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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.09.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-09-17
- Erscheinungsdatum
- 17.09.1908
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- Deutsch
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217, 17. September 1S08. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn. Luchhandcl. 3903 In diesem Hause, in diesem Kreise, fast täglich in Berührung mit den geistigen Größen der Zeit, war Friedrich Johannes Frommann*) herangewachsen. Er war am 9. August 1797 noch in Züllichau geboren. Der junge Frommann besuchte von 1812 bis 1815 das Gymnasium in Gotha, trat Ostern 1815 in das väterliche Geschäft als Lehrling ein und besuchte gleichzeitig Vorlesungen an der Universität. Von Jena aus ging er nach Hainburg, wo er unter den Augen von Friedrich Perthes als Gehilfe tätig war. Jin Frühjahr 1817 kam er nach Berlin, um dort an der Universi tät philosophische, historische, philologische und archäologische Vorlesungen zu hören. Er war ein eifriger Burschenschafter, voll von Idealen, dabei aber doch zu Praktisch veranlagt, um nicht den Eindruck zu haben, daß mit Demonstrationen wie dem Wart burgfest, dem er beiwohnte, nicht die Wiedergeburt des Deutschen Reiches geschaffen werden könnte. In: Herbst 1818 verließ er die Universität Berlin und kehrte nach Hamburg in das Geschäft von Perthes u. Besser zurück, um sich wieder der praktischen Arbeit zu widmen. Im Frühjahr 1820 kehrte er, nachdem er noch eine Reise durch Westdeutschland unternommen hatte, nach Jena zurück, um dort unter Anleitung seines Onkels Wesselhöft die Druckerei praktisch zu erlernen. Jur nächsten Frühjahr wanderte er dann von Jena nach Frank furt am Main, um in der angesehenen Andreäscheu Buchhandlung, mit welcher Buchdruckerei und Schriftgießerei verbunden war, zwei Jahre lang tätig zu sein. Im Frühjahr 1823 kehrte er nach Jena zurück, um dem Vater zur Seite zu stehen; er begleitete ihn zur Messe nach Leipzig und lernte dort Göschen, Cotta und andere Freunde des Vaters kennen. Seines dauernden Bleibens in Jena war es indessen noch nicht, er unternahm auf Wünsch der Eltern noch eine längere Reise durch Deutschland, die Schweiz, Oberitalien, Frankreich, Belgien und Holland. In Paris (das er 1870 »die Brutstätte aller Laster« nannte) nahm er damals längeren Aufenthalt. Nach seiner Rückkehr, am 8. April 1825, trat er als Teilhaber in das väterliche Geschäft und an Stelle seines ausgeschiedenen Oheims Wesselhöft auch für die Druckerei ein. Am 27. Juli 1830 vermählte er sich mit Wilhelmine Günther aus Weimar (f 1877), und da damals schon der Verlag im Niedergang begriffen war, so errichtete er neben ihm ein Sortiment, das sich jedoch an fänglich, wie Oldenbourg berichtet, in recht bescheidenen Grenzen hielt. Nach dem Tode des Vaters zeigte es sich, daß für die un verheiratete Tochter Alwine gar kein Vermögen und für den Sohn nur das von der Frau mitgebrachte da war, das den zahlreichen Kindern erhalten bleiben mußte. Die Schwester fand eine ihrer Bildung angemessene Stellung als Vorleserin bei der Prinzessin von Preußen (späteren Kaiserin Augusta), und so war für diese gesorgt. Der Sohn hat aber, das darf man auch den Aufzeichnungen Oldenbourgs entnehmen, unter den Verhältnissen gelitten, ist in seiner geschäftlichen Tätigkeit einseitig geblieben, übervorsichtig und ängstlich, jeder Neuerung abhold. Er beschränkte sich eigent lich nur auf den alten Verlag, wagte wenig und verlegte während der letzten Jahrzehnte nur ein paar größere Werke, wie Schau bachs »Alpen«, an denen er selbst mitarbeitete. Aber auch für den alten Verlag tat er nichts. »Bedächtig, manchmal allzu bedächtig«, heißt es in den Nachrufen, »schritt er fürbaß, dem Alten treu, dem Neuen, und nicht bloß dem Schein und der Reklame, trotzig Widerpart bietend. Seinen .Jacobs', das weitverbreitete grie chische Elementarbuch, eleganter als in der verflossenen löschpapiere nen Aera neuzudrucken, fiel ihm nicht ein. Auch ein solcher Luxus mochte ihm unsittlich Vorkommen.