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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1921
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- 1921-11-12
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1921
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Lm Hannoverschen Courier vom 15. Oktober d. Ja. fleht: Hermann Butte und unsere Zeit Don Tilde Seiberi. Von einem Manne will ich reden, dessen Name fast allen nirbekannt ist, obgleich er einem Großen angehört. Immer wieder offenbart sich die schmerzliche Wahrheit, daß die eigene Zeit gar selten reif ist für das Verständnis großer Menschen, die in ihr leben. Die Berge des Badener Landes haben ihn uns geschenkt, diesen Sohn alemannischer Erde, diesen Dichter voll strotzender, quellender Kraft, wie sie uns, die wir von des Gedankens Blässe oft nur allzusehr angekränkelt sind, bitter, bitter not tut. Heute, wo die Menge in Kino und Varietö strömt, wo Theater und Büchermarkt überflutet sind von fremdvölkischer Literatur, da man sich schmerzbewegt der großen Vergangenheit zuwendet, steht mitten in allem Wust der Gegenwart eine stolze, kühne Dichtergestalt, die aus dem Dunkel der Zeit in eine lichtere Zukunft weist. In dem Reichtum großer, unerhörter Gedanken — und in diesen selber Nietzsche verwandt — unterscheidet ihn von letzterem die tiefe, starke Gebundenheit an Volk und Land. Von diesem einen Punkte aus ist sein ganzes Wesen zu ver stehen, in ihn mündet all sein Wollen und Wirken. Der eigen willige Individualist und Verkünder des »Reinen Krist«, des Gottmenschen, des innerweltlichen Gottes ist nicht zu denken ohne den Zusammenhang mit seinem Volke, in dessen Boden er wurzelt. Hartes und Bitteres steht in dem Roman »Wiltsebcr«, der Geschichte des ewigen Deutschen, die drei Jahre vor dem Kriege geschrieben ist. Nichts als Niedergang und Versals schaut der heimkehrcnde Wiltfeber, das höchste Gut eines Volkes, der Lebensstil, die Kultur, mußte der Zivilisation weichen, »erobert sind wir im eigenen Lande von fremden Gedanken und Künsten«. »Und ehe wir uns selber nicht gefunden haben und unsere Art, das Leben zu führen, zu verschönen und zu steigern, nicht in sich und in uns vollendet ist, so wollen wir die an deren nicht suchen.« Deutsche, besinnt euch aus euch und eure Art, ehe es zu spät ist! Denkt dieses Buch durch in all seinen bitteren Folgerungen, und wenn ihr die deutsche Vokks- krankheit in ihren geheimsten Tiefen erkannt habt, dann führt den »Wiltfeber« zu anderem Ende, wie es auch Burte in »Katte« und »Simson« getan hat. Herber, strenger, preußischer Geist flammt uns im »Katte« entgegen, der Geist, der nur in märkischer Kieferuheidc erwach sen konnte: das Ganze ist wichtig, einer ist nichts. In wunder barer plastischer Klarheit tritt die Gestalt Frieör. Wilhelms I. hervor, dieses großen Volkerziehers, der durch harte, ja grausam« Mittel seinen Sohn zu seinem Berus heranbilden will, ein wahrer König zu sein, der vom Pflichtgefühl als oberstem Gesetz geleitet wird. »Simson«, das letzte Werk Burtes <1917), nähert sich wieder dem Wiltfeber. nur daß es die Gebundenheit an Volk und Volkstum in umgekehrter Richtung zeigt. Es ist die Tragödie des Gottmenfche», der sich von seinem Volk zu lösen trach tet, aber doch nicht ohne es zu leben vermag — das gewaltigste Werk, monumental in seinem Aufbau, umweht von der groß artigen Welt des Alten Testaments. Wenige deutsche Theater haben Raum für diese beiden Schauspiele, die zu den genialsten gehören, welche der deutsche Geist hervorgebracht hat! Im Potsdamer Walde zieht Kleists »Hermannsschlacht« vor den Augen weniger vorüber! Dieses glutvoste Werk deutscher Zunge — von nicht vielen gekannt, von einzelnen nur verstanden und in seiner ganzen Tiefe er ahnt — und Burtes »Katte« und »Simson« gehören in die selbe Reihe: Kleist und Burte, beide Männer, in denen das echte, heiße Blut des Deutschen schlägt, alle drei Werke, die nur Deutsche begreifen können. Ein heißer Strom elemen tarster Urkräfte quillt aus ihnen empor, reißt jeden einzelnen mit zwingender Gewalt mit sich in leidenschaftlichem Schwung der Sprache, die im »Simson« zu hymnenartigen Akkorden anschwillt. Ein ganz großer, eigenwilliger Gestalter und Sprachschöpfer tritt uns in Burte entgegen, volkhaft gerade und derb, kühn und trotzig schön in Bildern und Klängen, llberströmeud reich an neuen tiefen Gedanken. Ich wüßte kei nen einzigen lebenden Dichter zu nennen, bei dem sich Leiden schaft und künstlerische Selbstzucht und Maßhalten, Einseitig keit und Universalität, Form und Inhalt in solch großartiger Weise verbinden. Diese kraftstrotzende, knorrige Alemannen gestalt ragt als der Verkünder eines neuen rasseechten Men schen- und Volkstums in die Wirren unserer Zeit hinein, ein Stern am nmwölkten Himmel unseres heutigen deutschen Schrifttums. Von Hermann Burte find augenblicklich lieferbar: Wilifeber, der ewige Deutsche. Roman. 26.—z;. Taus. Drei Einakter: Der kranke König. — Doma Katte. Schauspiel. 4.-6. Tausend. 3nes. — Das neue Haus. Gimfon Schauspiel. 4.-6. Tausend. Dattitia. Sonette. 2. Auflage. Ausnahme-Angebot auf dem Bestellzettel. Verlag von Gideon Karl Sarafin in Leipzig Geeburgstraße ^00 (H. G. Wallmann)
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