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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-10-01
- Erscheinungsdatum
- 01.10.1879
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18791001
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187910019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18791001
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- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1879
- Monat1879-10
- Tag1879-10-01
- Monat1879-10
- Jahr1879
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1879
- Autor
- No.
- [1] - 3901
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Erscheint auher Sonntags täglich. — Bi« früh S Uhr eingehende Anzeigen Börsenblatt Beiträge für da« Börsenblatt sind an E Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigcnlhum des BörsenbereinS der Deutschen Buchhändler. 227. Leipzig, Mittwoch den 1. October. 1879. Nichtamtlicher Theil. Aus dem Lehrlings- und Gehilfenlcben. Brief an einen Vater, dessen Sohn Buchhändler werden will. Geehrter Herr! Sie schreiben mir, daß Ihr Sohn nach er folgreich genossener höherer Schulbildung gesonnen sei, Buchhändler zu werden, und verbinden damit die Mittheilung, daß Ihre Ver mögenslage Ihnen nicht gestattet, s. Zt. dem jungen Manne zu einem eigenen Geschäfte zu verhelfen, derselbe also aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Gehilsenstand dauernd angewiesen sein würde. Auf Ihre diesbezügliche Anfrage, ob ich unter diesen Umständen Ihrem Sohne zum Eintritt in unseren Stand rathen könne, verfehle ich nicht, Ihnen nachstehende rückhaltlose Eröffnungen zu machen. — Es hat sich, hauptsächlich durch die Gcwerbesreiheit hervorgerusen, seit einer Reihe von Jahren eine solche Masse Personen zum Buch handel gedrängt, daß eine Ueberfüllung trauriger Art entstanden ist; ich sage „trauriger Art", denn weitaus die größte Zahl dieser Leute beglückt unseren Stand, ohne die durchaus nothwendige Schul bildung genossen zu haben. Ich könnte Ihnen in dieser Richtung Dinge erzählen, die Sie einfach nicht glauben würden. Doch trifft dies bei Ihrem Sohne nicht zu, da er mit gutem Zeugniß die Prima des dortigen Gymnasiums verlassen hat. Trotzdem muß ich Ihnen Nachfolgendes zu bedenken geben. Besteht Ihr Sohn auf seinem Wunsche, dann seien Sie vor allen Dingen vorsichtig, ehe Sie dessenlhalben mit einem Geschäfte abschließen; vergewissern Sie sich besonders, ob der Chef oder eine tüchtige ältere Persönlichkeit des betreffenden Hauses Lust und Zeit haben, sich eingehend mit Ihrem Sohne zu beschäftigen und er nicht lediglich als Handlanger be trachtet und benutzt wird. Auch in dieser Beziehung gibt es zahlreiche Vorkommnisse, sür die mir der Ausdruck fehlt. Ich habe manchen jungen Mann während meiner buchhändlerischen Lausbahn kennen gelernt, der nach Jahr und Tag nicht im Stande war, einen halbwegs erträglichen Brief von 10 Zeilen zu schreiben, aber schon nach wenigen Wochen mit erstaunlicher Genauigkeit wußte, wo die Butterbrote, welche er für das Geschäftspersonal zu allen mög lichen und unmöglichen Tageszeiten einholen mußte, am besten be legt wurden. Sehen Sie darin keine Uebertreibung, sondern nur eine von vielen Thatsachen. Je umfangreicher das Geschäft ist, desto weniger kann ich Ihrem Sohne rathen, daselbst sich die Gehilsensporen zu erwerben, da es eine durchaus falsche Idee ist, zu glauben, in einem großen Geschäfte sei mehr zu lernen wie in einem kleinen. Im