« War das Sortiment nach Oldenbourgs Schilderung auch nicht sehr bedeutend, so galt es doch als gute Schule zur Aus *) Schmidt, E., Charakteristiken. I. Berlin 86. S. 332 39. bildung junger Buchhändler; unter Frommann gearbeitet zu haben, war eine Auszeichnung und eine gute Empfehlung aus den Lebensweg. Seine Erscheinung in jüngeren Jahren, also um 1830 schildert uns Oldenbourg. »Der Sohn, eine magere Gestalt in voller Mittelgröße und kräftig ausgebildetem Knochenbau, machte den Eindruck einer blassen, kränklichen und eigentlich unfreundlichen Erscheinung. Er war das aber keineswegs. »Sein wohlgeformtes Profil war seitwärts nur durch einen großen Mund und durch zuweilen etwas blöd dreinschauende Augen mit geröteten Lidern beeinträchtigt. Wegen dieser leiden den Augen trug er gewöhnlich einen grünen Schirm, der sein mit spärlichen, nicht sehr wohlgepflegten Haaren versehenes Haupt nicht verschönerte. Aber mit diesen Augen konnte er mitunter so teilnahmsvoll dich anschauen, und dieser Mund ver zog sich zuweilen zu einem so freundlichen Lachen, daß du ihre Mängel völlig vergaßest. Früher hatte er als Burschenschafter einen altdeutschen Rock mit übergeschlagenem Hemdkragen getra gen, was mit seiner sonst dürftigen Erscheinung in unlösbarem Widerspruche stand. Jetzt war er wie andere dunkel und anständig gekleidet, ohne irgend etwas Auffallendes. Sein Gang war hastig, ja stürmisch, seine Unterhaltung, wenn eingeleitet, lebhaft, aber mehr behauptend und abschließend als diskursiv, während er in der Ruhe entschieden etwas nahezu Apathisches hatte.« Den »Menschen« Frommann scheint Oldenbourg nicht kennen gelernt zu haben; diesen schildertuns Wilhelm Hertzin seiner liebens würdigen Festgabe zum Jubiläum seines ehemaligen Prinzipals*). Hier lernen wir den edlen Mann von echt deutscher, wenn auch vielleicht etwas knorriger Art kennen, den großen Naturfreund und Wanderer, den liebevollen Vater, den treuen Berater und Freund seiner Zöglinge und den Mann, der die Erbschaft der Eltern festhielt und darin von seiner liebenswürdigen Frau unter stützt wurde. In schöner Weise hat Hertz dies geschildert:**) »Als ich, ein junger Bursche, nach Jena kam, da war der vornehmste Glanz und Stern Weimars und des Landes längst erloschen, aber es lebten in Ihrem Hause nicht nur die festesten Traditionen an die goldenen Zeiten, sondern es kamen in dem selben zusammen und setzten sich um Ihren Tisch die Männer, die früher den Weg zu Ihnen gefunden hatten und ihn noch gehen konnten, und die vielen neu erworbenen Freunde, welche an der Universität lehrten oder Jena besuchten und zu Ihrem Hause sich gezogen fühlten. Ihr Haus ist ein Sammelpunkt geistig be deutender Männer geblieben, und ich weiß wohl, warum. Wurde ich einmal zu solchen Abenden zugezogen, dann war ich stolz, daß solche Männer Ihre Freunde waren; ich blickte in scheuer Ehrfurcht auf dieselben und lauschte andächtig ihren Worten.« In plastisch gemalten Bildern schildert Hertz darauf Frommann im Kontor sitzend am Pult im langen grauen Hausrock; auf dem Pult liegt die Dose, auf dem Tisch zur Seite die Hausmütze. Vor der Sonne hat er sich durch zwei mit grünem Papier überspannte Rahmen und einen grünen Augenschirm geschützt und schreibt auf grünem Papier einen Brief. Er läßt dann verschiedene Kunden und Freunde kommen, den alten Kanzler von Müller, den Theologen Röhr, den alten vornehmen Froriep. In anderen Bildern führt er uns vor, wie Adele Schopenhauer im Familien kreise ihre Märchen vorliest, berichtet von Luise Seidler, der Malerin, von der Schwiegermutter Frommanns, der Frau Günther, und bemerkt dazu: »Wie saßen wir gespannt am untern Ende des Tisches, wenn diese Menschen und so viele andere einmal von früher erzählten!« An anderer Stelle be richtet er dann, wie Dahlmann, Gervinus und Prutz zusammen bei Frommanns zu Tisch waren. »Da lächelte Dahlmann und war liebenswürdig gegen die Frauen, da sprachen Gervinus und Prutz *> W. Hertz, An Friedrich Johannes Frommann zum 8. April 1875. **) Ebendas. S. 6/7. 1293
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