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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.11.1933
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- 1933-11-23
- Erscheinungsdatum
- 23.11.1933
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dern würde eine solche Institution »von Haus aus flügellahm« machen und »die auswärtigen Mitglieder würden höchstens für Diäten und Festdincrs in Betracht kommen«. Amersdorfser fährt fort: »Daß diese an sich nicht zu Unrecht betonte Schwierigkeit schließlich doch überwunden werden kann, das hat die Sektion für Dichtkunst schon in der kurzen Zeit ihres Bestehens durch die Heran ziehung ihrer auswärtigen Mitglieder zu lebendiger Mitarbeit be wiesen«. Wir wissen heute, daß dieser 1829 geäußerte Optimismus Amersdorffers kaum berechtigt war, denn wir haben noch alle die häßlichen Vorgänge im Gedächtnis, die im Januar 1931 zum Aus tritt der Akademiemitglieder Kolbenheycr, Schäfer und Strauß führten: wir wissen aber auch, daß die erneuerte Dichterakademie im neuen Staat in Zusammenarbeit zwischen den Berliner und den auswärtigen Mitgliedern zu einer wirklichen lebendigen Vertretung der deutschen Dichtung werden wird, da sie es jetzt erst werden kann, nachdem die Berliner Literaten nicht nur die Akademie, sondern das ganze deutsche Volk von sich befreit haben. In ein neues Stadium der Entwicklung trat der Akademie gedanke im Dezember 1904, als der damalige Präsident der Aka demie der Künste, Johannes Otzen, die Angliederung einer Sektion für Dichtkunst an die Akademie der Künste vorschlug. Am 21. No vember 1918 wurde in einer Sitzung der Gesamtakademie aber mals beschlossen, »die Einrichtung einer Sektion für Dichtkunst erneut zu beantragen». Diese Sektion wurde uns im November 1926 beschert. Die Entwicklung der Akademie (sie wurde allgemein die Preußische Dichterakadcmie genannt und brachte schon in diesem Namen die unsinnige Verwirklichung des Akademiegedankens zum Ausdruck) von 1926 bis zum Sieg der Nationalen Revolution zeigt das gleiche unerfreuliche Bild wie die Gesamtentwicklung des deutschen Lebens im Staat von Weimar auf allen seinen einzelnen politischen und kulturellen Gebieten. Ein Jahrhunderte alter Ge danke fand seine Verwirklichung gerade zu einer Zeit, als das geistige Leben des deutschen Volkes unter dem beherrschenden Ein fluß wcstlerischer Geistigkeit stand; und es sollte nur wenige Jahre dauern, bis aus der Preußischen Dichterakadcmie fast ausschließlich eine Literatenakademie geworden war, die von dem noch gesund denkenden Teil des deutschen Volkes nie ernst genommen wurde, zu mal dann nicht mehr, als die Akademiemitglieder Kolbenheyer, Schäfer und Strauß der Sektion den Rücken gekehrt hatten. 2. Die Entwicklung der Sektion für Dichtkunst vom Jahre 1926 bis zum Jahre 1931. Wir bemühen uns im folgenden kurz die Entwicklung der Akademie seit 1926 ins Gedächtnis zurückzurufen. Die ersten vom Minister berufenen Mitglieder waren Gerhart Hauptmann,Thomas Mann, Hermann Stehr, Ludwig Fulda und Arno Holz. Gerhart Hauptmann lehnte damals ab. Er begründete diese Ablehnung mit folgendem Brief, der, da er sehr bezeichnend ist für die damals ein genommene Haltung des Dichters, hier im Wortlaut wieder- gegeben sei: Hochverehrter Herr Ministerl Soeben von langer Reise nach Hause zurückgekehrt, finde Ich die Zuschrift des hohen Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, durch dis ich eingeladen werde, der neugegründeten Sektion für Dichtkunst innerhalb der Preußischen Akademie der Künste beizutreten. Bei voller und dankbarer Würdigung der mir zugcdachtcn großen Auszeichnung wird es mir doppelt schwer, zu tun, was doch geschehen muß, nämlich zu bitten, von meiner Er nennung zum Mitglied dieser Sektion abzusehen. So sehr ich eine Akademie der Wissenschaften, eine Akademie der bildenden Künste und der Musik als eine staatliche Notwendigkeit ansehe, da es sich hier um Geistesgebiete handelt, die durch gemein same Arbeit gefördert werden müssen, und hinter denen staatliche Lehrinftitute in großer Zahl stehen, so wenig vermag ich mich von der staatlichen Notwendigkeit einer akademischen Sektion für Dicht kunst zu überzeugen. Und zwar um so weniger vermag ich bas, je mehr ich darüber nachdenke. Es bedarf keines Dichtcrkollegiums, um staatliche Unterstützungen zu erwirken und zu verteilen, sondern nur einiger gebildeter und wohlwollender Männer von Takt und Geschmack. Was aber die weiteren und höheren Aufgaben der Dichtkunst anbetrifft und ihre verantwortliche Förderung, so bin ich leider, wenn ich an die neu zu gründende Sektion denke, kleinmütig. Eine bewußte Führung auf dem Gebiete der Dichtkunst gibt es nicht. 