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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.12.1925
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- 1925-12-01
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- 01.12.1925
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19154 «örlentlatt f. d. Drichn. BuchhaMeN Redaktioneller Teil. X-- 280, 1. Dezember 1925. Beaumarchais' Verlag und Druckerei in Kehl. Das Schriftgießerei-Gewerbe gehört nicht zu denen, die durch große Vereins-Veranstaltungen die allgemeine Aufmerksamkeit aus sich ziehen: es sind in Deutschland nicht viel über ein Dutzend Betriebe, die sich zur Wahrnehmung gemeinsamer Interessen zusammcnge- schlosse» haben und alljährlich ihre Vertreter zu einer Hauptver sammlung Zusammenkommen lassen. Neben de» zur Verhandlung kom menden rein gewerblichen Interessen macht sich dabei in erfreulicher Weise aber auch ein ideeller Sinn bemerkbar. Dieser kommt insbe sondere zum Ausdruck in der Verteilung von Privatdrucken, die teil weise wohl den Charakter von Gelegenheitsdrucke» an sich haben, teilweise aber auch wichtige Beiträge zur Geschichte des Gewerbes darstellen. Bei der diesjährigen Versammlung, die am 6. Oktober in Mainz stattfanö, gab die Bauersche Gießerei in Frank furt a. M. eine Schrift heraus, die einen solchen sehr beachtenswerten Beitrag bietet und auch für die Geschichte des Buchdrucks und Verlags von hohem Wert ist*). Die Bauersche Gießerei in Frankfurt a. M. hat vor einigen Jahren das Typenmaterial des im 18. Jahrhundert berühmten englischen Schriftgießers Baskervtlle neu belebt und wieder in die Praxis ein- gefiihrt. Sie folgte nun einer Anregung des Direktors des Berthold- schen Konzerns, vr. Oscar Jolle s, wenn sie ein Stück Geschichte dieser Typen in dieser Festschrift darstellen ließ. I)r. Robert Dich! hat ein umfangreiches archtvalisches Material benutzen können, um ein anschauliches Bild aus dem Leben des abkliugenden achtzehnten Jahrhunderts zu entwerfen. Der berühmte Beaumarchais, in seiner Genialität und Aben teuerlichkeit ganz ein Sohn seiner Zeit, hatte den Plan gefaßt, eine vollständige Ausgabe von Voltaires Werken zu veranstalten, argwohnte aber mit Recht, daß ihm dies in Frankreich nicht gestattet werden würde. Er beschloß daher, nahe der Grenze, in dem badischem Städtchen Kehl, eine Druckerei zu diesem Zwecke anzulegen. Um seinem Vorhaben einen besonderen Glanz zu verleihen, kaufte er aus Sem Nachlaß BaskcrvilleS, des weltberühmten englischen Buchdruckers und Schriftgießers, dessen Schriftcnmaterial und rühmte sich, damit eine vollendet schöne Voltaire-Ausgabe den Subskribenten zu liefern. Als Leiter der Druckerei setzte er einen gewissen Le Tellier ein, der es mit einer wahren Unverfrorenheit verstand, sich allerlei Vorteile von der badischen Regierung bzw. dem Markgrafen Karl Friedrich zu verschaffen, insbesondere daß ihm die verlassenen Kehler Festungs- bautcn für seine Druckerei eingeräumt wurden, deren Privileg vom 18. Dezember 1780 datiert ist. Mancherlei Übergriffe dieses frechen Patrons, der sich weder durch technische Kenntnisse noch durch Gewissen haftigkeit auszeichnete, gaben häufig zu Klagen der Kehler Bürger schaft Anlaß, bis er auch wegen Unredlichkeit von Beaumarchais ent lassen wird. Beaumarchais kam zur Ordnung der Angelegenheit selbst nach Baden, imponierte am Karlsruher Hof durch seine faszi nierende Persönlichkeit und setzte einen anderen Verwalter namens La Hogue ein, der schließlich das große Werk der 72- bzw. 92bändigen Voltaire-Ausgabe, in Oktav und Quart, bis zum Jahre 1700 zu Ende brachte. Inwieweit in dieser Offizin, die noch bis zum Jahre 1708 bestanden hat, außer Voltaires Werken noch andere gedruckt worden sind, scheint nicht festzustchen. Man spricht auch von Bossuet und sonstigen. Das Vorhaben Beaumarchais', auch deutsche Autoren her auszugeben, scheint aber gar nicht zur Ausführung gekommen zu sein. Der finanzielle Erfolg blieb aus, den Beaumarchais von seinen pomp haften Ankündigungen sich versprochen hatte. Der Auflage von 43 000 Stück standen nur ca. 2000 Subskribenten gegenüber, ein großer Teil wurde verramscht; bei Ausbruch der Revolution fand man in Paris noch viele Ballen des Vorrats in den Kellern des Beaumarchaisscheu Palastes. Im Jahre 1705 wurde das ganze Unternehmen, das weder Len Unternehmern noch dem Lande Früchte gebracht hatte, aufgelöst. Die Voltaire-Ausgabe bleibt aber trotz mancher Mängel ein großes Verdienst, an dem der feinsinnige Markgraf Karl Friedrich nicht un beteiligt ist. Diehl schildert diese Ereignisse in anmutigen Formen, sodaß man Ihm mit Vergnügen in seinen Darstellungen folgt. Viele reizvolle Einzelheiten über die amtlichen Verhandlungen, Zensurverhältnisse, Einmischungen der französischen Geistlichkeit und sonstige feindliche Angriffe, geben dem Werk einen spannenden Beigeschmack, wie auch der *) Beaumarchais als Nachfolger