ihnen ergebenst anzuzeigen, daß ich auf hiesigem Platze eine Buchhandlung unter der Firma: Am brosius Abel gegründet habe, über meine Unternehmungen behalte ich mir weitere Mitteilungen vor und empfehle dieselben im voraus Ihrer gütigen Beachtung. Hochachtungsvoll Ambr. Abel.« Der junge Gründer war 31 Jahre alt und verheiratet mit Cle mentine Hofmeister, der Tochter des Buchhändlers Friedrich Hofmeister Sen. Diese wurde später unter dem Namen Clelie Beteman als Erzählerin für die Jugend bekannt und lieferte dem Verlag mehrere Schriften. Die Abel'sche Buchhandlung gab zunächst populär-natur wissenschaftliche Werke heraus, insbesondere von berühmten ausländi schen Autoren, wie Cuvier, Smee und Haddock. Bald folgten geologische Bücher von C. G. Giebel, aus denen die »Geschichte des Weltalls« hervorgehoben zu werden verdient. Daran gliederten sich landwirtschaft liche und weiterhin botanische Werke, vorzüglich Neichenbachs leones b'lo- l-36 (ZermanieLs, ein großangelegtes Kompendium, das Ambrosius Mel mit dem Buchverlag seines Schwiegervaters Friedrich Hofmeister über nahm, und dem sich in der Folge das Hauptwerk von Linn6: 8peci68 ?l3nt3i-uw würdig anreihte. Zu Beginn der 60er Jahre ward vor allem die wissenschaftliche Medizin ein Spezialfach des Verlags, das sich reich entwickelte und späterhin, als Arthur Meiner diesen Grund stock erwarb (1. April 1892), für das Haus Johann Ambrosius Barth einen beachtlichen Zuwachs bedeutete. Nach dem Tode des Gründers übernahm die Vcrlagsleitung Georg Abel, dem noch am 1. Januar 1880 Hans Abel zur Seite trat. Der alte Unternehmungsgeist blieb auch in den Söhnen rege. So gestalteten sich endlich durch den Ankauf der Buchhandlung E. I. Günther Nachf. in ihrem weiteren Ausbau die I u g e n d s ch r i f t e n zu einer Hauptrichtung des Abel'schen Verlags. Auf diesem Gebiete eroberte er sich rasch eine führende Stellung. Wertvolle gute Ju gendbücher wurden in besonders vorzüglicher Ausstattung gepflegt und bedeutende Künstler der damaligen Zeit als Mitarbeiter gewon nen. Aus der Fülle der Erscheinungen seien nur herausgehoben: die große Jugend-Bibliothek mit 60 Einzelbänden, Andersens Mär chen mit Zeichnungen von Ludwig Richter, Th. Hoscmann und Graf
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