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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.11.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-11-23
- Erscheinungsdatum
- 23.11.1933
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- Deutsch
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272, 23. November 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Sektion wandte sich diesem Grundsätzlichen zu, weil sie, zum Schutze jedes zu Unrecht angegriffenen wirklichen Kunstwerks be reit, als Vertreterin des gesamten künstlerischen Schrifttums nicht aus advokatorischer Parteilichkeit eingreifen kann, sondern aus der Anerkennung zweier auf verschiedenen Ebenen wirkenden Lebens- gcwaltcn handeln! Kunst und Politik. Nur so glaubt sic dem immer drohenden Gespenste der Zensur erfolgreich entgegentreten zu kön nen«. über »Politik und Dichtkunst« lassen sich aus Anlatz »der Beschlagnahme eines Romans« folgende Akademiemitglieder aus: Hermann Bahr (Jahrbuch Seite 87/88), Theodor Däubler (Jahr buch Seite 88/96), Alfred Döblin (Jahrbuch Seite 96/103; »ars milituns — Kunst ist nicht frei, sondern wirksam«), Ludwig Fulda (Jahrbuch Seite 103/109), Ricarda Huch (Jahrbuch Seite 109/110), Heinrich Mann (Jahrbuch Seite 110/128), Walter von Molo (Jahrbuch Seite 128/129), Jakob Wassermann (Jahrbuch Seite 129/131). Am 11. März 1927 hatte sich die Sektion für Dichtkunst »wie derum gegen einen Gesetzentwurf zur Beschränkung der geistigen Freiheit zu wehren«. In dem Protest der Sektion heißt es u. a.: ». . . wenn sie doch (die Befürworter einer Säuberung des geisti gen Lebens der Nation!) nichts anderes Vorhaben als Bevor mundung aller Lebensalter und eine im tiefsten unsittliche Aufsicht über die gesamte Literatur«. »Wir warnen die Öffentlichkeit vor der um sich greifenden Mißachtung der Gcistesfreiheit«, »Verlust der Geistesfreiheit trifft zuletzt nicht nur ihre berufenen Vertreter, sondern die Nation. Die Verfassung hat sie nicht uns, sie hat sie der Nation sichern wollen. Parteien und Politik, die sogar die Ver fassung umgehen, wenn nicht brechen, um der Nation die Geistes- freiheit zu entwenden (!), sind gebrandmarkt (!). Das Mal, das sic tragen (!), bleibt sichtbar auch noch an dem unauswcislich nahe stehenden Tage, der über alle jetzt geduldeten Gewaltstreiche gegen das Recht des menschlichen Gedankens (!) einst zu Gericht sitzt (!)«. (Siehe Jahrbuch Seite 312 u. a. Seite 816, auf der sich die Kund gebung der Sektion »gegen die Zensur« abgedruckt findet.) Was an der Gesamthaltung dieser »Sektion für Dichtkunst« deutsch war, das heißt den Lebensnotwendigkeiten und dem Schicksal des deutschen Volkes verbunden zu einer Zeit, da es zu tiefst gedemütigt und erniedrigt war, das dürfte aus diesen kurzen Bemerkungen über die Arbeit der Sektion klar geworden sein — wir sprechen von der G e sam t haltu n g, wir wissen selbstver ständlich, daß sich unter den Mitgliedern der Sektion neben den Berliner Literaten auch eine Reihe wirklich deutscher Dichter befand, denen es oft peinlich genug gewesen sein mag, mit diesen Berliner Literaten zusammen das deutsche Schrifttum zu repräsen tieren. Im übrigen empfehlen wir das »Jahrbuch der Sektion für Dichtkunst 1929« zu eindringlichem Studium. Es ist ein Zeug nis novemberstaatlicher Geistigkeit von seltener Beispielhaftigkeit. Langenbuche r. (Schluß folgt.) Bulgarien und sein Derlagsbuchhandel. Von vr. Friedrich Wallisch. Nachdruck verboten. Bei einer Bevölkerung von nur sechs Millionen Köpfen, wovon fast 90 v.H. aus dem flachen Lande in zum Teil sehr dürftigen Ver hältnissen leben, ist die Möglichkeit Win Absatz bulgarischer Bücher recht beschränkt. Als Verleger wissenschaftlicher Werke betätigt sich ln lobenswerter Welse die Akademie der Wissenschaften, auch die Sofioter Universität, die Staatsdruckerei und dieses oder jenes Institut. Die für derartige Zwecke zur Verfügung stehenden Mittel sind jedoch gering, so daß es zuweilen vorkommt, daß wissen schaftliche Werke nach Erscheinen des ersten Bandes nicht fortgesetzt werden, weil der Betrag für den Druck der weiteren Teile des Manuskripts beim besten Willen nicht aufzubringen ist. Unter den Privaten Verlagshäusern sind besonders zwei erwähnenswert, die Firmen Danow und Tschipew. Beide wurden als Schulbücherverlage gegründet. Das ältere der beiden Unternehmen, zugleich der älteste Verlag Bulgariens und einer der ältesten des ganzen euro päischen Slldostens, ist Christo G. Danow. Ich hatte kürzlich Gelegenheit, in Plowdiw (Philippopelj die Zentrale dieses bemerkenswerten Verlagsgeschäftes zu besuchen. Die Firma wurde als erster bulgarischer Verlag im Jahre 1855 ge