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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.11.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-11-23
- Erscheinungsdatum
- 23.11.1933
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- Deutsch
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X» 272, 23. November 1933. Sprechsaal Börsenblatt s. b. Dtschn Buchhandel. Von den drei »ganz Überragenden Talenten--, die Herr Rauch bann vorsteilte, nennt das Berliner Blatt (dessen literarisches Urteil nebenbei gesagt uns sonst noch lange nicht maßgebend tst!> die erste Arbeit ganz konventionell, die zweite nett, aber durchschnittlich, und nur die dritte die eines Talentes mit schöpferischem Griff. Rauch brauchte Vergleiche mit Goethe und der Lagerlöf — man sieht also, daß von seinen literarischen Werturteilen nicht allzuviel zu halten ist. Um so besser täte er daran, zu schweigen und Kritik denen zu überlassen, die aus tatsächlichem Instinkt und langer Erfahrung dazu berufener sind als er. v. H.« So etwas gibt es also noch in Thüringen?! Ein Herr, der noch nicht einmal das bißchen Mut und Anstand besitzt, einen angretfcrischen Aussatz mit seinem Namen zu zeichnen, geht her und beschimpft in gemeiner Weise einen Mann und eine Arbeit, von der er keine Ahnung hat, speit Gift über einen Bortrag, den er nicht gehört hat, verwendet als Beleg und Material slir seinen hämischen Angriff nichts weiter als den Kurzbericht ausgerechnet des »Berliner Tageblattes«, obwohl die gesamte Tagespresse der Reichshauptstadt über jenen Vortrag ausführlich und durchweg zustimmend berichtet hat, ja, dieser Vortrag von führenden nationalen Dichtern, Mitglie dern der neue» Tichtcrakademic, als eine Tat bezeichnet wurde und Zustimmungen herzlichsten Dankes erfuhr. Dieser Herr v. H., gestützt aus nichts anderes als hilflose Unkenntnis und das »Berliner Tage blatt- zweifelt die geistige »Gleichschaltung« des Verlages Rowohlt an und nennt die seit Mai d. I. von mir herausgegebene, dem neuen Deutschland vorbehaltlos dienende Zeitschrist »Die Literarische Welt, Neue Folge IM« das Hausblatt dieses Verlags. Wie kann einer wagen, in wichtigen literarischen Dingen das Bort zu ergreifen, der so hinter dem Monde lebt? — Jedermann weiß — und wer es nicht weiß, kann es im Handelsregister Nachlesen, im Reichs- ministcrinm für Volksaufklärung und Propaganda und im Büro des Reichsverbanbes deutscher Schriftsteller erfragen: daß die von mir seit Mai d. I. geleitete Zeitschrift seit November 1927 schon mit dem Verlag Rowohlt nicht das geringste mehr zu tun hat, baß vom Tage der Redaktionslibcrnahme durch mich an diese Zeitschrist mit allen Rechten allein und ausschließlich einer deutschen Frau, einer anerkann ten deutschen Schriftstellerin gehört, die genau so wenig wie ich jemals eine geistige Gleichschaltung nötig gehabt hat, weil sie nicht anders als ich auch von vor dem Kriege her stets nur einen einzigen Dienst gekannt hat: Dienst an Deutschland, Arbeit für das deutsche Volk und Wirken für eine unantast bare Weltgeltung parteilos deutscher Geistigkeit. Dieser Herr v. H. ist so erbärmlich kenntnislos, daß er einfach abschreibt und ohne Nachprüfung wiebergibt, die erste Arbeit, die im Anschluß an meinen Vortrag eine Probclesung erfuhr, sei »ganz kon ventionell«. Dabei handelt es sich um ein Stück aus dem neuen Roman von Karl Benno von Mechow »Vorsommer«, den die gesamte maßgebende Kritik zu dem Allerbesten rechnet, was nicht in