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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1934
- Strukturtyp
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- 1934-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1934
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- Deutsch
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X: 214, 13. September 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. Erbbiologisches Denken und deutscher Buchhandel Jede Veränderung der Zeidlage erfordert aus allen Gebieten des Lebens und Schaffens eine klare Sicht des Gedankengutes und Geistesgutes einer Zeit. In verstärktem Maße macht sich diese Sichtung beim Buchhandel als dem Mittler zwischen Schaffenden und Volk geltend. Die Sage des letzten war insofern nicht leicht, als das Denken und Empfinden der Zeitgenossen, vor allem der Jnteressenkreis der jünge ren Generation sehr stark von der geistigen in die sinnliche Sphäre hinübergleitet und in steigendem Matze vor allem auf Sport oder Technik gerichtet ist. Auch die politische Zeitlage und die daraus neu entstandenen Formen jugendlicher Betätigung verhindern vielfach den Leseeifer. Andererseits erfordert die neue Zeltlage auch neue geistige Um stellung, worauf von den besten Männern der NSDAP mit Recht hingewiesen wird. Das beste Mittel hierzu ist, trotz Rundfunk »sw., immernochdas Buch. Jeder deutsche Mensch — wer wollte und könnte sich heute noch dem Ringen um des Volkes Seele verschließen — steht vor der Notwendigkeit, in einem Weltbild sich neu zu orientieren, das aus naturwissenschaftlicher Weltanschauung entsteht. Man beginnt die zunehmend deutlich erkannten Gesetze des Pslanzen- unö Tterlebens, auch die Beurteilung aller menschlichen Verhält nisse auzuwenden, insbesondere auch die Sozialerscheinungen und bis Vorgänge des Familienlebens unter biologischem Gesichtspunkt zu beurteilen. Daraus ergeben sich bann mancherlei Probleme mensch licher Lebensführung. In allen diesen Stücken erschließt sich dem Auge ein umfang reiches Neuland. Es harrt der Bearbeitung. Ungefähr jedes Lebensverhältnis erscheint jetzt irgendwie in anderem Lichte. Nicht überall kann dasjenige laut gesagt werden, was dem erbbiologischen Denken als richtig erscheint. Z. B. wird unser sittliches Bewußtsein erschüttert weiden, wenn wir aufhören wollten, den Tod alter und schwächlicher Personen in gewohnter Weise als Trauersall zu begehen. Eine Fülle von Taktfragen tritt hervor, deren Lösung vorläufig nur behelfsmäßig möglich ist. Alle Gewohnheiten der Sitte, alle Normvorstellungen von Recht und Sittlichkeit bedürfen im neuen Lebensklima*) irgendwie der Nachprüfung. Die Grundsätze richtiger Lebensführung werden sich erst später herausbilden, indem aus vielen Komponenten kollektiv und rein persönlichen Einzelwollens «ine resultierende Linie entsteht. Aber es mag ein Menschcnalter vergehen, bis dieser Zustand halb wegs erreicht ist. Vorläufig entsteht an tausend Stellen die natür liche Tendenz, dort, wo alte Gewohnheit als Leitlinie des Lebens unzulänglich wird, aus eigenem Denken und aus eigenem Instinkt zu handeln. Wer aber zum schriftstellerischen Ausdruck die Kraft hat, der strebt auf diese Weis« nach Emanation. Denn im Buch kann vieles gesagt werden, was auszusprechen ein starker Drang ist und was doch nach geltender Gewohnheit, namentlich bei den Deutschen und Angelsachsen, im geselligen Kreise kaum gesagt werden kann. Auf der anderen Seite aber tritt auch in den Gemütern des lesenden Publikums der Wunsch nach Belehrung über jene Grund fragen des Lebens hervor, die mit den differenzierten Erscheinungen biologischer und sexueller Vorgänge, auch mit der besonderen Funktion Zusammenhängen, die einem Teil der geistig Begabten und in gewisser Hinsicht gezügelten Psychopathen im Sozialorganismus zukommt. Auch hier erschwert die Konvention manche Erörterung, damit ein begabter und ernster Mensch sich im Leben zurechtsinden kann. Hier ist es Aufgabe des Buchhandels, zwischen dem weiten Kreis jener, die in irgendeiner Weise geistig suchen, und jenen geistig Schassenden, denen ein offenes Aussprechen ihrer Ideen äußeres und inneres Bedürfnis ist, den notwendigen Konnex her zustellen. Die Verleger sollten erwägen, daß «ine gewohnte Denk form sich namentlich bann ziemlich rasch verbraucht, wenn sie in den gesunden Grnndinstinkten der deutschen Seele nicht begründet ist, wie z. B. der Marxismus es war. Wer aber die Notwendigkeit geistiger Umstellung beizeiten erkennt und aus dieser Erkenntnis den Kommenden den Weg bahnt, findet auch äußerlich verdienten Erfolg. Die Sortimenter aber, die namentlich in den kleineren Städten auf das Publikum erheblichen