Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1934
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- 1934-09-04
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- 04.09.1934
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-09
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M 208, 4. September 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. waren die zahlreichen zu den Bibliotheken, Gelehrten und Sammlern der ganzen Welt laufenden Fäden wieder angekniipft. Der neue alleinige Chef Anton Hiersemann — seit 1920 von seinem Vater als Teilhaber und Mitchef ausgenommen — hatte die Befriedigung, drei Fahre lang die größten Umsätze seines Vaters und früheren Lehrherren zu übertreffen. Umsatz und Nettonutzen werden auch im Buchhandel immer das Kriterium der Leistung bleiben, vorausgesetzt, daß die verlegte oder vertriebene Ware Qualität hat. Verlag und Vertrieb von Schund oder nur von Massenware wird im Buchhandel, auch bei materiellem Erfolg, nie wirkliches Ansehen bringen. Fast schlagartig, wie 1914, setzte 1931 die Weltkrisis ein. Trans ferunvermögen ganzer Ländergruppen, Währungsentwertung auch der reichsten Länder brachten den internationalen Buchhandel zu jähem Absturz. Der Zusammenbruch der Preise für Seltenheiten und wert volle Bücher, der sich wie auf einer Uhr auf den großen englischen Auktionen zeigt, ist wohl beispiellos. Die folgenden Jahre brachten daher der Firma Karl W. Hierse mann wie wohl vielen anderen Firmen des Buchhandels den Zwang scharfer Umstellung. An Stelle reichbebilderter, kostbarer Kataloge mußten wieder ausschließlich einfache Bücherverzeichnisse gedruckt wer den mit Verkaufspreisen, die auch nach dem heutigen Geldgefühl er schwinglich sind. Das Hauptgewicht mußte wieder, wie in den Anfangs jahren, statt auf kostbare Seltenheiten in exzeptionellem Gewand auf geisteswissenschaftliche Standardwerke und auf inhaltlich wichtige frühe Drucke gelegt werden. Im Verlag mußten die teueren Tafelwerke der Kunst und des Kunstgewerbes aufgegeben und hauptsächlich Werke der Bibliographie, der Buchwissenschaft, der Geschichte usw. verlegt werden. Trotz der in Deutschland sich besonders schwer auswirkenden Krise hat die Firma ihren Nus als eines der führenden Antiquariate der Welt voll aufrechterhalten. Mit den ersten dauernden Grund lagen einer Prosperität der gesamten Welt wird sich auch sofort über all das Bedürfnis und die Notwendigkeit einstellen, Bücher anderer Länder oder früherer Geistesepochen zu lesen und zu sammeln. Die nunmehr zum zweiten Male innerhalb von zwanzig Jahren zer rissenen Fäden zum Ausland werden dann rasch wieder geknüpft werden können. Wenn daher die ganz auf internationalen Buchhandel eingestellte Firma Hiersemann in diesen Zeiten des gestörten Weltverkehrs das fünfzigste Jahr vollendet, so kann man wohl ihrem Leiter und seinen Mitarbeitern wünschen, daß sie, wie nach Krieg und Inflation, so auch nach dieser Krisis wieder in der Lage sein werden, rasch die Fäden zu der uns umgebenden Umwelt anzuknüpfen, in ihrem Inter esse und im Interesse der gesamten deutschen Buchwirtschaft. Eindrücke vom französischen Buchhandel. Eine sechstägige Studienreise führte einige Mitglieder des Semi nars für Buchhandelsbetriebslehre an der Handelshochschule Leipzig unter Führung von Herrn Professor vr. Menz in den Pfingstferien nach Paris. Hier hatten wir Gelegenheit, den französischen Buch handel näher kennenzulernen. Im folgenden seien unsere Eindrücke wiedergegeben. Dabei wird auf >die als bekannt vorausgesetzten Ver hältnisse des deutschen Buchhandels Bezug genommen. Im Gegensatz zum deutschen Verlag ist der französische fast aus schließlich in Paris zentralisiert. Es kann also jeder Sortimenter alles in Paris erhalten. Er schickt seine Bestellungen an den Pariser Verleger, wenn er ihn kennt, oder sonst an die »Saison äu Uvrs kram^is«, eine Genossenschaft, die von etwa 120 Verlegern und 1200 Sortimentern nach dem Muster der Leipziger Kommissionäre er richtet wurde. Sie unterhält nur ein kleines Barsortiment der gangbarsten Neuigkeiten und besorgt das Fehlende von den Pariser Verlegern. Beim Gang durch das Haus fiel die gute Kartothek auf, die für den Betrieb nötig ist, denn das französische Katalogwesen ist nicht so gut wie bei uns ausgearbeitet. Deshalb kann der Sorti menter seinen Bestellschein an die Maison ohne Verlagsangabe ein schicken. Die Gebühren für alle Sendungen werden im voraus von den Sortimentern durch Aufkleben von Marken bezahlt. Dadurch wird die gesamte Nechnungsabteilung erspart. Ebenso wird bei Aus kunftserteilung eine kleine Gebühr erhoben. Der Arbeitsweg ist so kurz wie möglich und wird, soweit Transporteinrichtungen nötig sind, maschinell erledigt. Es werden vorwiegend ungelernte, also billigste Arbeitskräfte verwendet. Meist arbeiten zwei Angestellte zu sammen, so daß immer eine gegenseitige Kontrolle stattfindet. Für vorkommende Fehler zahlt die Firma eine Entschädigung. Sie kommt damit billiger, als wenn sie teure Arbeitskräfte anstellt. Die andere Firma, die