898 Staatlich beamtete, führende Dichter bilden ein Novum, das mit Recht in den Kreisen der freien Poeten beanstandet werden wird. Was mich betrifft, so kann ich mir weder eine unbewußte, noch eine bewußte Fllhrerstellung dieser Art zusprechen. Wenn ich, wie andere Schriftsteller und Dichter, aus Menschen im Sinne der Menschlich keit gewirkt habe, ist es mir genug. Sie sehen mich also, Herr Minister, auf Seite derer, die schon vor meiner Zeit gegen die Bildung einer Dichterakademie gewesen sind. Ich bin gewiß, Sie werden nichts anderes von mir erwarten, als baß ich dies freimütig eingestehe. Es liegt mir dabei ganz fern, an der entgegengesetzten Meinung ober gar an dem edlen Beschluß des hohen Ministeriums irgendwie Kritik zu üben. Nur für mich und ganz allein nur für mich soll meine Überzeugung maßgebend sein. Mit dem Ausdruck tiefsten Respektes (gez.) Gerhart Hauptmann. Am 27. Oktober 1926 wurden neu hinzugewählt (das wäh lende Gremium bestand aus Thomas Mann, Hermann Stehr, Ludwig Fulda und Arno Holz): Georg Kaiser, Bernhard Kcllcr- mann, Oskar Locrke, Walter von Molo, Wilhelm von Scholz und Eduard Stucken; zu auswärtigen Mitgliedern Hermann Bahr, Max Halbe, Hermann Hesse, Ricarda Huch, Erwin Guido Kolben- hcyer, Heinrich Mann, Josef Ponten, Arthur Schnitzler, Karl Schönherr, Emil Strauß, Jakob Wassermann, Renö Schickele, Wil helm Schmidtbonn und Franz Werfel. Die konstituierende Sitzung fand am 18. November 1926 statt. Sie wählte zum Vorsitzenden Wilhelm von Scholz, zum stellvertretenden Vorsitzenden Ludwig Fulda, zu Mitgliedern des Senats Ludwig Fulda, Oskar Locrke und Wilhelm von Scholz. Zum Vorsitzenden der Senatssektion wurde Ludwig Fulda gewählt. Wilhelm von Scholz legte nach verhältnismäßig kurzer Zeit seinen Vorsitz nieder; am 23. Oktober 1928 wurde Walter von Molo zum Vorsitzenden gewählt, Ludwig Fulda blieb stellvertre tender Vorsitzender. Am 10. Januar 1928 fanden die ersten Zu wahlen statt. Gewählt wurden: Theodor Däubler, Alfred Döblin, Leonhard Frank, Alfred Mombert, Fritz von Unruh, »nachdem ihnen als den wichtigsten und bedeutendsten Dichtern, die uns noch sehllen, lange in unserem Kreise die Sitze bereitet waren-, wie der damalige Vorsitzende Wilhelm v. Scholz in seiner Begrüßungs ansprache sagte: Die Aufnahme der neuen Mitglieder wurde vor- genommen am 15. März 1928 gelegentlich einer Festsitzung von geladenen Gästen; auf dieser Sitzung sprach Jakob Wassermann über das Wesen einer Akademie, Theodor Däubler über seinen »Weg nach Hellas«, Alfred Döblin über »Schriftstellerei und Dich tung« und Alfred Mombert über »Lebenssragmente«. Über die Arbeit der Sektion für Dichtkunst an der Preußischen Akademie der Künste erfahren wir: öffentliche Vorträge an der Berliner Universität wurden gehalten: am 9. November 1928 von Walter von Molo über »Dichterische Konzeption«, am 26. Novem ber 1928 von Oskar Loerke über »Formprobleme der Lyrik«, am 10. Dezember 1928 von Alfred Döblin über »Der Bau des epischen Werkes«, am 14. Januar 1929 von Ludwig Fulda über »Die Kunst des Übersetzers«, am 28. Januar 1929 von Theodor Däubler über »Eine deutsche Dante-Übersetzung«. Diese Vorträge verdank ten ihr Zustandekommen einer Anregung Alfred Döblins. »Döblin ging von dem Gedanken aus, daß es notwendig wäre, die studie rende Jugend, aus der die künftigen Lehrer, Kritiker und Dichter hervorgehen, mit den schöpferischen Geistern der gegenwärtigen Dichtung in Berührung zu bringen«. (Siehe Seite 178 des »Jahr buchs der Sektion für Dichtkunst» 1929.) Aus der Arbeit der Aka demie erfahren wir weiterhin, daß sie »leider des öfteren genötigt gewesen, gegen Bedrohungen unseres künstlerischen Schrifttums mit Kundgebungen, Erklärungen und Gutachten aufzutreten«. Die Sek tion für Dichtkunst »mußte« schon vor ihrer konstituierenden Sitzung (November 1926) »warnen« vor der Annahme des »Gesetzes zur Bekämpfung von Schund- und Schmutzschriften«. Wir lesen dar über im Jahrbuch der Sektion für Dichtkunst 1929 auf Seite 86 folgendes: »Die Beschlagnahme eines Romans und die gerichtliche Verfolgung seines Verfassers wegen Hochverrats war der Anlaß der nachstehenden Untersuchungen und Bekenntnisse. Der Fall rief unter unseren Mitgliedern eine nachhaltige Beunruhigung und Er regung hervor. Er rührte an das Grundsätzliche des kritischen Ge wissens, der dichterischen Gestaltung, des politischen Rechts. Die
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