Einfluß haben, sollten diese Möglichkeit benutzen, um in mannigfacher Form die Menschen auf bas erbbiologische Schrifttum immer wieder hinzulenken. Solche indirekte Ablenkung von Tagespolitik und materiellem Lebensgenuß dient zugleich der Erhaltung deutscher Kultur und staatlicher Ord nung. Allerdings sind darstellerisch noch große Fortschritte möglich. Der deutsche Buchhandel würbe sich ein Verdienst erwerben, wenn er durch Preisausschreiben einen Wettbewerb veranstalten würde, um für die beste volkstümliche und die beste in Romansorm gekleidete Darstellung erbbiologischer Denkweise die Autoren anzuregen. Auch eine deutsche Geschichte und eine europäische Geschichte nach diesem Gesichtspunkt muß erst noch geschrieben werden. Die Möglichkeit, solche Bücher abzusetzen, liegt grundsätzlich außerordentlich günstig. Wer wird der erste sein, der hier in großem Maßstab Früchte erntet, die jetzt reis werden!. Rechtsanwalt Ludwig Flügge, Berlin. Nationalsozialistische Bibliographie Unter dem Titel »Bestandsaufnahmen nationalsozialistischen Schrifttums« berichtet in Nr. 172 des Börsenblattes vom 2S. Juli 1934 vr. Hans Richter über bisherige Veröffentlichungen, die sich bemühen, das nationalsozialistische Schrifttum bibliographisch zu sammeln. Bei überwiegender Anerkennung des in dieser Sache bisher Geleisteten glaubt Richter dennoch, daß all« diese Versuche nicht genügen, und gibt Winke dafür, wie es anzustellen sei, um eine wirklich brauchbare und verläßliche national sozialistische Bibliographie znsammenzubringen, die dann wohl auch als laufend fortgesetzt gedacht ist. Als früherem Herausgeber der »Bibliographie der Sozlal- wissenschasten« in den Jahren 1929—1925 gewährte es mir natürlich Genugtuung, baß Richter auf dieses Sammelwerk verweist und es als wichtige Grundlage für die von ihm für nötig gehaltene Sonder- blbliographie empfiehlt. Mit Recht hebt Richter als besonderen Vor zug der Bibliographie der Sozialwissenschaftcn hervor, baß sie nicht bloß Bllchertitel, sondern auch di« Titel von den Aussätzen der ein schlägigen Zeitschriften bringt. Es waren zur Zeit meiner Hcraus- geberschaft rund 4ÜV9 Zeitschriften, In- und ausländische, die für die Bibliographie regelmäßig ausgezagen wurden. Auch die einschlägigen Dissertationen wurden ausgenommen, für Deutschland so gut wie vollständig, für das deutschsprachige Ausland sehr weitgehend und, soweit erreichbar, auch für das übrige Ausland. Die gleichen Grund sätze gelten für die alte Bibliographie — sie besteht seit 1995 — heute. *s Diesen Begriff habe ich näher erörtert in meiner Schrift: »Erbbiologisches Denken in Justiz und Verwaltung». Berlin 1933, Walter de Gruyter. Zu Jrrtümern könnte es Anlaß geben, wenn Richter die »Biblio graphie der Sozialwissenschaften» eine »wirtschaftswissenschaftliche Fachbibliographie» nennt. Ihr Rahmen ist bedeutend weiter. Sie umfaßt auch die Literatur über das Weltanschauliche im Sozialleben, über Staat und Recht, die Soziologie, die Politik in allen ihren Ge bieten, die Finanzen, das Bevölkerungs-, das Kolonialwesen und die Statistik, also auch alle anderen Gebiete außer dem wirtschaftlichen und sozialpolitischen, auf denen der Nationalsozialismus literarisch und praktisch vornehmlich tätig gewesen ist, zumal da auch die Mittel- stanbspolitik, das Wohnungs- und Siedlungswesen, die Sozialhygiene, die Frauenfrage, das Bildnngswesen, die Wohlfahrtspflege und die soziale Rechtspflege ständig bearbeitet worden sind. Ten Begriff »Sozialwissenschasten« hat eben die Bibliographie von vornherein sehr weit gefaßt. Es würde also für eine nationalsozialistische Sonder bibliographie kaum viel mehr als etwa die Belletristik übrigbleiben, die über den Rahmen der »Bibliographie der Sozialwissenschaften- hinausreichen würde. Hiernach erhebt sich die Krage, ob für eine solche nationalsozia listische Sonderbibliographie neben der Bibliographie der Sozial- wissenschaften überhaupt ein Bedürfnis bestehen bleibt. Für die Bejahung dieser Frage spräche die Tatsache, daß die Bibliographie der Sozialwissenschasten nach ihrer ganzen Einrichtung und Anlage selbstverständlich bet den einzelnen Büchern, Broschüren und Auf sätzen es nicht kenntlich macht, ob sie als nationalsozialistisch von Wesen anznsprechen sind. Richter steht ja einen besonders schweren Fehler darin, daß die nationalsozialistische Sonderbibliographie von Sagltz die gegnerische (und wohl auch die neutrales Literatur ohne Vermerk tn das Gesamtalphabet einreiht und also nur der gute Kenner dort, wo nicht im Titel die Zugehörigkeit zum Ausdruck kommt, aus dem Verfassernamen und dem Erscheinungsort einigermaßen zu- 7SS
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