Kommissionärsstelle innehat, ist Hachette. Sie ist durch das Prinzip der Alleinauslieferung (exelusivite) groß geworden. In diesem Falle müssen alle Sortimenter von der Aus lieferungsfirma beziehen, auch wenn der Verleger am gleichen Ort ist. Hachette besitzt heute die Alleinauslieferung einer großen Anzahl von Verlegern. Außerdem besitzt die Firma einen eigenen Verlag, eigene Buchbindereien, eine Herstellungsabteilung für Artikel der Schreibwarenbranche, einen Großverlag samt Vertriebsabteilung für Zeitungen und Zeitschriften und sie hat den Bahnhofsbuchhandel sowie das Schulbuchgeschäft fast allein in der Hand. Der Betrieb von Hachette ist der modernst eingerichtete in Frankreich auf dem Gebiet des Buch- und Zeitschriftenhandels. Wir hatten Gelegenheit, die Expeditionsabteilungen am Quai de Javel kennenzulernen. Zu nächst wurden wir durch die Lagerräume (eigener und fremder Ver lag) geführt, wo die Bücher nach Ziffernsystem aufgestapelt sind. Die eingehenden Bestellungen werden hier zusammengetragen und mittels Fahrtreppe in Körben in das nächste Stockwerk befördert, wo die Rechnungen ausgeschrieben werden. Wenn die Kontrolle durchgeführt ist, wandern die Bücher wieder am laufenden Band zur Packabteilung und von da zu den Verladestellen. Die Beförderung erfolgt in eigenen Autos; Eisenbahnanschluß ist auch vorhanden. Das Rechnungswesen ist auf dem Hollerithsystem aufgebaut. Die Konten führung geschieht mittels Lochkarten. Hachette hat einen Ausliefe rungskatalog. der schon beinahe den Umfang des Barsortimentskata- 776 logs von Koehler L Volckmar aufweist. Die Ausgabe von 1934 ist doppelt so groß wie die von 1933. Die Arbeit im Großen und ihre teilweise Erledigung durch mechanische Einrichtungen (besonders beim Transport und in der Buchhaltung) bewirkt eine Kostenminderung. Unter den 2000 im Betriebe beschäftigten Personen sind nur gegen zwanzig gelernte Buchhändler. Die Einrichtungen der Hachette-Betriebe sind in jeder Weise vor bildlich und hygienisch. Im ganzen Haus sind Entstaubungseinrich tungen angebracht. Die Leitern laufen fast geräuschlos in Schienen und werden von dem darauf Stehenden weitergeschoben. Die einzelnen Gänge sind auf dem Fußboden mit Pfeilen (Einbahnstraße) versehen. Auch für das persönliche Behagen der Angestellten ist gesorgt. Im obersten Stockwerk sind die Küchen- und Speiseräume für die Mittags pause untergebracht. Jeder Angestellte hat ein Schrankfach, in dem er seine Eßgeräte aufhebt. Auf dem Dachgarten ist Gelegenheit zum Ausruhen. Von ihm aus hat man einen herrlichen Blick über Paris. — Ein Urteil über die Firma Hachette und insbesondere die wirt schaftlichen Auswirkungen ihrer Einrichtungen (Monopolstellung, Ab hängigkeit des Verlages, Lieferung an Auchbuchhändler usw.) kann und soll hier nicht gegeben werden. In Paris haben sich die meisten Buchhandlungen im yuartier I^atin (linkes Seineufer, Umgebung der Universität) und in den lebhaften Vierteln der inneren Stadt niedergelassen. In den äußeren Vierteln sind nur kleine Buchhandlungen anzutreffen, die stets ein Nebengebiet wie Papierverkauf, Briefmarkenvertrieb, Kurzwaren handel oder Druckereibetrieb betreiben. Das äußere Gesicht der Buch handlungen unterscheidet sich sehr von dem der deutschen. Nur ver einzelt findet man in Paris wirklich »dekorierte« Fenster. Fast durch weg werden Regale ausgestellt, auf denen Buch neben Buch liegt. Das broschierte Buch herrscht bei weitem vor. Schon dadurch wirken die Fenster wenig abwechslungsreich. Dazu kommt, daß meist noch Tische auf den Straßen stehen, in denen Altes und Neues ausge stapelt ist und in denen man »wühlen« kann. Sogar den Zettel katalog eines Antiquariats fand ich auf offener Straße. Nach dem äußeren Eindruck ist man oft erstaunt, innen ein gut sortiertes um fangreiches Lager zu finden. Daß die Weltstadt Paris auch bei ihren Buchhandlungen ein internationales Gepräge aufweist, ist an den vielen Buchhandlungen zu sehen, die sich mit ausländischer Literatur befassen. Ich sah drei deutsche, vier englisch-amerikanische, und je eine polnische, spanische, italienische und russische Buchhanblung. Eine der englischen Firmen hat einen Teeraum angeschlossen. Bei diesen Buchhandlungen ist deutlich wahrzunehmen, daß ihre Angestellten vom nichtfranzösischen Buchhandel gelernt haben. Ihre Fenster sind im Durchschnitt besser dekoriert. Viele Verleger unterhalten eigene Sortimente. Die bekanntesten sind: Flammarion nnb Laroufse. Ersterer hat neben seinem Haupt haus den Verkauf in den Arkaden des Odeon-Theaters. In erstaun licher Weiträumigkeit ist das ganze Lager für die Kunden sichtbar. Viele Sortimenter verwenden den Namen des Verlegers zu Ne- klamezwecken. So findet man oft die Aufschrift: b-ibrairis b-arousse, was nur bedeutet, daß die Werke dieses Verlages vollständig am Lager sind. (Larousse selbst hat nur eine Filiale.) Die Firmen sind sehr spezialisiert. Oft befinden sich mehrere Buchhandlungen nebeneinander auf einer Straße. Sie machen sich aber keine Kon-
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