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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.09.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-09-17
- Erscheinungsdatum
- 17.09.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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9904 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 217, 17. September 1908. von Goethe, bis das allgemeine Gespräch der damaligen Zeit anbrach und erst mit der Mahlzeit endete: Friedrich Wilhelm der Vierte.« Auch von de Wette spricht er und von einem Spaziergang mit diesem, aber am liebsten verweilt er doch bei seinem ehemaligen Prinzipal, und dieser wird uns menschlich nahegeführt, wenn es heißt: »Das waren die festlichsten Stunden, wenn wir mit und neben Ihnen wanderten. Ihre Freude an dem Lande, an der Gegend, Ihre Kenntnisse derselben, Ihre Kenntnis; der Geschichte eines jeden Fleckes, Ihre Rüstigkeit, die unbestechliche Tüchtigkeit des Charakters, die Zartheit des Herzens, die Reinheit des Sinnes, welche in jedem Worte, auch dem kürzesten, sich aussprachen, die Fülle von Erlebnissen und Beobachtungen, bon wohlbegründeten Urtheilen über Menschen und Dinge, Alles imponirte uns, Alles erfreute uns, und ich liebte Sie noch einmal so herzlich an solchen Abenden.« Frommanns des Jüngeren große Bedeutung für den deutschen Buchhandel liegt darin, daß er sich ganz in den Dienst einer edlen Sache stellte und unermüdlich tätig war, den Buchhandel zu heben und in neue Bahnen zu führen. Hier liegt sein großes Verdienst, und die Segnungen, welche heute die deutschen Buchhändler ge nießen, die festgefügte Organisation sind nicht zum wenigsten sein Werk. In zahlreichen Aufsätzen im Börsenblatt hat er gegen die Auswüchse des Berufes in scharfen Worten gekämpft, und an fast allen Unternehmungen und Vorarbeiten, welche diese Aufgabe sich zum Ziele nahmen, hat er während mehr als eines halben Jahrhunderts den maßgebendsten Anteil genommen. Diese Tätigkeit hier eingehend zu schildern, würde zu weit führen. Keiner war berufener als er, seinerzeit die Geschichte des Börsen vereins der Deutschen Buchhändler zu schreiben. Auch an kommunalen Angelegenheiten Jenas und denen des Landes Weimar beteiligte er sich. Überall erwarb er sich mit Recht großes Ansehen. 1860 nahm er seinen Sohn Eduard als Teilhaber in sein Ge schäft auf und übergab ihm das Sortiments- und Antiquariats geschäft, die dieser fortan unter seinem Namen weiterführte. Er selbst behielt die Druckerei und den Verlag. Ein Freuden- und Ehrentag war es für ihn, als er am 8. April 1875 das Fest seiner fünfzigjährigen Prinzipalschaft feiern konnte. Schon früher hatten ihn Jena und Leipzig zu Ehrenbürgern er nannt, jetzt verlieh ihm die philosophische Fakultät der Universität Jena den Ehrendoktor, und frohbewegt konnte er im Kreise der Familie und Freunde das Fest feiern, das durch manche Gaben in Poesie und Prosa verherrlicht wurde.*) Der unerbittliche Tod hielt bald darauf betrübliche Ernte im schönen Familienkreise: im Herbst 1875 starb Alwine Frommann, 1877 folgten ihr Frau Frommann und der jüngste Sohn Friedrich, Lehrer am Danziger Gymnasium; 1881 starb der Sohn Eduard, der Geschäftsnachfolger. Die letzten Dezennien vergingen ruhig; die gewohnten Spaziergänge wurden zwar eingeschränkt, aber die Gebrechen des Alters machten sich nicht besonders geltend, der alte Herr war körperlich frisch bis kurz vor seinem Ende und geistig rege noch auf seinem Sterbelager. Besonderes Interesse zeigte er noch in den letzten Tagen für das der Großherzogin Sophie gemachte Vermächtnis der Enkel Goethes, und er hegte den Plan, nach Weimar zu fahren, dort zu raten und zu helfen bei der Einrichtung des Hauses. Am 6. Juni 1886 ist Friedrich Johannes Frommann, fast neunundachtzig Jahre alt, gestorben. Seine Mutter hatte ihm einst 1817 geschrieben: »Du wirst *) Außer der erwähnten Festgabe von Hertz noch Festspiel zur Vorfeier des 8. April 1875 im Familienkreise, gedichtet und dem Jubilar gewidmet von vr. Hermann Frommann. Böhlau, Die Jubelfeier Fr. Joh. Frommanns. Börsenbl. 