diesem Jahre, sondern seit langem gegenwärtige deutsche Erzähler kunst hervorgcbracht hat. Mit dieser platten Übernahme eines in stinktlosen Urteils eines Blattes, das bisher einer besonderen Wert schätzung bei nationalsozialistischen Referenten sich gewiß nicht erfreut hat, richtet sich dieser »Berichterstatter« der Thüringischen Staats zeitung von selbst. Was seine übrigen Gehässigkeiten und Entstellungen betrisft, so hat jeder Buchhändler, jeder Deutsche, den es interessiert, die Mög lichkeit, seine Behauptungen, seine unrichtigen Zitate mit dem Wort laut meines Vortrags zu vergleichen, der !m Novemberhest der Zeitschrift »Die Tat» inzwischen abgedruckt worden ist. Man findet dort aus das genaueste die Gründe, weshalb und wieso ich das letzte Buch Adolf Bartels' angrcisen und ablehnen mußte, in welcher Beziehung ich mit dem Präsidenten der Deutschen Akademie der Dichtung und dem Schristtumssührcr im Kampsbund für deutsche Kultur, Hanns Johst, llbereinstimme. Man findet dort auch anders, als es Herr v. H. darstellt, und organisch begründet, wieso und wozu ich die geistige Unbestechlichkeit 8 essings zur Säuberung der deutschen Buchkritik forderte. Wie notwendig diese meine Forde rung bleibt, dasitr ist eben dieser Aussatz des unbekannten Herrn aus Thüringen ein eklatanter Beweis. Ich brauche die Leser nicht länger mit Herrn v. H. auszuhalten. Seine Gistspritzerei ist der basllr maßgebenden Instanz der Reichs regierung zur notwendig scharfen Verfolgung übergeben worden. Ich hielt es aber sür gut und richtig, die Nichtswürdigkeit einer solchen angeblichen Berichterstattung und Geisteskritik als Beispiel niedriger zu hängen. Als Beispiel, denn es gibt solcher v. Hs. be trübend viele ringsum im Reich. Und es ist traurig und schädlich. Tag für Tag zu erfahren, wie nicht nur die Emigranten jenseits der Grenzen anständige und mühevolle deutsche Geistesarbeit im neuen Deutschland bespeien und umzetern, sondern eine so offen zutage liegende Arbeit wie die meinige in der »Literarischen Welt, Neue Folge 1933« von Mißgünstigen, Neidern, Hetzern, Klatschern aus bösem Willen teils und teils aus Unkenntnis hier im Lande selbst begeifert und befehdet wird. Ich weiß zur Genüge, daß jeder, der im öffentlichen Leben steht, immer wieder hinterrücks mit Gist und Dreck beworsen wird. Ich weiß auch, daß »allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann». Und ich weiß auch, daß notwendig, da ich in bedingungslosem Dienst an Deutschland und besonders einer Hinsührung des deutschen Buchhandels zu seiner wahren Berufung aus eifervollem Herzen stets eine offene und deutliche Sprache führe, ich im Kreise derer, die sich durch meine Kritik, die letztlich harte Selbstkritik des eigenen Standes um seinetwillen ist und nichts sonst, persönlich getroffen fühlen, manche Feinde habe. Es tut mir leid um sie, aber ich kann ihretwegen meinen Dienst an der Sache des deut schen Buches nicht umstülpen. Und ich bin nun einmal zuinnerst und aus harter Erfahrung der Ansicht, daß es nicht rosig und paradiesisch anssieht im Bereich des deutschen Buches. Ich sehe meine besondere Aufgabe seit vielen Jahren darin, auf Schäden hinzuweisen und durch Wort und Tat einer Besserung zu nützen. Bequem zu leben und zu denken, ist nie meine Sache gewesen. Undichwerdenielassen von dem Glauben, daß nur durch positive Kritik und äußer st e Hingabe der Person an die Sache die Dinge dieser Welt gepflegt und gefördert werden können. Aber, liebe Freunde und