Gegentheil. Gerade in einer kleineren Hand lung, woselbst der Lehrling möglichst mit seinem Chef allein arbeitet und dieser ihn fortwährend unter den Augen hat, gerade da wird dem Lehrling Gelegenheit geboten, mit den verschiedenen Arbeiten vertraut zu werden. Wie mancher bedauernswerthe Jüngling, der mit den besten Vorsätzen und dem redlichsten Willen die Laufbahn in einem ausgedehnten Geschäfte begonnen hat, ist zu Sechsundvierzigster Jahrgang. nichts weiter als den mechanichsten Arbeiten verwandt, am Schluffe seiner Lehrzeit mit einem glänzenden Zeugniß entlassen („weiter gelobt") worden, hat dann mit unsäglicher Mühe eine Gehilsenstelle erhalten und schon am ersten Tage gemerkt, daß er ein trauriger Ignorant geblieben ist und von neuem lernen muß. Eine solch ge wissenlose, unverantwortliche Benutzung der Lehrlinge ist nicht vereinzelt, sondern in gar manchen Geschäften langjährige Praxis. Und diese armseligen Gehilfen treten dann, wie gesagt, in das Leben, müssen sich selbst sagen, daß sie nichts wissen, werden infolge dessen von Ort zu Ort gejagt, es überkommt sie Un lust und ein tragischer Schluß gehört nicht zu den Seltenheiten. Eine tüchtige Lehre ist also der Grundpfeiler der gangen Earriöre; informiren Sie sich daher genauestens bezüglich des Geschäftes und des darin herrschenden Tones, ehe Sic Ihren Sohn aus der Hand geben. — Ein schweres Bedenken, welches durch Ihren Brief in mir hervorgerusen wird, will ich Ihnen nicht verhehlen und empfehle Ihnen dringend, diesen Umstand nicht zu unterschätzen. Sic sind vermögenslos, also nicht in der Lage, wenn der passende Zeitpunkt gekommen, Ihrem Sohne zu einer Selb ständigkeit zu verhelfen. Es thut mir leid, im Hinblicke hieraus Ihrem Sohne kein günstiges Prognostikon stellen zu können. Vor ausgesetzt, daß er wirklich „einschlägt" und seine Lehrzeit gewissen haft benutzt, hat er im günstigen Falle alsdann eine Stelle mit soo bis 1200 M. zu gewärtigen, bei welcher Bezahlung er Jahre lang stehen bleiben wird. Dann steigt allgemach seine Einnahme, doch selten (besonders selten in Sortimentsgeschäften) im Ver hältnisse seiner berechtigten Wünsche und seines vorschreitenden Alters. Ost will der Prinzipal kein höheres Salär zahlen, noch öfter jedoch ist er nicht im Stande, seine Mitarbeiters» zu stellen, daß sie nur halbwegs sorgenfrei leben können. Der Gehilfe wird älter, die Bedürfnisse steigen, wie in der Natur der Sache liegt, seine Einnahme ist aber, wie gesagt, verhältnißmäßig selten der Art (weit seltener, als in vielen andern kaufmännischen Branchen), um ihm einigen Lebensgenuß (ferne von Verschwendung) zu ge statten. Und dabei lassen Sie nicht außer Acht, daß Beruss- sreudigkeit, Hingabe sür das Geschäft und seine Inte ressen immer mehr untergraben werden müssen, wenn kein genügendes Acquivalent dafür geboten wird: Aequivalent durch würdige pecuniäre Stellung und humane Behandlung. Viele Herren denken jedoch: „Es fehlt ja nicht an Leuten, wozu also theure Kräfte engagiren?" Ganz richtig, es fehlt nicht an Leuten, die für die Hälfte des Lohnes, welchen ein Handwerks geselle erhält, arbeiten! Wie sieht es aber mit den Leistungen dieser Classe aus? „Billig und schlecht", sehr schlecht! Auch mit der Humanität sieht es in gar manchen Häusern traurig aus. Ich rede weniger hierin aus eigener Erfahrung, doch habe ich von glaubwürdigsten Seiten so Vieles und Uebereinstimmendes hören L33
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