1875 Nr. 84. : ein tüchtiger, durchs Leben und durch Studium gebildeter Mensch, der fest auf seiner Stelle steht, die er sich gewählt, und der imstande ist, seinen Wirkungskreis auf eine edle Art auszufüllen. Schreiben oder dociren ist nicht die einzige Art, wie man erworbene Er- kenntniß anwendet. Ein tüchtiger Buchhändler kannst Du werden, wenn Du auch nicht für das Publikum sorgst, welches Tieck das Schätzet nennt.« Die Worte sind in Erfüllung gegangen; kein großer Verleger ist Frommann geworden, der dem raschen Gelderwerb nach jagte; ein bescheidener, einfacher Geschäftsmann ist er geblieben, aber einer, der hoch dachte von den Aufgaben seines Berufes, der in Rede und Schrift wuchtig dafür eintrat und überall Rufer im Streit war, wo es das ehrenvolle Gedeihen seines Standes zu fördern galt. In seinem Hause herrschte die geistige und gemütliche Atmo sphäre einer längst vergangenen guten Zeit, der Adel der Gesin nung war ihm eigen, und mit Recht durfte Hase in seinem Nach ruf am Mabe sagen:*) »Wenn in der Entwickelungsgeschichte unseres Volksthums das Buchhändlerhaus einen Ehrenplatz einnimmt, so darf als das Muster eines solchen aus klassischer Zeit das Frommannsche Haus mit seinen Freunden gelten.« Der alte Frommannsche Verlag ist nicht mehr in Jena; andere, bedeutendere Firmen sind es, die heute Saal-Athen als eine ganz bedeutende Buchhändlerstadt erscheinen lassen; seit 1863 ist die Firma Costenoble in Jena ansässig; aus dem alten Mauckeschen Geschäft ist die Weltfirma Gustav Fischer entstanden, und an die Namen derer, die einst in Jenas klassischer Zeit als Erzieher deutscher Bildung sich hervortaten, knüpft vor allem der Verlag von Eugen Diederichs an, der, was Inhalt und Ausstattung seiner Werke anbetrifft, wohl im In- und Ausland als eine der bedeut samsten deutschen Verlagsfirmen geschätzt wird. Alljährlich gehen von Fischer und Diederichs zahlreiche neue Verlagswerke in die Welt hinaus, die dem Namen Jenas zum Ruhm und zur Ehre gereichen und Zeugnis ablegen von dem Unternehmungsgeist der Verleger und der geistigen Bedeu tung des Ortes. Kleine Mitteilungen. Gebrauch von Spezialwörterbüchern im französischen und englischen Unterricht. — Dem -Zentralblatt für die ge samte Unterrichtsverwaltung in Preußen« (Septemberheft 1908) entnehmen wir den folgenden Erlaß des Königlichen Provinzial- Schulkollegiums in Münster: Münster, den 29. Juli 1908. Von unfern Departementsräten ist mehrfach beobachtet worden, wie störend im französischen und englischen Unterricht die Spezialwörterbücher wirken, weil durch sie den Schülern der eigentlich geistbildende Teil der Arbeit des Präparierens vorweg genommen wird. Ein ausdrückliches Verbot würde, so lange der Verlagsbuchhandel Bücher dieser Art anbietet, schwer durch führbar sein. Wir sehen deshalb davon ab, ein solches auszu sprechen, wünschen aber anderseits, über unsere Auffassung keinen Zweifel zu lassen. Unter den Schulausgaben einzelner Literaturwerke verdienen durchweg diejenigen den Vorzug, denen keine Spezialwörterbücher beigegeben sind. Wo für eine an sich erwünschte Lektüre nur eine mit Wörterbuch verbundene Ausgabe zur Verfügung steht, da muß, sofern es nicht gelingt, durch Übereinkunft mit den Sorttmenntsbuchhändlern die Verbreitung des schädlichen Hilfs mittels einzuschränken, der Unterricht selbst es übernehmen, die Schüler von der Benutzung abzubringen. Sehr Zweckmäßiges geschieht in dieser Richtung schon jetzt an mehreren Realanstalten der Provinz dadurch, daß während der ersten Wochen jedes Schuljahres im Französischen in 0III, im Englischen in U II *) Zur Erinnerung an Friedrich Joh. Frommann. Jena, im Juni 1886.
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