Kollegen im Buchhandel, alle, die Ihr mich kennt, und Ihr, die Ihr mich nicht kennt: wo, bitte, ist die Stelle, ist das Wort von mir, darin es nicht um Dienst an Buch und Volk gegangen ist? — Wie ist es möglich, daß der eine von Euch mich als gewesenen Kommunisten beschimpft, der andere einen Jesuiten, der dritte einen Inden nennt? Ist all diese trübe Gehässigkeit, dieses unwahrhastige Schimpfen unseres Standes würdig? Beweist nicht jedes einzelne Blatt meiner »Literarischen Welt, Neue Folge 1933« zur Genüge, baß ich kein Strohmann irgendeines Verlages, sondern immer nur ich selber mit meiner ehrlichen Meinung bin? Wo ist der Verlag, der mich je käuflich gefunden hätte? Wo jener, der mir ein aus meinen Namen lautendes Parteibuch zeigt, da ich doch niemals irgendeines besessen habe? Liebe Buchhändler! Herr vr. Spcmann hat vor geraumer Zeit einen sachlichen Aufsatz von mir, in dem ich mich mit Ausfüh rungen beruflicher Natur von ihm befaßte, in persönlicher Verletzt- heit beantwortet und dabei persönliche Anpöbelungen nicht gescheut. Ich habe ihm nicht geantwortet und werde ihm nicht antworten, weil ich aus solchem Niveau keine dem deutschen Buchhandel nützende Un terhaltung führen kann und zu einer anderen habe ich weder Ver anlassung noch Zeit. Aber, Herr vr. Spemann hat erklärt, ich sei kein »Fachmann», ich solle als Redakteur mich um Nedaktionsdinge kümmern und nicht um den Buchhandel. Auch sei ich zu jung zu einer sachdienlichen Aussprache, denn er habe bereits hinterm Ladentisch gestanden, als ich noch die Schulbank drückte. Und schließlich beries sich leider Herr vr. Spemann auch noch auf seine Krontkämpferzeit. Nun: ich fühle mich nicht in erster Linie als »Redakteur», sondern meiner Herkunft nach eben als Buchhändler, und auch Herr vr. Spe mann sollte meiner Sortimcnterzeit aus den Jahren 1921 bis 1928 sich doch noch erinnern können! Ich habe damals wie früher und stets mein ganzes Tun als »Dienst am deutschen Volk auf dem Wegeüber das gute Buch« empfunden und als nichts anderes. Es gab keine Partei und keine Richtung, der ich gedient habe und je dienen werde, als allein die des Guten und Wertvollen, die För derung alles dessen, was unserem deutschen Volke vorwärts Hilst. Und zu jedem Wort, das ich je geschrieben habe, galt mir auch die Verpflichtung, es durch Tun und Leistung zu erhärten. Aus solcher Gesinnung heraus antwortete ich als Kriegsfrei williger vom flandrische» Schlamm-Schlachtseld 1918 her dem Dichter Ger hart Hauptmann auf sein pathetisches Kriegsgedicht: »Kommt und laßt uns sterben gehen in den Tod!« mit der wohl scharfen, aber aus Krontdeutsch gut und echt gemeinten Aufforderung: »Komm heraus und stirb!« Aus der gleichen Gesinnung heraus er regte ich das Entsetzen der Polizeibehörden der Stadt Dessau, als ich am Tage des Ruhreinbruchs der Franzosen das große Fenster meiner damaligen Bücherstube völlig schwarz ansschlug und nichts hineinlegte als einen blanken Degen, den Versailler Vertrag sNeclamausgabe) in Fetzen gerissen und dazu ein Schild mit der Allsschrift: »Die deutsche Antwortl« Das war keine Laus- bllberei, sondern die entschiedene Bekundung meiner Ansfassung, daß kein Wort lebensgültig sein kann, dem nicht die Tat als Bestätigung folgt. Und dlese meine Einstellung ist über all die Jahre hin, über den Zusammenbruch meiner ehemaligen Buchhandlung hinweg lder eben deshalb vornehmlich erfolgte, weil ich zu keinem Kompromiß SOI
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