gründet, sie ist also viel älter als der bulgarische Staat. Es handelt sich um eine Familiengeselischast, die sich heute noch in den Händen der Nachkommen des Gründers befindet. Danow ist in erster Linie Pädagogischer Verlag. Sein Hauptgeschäft bilden Schulbücher, Land karten und Wörterbücher. Als größtes Verlagsunternehmen des Landes kann es auf eine Produktion von 25M Verlagsnummern Hin weisen, wobei die Landkarten nicht eingeschlossen find. In dem um sangreichen und sehenswerten Herstellungsbetrieb, der bis zu 126 Angestellte beschäftigt, werden moderne, aus Deutschland bezogene Maschinen verwendet. Er umfaßt eine leistungsfähige Buchdruckerei, eine eigene Schriftgießerei, ein kartographisches Institut und eine Buchbinderei, in der Ganzleinenbänbe erzeugt werden, wie man sie in ähnlich schöner Ausführung nicht in vielen Ländern findet. Die Zinkographie der Firma hat ihren Sitz in Sofia. Papier wird seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts aus Österreich be zogen. Für österreichisches Papier herrscht in den bulgarischen Buch druckereien überhaupt regste Nachfrage. Erst in jüngster Zeit hat die inländische Papierfabrikation begonnen, mit der Einsuhr in ernsten Wettbewerb zu treten. Die meisten Landkarten des Verlags Danow stammen aus Deutschland, sie werden dann hier übersetzt und in Wien für Danow gedruckt; bloß die kleineren stellt der Ver lag selbst her. In der Regel werden die Landkarten nicht in Form eines Atlas vereinigt, sondern den Schulbüchern beigegeben. Die Lehrbücher für die Elementarschulen haben in der Regel eine Jahres auflage von 26 666—25 Mil, für Bürgerschulen 12 Mil—15 666, für Gymnasien 23M—4066. Zumeist werden von einem Werk vier Jah resauflagen hergestellt, so daß die Gesamtauflage nach vier Jahren 8V Mi)—166 6M erreicht. Das Unterrichtsministerium hat sich seit langem die Festsetzung der Preise für Schulbücher Vorbehalten. Die ser Umstand wirkt sich gerade in der letzten Zeit besonders peinlich aus, weil das Ministerium aus eine grundlegende Verbilligung dringt. Deshalb ist die wirtschaftliche Lage des bulgarischen Echul- bücherverlags eine sehr ungünstige geworden, obwohl der Absatz der Menge nach aus unverminderter Höhe steht. Der Preis beträgt ein schließlich des Einbands durchschnittlich 2 bis 2.56 Lewa je Druck bogen. Abgesehen vom Inland kommen auch die Besucher der bulga rischen Schulen im Ausland als Abnehmer in Betracht. Der übliche Rabatt der bulgarischen Verleger beträgt 33°/» und 11/16. Unter den Buchautoren sind die Verfasser von Schulbüchern bei weitem in der besten Lage. Ihre Schriften erzielen ja mit den oben erwähnten Ziffern die größten Auslagen der bulgarischen Buchpro- duktion. Wenig zu beneiden sind hingegen die Verfasser wissen schaftlicher und schöngeistiger Werke, mit Ausnahme einiger weniger vom E'rsolg besonders Begünstigter. Den wissenschaftlichen Instituten stehen, .wie gesagt, nur sehr bescheidene Mittel sllr ihre verlegerische Tätigkeit zur Verfügung. Und die schöngeistige Literatur in bulgari scher Sprach« verfügt über einen derart engbegreuzten Leser kreis, daß sich nur schwer ein Verleger findet, der aus feine Gefahr derartige Werke herausbringt. Infolge dessen nehmen der Herstellungskostenverlag und der Selbstverlag im bulgarischen Buchhandel außerordentlich breiten Raum ein. Der weitaus über wiegende Teil der Autorenschast ist gezwungen, Bücher auf eigene Kosten drucken zu lassen, damit sie überhaupt erscheinen. Die zahl reichen Verlage mit hochtrabend und poetisch klingendem Namen, die man bei der Durchsicht eines Sortimentslagers kennenlernt, bilden nur eine liebenswürdige Verschleierung betrüblicher Tatsachen. Es handelt sich hier um die für ein bestimmtes Werk vom Autor selbst geschossene Verlagsbezeichnung, die oft genug die Bertriebsdauer eines einzigen Büchleins nicht überlebt. Die Werke der Selbstver leger, Pie eine solche Augenblicks- und Scheingründung verschmähen, trage» auf der Titelseite nur die Angabe von Ort und Jahr des Erscheinens und aus der Rückseite des Umschlags die Anschrift des Verfassers. Es sind Broschüren, öfter schlecht als gut gedruckt, die Auflage beträgt gewöhnlich 3666 Stück. Der Verfasser übergibt die Auslage einem Kommissionsverleger, häufiger noch klappert er per sönlich die Sortimenter ab, läßt ein paar Exemplare in Kommission dort und holt nach einiger Zeit die Remittenden und den Netto erlös für die verknusten Stücke ab. — Vom bulgarischen Sortiment mit besonderer Berücksichtigung des Absatzes deutscher Bücher soll an dieser Stelle in einem zweiten, abschließenden Bericht die Rede sein. 897
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