Baskervilles, Entstehungs-Ge schichte der Kehler Voltaire-Ausgabe in Baskerville-Typen von Robert Diehl. N6IUXXV. Privatdruck der Bauersche» Gießerei in Frank furt a. M. Charakter des großzügigen Beaumarchais in manchen Zügen her- vortrttt. Es wäre von Interesse, wenn sich seststellen ließe, welche Schriften außer Voltaire noch in Beaumarchais' Offizin gedruckt worden sind. Es wird das nicht immer leicht sein, da der Druckort auch auf einem Teil der Voltaire-Ausgabe nicht angegeben ist. Man muß also zur Schriftvergleichnng häusig seine Zuflucht nehmen. Die Baskervillesche Type wird da gewiß manchmal der Verräter sein. Das meisterhaft in der Bauerschen Hausdruckerei hergestellte Werk ist als ein wertvoller Beitrag zur Geschichte des Berufszweiges mit größtem Dank zu begrüßen, der hoffentlich die Schriftgietzer zu wei teren Taten ermutigen wird. F. v. B. Bchördcubibliothcken. Hrsg, von Hugo Müller. Unter Mitw. von vr. Kirschner u. a. Berlin: Gselliussche Buchh. 1925. 259 S. 8°. Lwbd. 14.—. Das Bibliothekswesen im allgemeinen hat gerade in Deutsch land durchgehende Organisation erfahren, und es gibt kaum ein anderes Land, das sich mit gleicher Sorgfalt und Liebe den Bibliotheken als den Trägern der Wissenschaften und der allgemeinen Volksbildung gewidmet hat. Die Behördenbiblio theken fanden in den über das Bibliothekswesen erschienenen ein schlägigen Handbüchern wohl auch Erwähnung, blieben aber im große» und ganzen zumeist recht stiefmütterlich behandelt. Das hat in erster Linie seine Ursache in dem Charakter dieser Gattung Bibliotheken. Es handelt sich hier uin Spezialbibliotheken, die vornehmlich für de» Dienstgebrauch erstellt sind und in den seltensten Fällen für wissen schaftliche oder sonstige Arbeiten in Anspruch genommen werden. Zu dem sind die Behördenbibliotheken in der Regel Präsenzbibliotheken, deren ausgiebige Benutzung schon aus diesem Grunde außerhalb des Sitzes der Bibliothek unmöglich ist. Bei Handbibliotheken und so auch hier ist der Verbrauch der Bücher zwar ziemlich beträchtlich, aber schließlich bleibt doch ein nennenswerter Bestand an größeren Werken, besonders jedoch an Broschüren zurück, der, besser bekannt und benutz bar, mancher Arbeit gute Dienste leisten könnte. Ein großer Nachteil für die Benutzung amtlicher Veröffentlichungen ist es heute noch, daß bisher keine Stelle diese zahlreichen Drucksachen vollständig sammelt, und daß hier eine Zersplitterung im größten Umfange herrscht, die eine Vollständigkeit der Sammlung beim besten Willen nicht ver bürgen kann. Die Organisation der Behördenbibliotheken, die in dem vorliegen den vom Bibliothekar des Reichsverkehrsministeriums Hugo Müller herausgegebenen Handbuche grundlegend behandelt wird, verlangt heute nach Vorlage dieses Buches noch mehr nach einer Zentralisation. Die Deutsche Bücherei als Zcnlralbibliothek des deutschen Buchhandels, als Sammelstelle des gesamten deutschsprachigen Schrifttums ist in besonderer Weise berufen, bei der Sammlung amtlicher Drucksachen tatkräftig zu helfen, wie der im Müllerschen Buche abgedruckte Aufsatz ihres Bibliothekars Georg Schwidetzky beweist. Gerade weil noch so viel bei der Organisation der Behördenbiblio- thekcn zu tun ist, hat das vorliegende Handbuch großes Verdienst. Jeder behördlichen Dienststelle, und es gibt wohl kaum eine Behörde, die nicht wenigstens eine größere oder kleinere Handbibliothek besitzt, kann das Buch über die Behördenbibliotheken nützlich sein, und sie kann daraus soviel lernen, daß sie schließlich mit in der Lage ist, zur Erfassung sämtlichen acktlichen Drucksachenmaterials — und sei es vorläufig auch nur bibliographisch — beizutragen. Es würde zu weit führen, wenn ich an dieser Stelle auf den reichen Inhalt des Buches im einzelnen ciugehcn wollte, handelt es sich doch auch zumeist um Fragen, deren Beantwortung den Buchhändler nur in zweiter Linie interessiert. Es scheint mir keine Frage, die im Ge schäftsgänge einer Behördenbibliothek auftauchen könnte, unbeantwortet geblieben zu sein. So wird das Buch zu dem, was es seiner ganzen Anlage nach sein will, zu einem unentbehrlichen Handbuch und Be rater für jeden Verwalter einer Behördcnbibliothek. Eine Forderung, die der Bibliothekar der Deutschen Bücherei in seinem Aufsatz »Die Bearbeitung der amtlichen Drucksachen« erhebt, mag hier noch erwähnt werden, weil sie nicht nur von den amtliche Drucksachen herausgebendcn Stellen beachtet werde» sollte, sondern überhaupt von jedem Verleger. Ein Titel soll so vollständig sein, daß er der bibliographischen Bestimmung keine Schwierigkeiten macht. Vornehmlich dürfte das Erscheinungsjahr nie fehlen, und Verfasscr- angabcn wie afrikanische Studien von Meyer, ausgerechnet Meyer, erregen das Entsetzen des Bibliographen. Gute Ausstattung zeichnet das vorliegende Buch aus. Klarer, übersichtlicher, durch die Spamersche Buchdruckerei in Leipzig besorgter
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