4074 X? 221, 22. September 1933. Fertige Bücher. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. Einen neuen Volkserzahler glauben wir Ihnen in Claus Schmauch vorstellen zu dürfen — sein erstes Buch „Die Hundsgasser" (Oktav. 498 Seiten. In Leinwand 5.80 M. Etwa 600 gibt uns das Recht zu solcher Voraussage. Dieser Roman aus dem Grenzland an der Saar ist nicht unmittelbar autobiographischer Bericht, aber er ist aus dem Schicksal und den Erlebnissen des Lehrers Schmauch natürlich und ohne literarischen Ehrgeiz entstanden. Es handelt sich um ein uraltes Thema, den Widerstreit zwischen dem Heimat- und fesiellos schweifen den Leben und zwischen dem gebundenen, an Erde und Überkommenem Hangen den Leben: im Dorf Bachweiler ist ständiger Kleinkrieg zwischen den streunenden Bewohnern der Hundsgaffe und den Bauern im Orte. Der Haß führt zu schlimmen Ereignissen, die den Lehrer Spangenberg mit sich fortreißen, der - vom Krieg zurechtgeknetet - seine Aufgabe darin sieht. Hundsgaffe und Dorf dadurch zu versöhnen, daß er die Hundsgaffer zu Bauern erzieht. Wenn dieser Inhalt schon gesund und in der heutigen Welt wichtig ist, so ist das Buch doch noch mehr durch die Art bezeichnet, in der es erzählt wird, — die unmittelbare Herzlichkeit, die Wahrhaftigkeit, der natürliche Blick für das Wesen der Dinge, die sich da zeigen, machen es erst zu einem echten Volksbuch! Heinrich Zerkauten dessen Langemarck-Drama im Herbst über zwei Dutzend bedeutende Bühnen gehen wird, dessen epische Bücher wie „Musik auf dem Rhein" ihm Ansehen und eine breite Leserschar brachten — Zerkaulen gibt einen neuen Roman heraus, den man als die Zusammenfassung seiner An schauungen oder auch seines Traumes von Deutschland erkennen, und dessen Gestaltung der Höhepunkt seines bisherigen Schaffens sein mag: „Oie heim liche Fürstin". (Oktav. 262 Seiten. In Leinwand 4.20 M. 330 x). Da ist Philippine Welser, die sich heimlich dem Kaisersohn Erzherzog Ferdinand antrauen läßt, der Kaiser selbst, die Brüder Welser, diese mächtigen und prächtigen Augsburger Patrizier, der schwärmerische Claudius Pius und sein Meister, Maler Hesselroth, dann die anarchistisch-tollen „Flickmäntel", Straßenräuber mit Ethos, der kluge und unruhige Marschall Notzing. Diese Menschen erleben im Zusammenhang mit der heimlichen Ehe der Philippine merkwürdige und phantastische Dinge, die doch sehr farbig und lebendig gesehen sind. In der Mitte des Buches steht Till Alenspiegel, der weise Schalk; in seinem Bild und Lächeln lernt Claudius Pius sich bändigen, löst sich des Erzherzogs Zwist von Amt und persönlicher Freiheit, findet T Hesselroth den Sinn seiner nie gestillten Sehnsucht. G> Herder A Lo. / Frei bürg Lm Breisgau